Der Schauspieler Hans Wassmann (auch Waßmann) wurde am 1. Januar 1873 als Johann Albert Hermann Waßmann und Sohn eines Rentiers in Berlin1) geboren. Nach seinem Gymnasialabschluss absolvierte er zunächst eine kaufmännische Lehre und arbeitete anschließend ein Jahr im Getreide- und Kommissionsgeschäft. 
Dann entschied sich der 19-Jährige für die "Bretter, die die Welt bedeuten", nahm Unterricht bei dem Schauspieler  Arthur Vollmer1) und schlug anschließend eine Laufbahn am Theater ein.
Im Jahre 1892 gab er sein Bühnendebüt mit der winzigen Rolle eines Rekruten im ersten Teil von Schillers "Wallenstein"1)-Trilogie "Wallensteins Lager"1) am "Hoftheater" in Gera (heute "Bühnen der Stadt Gera"1)), weitere Stationen wurden Hanau1) (1893/94), Elberfeld1) (1894/95, heute Stadtteil von Wuppertal1)) und Freiburg im Breisgau1) (1895/96). Dann ging Wassmann nach Berlin und erhielt zur Spielzeit 1896/97 ein zweijähriges Engagement am "Deutschen Theater"1), wo er unter anderem den Schüler in Goethes "Faust. Eine Tragödie"1) und Shylocks Diener Lanzelot Gobbo in dem Shakespeare-Stück "Der Kaufmann von Venedig"1) gestaltete. 1898 wechselte er an das "Neue Theater" (heute "Theater am Schiffbauerdamm"1)), kehrte dann im Herbst 1901 an das inzwischen von Otto Brahm1) (1856 – 1912) geleitete "Deutsche Theater " zurück, das dann ab 1905 unter der Intendanz von Max Reinhardt1) (1873 – 1943) stand.
Rasch arrivierte Wassmann zu einem der populärsten Schauspieler der Metropole, hatte er anfangs noch Bonvivants, Naturburschen und jugendliche Helden dargestellt, profilierte er sich bald als exzellenter Charakterkomiker.
  

Hans Wassmann, ca. 1900 fotografiert
von Wilhelm Höffert1) (1832 – 1901)
Quelle: Wikimedia Commons;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Hans Wassmann, ca. 1900 fotografiert von Wilhelm Höffert (1832–1901); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Ludwig Eisenberg1) (1858 – 1910) schreibt in seinem 1903 publizierten Lexikon*): "Wassmann verfällt nie in Maniriertheit, ist kein Mätzchenmacher oder Possenreißer, nie steif und trocken, sondern gewandt, lebhaft, flott, hat Herzenswärme und meist Heiterkeit wie Rührung im Publikum hervorgerufen. Aus der Reihe seiner beliebten Darbietungen" erwähnt Eisenberg den Fritz von Grimm in dem Lustspiel "Die Liebesprobe"2) ("L’Épreuve") von Pierre Carlet de Marivaux1), den Graf Gaston de Bligny in dem Schauspiel "Der Hüttenbesitzer" ("Le maître de forges"), das George Ohnet1) nach seinem gleichnamigen Roman für die Bühne adaptierte, und den Fritz Domann in dem Schwank "Die Butterseite" von Arthur Pserhofer3).
