Die Schauspielerin Hanna Ralph wurde am 25. September 1888 als Johanna Antonia Adelheid Günther im bayerischen Bad Kissingen1) geboren, wuchs später in München auf. Die Tochter eines Schauspielerpaares kam bereits früh mit der Bühne in Berührung, spielte schon als sechsjähriges Kind einen Engel in einer Märchenaufführung. 
Portrait Hanna Ralph vor 1920 des Malers Friedrich August von Kaulbach (1850 – 1920); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Nach eigenen Angaben*) hatte die junge Johanna keinen anderen Wusch, als Schauspielerin zu werden: "Meine Eltern waren trotz meiner Erfolge nicht sehr mit meiner Bühnenlaufbahn einverstanden, sie hätten es lieber gesehen, wenn ich einen anderen leichteren Beruf ergriffen hätte. Ich besuchte die verschiedensten Mädchenlyzeen in allen möglichen Städten, da meine Eltern immer wieder ihr Tätigkeitsfeld woanders hin verlegten. Ich lernte fremde Sprachen und brachte es in ihnen zu großer Vollkommenheit. Langjähriger Aufenthalt im Ausland trug dazu bei."*)
Zur Spielzeit 1913/14 erhielt die junge Nachwuchs-Mimin dann ein Engagement am "Schauspielhaus Frankfurt"1), wechselte anschließend an das "Stadttheater Mainz"1) (1914/15) sowie 1916 nach Hamburg an das "Stadttheater"1). 1917 holte sie der damalige Intendant Victor Barnowsky1) (1875 – 1952) nach Berlin an das "Lessingtheater"1) und bald wurde auch der Film auf die attraktive Frau aufmerksam. Einen ersten Leinwandauftritt hatte sie unter der Regie von Ludwig Beck1) gleich mit einer Hauptrolle in dem Drama "Die entschleierte Maja"1) (1917) als Partnerin von Walter Janssen, Rudolf Meinert1) besetzte sie wenig später in seinem nach dem Roman "Ferdinand Lassalle" von Alfred Schirokauer1) realisierten Biopic "Ferdinand Lassalle"1) (1918) mit dem Untertitel "Des Volkstribunen Glück und Ende" als Gräfin Sophie von Hatzfeldt1), Sozialistin und Lebensgefährtin des Führers der Arbeiterbewegung Ferdinand Lassalle1), dargestellt von Erich Kaiser-Titz.
 
Foto: Portrait Hanna Ralph vor 1920
des "Münchener Malerfürsten" Friedrich August von Kaulbach1) (1850 – 1920)
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Hanna Ralph wurde meist als Typus der schönen, eleganten Frau besetzt, so auch in Victor Jansons Drama "Der Mann der Tat"2) (1919) mit dem berühmten Emil Jannings (1884 – 1950), der 1919 kurzzeitig (bis 1921) ihr Ehemann wurde und mit dem sie wiederholt vor der Kamera stand. Die Schauspielerin gehörte in den 1920er Jahren mit Hauptrollen zur Besetzung etlicher Produktionen, die in die Filmgeschichte eingingen, etwa als (Ex)-Freundin des Grubenarbeiters Robert Herne (Emil Jannings), der in Hans Werckmeisters1) Science-Fiction-Klassiker "Algol. Tragödie der Macht"1) (1920) von Außerirdischen des Planeten Algol eine geheimnisvolle Maschine erhält und damit Macht und Einfluss gewinnt. In ihren nachfolgenden Filmen trat sie sich meist an der Seite von Jannings in Erscheinung, so beispielsweise in dem Episoden-Streifen "Der Schädel der Pharaonentochter "1) (1920), als Katja, Braut des Karamasoff-Sohns Dimitri (Jannings), in der Adaption "Die Brüder Karamasoff"1) (1920) nach dem gleichnamigen Roman1) von Fjodor Dostojewski1) mit Fritz Kortner als der alte Karamasoff oder als Donna Juana, Tochter des Schlossherrn von Olivera Marqués de Barrios (Hans Sturm1)) bzw. Verlobte von Don Perez (Carl Ebert1)) in dem Drama "Der Stier von Olivera"1) (1920) nach dem Drama von Heinrich Lilienfein1) mit Jannings in der Hauptrolle des brutalen Generals François Guillaume.

