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Der Schauspieler, Kabarettist und Komiker Harry Lamberts-Paulsen*)
wurde am 31. Mai 1895 als Hans Jakob Wilhelm Lambert in Dortmund1)
geboren. Den 1. Weltkrieg erlebte der Künstler als Reserveleutnant,
wurde dann nach Kriegsende von Peter Sachse für das Kabarett
entdeckt, der das Berliner Kabarett "Schwarzer Kater" leitete und
später auch den jungen Willy Rosen (1894 1944)
förderte. 1922 übernahm Lamberts-Paulsen zusammen mit Sachse die Leitung des Kabaretts
"Karussell", avancierte bald unter anderem in Sachses "Weißen
Maus" in der Jägerstraße und im legendären "Kabarett der
Komiker"1) zu den witzigsten und schlagfertigsten Conferenciers
der 1920er Jahre. 1925 übernahm er von Rosa Valetti (1876 1937) deren
drei Jahre zuvor gegründetes literarisch-politisches Kabarett "Die Rampe" am Kurfürstendamm, wo er eine Gastspielreihe unter dem Titel
"Die Pistole" mit bekannten Künstlern initiierte, unter anderem mit dem Schriftsteller Erich Weinert1) (1890 1953).
Foto: Harry Lamberts-Paulsen um 1920
Urheber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
Quelle: Wikimedia Commons; Ausschnitt
Photochemie-Karte Nr. 1895
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Harry Lamberts-Paulsen stand auch mit der unvergessenen Ur-Berlinerin Claire Waldoff
(1884 1957) gemeinsam auf der Bühne, trat mit ihr im März 1925
im "Großen Schauspielhaus"1) in dem Singspiel "Hofball bei Zille"
mit der Musik von Hans May1)
und dem Text: von Hans Brennert1) auf. Das Bühnenbild hatte
der Maler und Grafiker Heinrich Zille1),
berühmt für seine Themen aus dem Berliner Volksleben
bzw. der proletarischen Unterschicht, selbst entworfen. Fotos bzw.
Zeichnungen von Claire Waldoff als "Pyjamajule" und Harry Lamberts-Paulsen
als "Matrosen-Karl" in Schieber-Pose sind bis heute überliefert
→ projekt-gutenberg.org.
Bereits 1913 sammelte Harry Lamberts-Paulsen bei der von Filmpionier Oskar Messter1) gegründeten Berliner "Messter-Film"
in dem kurzen Streifen "Moderne Nomaden"
erste Erfahrungen vor der Kamera. Ab 1916 trat der als überaus charmant
geltende Künstler dann regelmäßig in etlichen komödiantischen Kurzfilmen,
aber auch kriminalistischen Geschichten auf der Leinwand in Erscheinung. Mit
Alwin Neuss als Detektiv Tom Shark drehte er beispielsweise "Das Licht im Dunkeln"1) (1916),
"Das Geheimnis des Sees"1) (1916), "Das Defizit"1) (1917)
und "Der Mann im Havelock"1) (1917),
mimte in der gleichnamigen
Filmreihe1) den Gehilfen bzw. Sekretär des Detektivs. Als Detektiv Doll
musste er in "Das Rätsel der Stahlkammer" (1917) selbst einen
spannenden Fall bzw. Platin-Diebstahl lösen. Doch es waren vor allem die
heiteren, humoristischen Filmchen jener Jahre, in denen Harry Lamberts-Paulsen
als Protagonist Furore machte. Ab 1917 wurde bei der von Fritz Holz und Erich Pommer1)
gegründeten "Decla-Film-Gesellschaft Holz & Co" eine ganz
auf ihn zugeschnittene "Harry"-Serie
aufgelegt, "Harry lernt Radfahren" (1917),
"Harry als Detektiv" (1918)
oder "Harry lernt gruseln" (1918)
hießen die witzigen, kurzen Steifen.
