Harry Lamberts-Paulsen um 1920; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikimedia Commons; Ausschnitt Photochemie-Karte Nr. 1895; Lizenz: gemeinfre Der Schauspieler, Kabarettist und Komiker Harry Lamberts-Paulsen*) wurde am 31. Mai 1895 als Hans Jakob Wilhelm Lambert in Dortmund1) geboren. Den 1. Weltkrieg erlebte der Künstler als Reserveleutnant, wurde dann nach Kriegsende von Peter Sachse für das Kabarett entdeckt, der das Berliner Kabarett "Schwarzer Kater" leitete und später auch den jungen Willy Rosen (1894 – 1944) förderte. 1922 übernahm Lamberts-Paulsen zusammen mit Sachse die Leitung des Kabaretts "Karussell", avancierte bald – unter anderem in Sachses "Weißen Maus" in der Jägerstraße und im legendären "Kabarett der Komiker"1) zu den witzigsten und schlagfertigsten Conferenciers der 1920er Jahre. 1925 übernahm er von Rosa Valetti (1876 – 1937) deren drei Jahre zuvor gegründetes literarisch-politisches Kabarett "Die Rampe" am Kurfürstendamm, wo er eine Gastspielreihe unter dem Titel "Die Pistole" mit bekannten Künstlern initiierte, unter anderem mit dem Schriftsteller Erich Weinert1) (1890 – 1953). 

Foto: Harry Lamberts-Paulsen um 1920
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons; Ausschnitt Photochemie-Karte Nr. 1895
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Harry Lamberts-Paulsen stand auch mit der unvergessenen Ur-Berlinerin Claire Waldoff (1884 – 1957) gemeinsam auf der Bühne, trat mit ihr im März 1925 im "Großen Schauspielhaus"1) in dem Singspiel "Hofball bei Zille" mit der Musik von Hans May1) und dem Text: von Hans Brennert1) auf. Das Bühnenbild hatte der Maler und Grafiker Heinrich Zille1), berühmt für seine Themen aus dem Berliner Volksleben bzw. der proletarischen Unterschicht, selbst entworfen. Fotos bzw. Zeichnungen von Claire Waldoff als "Pyjamajule" und Harry Lamberts-Paulsen als "Matrosen-Karl" in Schieber-Pose sind bis heute überliefert → projekt-gutenberg.org.
 
Bereits 1913 sammelte Harry Lamberts-Paulsen bei der von Filmpionier Oskar Messter1) gegründeten Berliner "Messter-Film" in dem kurzen Streifen "Moderne Nomaden" erste Erfahrungen vor der Kamera. Ab 1916 trat der als überaus charmant geltende Künstler dann regelmäßig in etlichen komödiantischen Kurzfilmen, aber auch kriminalistischen Geschichten auf der Leinwand in Erscheinung. Mit Alwin Neuss als Detektiv Tom Shark drehte er beispielsweise "Das Licht im Dunkeln"1) (1916), "Das Geheimnis des Sees"1) (1916), "Das Defizit"1) (1917) und "Der Mann im Havelock"1) (1917), mimte in der gleichnamigen Filmreihe1) den Gehilfen bzw. Sekretär des Detektivs. Als Detektiv Doll musste er in "Das Rätsel der Stahlkammer" (1917) selbst einen spannenden Fall bzw. Platin-Diebstahl lösen. Doch es waren vor allem die heiteren, humoristischen Filmchen jener Jahre, in denen Harry Lamberts-Paulsen als Protagonist Furore machte. Ab 1917 wurde bei der von Fritz Holz und Erich Pommer1) gegründeten "Decla-Film-Gesellschaft Holz & Co" eine ganz auf ihn zugeschnittene "Harry"-Serie aufgelegt, "Harry lernt Radfahren" (1917), "Harry als Detektiv" (1918) oder "Harry lernt gruseln" (1918) hießen die witzigen, kurzen Steifen.
Nach einer vierjährigen Pause kehrte der Schauspieler mit einer Rolle in der von Richard Löwenbein1) in Szene gesetzten Story  "Das Diadem der Zarin" 1922 wieder ins Filmgeschäft zurück, zeigte sich in den nachfolgenden Jahren mit Nebenrollen in etlichen stummen Produktionen. So beispielsweise als Chauffeur in dem von Hans Steinhoff1) mit Olaf Fjord gedrehten Krimi-Melodram "Der Mann, der sich verkauft"1) (1925), als "Boxerkarl" in dem von Willi Wolff1) mit Ehefrau Ellen Richter realisierten Krimi "Schatten der Weltstadt"2) (1925) oder als Meisterboxer in Johannes Guters1) komödiantischen Romanze "Die Boxerbraut"3) (1926) mit Willy Fritsch und Xenia Desni.
Harry Lamberts-Paulsens letzte Arbeiten für den Stummfilm waren kleinere Parts in Hans Kysers1) prominent besetzten Biopic "Luther – Ein Film der deutschen Reformation"1) (1928) mit Eugen Klöpfer als Reformator Martin Luther1) sowie in Wilhelm Thieles1) Drama "Die Dame mit der Maske"1) (1928) mit der Französin Arlette Marchal1) in der Titelrolle → Übersicht Stummfilme.
 
Harry Lamberts-Paulsen, der noch kurz zuvor eine Rolle an der Berliner "Volksbühne"1) übernehmen sollte, starb am 20. Juni 1928 in einem Berliner Krankenhaus unerwartet mit nur 33 Jahren an den Folgen einer Leberkrebs-Erkrankung. Die Beisetzung auf dem "Alten St.-Matthäus-Kirchhof"1) im Berliner Ortsteil Schöneberg1) fand unter großer Anteilnahme von Freunden, Kollegen sowie der Bevölkerung statt; die Grabstelle ist heute nicht mehr erhalten.
Zum Gedenken des so früh verstorbenen Künstlers stiftete Victor Hahn1), Kunstsammler und Herausgeber des "8-Uhr-Abendblatts"1), auf Initiative von Peter Sachse den "Lamberts-Paulsen-Ring" des deutschen Kabaretts mit der Inschrift "Bester, gedenke des Besten!". Erster Preisträger war 1928 der Kabarettist, Conférencier, Kabarettleiter und Schauspieler Willi Schaeffers (1884 – 1962).
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch sowie
Klaus Budzinski/Reinhard Hippen1): "Metzler Kabarett Lexikon" (1996)
*) Im Internet wird verschiedentlich fälschlicherweise behauptet, dass Harry Lamberts-Paulsen und der Schauspieler Harald Paulsen (1895 – 1954) ein und dieselbe Person sind. Dies ist jedoch nicht zutreffend.
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