Lyda Salmonova vor 1918 auf einer Fotografie von Rudolf Dührkoop (1848 – 1918); Quelle: Wikimedia Commons; Fotokarte Nr. 5306; Lizenz: gemeinfrei Obwohl die am 14. Juli 1889 in Prag1) (heute: Tschechien1)) als Ludmila Wilhelmina Anna Salmon geborene Schauspielerin Lyda Salmonova mit prägnanten Rollen in Stummfilm-Klassikern wie "Der Student von Prag" (1913) oder "Der Golem" (1915) Filmgeschichte geschrieben hat, ist sie heute weitgehend in Vergessenheit geraten.
Aufgewachsen in ihrer Geburtsstadt, absolvierte die Tochter eines Mediziners dort eine Tanzausbildung, ging dann etwa um 1909 nach Berlin, um sich an der Schauspielschule des "Deutschen Theaters"1) ausbilden zu lassen. Wenig später gab sie 1910 unter der Intendanz von Max Reinhardt1) (1873 – 1943) ihr Bühnendebüt am "Deutschen Theater", dem sie bis 1918 als festes Ensemblemitglied verbunden blieb. Nach anfänglich kleineren Rollen avancierte die Schauspielerin bald zu einer vielbeachteten Mimin, unternahm zahlreiche Gastspielreisen, unter anderem nach Skandinavien, überzeugte beispielsweise 1915 in Norwegen und Schweden in dem Drama "Totentanz"2) von August Strindberg1).
1913 trat Lyda Salmonova erstmals auf der stummen Leinwand in Erscheinung und spielte in dem Trinker-Melodram "Der Verführte"1) an der Seite von Paul Wegener (1874 – 1948), mit dem sie in den nächsten Jahren nicht nur eine intensive künstlerische, sondern auch private Beziehung einging und dessen dritte Ehefrau sie wurde. In den meisten ihrer Stummfilme sah man sie an der Seite Wegeners, der zudem selbst etliche Streifen mit sich in der Hauptrolle inszenierte.

Foto: Lyda Salmonova vor 1918 auf einer
Fotografie von Rudolf Dührkoop1) (1848 – 1918)
Quelle: Wikimedia Commons; Fotokarte Nr. 5306
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Als Stellan Rye1) unter Assistenz von Drehbuchautor Hanns Heinz Ewers mit Wegener in der Titelrolle das Meisterwerk bzw. den Gruselfilm "Der Student von Prag"1) (1913) inszenierte, besetzte er Lyda Salmonova als das schöne "Zigeunermädchen" (historische Bezeichnung) Lyduschka, die von dem Studenten Balduin aus Liebe zu der Komtesse Margit (Grete Berger) verschmäht wird und ihn aus Rache verrät. "Der Student von Prag" gilt als der weltweit erste Kunst- und Autorenfilm.