Nach einer vierjährigen Pause kehrte der Schauspieler mit einer Rolle in
der von Richard Löwenbein1)
in Szene gesetzten Story "Das Diadem der Zarin" 1922 wieder
ins Filmgeschäft zurück, zeigte sich in den nachfolgenden Jahren mit
Nebenrollen in etlichen stummen Produktionen. So beispielsweise als Chauffeur
in dem von Hans Steinhoff1)
mit Olaf Fjord
gedrehten Krimi-Melodram "Der Mann, der sich verkauft"1) (1925),
als "Boxerkarl" in dem von Willi Wolff1)
mit Ehefrau Ellen Richter realisierten Krimi "Schatten
der Weltstadt"2) (1925)
oder als Meisterboxer in Johannes Guters1) komödiantischen Romanze "Die Boxerbraut"3) (1926) mit
Willy Fritsch und
Xenia Desni.
Harry Lamberts-Paulsens letzte Arbeiten für den Stummfilm waren kleinere
Parts in Hans Kysers1)
prominent besetzten Biopic "Luther Ein Film der deutschen Reformation"1) (1928) mit
Eugen Klöpfer als Reformator Martin Luther1) sowie
in Wilhelm Thieles1)
Drama "Die Dame mit der Maske"1) (1928) mit
der Französin Arlette
Marchal1) in der Titelrolle → Übersicht
Stummfilme.
Harry Lamberts-Paulsen, der noch kurz zuvor eine Rolle an der Berliner "Volksbühne"1)
übernehmen sollte, starb am 20. Juni 1928 in einem Berliner Krankenhaus
unerwartet mit nur 33 Jahren an den Folgen einer Leberkrebs-Erkrankung. Die
Beisetzung auf dem "Alten
St.-Matthäus-Kirchhof"1) im
Berliner Ortsteil Schöneberg1)
fand unter großer Anteilnahme von Freunden, Kollegen sowie der
Bevölkerung statt; die Grabstelle ist heute nicht mehr erhalten.
Zum Gedenken des so früh verstorbenen Künstlers stiftete Victor Hahn1),
Kunstsammler und Herausgeber des "8-Uhr-Abendblatts"1),
auf Initiative von Peter Sachse den "Lamberts-Paulsen-Ring" des deutschen Kabaretts mit der
Inschrift "Bester, gedenke des Besten!". Erster Preisträger war 1928 der
Kabarettist, Conférencier, Kabarettleiter und Schauspieler Willi Schaeffers (1884 1962).
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Quellen (unter anderem): Wikipedia,
cyranos.ch sowie
Klaus Budzinski/Reinhard
Hippen1): "Metzler Kabarett Lexikon" (1996)
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*) Im
Internet wird verschiedentlich fälschlicherweise behauptet, dass Harry
Lamberts-Paulsen und der Schauspieler
Harald Paulsen
(1895 – 1954) ein und dieselbe Person sind. Dies ist jedoch
nicht zutreffend.
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Murnau Stiftung
Lizenz Foto Harry Lamberts-Paulsen (Urheber:
Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist
gemeinfrei,
weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod
des Urhebers.
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Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
sowie
frühe Stummfilme bei "The
German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de, R = Regie)
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- 1913: Moderne Nomaden (R: ?; als ?) → Early Cinema Database
- 1916: Der Weg der Tränen
(nach einer Vorlage von Alwin
Neuus (auch Regie); als Edgar Hansen, "windiger"
Ehemann von Hilde (Hella
Moja))
- 1916: Komtesse Hella
(R: Alwin Neuss; mit Hella Moja in der Titelrolle; als der
skrupellose Fred Waller)
- 1916: Der Waldbrand
(R: Walter
Schmidthässler; als ?)
- 1916: Das Rätsel der Stahlkammer
(R: Max
Mack; als Detektiv Doll) → Early Cinema Database
- 1916/17: "Tom
Shark"-Reihe mit Alwin Neuss
(auch Regie) als Detektiv Tom Shark
- 1917: Das Spiel vom Tode
(nach dem Roman "Das Chagrinleder" von Honoré de Balzac; von
(Regie) und
mit Alwin Neuss als Rafael von Valentin; als ?)
- 1917: Das Mädel von nebenan
(R: Otto
Rippert; mit Hella
Moja in der Titelrolle; als ?)
