Die Schauspielerin mit dem fremdländisch klingenden Namen Lu Synd
erblickte am 15. Juni 1886 in Konstanz1) als
Pauline Hedwig Karoline Müller das Licht der Welt. Sie war die Tochter
des Fabrikbesitzers und amerikanischen Staatsbürgers Otto Müller
(1846 1913), der ein Jahr nach ihrer Geburt mit der
Familie von Konstanz nach Godesberg1)
zog und dort eine Steppdecken- und Fahnenmanufaktur übernahm bzw. gründete,
die auch Bühnenbilder für das Theater herstellte.*)
Bereits früh erhielt sie eine Ballettausbildung, trat später als Tänzerin unter anderem in
London auf.
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Etwa 1914 ging sie nach Berlin und wurde von Regisseur Richard Eichberg1)
(1888 – 1952) für den Film entdeckt, der sie in dem
Hochstapler-Melodram "Leben um Leben"1) (1916)
nun unter dem Künstlernamen "Lu Synd" besetzte. Wenig später
gründete sie mit der Berliner "Lu-Synd-Film" ihre eigene
Produktionsfirma, mit der sie mit sich in der weiblichen Hauptrolle die
Streifen "Nächte des Grauens"1) (1916),
"Die Frau mit den zwei Seelen" (1916) und "Das
nächste Weib" (1916) realisierte.
Bis Ende der 1910er Jahre trat die Mimin in rascher Folge in etlichen
melodramatischen und kriminalistischen Geschichten auf der Leinwand in
Erscheinung, stand für renommierte Regisseure wie William Kahn1),
Ewald A. Dupont1),
Rudolf Meinert1)
oder
Harry Piel
vor der Kamera. Ihre Filme sind heute, wie die Schauspielerin selbst,
weitgehend in Vergessenheit geraten. So drehte sie unter anderem mit
William Kahn die als "Der Fall Melvil" untertitelte
Detektiv-Story "Unsichtbare Hände" (1917)
und tauchte neben
Carl Auen,
der den (Kriminal)Rat Anheim1)
mimte, als Mary Hull, Braut von Edgar Melvil (Arnold Czempin1))
auf. Eine weitere Detektivgeschichte war Ewald A. Duponts
Streifen "Europa postlagernd"1) (1918)
mit
Max Landa
als Detektiv und ihrem Part der Ehefrau von Addison Wilmott (Victor Senger1)).
Foto: Lu Synd vor 1930 auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid1)
(1864 – 1930)
Quelle: Wikimedia Commons;
Photochemie-Karte K. 1605 (Ausschnitt);
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Der für seine Sensationsfilme bekannte Harry Piel
drehte mit ihr sowie Bruno Eichgrün in der
Titelrolle
den Stummfilm "Die Abenteuer des Kapitän Hansen"1) (1917)
sowie "Das Schicksal rächt sich" (1917), Rudolf Meinert besetzte sie in seinem
nach dem Roman "Ferdinand Lassalle" von Alfred Schirokauer1) realisierten Biopic
"Ferdinand Lassalle"1) (1918) mit
dem Untertitel "Des Volkstribunen Glück und Ende" und Erich Kaiser-Titz
als Führer der Arbeiterbewegung Ferdinand Lassalle1).
Seit ihrer Heirat (1916) mit dem Schauspieler Aruth Wartan1) (1890 1945) die Ehe dauerte bis 1919 hatte das
Paar die Produktionsfirma
um die "Lu Synd-Wartan-Film GmbH" erweitert, unter der Regie
ihres Ehemannes trat sie mit ihm zusammen in dem Abenteuer "Vom Rande des Sumpfes" (1919) und
als rachedurstige Frau in dem Drama "Siegerin Weib" (1919) auf.
Gemeinsam mit Wartan stand
sie auch für einige andere Streifen wie Joseph Delmonts Krimis "Der Bastard" (1919)
und "Die Rache des Bastards" (1919) vor der Kamera.
Nach den Produktionen "Die tote Stunde" (1920) von (Regie) und
mit Friedrich Fehér sowie "Rennbahnschieber" (1921),
wo sie noch ein letztes Mal mit Aruth Wartan als dessen Geliebte zeigte, beendete Lu Synd ihre kurze, intensive
Karriere beim Stummfilm → Übersicht Stummfilme.
