Der Schauspieler und spätere Aufnahmeleiter/Produktionsleiter Fred Louis Lerch
wurde am 28. März 1902 als Alois Lerch in Ernsdorf
(heute Teil der Marktgemeinde Staatz1),
Niederösterreich) geboren. Er
besuchte in Wien ein Gymnasium, welches er mit der Matura (Abitur)
abschloss, anschließend studierte er drei Semester lang Jura.
Bereits als
Schüler interessierte sich Lerch für das Theater bzw. die
Schauspielerei, wie er sein Publikum später wissen ließ: "Schon als Schüler war ich einer der Hauptdarsteller in den Vorstellungen,
die das Gymnasium arrangierte. Schillers "Räuber"1), Shakespeares
"Wie es Euch gefällt"1) und eine Reihe von
Molièreschen1) Stücken standen auf dem Programm. Die Schülervorführungen wurden von den
Studentenvorstellungen abgelöst Auch hier war ich immer der erste an der Rampe."*)
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In
einem Wiener Kaffeehaus will er dann für den Film entdeckt worden
sein und erhielt von Regisseur Mano Ziffer-Teschenbruck1) eine erste kleinere Rolle in dem Streifen "Die Menschen nennen es Liebe" (1922).
Nach weiteren, eher unbedeutenderen Aufgaben in stummen
Produktionen betraute ihn Max Neufeld1) in
dem Melodram "Ein Walzer von Strauß"1) (1925) mit einer
größeren Aufgabe, in der von Jacques Feyder1)
nach der Novelle "Carmen"1)
von Prosper Mérimée1) aufwendig inszenierten und für Stummfilm-Zeiten ungewöhnlich langen
Adaption "Carmen"1) (1926) konnte er dann neben
Raquel Meller1)
in der Titelrolle der rassigen Carmen mit dem Part des Don José,
glänzen. Auch in dem von Jakob Fleck/Luise Fleck1)
nach dem gleichnamigen
Theaterstück1) von Arthur Schnitzler1)
realisierten Stummfilm "Liebelei"1) (1927) spielte er als Student Fritz Lobheimer die männliche
Hauptrolle. Partnerin war die damals
blutjunge Evelyn Holt, mit der er
als Maler Paul Rönning auch für das Drama "Freiwild" (1928)
mit dem Untertitel "Der Leidensweg der Anna Riedel" vor der
Kamera stand, gedreht von Holger-Madsen1)
nach nach dem Schnitzler-Schauspiel "Freiwild"1)
→ filmportal.de (Foto).
Fred Louis Lerch 1928
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikipedia;
Ross-Karte Nr. 1970/1 (Ausschnitt);
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier |
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Fred Louis Lerch etablierte sich in der Filmszene vornehmlich als romantischer Liebhaber,
mimte unter anderem in der schwedischen Produktion bzw. dem Liebesmelodram "Versiegelte
Lippen"1) (1927, "Förseglade
läppar") unter der Regie von Gustaf Molander1) neben
Mona Mértenson (1902 1956) als die Waise Angela den Maler Frank Wood
oder drehte mit Regisseur Friedrich
Zelnik sowie dessen Ehefrau Lya Mara als
Partnerin das turbulente Lustspiel "Heut' tanzt Mariett"1) (1928).
Fred Louis Lerch war vom Film fasziniert, der für ihn "der modernste Ausdruck unseres modernen
Lebens" war. "Sein unwiderstehliches Tempo, seine Universalität reizen mich immer von neuem.
