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Zu Marija Leikos herausragenden Interpretationen zählten Rollen in
Klassikern ebenso wie in Stücken der Moderne, so brillierte sie unter anderem 1918 als Hanneles Mutter in Max Reinhardts Inszenierung
der Traumdichtung "Hanneles Himmelfahrt"1) von
Gerhart Hauptmann1), als Angélique,
Tochter des Protagonisten Argan, in der Molière-Komödie "Der eingebildete Kranke"1) und als Ophelia
sowie später als Königin Gertrude in der Shakespeare-Tragödie "Hamlet"1) und auch mit
dem Part des Gretchen in Goethes "Faust"1) oder
der Christine Linde1)
in "Nora oder Ein Puppenheim"1)
von Henrik Ibsen1)
(u. a. "Volksbühne" 1918 mit Lucie Höflich in der Titelrolle) wusste sie zu überzeugen.
Als Ibsen-Interpretin gestaltete sie beispielsweise am "Stadttheater
Leipzig" unter der Regie von Max Martersteig1) die
Margrete in "Die Kronprätendenten"1) (1913) und in der Inszenierung von Adolf Winds
(1856 1927) die Thea Elvsted in "Hedda Gabler"1) (1914)
an der Seite von Hauptdarstellerin Irene Triesch1). In Frankfurt gab sie die Hilde Wangel in
"Baumeister Solness"1) (1915) neben
Albert Steinrück in der Titelrolle des Halvard Solness (Regie:
Arthur Hellmer1)) → ibsenstage.hf.uio.no. Ende der 1910er Jahre begann für die inzwischen 30-Jährige eine ebenfalls erfolgreiche Karriere als Stummfilm-Darstellerin, sie zeigte sich in Krimis, Lustspielen und Melodramen ebenso sicher wie in historischen Stoffen. Unter der Regie ihres Lebensgefährten Johannes Guter gab sie ihr Leinwanddebüt als junge Gräfin Wittkowska in dem Krimi "Die Diamantenstiftung"1) (1917) an der Seite von Ernst Reicher als Detektiv Stuart Webbs1). Mit Albert Bassermann in der Doppelrolle der Brüder Bernd und Erik van Zaarden drehte sie das Drama "Die Brüder von Zaarden" (1918), gemeinsam mit Otto Gebühr, Heinz Salfner und Eva Speyer die von Willy Grunwald1) in Szene gesetzte Fantasy-Story "Die Vase der Semiramis"2) (1918). Unter der Regie von Johannes Guter entstanden die tragisch endenden Geschichten "Das Glück der Irren" (1919), "Die Augen im Walde" (1919) nach dem Roman "Dornröschen" von Adolf Paul1), "Die Frau im Käfig" (1919) und "Ewiger Strom"1) (1920), dann trennten sich auch (vorerst) beruflich die Wege des Paares; bereits vor Guters Heirat mit der Opernsängerin Heidy Wilms (01.05.1919) war die private Beziehung gescheitert. Ungemeine Popularität erlangte Marija Leiko durch ihre Rolle der spanischen Tänzerin am bayerischen Königshof Lola Montez1) in Rudolf Walther-Feins1) Historiendrama "Lola Montez. Am Hofe Ludwigs I. von Bayern" (1919). Es folgten weitere Produktionen mit der Schauspielerin in prägnanten Rollen, so unter anderem der Irene, Freundin von Jura-Student Hans Conrad, dem Anführer der Revolutionäre (Martin Wolfgang; 188911944)), im 3. Teil ("Der Diktator, Der Sturz eines Volkstribuns") von Friedrich Wilhelm Murnaus1), heute als verschollen geltender Episodenfilm "Satanas"1) (1920) oder die Dramen "Das Opfer der Ellen Larsen"2) (1921), "Verlogene Moral"3) (1921) und "Am Webstuhl der Zeit"1) (1921). In dem von Hanns Kobe nach dem gleichnamigen Drama1) von Gerhart Hauptmann1) gedrehten Stummfilm "Die Ratten"1) (1921) war sie neben Stars wie Lucie Höflich (Frau John), Eugen Klöpfer (Herr John) oder Emil Jannings (Bruno Mechelke) als Dienstmädchen Pauline Piperkarcka zu sehen, mimte einmal mehr für Rudolf Walther-Fein die "Lotte Hagedorn" (1921) in der Verfilmung des gleichnamigen Alt-Berliner Romans von Felix Philippi1) und für Max Mack1) "Die Schneiderkomtess" (1922). Nach der Titelfigur in dem Melodram "Der Schatz der Gesine Jakobsen" (1923) mit unter anderem Paul Wegener und Reinhold Schünzel ließ die Popularität von Marija Leiko allmählich nach und sie stand nur