Szenenfoto mit Paul Wegener und Lyda Salmonova (oben) aus
"Der Student von Prag" ("Deutsche Bioscope GmbH"1), 1913)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000853) aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"
von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 17) bzw. Bilder
aus dem Sammelwerk Nr. 10, "Ross-Verlag" 1935
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf/
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Szenenfoto mit Paul Wegener und Lyda Salmonova aus "Der Student von Prag" (Deutsche Bioscope GmbH, 1913); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000853) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 17) bzw. Bilder aus dem Sammelwerk Nr. 10; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf/Ross-Verlag 1935; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Auch in dem Drama "Evinrude"1) (1913) mit dem Untertitel "Die Geschichte eines Abenteurers" wurde die Schauspielerin neben Wegener von Stellan Rye mit einer Aufgabe betraut, mimte als Ellen Wentheim die Verlobte des von Wegener dargestellten reichen und skrupellosen Amerikaners Tim Nissen, genannt "Evinrude". Anschließend drehte sie dann unter anderem mit Rye sowie Grete Wiesenthal1) in der Titelrolle die im Orient des Jahres 1860 zur Zeit der Christenverfolgung angesiedelte Geschichte "Kadra Sâfa"1) (1914) und mit Max Obal1) das exotische Drama "Die Löwenbraut"1) (1914), wo sie als Tänzerin Edith alias Dompteuse Maud in Erscheinung trat.
Als Paul Wegener gemeinsam mit Henrik Galeen1) den ersten seiner drei "Golem"1)-Filme (1915, "Der Golem"1)) mit sich in der Hauptrolle des tumben Kolosses Golem1) auf die stumme Leinwand bannte, besetzte er Lyda Salmonova als die Tochter des jüdischen Trödlers (Henrik Galeen), die sich von dem zu ihr in Liebe entbrannten unbeholfenen Riesen abgestoßen fühlt. Auch in "Der Golem und die Tänzerin"1) (1917) und "Der Golem, wie er in die Welt kam"1) (1920) mimte sie für Wegener die weibliche Hauptrolle. "Alle Filme haben enormen Erfolg, besonders der letztere wird als einer der ersten Welterfolge deutscher Kinematografie gefeiert." notierte film-zeit.de (Artikel nicht mehr online).
Lichtbild/Szenenfoto mit Paul Wegener als der fahrende Spielmann und Lyda Salmonova als Bürgermeisters-Tochter Ursula aus dem Stummfilm "Der Rattenfänger" (1918); Regie/Drehbuch: Paul Wegener; Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 63) bzw. Bilder aus dem Sammelwerk Nr. 10, "Ross-Verlag" 1935; Lizenz: gemeinfrei Die Schauspielerin zeigte sich neben Wegener in etlichen, oft von ihm inszenierten stummen Dramen, so auch in dem von der Kritik nicht ganz so positiv bewerteten Streifen "Der Yoghi"1) (1916) mit Wegener in der Doppelrolle des jungen und alten Yoghi, in dem Märchenfilm "Rübezahls Hochzeit"1) (1916) war sie das Elfchen, in die sich der Berggeist Rübezahl1) (Wegener) verliebt. Als Ehefrau des armen Bauern Trutz (Wegener) tauchte sie in "Hans Trutz im Schlaraffenland"1) (1917) auf, als Tochter des Bürgermeisters (Wilhelm Diegelmann) in dem nach der Volkssage vom "Rattenfänger von Hameln"1) entstandenen Verfilmung "Der Rattenfänger"1) (1918), die den Weisen des fahrenden Spielmanns (Wegener) wie verhext folgt, in Wegeners tragisch endenden Geschichte "Der fremde Fürst"1) (1918) musste sie neben dem dunkelhäutigen Thronfolger Yori (Wegener) als Eva, Tochter des wohlhabenden Kaufmanns Brodersen (Gustav Botz1)), leiden.
 