Ich möchte ein Schauspieler werden, der gerade diese
ungeheure Fülle der Ausdrucksmöglichkeiten, dieses gesteigerte Lebensgefühl besonders frappant, fesselnd
und lebensecht zum Ausdruck zu bringen vermag."*)
Die dramatischen Stoffe schienen dem attraktiven Mann besonders zu liegen,
einmal mehr mit Molander drehte er die Dreiecks-Geschichte "Dr. Monnier und die Frauen"2) (1928) und
trat als der Arzt Dr. Léon Monnier in Erscheinung, der sich zu der schönen,
leichtlebigen Nita Duval (Margit Manstad; 19021996) hingezogen fühlt und diese
heiratet, was sich als folgenschwer-tragische Entscheidung erweist. Wenig
später zeigte sich Lerch als Hauptdarsteller in zwei von Richard Eichberg1)
inszenierten Filmen: In dem nach dem Roman "Das Bekenntnis" von Clara Ratzka1) entstandenen Eifersuchts-Drama "Rutschbahn"1) (1928) mit dem Untertitel "Schicksalskämpfe eines Sechzehnjährigen"
tauchte er neben Fee Malten,
Erna Morena und
Heinrich George als der smarte Russe Boris Berischeff
auf, in der frei nach einer Novelle von Hans Kyser1) gedrehten deutsch-britischen Produktion "Großstadtschmetterling"1) war er als
Pariser Bohémien bzw. russischer Maler Kusmin zu sehen, der eine schöne Chinesin
mit zweifelhafter Vergangenheit liebt und durch sein Misstrauen ins Unglück stürzt die
chinesische Tänzerin Mah verkörperte der chinesisch-amerikanische
Filmstar Anna May Wong1). Friedrich Zelnik
setzte mit Ehefrau Lya Mara in der Titelrolle und Lerch als Kunstreiter
Felix Rimsky die melodramatische Geschichte "Mary Lou"1) (1928)
in Szene und auch in Zelniks Verfilmung "Der rote Kreis"1) (1929)
nach dem Roman "The Crimson Circle" von Edgar Wallace1) machte
er als Jack, Sohn des ermordeten Birdmore, der sich in die Betrügerin
Thalia Drummond (Lya Mara) verliebt, eine gute Figur.
Anschließend folgten noch zwei Stummfilme, in denen er als Partner von Liane Haid zu sehen war,
Robert Lands1) Komödie "Spiel um den Mann"1) (1929) und
Victor Jansons
Adaption "Schwarzwaldmädel" (1929) nach der gleichnamigen
Operette1) von Leon Jessel1) (Musik)
und August Neidhart1) (Libretto) → Übersicht
Stummfilme.
Mit Beginn des Tonfilms war die Karriere des erst knapp 30-Jährigen vermutlich
wegen mangelnder Sprachtechnik praktisch beendet. Manfred Noa1) besetzte ihn
noch in dem Biopic "Der Walzerkönig" (1930) neben Hans Stüwe in der Titelrolle des
Johann Strauss1)
als dessen Bruder Josef Strauss1),
in Johannes
Guters1) Verwechslungskomödie "Um eine Nasenlänge"1) (1931) kam er als der Radrennfahrer
Paul Renz bzw. Freund des Zeitungsfahrers Hans Dampf (Sigfried Arno) daher und in
dem musikalischen Streifen "Student sein, wenn die Veilchen blühen" (1931; Regie:
Heinz Paul1))
stand er unter anderem mit Anita Dorris
vor der Kamera. Es folgte noch ein
Part in "Die vom 17er Haus"3) (1932; Regie:
Artur Berger1)),
ein Wahl-Werbefilm der
Sozialdemokraten für die Wiener Landtagswahlen am 24. April 1932. Der sozial-utopische Film spielt im Jahr 2032, in dem zahlreiche Wolkenkratzer mit Glasfassaden den
Stephansdom umgeben. Um diese Schreckensvision einer lebensunwerten Stadt nicht eintreten zu lassen, sollten die
Wiener gemäß dem Wahlspruch am Ende des Films handeln:
"Seid gescheit! Das rote Wien siegt! Wählt sozialdemokratisch!".4)
Fred Louis Lerch verabschiedete anschließend sich für rund zwei Jahrzehnte von der
Filmszene, die Gründe sind ebenso unbekannt wie der nachfolgende
Lebensweg. Erst ab 1951 trat er als Aufnahmeleiter bzw.