noch für wenige Produktionen mit Nebenrollen vor der Kamera. Zu einer neuerlichen Zusammenarbeit mit Johannes Guter kam es mit der Romanze "Am Rüdesheimer Schloss steht eine Linde"1) (1928), wo Leiko als Mutter des Studenten Fritz von Hohenstein (Werner Fuetterer) in Erscheinung trat, der sich in Christl (Vera Schmiterlöw), die ebenso hübsche wie blonde Tochter des alten Schmiedemeisters Wangen (Alwin Neuß) verliebt. Mit dem Part der Katherina Rezek, Mutter von Milada (Grete Mosheim), in dem von Richard Oswald nach dem Roman "Der heilige Skarabäus" von Else Jerusalem1) inszenierten Streifen "Die Rothausgasse"1) (1928) sowie ihrer Mitwirkung in dem von Hans Behrendt1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Leonhard Frank1) realisierten Stummfilm "Die Räuberbande" (1928) beendete Marija Leiko ihre Stummfilmkarriere, widmete sich wieder ihrer Arbeit am Theater, musste sich jedoch auch hier mit kleineren Aufgaben begnügen → Übersicht Stummfilme. Nach der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten ging die Schauspielerin 1933 in ihre Geburtsstadt Riga zurück, veröffentlichte im darauffolgenden Jahr das gemeinsam mit der lettischen Schriftstellerin und Kunstmäzenin Austra Oziliņa (1890 1941) verfasste Drama "Marija Vaļevska" über Maria Walewska1), Geliebte Kaiser Napoleons I.1) und Mutter des gemeinsamen Sohnes Alexandre Colonna-Walewski1). 1935 reiste Marija Leiko nach Tiflis1), um ihre Enkelin zu sich zu holen, da ihre Tochter Nora, verheiratet mit einem pensionierten, sowjetischen Diplomaten, bei der Geburt verstorben war. Auf dem Rückweg nach Riga wurde sie in Moskau1) von Freunden überredet für einige Spielzeiten am Moskauer lettischen Theater "Skatuve" ("Die Bühne") zu gastieren. Diese Entscheidung kostete Marija Leiko das Leben, am 3. Februar 1938 starb sie erst 50-jährig im Zuge der von Josef Stalin1) veranlassten und vom sowjetischen Politbüro gebilligten Terrorkampagne, der sogenannten "Großen Säuberung"1). In Moskau geriet sie in den Sog stalinistischer Säuberungen, man bezichtigte sie der Spionage für Deutschland und setzte sie harter Verhöre im Gefängnis aus. Schließlich sah die Ex-Schauspielerin keinen anderen Ausweg als den Selbstmord und erhängte sich in ihrer Zelle mit einer Socke. Anderen Quellen zufolge soll sie aufgrund angeblich konterrevolutionärer, lettisch-nationalistischer Aktivitäten verhaftet und nach einem zehnminütigem Schauprozess auf dem NKWD1)-Exekutionsplatz Butowo1) erschossen worden sein.*) Was mit ihrer erst drei Jahre alten Enkelin geschah, bleibt im Dunkeln; erst rund zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod wurde die Schauspielerin Marija Leiko 1957/58 rehabilitiert. Ihre Memoiren "Mans atmiņu dārzs" (dt. "Mein Garten der Erinnerung" erschienen noch zu ihren Lebzeiten als Fortsetzung in der Tageszeitung "Jaunākās ziņas" (Riga) zwischen dem 27. April und 18. Mai 1929 sowie 7. Februar bis 14. März 1931. |
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Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch | ||||
*) Weitere Quelle: Kay
Weniger: "Es wird im
Leben dir mehr genommen als gegeben…"; Lexikon der aus Deutschland
und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 (ACABUS
Verlag, Hamburg 2011, S. 302/303). Laut Kay Weniger war das Paar
verheiratet, laut Wikipedia war Marija Leiko die Lebenspartnerin von
Johannes Guter (= 1. Ehe mit der lettischen Schauspielerin Mirdza Schmitchene, 2. Ehe
(ab 01.05.1919) mit der Opernsängerin Heidy Wilms) Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de Lizenz Foto Marija Leiko: Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, ) ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt. |
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