Lichtbild/Szenenfoto mit Paul Wegener als der fahrende Spielmann
und Lyda Salmonova als Bürgermeisters-Tochter Ursula
aus dem Stummfilm "Der Rattenfänger" (1918)
Regie/Drehbuch: Paul Wegener
Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/
1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 63)
bzw. Bilder aus dem Sammelwerk Nr. 10, "Ross-Verlag" 1935
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Nicht zuletzt durch ihre Zusammenarbeit mit Paul Wegener avancierte Lyda Salmonova zu einer populären Stummfilm-Darstellerin, die auch für andere renommierte Regisseure jener Ära wie Rochus Gliese1), Carl Boese1), Carl Froelich1), Richard Oswald1) oder Ernst Lubitsch1) vor der Kamera stand. In Rochus Glieses zweiteiligem Historiendrama "Der Galeerensträfling"1) (1919), gedreht nach einem Script von Paul Wegener frei nach nach dem Roman "Vater Goriot"1) aus dem Werk "Die menschliche Komödie"1) von Honoré de Balzac1), mimte sie eine "zärtliche Liebhaberin und verspätete Millonenerbin"4), die Hauptrolle des Galleeren-Sträflings Colin stellte Paul Wegener dar. Schon äußerlich wie kein anderer für diese Rolle geschaffen, gab er eine Figur brutal-verbrecherisch, den Typ eines alten Sträflings, der trotz aller Rücksichtslosigkeit ein weiches Herz für seinen Kameraden im Elend hat. Paul Wegeners Filmkunst sind große starke Gesten und ein Gesicht, dem er den mannigfaltigsten Ausdruck zu geben weiß. Den anderen Galeerensträfling spielte Ernst Deutsch, routiniert und für die Rolle geeignet, Lyda Salmonova mit zarten Bewegungen und wunderbarem Décolleté gab eine Balzacsche Frauenfigur.4)
Für Carl Boese war sie "Die Tänzerin Barberina" (1920) und verkörperte in diesem, nach dem Roman von Adolf Paul1) (auch Drehbuch) entstandenen Stummfilm die als eine der bedeutendsten klassischen Ballett-Tänzerinnen des 18. Jahrhunderts geltende Barberina Campanini1), die mutmaßlich ein Verhältnis mit dem jungen Preußenkönig Friedrich II.1) (Otto Gebühr) hatte.
Nach einem Drehbuch Wegeners, welches dieser gemeinsam mit Regisseur Rochus Gliese1) frei nach dem Märchen "Peter Schlemihls wundersame Geschichte"1) von Adelbert von Chamisso1) verfasste, spielte sie in der tragischen Geschichte "Der verlorene Schatten"1) (1921) und kam als die schöne Barbara daher, in die der schüchterne Musiker Sebaldus (Wegener) verliebt ist und, um deren Liebe zu gewinnen, einen Pakt mit dem dämonischen Schattenspieler und Zauberkünstler Dapertutto (Hanns Sturm1)) eingeht.

Lichtbild/Szenenfoto mit Paul Wegener als
Musiker Sebaldus und Lyda Salmonova als Barbara
aus dem Stummfilm "Der verlorene Schatten" (1921)
Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/
1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 94)
bzw. Bilder aus dem Sammelwerk Nr. 10, "Ross-Verlag" 1935
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Lichtbild/Szenenfoto mit Paul Wegener als Musiker Sebaldus und Lyda Salmonova als Barbara
Sie zeigte sich als Aglaia Jepantschin, Tochter von General Jepantschin (Leonhard Haskel1)), neben Asta Nielsen (Nastassja Baraschkowa) und Walter Janssen (Fürst Myschkinin) in Carl Froelichs Adaption "Irrende Seelen"1) (1921) nach Motiven des Romans "Der Idiot"1) von Fjodor Dostojewski1), als Tierbändigerin Diabola in Richard Oswalds Historienstreifen "Lucrezia Borgia"1) (1921) mit Liane Haid als Lucrezia Borgia1), Conrad Veidt als Cesare Borgia1) sowie unter anderem Albert Bassermann als Papst Alexander VI.1) und Wegener als Hauptmann Micheletto, Vertrauter Cesares. In Ernst Lubitschs aufwendig  inszeniertem Monumentalfilm "Das Weib des Pharao"1) (1922) schlüpfte Lyda Salmonova in die Rolle der Makeda, Tochter des äthiopischen Königs Samlak (Paul Wegener), Emil Jannings gab den Pharao Amenes, der wie der der jungen Ägypter Ramphis (Harry Liedke) in die bildschöne, aufsässige griechische Sklavin Theonis (Dagny Servaes) verliebt ist und sich nicht für Makeda interessiert. Teile des Films gelten bis heute verschollen, die Handlung konnte jedoch mit Hilfe von Aufzeichnungen, dem Drehbuch und Fotos vom Set rekonstruiert werden.5) → Infos zum Film auch bei prisma.de und filmportal.de.