Produktionsmanager für wechselnde deutsche Filmgesellschaften, die vor allem
die damals populären Heimatfilme realisierten, wieder auf den Plan. Zu
den bekanntesten Produktionen, an denen Lerch beteiligt war, zählen Georg Wildhagens
Heimat-Melodram "Hochzeitsglocken"1) (1953) mit
Marianne Hold,
Rudolf Jugerts1)
Adaption "Der Meineidbauer"1) (1956)
nach dem gleichnamigen
Volksstück1) von Ludwig Anzengruber1) mit
Carl Wery und
Heidemarie Hatheyer,
Eduard von Borsodys1)
Liebesfilm "Dany, bitte schreiben Sie
"1) (1956)
mit Sonja Ziemann und
Rudolf Prack,
Hans Grimms1)
Geschichte "Kleiner Mann ganz groß"1) (1957) mit
Sohn Oliver Grimm
und Joachim Fuchsberger,
Hans Albins1)
Schlager- und Heimatfilm "Drei weiße Birken"1) (1961)
sowie zuletzt der TV-Krimi "Sessel am Kamin"5)
(1963, Regie: Raoul Wolfgang Schnell1)) → mehr bei IMDb
(Produktionsleitung). Als Darsteller wirkte Lerch zudem unter der Regie
von Herbert Fischer1)
in dem in Bochum,
nach einem Script von Frank Leberecht gedrehten Unterrichtsfilm bzw. Dokumentarfilm
mit Spielhandlung "Der
Platz an der Halde"2) (1954)
mit und hatte einen kleinen Auftritt als Leiter des Gartenbauamtes → lokalkompass.de.
Der einstige Stummfilmstar und Frauenschwarm Fred Louis Lerch starb am 26. August 1985 im
Alter von 83 Jahren in München1). Er war mit seiner Kollegin Grete Reinwald (1902 1983) verheiratet,
die ebenfalls eine Karriere im Stummfilm gemacht hatte.
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*) Fred Louis Lerch. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler – Wir über uns
selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) www.film.at,
5) Die Krimihomepage
4) Quelle: Wikipedia (Artikel zu Artur Berger)
Lizenz Foto Fred Louis Lerch (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist
gemeinfrei, weil
ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod
des Urhebers.
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Filme (als Darsteller)
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung, film.at)
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Stummfilme
- 1922: Die Menschen nennen es Liebe (R: Mano Ziffer-Teschenbruck;
als ?)
- 1922: Die drei Zigarren (R: Karl
Leiter; als ?) → IMDb
- 1923: Das Bildnis
/ Herrin der Pussta (R: Jacques Feyder;
mit Arlette
Marchal als Madeleine Fontevrault (das Bildnis);
als der Maler)
- 1923: Opfer des Hasses (R: Hanns
Marschall; als Bräutigam von Leja (L. Mandl), der Tochter des jüdischen
Fabrikanten Goldschmidt (Julius
von Szöreghy)) → viennale.at,
film.at,
stummfilm.at
- 1925: Die Tochter der Frau von Larsac (R: Jakob Fleck/Luise Fleck;
als ?) → IMDb
- 1925: Ein Walzer von Strauß (R: Max Neufeld;
als Dr. Poldi Mahler)
- 1926: Carmen
(Produktion:
Frankreich; nach der Novelle "Carmen"
von Prosper
Mérimée; R: Jacques Feyder;:
mit Raquel
Meller in der Titelrolle; als der junge Soldat Don José
Lizarrabengoa)
- 1926: Der Jüngling aus der Konfektion (R: Richard Löwenbein;
mit Curt
Bois als Titelheld Moritz Spiegel: als ?)