Hans Wassmann in "Viel Lärm um nichts", fotografiert von Hans Böhm (1890–1950); Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PP258416alt; Copyright KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0 Zu seinen bekanntesten Interpretationen der späteren Jahre zählten der Baron in  in dem Drama "Nachtasyl"1) von Maxim Gorki1), vor allem waren es immer wieder seine Shakespeare-Figuren, mit denen er das Publikum zu begeistern wusste: So der Junker Bleichenwang in "Was ihr wollt"1), der Handwerker Zettel in "Ein Sommernachtstraum"1), der Prinz von Arragon in "Der Kaufmann von Venedig"1), der einfältige Gerichtsdiener Holzapfel in "Viel Lärm um nichts"1) oder der junge Schäfer Mopsus in "Das Wintermärchen"1). "Den Erfolg, der für sein Leben entscheidend wurde, hatte er mit der Darstellung des Barons in Gorkis "Nachtasyl". Doch erst die Verkörperung Shakespearescher Rüpel trug ihm die Kunst der breiten Massen ein. Zettel, Bleichenwang, der Prinz von Arragon, Holzapfel in "Viel Lärm um Nichts", Peter (Anm.: einer der drei Musikanten) in "Romeo und Julia"1), der junge Schäfer im "Wintermärchen" – das waren einige der Gestalten, denen Waßmann eine köstliche Blödigkeit mitgab. Er war eigentlich immer derselbe, aber wie er diese Dümmlinge mit echter Clownerie, nicht nur mit versoffener Nase ausstattete, das war bezwingend. Er brauchte nur in urdrolliger Maske auf der Bühne zu erscheinen, und der Kontakt mit dem Publikum war hergestellt. Neben seiner unleugbaren vis comica verdankte er das der Besonderheit seiner abgehackten, meckernden Sprechweise. Lange Zeit war er so beliebt, daß sie in jedem Kabarett imitiert wurde, und die Leute wieherten schon, wenn sie nur die Nachahmung hörten." notierte unter anderem die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ, 07.04.1932, Abendausgabe, Nr. 644) anlässlich des plötzlichen Todes von Hans Wassmann.4)
 
Hans Wassmann in "Viel Lärm um nichts",
fotografiert von Hans Böhm5) (1890 – 1950)
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PP258416alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Schon früh wandte sich der im fortgeschrittenen Alter "kompakte Berliner mit dem wuchtigen Schädel und der markanten Warze zwischen den Augen" der noch jungen Kinematographie1) zu, seinen ersten nachweisbaren Auftritt hatte er in dem kurzen Tonbild1) "Die Brettlgräfin" (1908) zusammen mit der ungarischen Primadonna Sári  Fedák (1879 – 1955), langjährige Geliebte und ab 1922 zweite Ehefrau des Schriftstellers Ferenc Molnár1). Ab Mitte der 1910er Jahre übernahm Wassmann regelmäßig Aufgaben vor der Kamera, sein Debüt in einem Stummfilm gab er unter der Regie von Stellan Rye1) als der ein wenig tatterige Serenissimus1) eines kleinen Fürstentums in dem Lustspiel "Bedingung – kein Anhang!"1) (1914). Max Mack1) setzte mit ihm und Hanni Weisse die amüsante Geschichte "Hans und Hanni"1) (1914) in Szene, neben Protagonist Rudolf Schildkraut1) sowie erneut Hanni Weisse zeigte er sich unter der Regie von Richard Oswald1) in dem Streifen "Lache Bajazzo!"1) (1915). In den 1920er Jahre übernahm Wassmann in einer Reihe von Produktionen Väter-Rollen wie den der Titelheldin Maud Goggodan (Ada Svedin1)) in dem Singspiel "Miß Venus"1)  1921), aber auch hochgestellte Persönlichkeiten und Adelige von Rang. So  tauchte er als Graf de Guiche in dem Historien-Film "Louise de Lavallière – Am Liebeshof des Sonnenkönigs" (1922) neben Fritz Delius als "Sonnenkönig" Ludwig XIV.1) und Emmy Schaeff als dessen Mätresse Louise de La Vallière1) auf.