Foto: Lu Synd vor 1929
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons; Photochemie-Karte Nr. 1581
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Sie selbst äußerte sich zu ihrer filmischen Arbeit einmal folgendermaßen:
"Angesichts meines eigenen Spieles empfinde ich teils wie der normale Zuschauer, teils wie der
berufsmäßige Kritiker. Ich kenne ja die Handlung und das Erleben des Darstellers, ist es doch der
Ausfluß eigenen künstlerischen Empfindens. Mein eigen Spiel greift mich an, mehr als das der andern
Künstler, denn ich empfinde viel mehr mit meinem eigenen Bilde, mit meinen lachen- oder schmerzerfüllten
Zügen, als mit dem Spiel des Partners. Sehe ich meine Hand sich krampfen in Leid, so weiß mein Herz
genau, wie es damals schlug, als ich meine Seele darauf einstellte, den gedachten Schmerz zu empfinden ihn
dem Gesichtsausdruck mitzuteilen und so dem Publikum zu veranschaulichen. Noch einmal spiele ich die
Szene mit und zugleich kritisiere ich mich, mache mir wohl auch Vorwürfe, oder ich bin mit mir
zufrieden, bei allem aber bestrebt nach weiterer Vervollkommnung der seelisch mimischen Bearbeitung des
vom Autor Geschaffenen."2)
Nach ihrer Trennung von Aruth Wartan hielt sich Lu Synd zwei Jahre lang
überwiegend in Mailand1) auf, arbeitete später wieder am Theater. Lediglich
Anfang der 1940er Jahre übernahm sie noch einmal kleine, unbedeutende
bzw. ungenannte Aufgaben in zwei Tonfilm-Produktionen,so in dem NS-Propagandastreifen
"Menschen im Sturm"1) (1941) mit
Gustav Diessl und Olga Tschechowa und
in dem Revuefilm "Hab' mich lieb"1) (1942) mit
Marika Rökk und
Viktor Staal.
Foto: Lu Synd vor 1929
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch;
Photochemie-Karte K 1529
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier |
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Die Stummfilmschauspielerin und -produzentin Lu Synd starb am 5. Mai 1978,
wenige Wochen vor ihrem 92. Geburtstag in Berlin1).
Über ihr Privatleben nach der Scheidung von Wartan ist derzeit nichts
bekannt.
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Quellen (unter anderem): Wikipedia,
cyranos.ch
Fotos bei filmstarpostcards.blogspot.com
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*) Quelle: Wikipedia nach: Horst
Heidermann, Daniel Schütz: "Bühnenbilder aus Godesberg Die
"Rheinischen Werkstätten für Bühnenkunst Godesberg a./Rh". In:
"Godesberger Heimatblätter" (Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und
Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V., ISSN04361024,
Heft 43 (2005), "Verein
für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg" (Bad Godesberg 2006, S. 109149 (hier: S. 111).
Fremde Links: 1) Wikipedia
2) aus "Lu Synd Interview" bei sophie.byu.edu
("Die Frau im Film", Verlag Altheer & Co., Zürich 1919)
Lizenz Fotos Lu Synd (Urheber: Nicola Perscheid/Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre
urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod
des Urhebers.
Lizenz Foto Lu Synd (Urheber: Fotoatelier Becker & Maass, Berlin (Otto Becker (18491892)
/ Heinrich Maass (18601930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine
urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das
Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen
Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Weitere Fotos von Lu Synd
Urheber: Fotoatelier "Becker & Maass", Berlin
(Otto Becker (18491892)/Heinrich Maass (18601930))
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Ross-Karte Nr. 226/2 |
Ross-Karte Nr. 226/1
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Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
sowie
frühe Stummfilme bei "The
German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, cyranos.ch, filmportal.de; R =
Regie)
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Stummfilme
- 1916: Leben um Leben
(R: Richard
Eichberg; mit Ellen
Richter und Erich
Kaiser-Titz in den Hauptrollen;
als Ellen, Ehefrau von Peter Tomson (Walter
Wolff), Mitinhaber des Bankhauses "Tomson und Frederich")
→ filmportal.de
- 1916: Aphrodite
(R: Robert
Reinert; mit Maria
Carmi in der weiblichen Hauptrolle; als ?)
- 1916: BZ-Maxe & Co.