→ Zensurentscheidung,
IMDb
- 1927: Liebelei (nach
dem gleichnamigen
Schauspiel von Arthur
Schnitzler; R: Jakob Fleck/Luise Fleck;
als der Student Fritz Lobheimer, Evelyn
Holt als Christine, Tochter des alten Cellisten Weyring (Jaro
Fürth))
- 1927: Die Familie ohne Moral
(nach der Sitemkomödie "Ledige Leute" von Felix
Dörmann; R: Max Neufeld; als Toni) → IMDb
- 1927: Nocturne (Produktion: Frankreich; R:Marcel Silver (1891?);
als der Offizier, Raquel Meller als
Rosa Martinez de Almeida; Kurzinfo: Eine kranke Frau wartet auf einen Mann, der in den Krieg gezogen ist,
merkt jedoch nicht, dass dieser im Hotelzimmer neben ihr schläft.) → IMDb
- 1927: Ich habe im Mai von der Liebe geträumt (R: Franz Seitz sen.;
als Fritz)
→ Wikipedia
(Info zum Titelschlager)
- 1927: Das Fürstenkind / Der Fürst der schwarzen Berge
(nach der Operette "Das
Fürstenkind" von Franz
Lehár unter
Verwendung einer Figur aus dem Roman "Le roi des
montagnes" von Edmond
About; R: Jakob
Fleck und Luise
Fleck;
mit Harry
Liedtke als Räuberhauptmann Hadschi Stavros, Fürst von
Parnes; als Vivian
Gibson als Bankierstochter
Mary Ann Barley; als Bill Harrys, ein amerikanischer Offizier)
- 1927: Versiegelte Lippen
/ Förseglade läppar (Produktion: Schweden/Deutschland; R: Gustaf Molander;
als der Künstler Frank Wood, Mona Mértenson (19021956) als
die Waise Angela)
- 1927: Eheskandal im Hause Fromont jun. und Risler sen. (nach
dem Roman "Fromont jeune et Risler aîné" von
Alphonse
Daudet; R: Anders Wilhelm Sandberg;
als Franz Risler jun.)
- 1928: Freiwild / Der Leidensweg der Anna Riedel
(nach
dem Schauspiel "Freiwild"
von Arthur Schnitzler;
R: Holger-Madsen; mit Evelyn
Holt als die junge Schauspielerin Anna Riedel; als Maler Paul Rönning)
- 1928: Dr. Monnier und die Frauen
/ Parisiskor (Produktion: Deutschland/Schweden; R: Gustaf Molander;
als Arzt Dr. Léon Monnier) → Murnau Stiftung
- 1928: Heut' tanzt Mariett
(R:
Friedrich Zelnik;
mit dessen Ehefrau Lya
Mara in der Titelrolle; als Robert van Dammen,
Freund des jungen Malers (Harry
Halm)) → filmportal.de
- 1928: Mädchenschicksale (R:
Richard Löwenbein;
als Lutz, Vera Schmiterlöw
als Irina) → IMDb
- 1928: Die kleine Sklavin (nach
der Tragikomödie von Dietzenschmidt;
R: Jakob Fleck/Luise Fleck;
als "Artisten-Franz",
der Mädchenhändler; Grete
Mosheim als Lilli, Pflegetochter von Herrn Schmidt (Fritz
Richard))
- 1928: Rutschbahn. Schicksalskämpfe eines Sechzehnjährigen
(nach dem Roman "Das Bekenntnis" von Clara
Ratzka;
R: Richard Eichberg;
mit Fee
Malten als Tochter der Gutsherrin (Erna
Morena) aus erster Ehe; als der junge
Russe Boris Berischeff) → filmportal.de
- 1929: Großstadtschmetterling
(Produktion: Deutschland/Großbritannien; frei nach einer Novelle von
Hans Kyser;
R: Richard Eichberg; mit Anna
May Wong als die schöne chinesische Tänzerin Mah; als der
russische Maler Fedja Kusmin)
→ filmportal.de
- 1928: Mary Lou
(R: Friedrich Zelnik; mit dessen
Ehefrau Lya
Mara in der Titelrolle der aus Russland geflohenen
Artistin Mary Lou; als deren Landsmann, der Kunstreiter Felix
Rimsky, einst ein Gardeoffizier des Zaren)
- 1929: Der rote Kreis
(nach dem Roman "The Crimson Circle" von Edgar
Wallace; R: Friedrich Zelnik;
als Jack Birdmore, Sohn des ermordeten Birdmore, der sich in die Betrügerin Thalia Drummond (Lya Mara) verliebt)
→ filmportal.de
- 1929: Spiel um den Mann (R: Robert Land;
als Dr. Paul Riedl; Liane
Haid als Komtesse Mizzi Prachs-Lehndorff,
Enkelin der verarmten, blinden Fürstin Prachs-Lehndorff (Anna
Kallina))
- 1929: Schwarzwaldmädel (nach
der gleichnamigen
Operette von Leon
Jessel (Musik) und August
Neidhart (Libretto);
R: Victor Janson;
mit Liane Haid als Hanni, Tochter von Domkapellmeister Blasius Römer
(Walter
Janssen);
als Paul Lubin)
Tonfilme
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