- 1917: John Riew Ein Mädchenschicksal
(nach der gleichnamigen Novelle von Theodor
Storm; R: Walter
Schmidthässler;
mit Hermann
Vallentin in der Titelrolle; als ?) → Early Cinema Database
- 1917: Der tolle Dammingen (R: Adolf
Karl Kühns; mit Carl
Auen als Baron Egon von Demmingen; als Forscher Bernd,
Sohn von Geheimrat Burg (Leo von Veltheim)) → IMDb
- 1917: Zwei blaue Jungen
(gedreht im Auftrag des "Deutschen
Schulschiff-Vereins" auf dem Segelschulschiff
"Großherzog
Friedrich August"; R: Alwin
Neuss; gemeinsam mit Bruno
Rahn als die beiden Schiffsjungen
Hans und Erich)→ filmportal.de
mit Video
- 1917/18: Die "Harry"-Kurzfilme (Regie, soweit
bekannt: Emil Albes)
- 1918: Sie und Er (Kurzfilm; R: ?; mit Hella
Moja) → Early Cinema Database
- 1918: Tausend und eine
Frau. Aus dem Tagebuch eines Junggesellen (R: Iwa
Raffay; als ?)
- 1922: Das Diadem der Zarin
(R: Richard Löwenbein; als ?)
- 1922: Sie und die Drei
(R: E.
A. Dupont; mit Henny
Porten; als 2. Ehrenmann hinter schwedischen Gardinen) → filmportal.de
- 1924: Mensch gegen Mensch
(nach dem Roman von Norbert
Jacques (auch Drehbuch mit Adolf
Lantz);
R: Hans
Steinhoff; als ?)
- 1925: Der Mann, der sich verkauft
(nach einem in der "Berliner
Morgenpost" abgedruckten Roman von Hans Schulze (1876?);
R: Hans
Steinhoff; mit Olaf Fjord
als Achim von Wehrstädt, ehemaliger Geliebter der Schauspielerin
Marion de L′Orme (Vivian
Gibson); als Chauffeur Plazceck)→ filmportal.de,
Murnau Stiftung,
stummfilmkonzerte.de
- 1925: Der Demütige und die Sängerin
(nach dem Roman von Felix
Hollaender; R:
E. A. Dupont; mit Lil
Dagover als
Toni Seidewitz, Eberhard
Leithoff als der Demütige, ein Komponist und Kapellmeister;
als ?) → filmportal.de
- 1925: Das Abenteuer der Sybille Brant
(R: Carl
Froelich; mit Henny
Porten; als Kriminalkommissar Krenke bei filmportal.de;
bei Wikipedia
und IMDb
wird Harald
Paulsen mit dieser Rolle genannt)
- 1925: Schatten der Weltstadt
(R: Willi
Wolff; mit dessen Ehefrau Ellen
Richter als Olly Bernard und Alfred
Geerasch
als deren Gatte, der Ministerialbeamte Henry Bernard; als
"Boxerkarl") → Murnau Stiftung
- 1926: Die Boxerbraut
(R: Johannes
Guter; mit Willy Fritsch als Fritz Spitz
alias Boxer "Fighting Bob" (Louis Brody als
der echte "Fighting Bob) und Xenia Desni
als Helen van Vliet; als Meisterboxer Ernst Kempers)
- 1927: Die Vorbestraften
(R: Rudolf
Meinert; als ?)
- 1927: Der Meister der Welt
(nach dem Roman "Die Meisterschaften des Walter
Issing" von Werner
Scheff;
R: Gennaro
Righelli; mit Fred
Solm in der Titelrolle; als der britische Champion Darrick)
- 1927: Das Erwachen des Weibes
(R: Fred
Sauer; als Neumann, der "schöne Theodor")
- 1927: Der Bettler vom Kölner Dom
(R. Rolf
Randolf; mit Carl
de Vogt als der "Bettler", Anführer der
Diebesbande; als Emil)
- 1928: Es zogen drei Burschen
/ Drei Seelen und ein Gedanke (R: Carl
Wilhelm; als ?)
- 1928: Luther Ein Film der deutschen Reformation
(R: Hans
Kyser; mit Eugen
Klöpfer als Martin
Luther; als ?)
→ stummfilmkonzerte.de,
filmportal.de
- 1928: Die Dame mit der Maske
(R: Wilhelm
Thiele; mit Arlette
Marchal in der Titelrolle; als Theaterregisseur)
→ filmportal.de,
Murnau Stiftung
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