(R: Otto
Rippert; mit Curt
Bois; als ?) → Early Cinema Database
- 1916: Das letzte Spiel (R: Robert Heymann oder Otto Rippert;
als ?) → IMDb,
Early Cinema Database
- 1916: Die vertauschte Braut (R: Heinrich von Korff;
als ?) → IMDb
- 1916: Die wandernde Perle (R: ?; Drehbuch: Paul Rosenhayn;
als ?) → IMDb
- 19161919: Produktionen der "Lu Synd-Film" bzw.
der "Lu Synd-Wartan-Film"
- 1916: Die Frau mit den zwei Seelen
(R: Heinrich von Korff;
als die Somnambule)
→ Early Cinema Database
- 1916: Nächte des Grauens
(R: Arthur
Robison; als die Artistin, Werner
Krauß als deren Mann, ein Artist)
- 1916: Des
Nächsten Weib / Der Teufel (R: Franz Seitz
sr., Artur Robison; als Lu, Tochter von Miller (Friedrich
Kühne))
- 1919: Vom Rande des Sumpfes
(nach einer Vorlage von Toni Attenberger;
von (Regie) und mit Aruth Wartan
als Harry de Perronne; als dessen Ehefrau Ruth) → Early Cinema Database
- 1919: Sündenlust
(R: Uwe Jens
Krafft (auch Darsteller), Joseph Delmont;
als Lu Mathiesen; mit Aruth Wartan)
→ Early Cinema Database
- 1919: Margots Ehe / Margot de Plaisance (R:
Joseph Delmont; als Margot de Plaisance, Gattin von
Henry de Lafitte (Fritz Dernburg); Aruth Wartan als Gaston de Lafitte, Henrys
Bruder) → Early Cinema Database
- 1919: Siegerin Weib (von
(Regie) und mit Aruth Wartan
als ER, als SIE) → Early Cinema Database
- 1919: Der Bastard
(R: Joseph Delmont; als Tochter Gritta Leeb / Frau Rosa Leeb; Aruth Wartan als Franz,
der Bastard / Alex, Sohn des Rittmeisters Khamjakoff (Theodor
Burghardt)) → Early Cinema Database
- 1919: Die Rache des Bastards
(R: Joseph Delmont; Lu Synd und Aruth Wartan in den selben Rollen?)
- 1917: Die
Abenteuer des Kapitän Hansen (R/Drehbuch: Harry
Piel; mit Bruno
Eichgrün als Kapitän Hansen;
als Claro, Hansens zweite Ehefrau (Zuornung
unsicher); Aruth Wartan als der heißblütige Torero Quasto)
- 1917: Weib gegen Weib
(R: Louis
Neher; als ?) → Early Cinema Database
- 1917: Das Spiel vom Tode
(nach dem Roman "Das
Chagrinleder" von Honoré
de Balzac; von (Regie) und
mit Alwin Neuss als Rafael von Valentin; als ?)
- 1917: Das Schicksal rächt sich
(R: Harry
Piel; als ?) → Early Cinema Database
- 1917: Unsichtbare Hände. Der Fall Melville ("Rat Anheim"-Reihe
mit Carl
Auen als Kriminalist Rat Arnheim;
R: William
Kahn; als Mary Hull, Braut von Edgar Melvil (Arnold
Czempin))
- 1918: Der Weg der Erlösung (Kurz-Spielfilm;
R: Josef
Stein; als ?)
- 1918: Verlorene Töchter
(R: William
Kahn; als Eva Sassan) → Early Cinema Database
- 1918: Europa postlagernd
(R: E.
A. Dupont; mit Max
Landa als Detektiv; als Pussy, Ehefrau von
Addison Wilmott (Victor
Senger))
- 1918: Die schöne Jolan
(R: Rudolf
Meinert; mit Ellen
Richter; als ?) → Early Cinema Database,
Szenenfoto
bei flickr.com
- 1918: Ferdinand
Lassalle – Des Volkstribunen Glück und Ende (nach
dem Roman "Ferdinand Lassalle"
von Alfred
Schirokauer; R: Rudolf Meinert; mit Erich
Kaiser-Titz als Ferdinand
Lassalle (im Hauptteil) als ?) → filmportal.de
- 1918: Die Vision der Gräfin Caroly (R: Toni Attenberger;
als die Gräfin?; mit Aruth Wartan)
→ Early Cinema Database
- 1920: Die tote Stunde
(von (Regie) und mit Friedrich Fehér
sowie Erika
Glässner; als ?)
- 1921: Rennbahnschieber
(R: ?; als Eleonor, Gattin von Rennstallbesitzer Nils Boland (Uwe Jens
Krafft) und Helga,
Geliebte von Boxkampflehrer Frank Narton (Aruth
Wartan))
Tonfilme (jeweils ungenannte Nebenrolle)
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