Hans Wassmann vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte Nr. 1358;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Hans Wassmann vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte Nr. 1358
Hans Wassmann vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: www.flickr.com; Photochemie-Karte Nr. 1359; Lizenz: gemeinfrei Er mimte den Lord Richard Scott in dem von Ludwig Berger1) nach dem Bühnenstück "Das Glas Wasser"1) von Eugène Scribe1) gedrehten Lustspiel "Ein Glas Wasser"1) (1923) an der Seite von Mady Christians als Königin Anna1) und Rudolf Rittner1) als Lord Henry Bolingbroke1), den kaiserlichen Minister Graf Botta im dritten Teil von Arzén von Cserépys1) aufwendig inszenierten "Fridericus Rex"-Vierteiler1) (1923, "Sanssouci"6)) mit Otto Gebühr als Preußenkönigönig Friedrich II.1).  Als Marquis de Marsillac kam er in "Nanon"6) (1924) daher, einer von Hanns Schwarz1) inszenierten Pariser Liebesgeschichte aus der Zeit des von Leopold von Ledebur dargestellten Ludwigs XIV.1) nach der gleichnamigen Operette1) von Richard Genée1) mit Agnes Esterházy als Nanon Patin, Wirtin "Zum goldenen Lamm", Harry Liedtke als Marquis d'Aubigné und Julia Serda als Ludwigs Maitresse Madame de Maintenon1). Wassmann gab als Dr. Pomarel einmal mehr einen Vater, wie den der Titelheldin Susanne Pomarel (Ruth Weyer) in dem von Richard Eichberg1) nach der gleichnamigen Operette1) von Jean Gilbert1) (Musik) nach der Komödie "Fils à Papa" von Antony Mars (1861 – 1915) und Maurice Desvallières (1857 – 1926) gedrehten Lustspiel "Die keusche Susanne"1) (1926) mit Willy Fritsch und Lilian Harvey, Theaterdirektoren wie in der von Alexander Korda1) mit Ehefrau Maria Corda als Toinette realisierten, unterhaltsamen Geschichte "Eine Dubarry von heute"1) (1927) oder zum wiederholten Male einen Grafen, diesmal den preußischen Staatsmann und Diplomaten Graf von Haugwitz1), in dem Zweiteiler "Königin Luise1) (1927) mit Mady Christians als die vom Volk verehrte Königin Luise und Mathias Wieman als deren späterer Gemahl Friedrich Wilhelm III.1).
 
Hans Wassmann vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.flickr.com; Photochemie-Karte Nr. 1359;
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Mehrfach stand er mit Stummfilm-Legende Asta Nielsen vor der Kamera – so als der Pflanzer Marcellus Gondriaan bzw. (verstorbener) Ehemann der von Nielsen dargestellten Carmencita in dem Drama"Die Tänzerin Navarro"1) (1922), als ein Besucher in der nicht weniger melodramatischen Geschichte "Der Absturz" (1923), als kauzig-behäbiger Gastwirt August Karchow, Ehemann der einstigen Kabarettsängerin und nun in die Jahre gekommenen Selma (Nielsen), in der nach dem Bühnenstück "Meiseken" von Hans Alfred Kihn (1885 – ?) entstandenen Komödie "Kleinstadtsünder"1) (1927) sowie als Herr Wellmann, Ehemann von Lilly (Trude Hesterberg), in dem Drama "Das gefährliche Alter"1) 1927), das unter der Regie von Eugen Illés1) nach dem Roman "Den farlige Alder" von Karin Michaëlis1) mit der Nielsen als Elsie Lindtner, vereinsamte Gattin des Hochschulprofessors Richard Lindtner (Bernhard Goetzke) und Walter Rilla als der Student Jürgen Malthe bzw. Elsies junger Liebhaber entstanden war → Übersicht Stummfilme.