Danach neigte sich Lyda Salmonovas Filmkarriere allmählich dem Ende entgegen, in Richard Eichbergs1) historischem Monumentalfilm "Monna Vanna"1) (1922), basierend auf dem am 7. Mai 1902 im Pariser "Nouveau-Théâtre" uraufgeführten, gleichnamigen Schauspiel1) "Monna Vanna"1) von Maurice Maeterlinck1) sowie historischen Abhandlungen von Niccolò Machiavelli1) und Paolo Giovio1) mit Lee Parry als die 17-jährige, "Monna Vanna" genannte Waise Madonna Giovanna und Paul Wegener als Kommandant von Pisa Guido Gursino spielte sie die Nebenrolle der Florentinerin Maddalena Pazzi. In dem blutrünstigen Spektakel "Herzog Ferrantes Ende"1) (1922) von (Regie) und mit Paul Wegener als der tyrannische Herzog Ferrante1) sah man sie als Beatrice, Schwester der Colonna-Brüder, in Rudolf Walther-Feins1) Zweiteiler "Das Liebesnest" (1922) trat sie einmal mehr gemeinsam mit Paul Wegener auf. Ihren letzten Film, das abenteuerliche Drama "S. O. S. Die Insel der Tränen"1) (1923) drehte sie mit Regisseur Lothar Mendes1) und präsentierte sich ein letztes Mal zusammen mit Paul Wegener (der grobe, skrupellose Matrose Jack) als dessen Ehefrau auf der Leinwand – Lya de Putti war die auf einer Insel gestrandete, von Jack vergewaltigte Lilian Harding → Übersicht Stummfilme.
 
Lyda Salmonova zog sich vom Filmgeschäft zurück, übernahm noch bis Anfang der 1930er Jahre vereinzelt Aufgaben beim Theater. Ihre Hauptaufgabe sah sie in den nachfolgenden Jahren in der Förderung des Schauspieler-Nachwuchses, fungierte auch als Dozentin an der Schauspielschule der UFA1) in Potsdam-Babelsberg1); unter ihrem Ehe-Namen gründete sie zudem das "Schauspielstudio Lyda Wegener".
Gegen Ende des 2. Weltkrieges mehrfach in Berlin ausgebombt, ging Lyda Salmonova 1945 in ihre Geburtstadt Prag1) zurück. Dort starb sie am 18. November 1968 im Alter von 79 Jahren.
Laut Wikipedia6)
heiratete die Schauspielerin ihren Kollegen Paul Wegener im Jahre 1917, die Scheidung erfolgte 1925. Sohn Peter Wegener1), geboren am 29. August 1917 in Berlin († 13.09.2008), Physiker und Spezialist für hypersonische Gasdynamik und ihrer Kanäle bzw. Professor an der "Yale University"1), stammt gemäß Wikipedia bzw. opac.yale.edu ("Yale News") aus Wegeners dritten Ehe mit Lyda Salmonova. Da Paul Wegener die tschechische Schauspielerin jedoch nach anderen Quellen (u. a. LeMO-Projekt – Deutsches Historisches Museum) erst 1924 geheiratet habe, bleiben einige Fragen offen; cyranos.ch gibt als Eheschließungsjahr 1913 bzw. als Scheidungsjahr 1924 an, was in einem Artikel in "Die Filmwelt"1) (Nr. 34, Wien) ebenfalls so ausgewiesen wird (= Scheidung 17. oder 24. Oktober 1924).
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Theatertexte.de
3) "Lichtbild-Bühne" (Nr. 42 vom 18.10.1919)  → filmportal.de
4) "Film-Kurier" (Nr. 116 vom 19.10.1919) → filmportal.de
5) Quelle: Wikipedia
6) gemäß Landesarchiv Berlin: Heiratsregister Standesamt Berlin III, Nr. 97/1917
Lizenz Foto Lyda Salmonova (Urheber: Rudolf Dührkoop): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Lizenz Standfotos/Szenenfotos aus "Der Rattenfänger" (1918)/"Der verlorene Schatten" (1921): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
    
Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, cyranos.ch, filmportal.de; R = Regie)
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de