  
Im Tonfilm konnte sich Wassmann auf Grund seiner Bühnenerfahrungen problemlos behaupten, verlegte sich nun aber hauptsächlich auf Lustspiele und Schwänke. So präsentierte er sich beispielsweise als Präsident des Landstreicher-Kongresses in der ganz auf das dänische Komiker-Duo "Pat & Patachon" zugeschnittenen Komödie "1000 Worte Deutsch"1) (1930, "Taler De tysk?", als Bürgermeister in "Die Schlacht von Bademünde"7) (1931, als Nervenarzt Dr. Sommer in der unter der Regie von Kurt Gerron mit Heinz Rühmann und Käthe von Nagy entandenen, heiteren Story "Meine Frau, die Hochstaplerin"1) oder als der mit Lucie (Olga Limburg) verheiratete, verarmte Admiral von Waldhofen, dessen Familie in "Der Herr Bürovorsteher"6) von dem tüchtigen, aber etwas unbeholfenen Bürovorsteher Joachim Reißnagel (Felix Bressart) unterstützt wird, da er sich in Waldhofens Tochter Ulli (Maria Meißner1)) verliebt hat. Eine seiner wenigen Hauptrollen spielte Wassmann als finanziell klammer Besitzer eines Babyausstattungs-Fachgeschäfts Herr Müller und Vater von Maria (Ursula Grabley) in der Posse "Der Storch streikt" (1931) mit Siegfried Arno als Sebaldus Schlank sowie als Kleinstadt-Bürgermeister Eusebius Müller in "Vater geht auf Reisen" (1932), dessen Ehefrau (Erika Glässner), Tochter (Karin Hardt) und die Gemeinde glauben, er sei auf einer "diplomatischen Mission" unterweggs. In Wirklichkeit amüsiert er sich in Berlin jedoch dermaßen, dass er im angeduselten Zustand mit dem Landsteicher Panicke (Hugo Fischer-Köppe) Brüderschaft trinkt, anschließend wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Sachbeschädigung vom Schnellrichter zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt wird. Sein neuer Freund bietet sich an, die Strafe für ihn abzusitzen, erhält dessen Papiere, die er jedoch für hochstaplerische Aktivitäten nutzt. Bei einem Zechgelage mit seinen Kumpanen verliert Panicke dann die Dokumente des Bürgermeisters, der daraufhin als vermisst, bzw. für tot erklärt wird … → Zensurentscheidung.
Seinen letzten Leinwandauftritt hatte Wassmann als Gerichtsvollzieher in dem von Georg Asagarow1) mit Hans Adalbert Schlettow in der Titelrolle gedrehten, abenteuerlichen Schwank "Der tolle Bomberg" (1932) nach dem gleichnamigen Schelmenroman1) von Josef Winckler1), basierend auf Gisbert von Romberg II. 1) (1839 – 1897), der durch seine tollkühnen Streiche im Münsterland große Berühmtheit erlangte; später wurde die Geschichte von Rolf Thiele1) erneut unter dem Titel "Der tolle Bomberg"1) (1957) mit Hans Albers verfilmt → Übersicht Tonfilme.
Auf der Bühne hatte er sich zuletzt am "Großen Schauspielhaus" als Berliner Droschkenkutscher  in der von Max Reinhardt1) inszenierten bzw. der nicht von allen wohlwollend aufgenommenen Neufassung der phantastischen Oper "Hoffmanns Erzählungen"1) von Jacques Offenbach1) (Premiere: 27.11.1931) gezeigt.

Der Charakterschauspieler Hans Wassmann starb am 5. April 1932 mit nur 59 Jahren in Berlin an den Folgen eines Schlaganfalls, der ihn während einer Filmprobe in Neubabelsberg1) ereilte; die letzte Ruhe fand er auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf1) südwestlich von Berlin.
Der Schauspieler war seit 1904 mit seiner Kollegin Clara Kollendt verheiratet.
Quellen (unter anderem): Wikipedia**), cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com, Wikimedia Commons
*) Ludwig Eisenberg: "Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert" (Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 1095)
→ online: Textarchiv – Internet Archive).
**) mit den Quellen:
– "Deutsches Bühnen-Jahrbuch 44". Jahrgang 1933 (Berlin 1932. S. 106 f.)
– Johann Caspar Glenzdorf: "Glenzdorfs Internationales Film-Lexikon" (Bad Münder 1961, Band 3, S. 1833)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) theatertexte.de, 3) musiklexikon.ac, 5) biographien.ac.at, 6) filmportal.de, 7) Murnau Stiftung
4) Quelle: horst-schroeder.com
Lizenz Foto Hans Wassmann (Urheber: Wilhelm Höffert/Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
einige Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung; R =Regie)
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