Hanna Ralph vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Hanna Ralph vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
In der lange als verschollen geltenden, von Franz Seitz sen. nach Motiven des Dramas "Das zweite Leben" von Georg Hirschfeld1) inszenierten, im London des 16. Jahrhunderts angesiedelten Monumentalfilm "Der Favorit der Königin"1) (1922) überzeugte sie neben Kollegen wie Erich Kaiser-Titz (Lord Surrey1), der Favorit der Königin), Wilhelm Kaiser-Heyl1) (Arzt Sir Gordon Pembroke), Oscar Marion (Duke of Warwick1)) oder Carl Goetz1) (Narr) als "mimisch ausdrucksvolle" Königin Elisabeth I.1), wie die Berliner Zeitung "B.Z. am Mittag"1) (02.01.1923) notierte. "Max Schreck gibt eine grotesk-komische Nebenrolle. Den Leichenhändler Jack formt er zu einem Halunken Shakespearscher Prägung. Er verleiht dem Film einen kräftigen Schuss bizarrer Phantastik und überspitzten Humors." kann man bei filmblatt.de lesen → siehe auch www.dhm.de.
Als Manfred Noa1) sein zweiteiliges Troja-Epos "Helena"1) (1924) mit Edy Darclea als Titelheldin auf die stumme Leinwand bannte, gehörte auch Hanna Ralph als Andromache1), Gemahlin des trojanischen Helden Hektor1) (Carl de Vogt) zur hochkarätigen Besetzung: Die italienische Stummfilm-Diva Edy Darclea (1895 – ?) mimte die Titelheldin Helena1), Wladimir Gaidarow den strahlender Königssohn Paris1), Albert Steinrück den König Priamos1), Adele Sandrock dessen Gattin Hekabe1) und Friedrich Ulmer den König von Sparta, Menelaos1). Der aufwendige Monumental-Film, basierend auf Motiven der antiken Ilias-Sage1) von Homer1) mit einem Drehbuch von Hans Kyser1), erregte auch durch spektakuläre Massenszenen Aufsehen, ist heute jedoch nicht mehr als Originalfassung erhalten → Fünf-Seen-Filmfestival
Ein weiteres monumentales, viel beachtetes Werk war Fritz Langs1), ebenfalls als Zweiteiler angelegte, unter freier Verwendung des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes1), epische Verfilmung "Die Nibelungen"1) (1924), in dem Hanna Ralph vor allem im ersten Teil "Siegfried"2) (1924) neben Protagonist Paul Richter als kriegerische Amazone Brunhild1) Furore machte. "Der Film überzeugte durch seine perfekte, malerische Bildkomposition, einen großen Aufwand an Ausstattung und Masken, innovative Tricks und visuelle Effekte sowie durch hervorragende schauspielerische Leistung. Für Paul Richter war die Heldenrolle des Siegfried1) wie maßgeschneidert. Theodor Loos spielt den schwachen, wankelmütigen König Gunther1) herausragend, Hans Adalbert Schlettow verkörpert einen grimmigen, finsteren Hagen von Tronje1), Rudolf Klein-Rogge einen wilden und exotischen König Etzel1)." notiert Wikipedia. Im zweiten Teil "Krimhilds Rache"2) mit Margarete Schön wie schon in Teil 1 als Kriemhild1) tauchte Brunhild nur noch in der Rückblende auf. Die DVD "Die Nibelungen" ist im Rahmen der "SZ Stummfilm Edition" veröffentlicht worden und erschien im Oktober 2012 → Murnau Stiftung.
   

Abbildung DVD-Cover "Die Nibelungen" zur Verfügung gestellt von "Süddeutsche Zeitung Cinemathek"; Copyright "Süddeutsche Zeitung Cinemathek" und "Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung" (FWMS)

Hanna Ralph als Brunhild in "Die Nibelungen" (1924); Quelle: Wikimedia Commons; Ross-Karte Nr. 672/8 (Decla-Ufa-Film, 1924); Urheber: Unbekannt; Lizenz: gemeinfrei

Abbildung DVD-Cover freundlicherweise zur Verfügung
gestellt von "Süddeutsche Zeitung Cinemathek";
© "Süddeutsche Zeitung Cinemathek" und
"Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung" (FWMS)
Szenenfoto: Hanna Ralph als Brunhild in "Die Nibelungen"
Quelle: Wikimedia Commons; Ross-Karte Nr. 672/8
 (Decla-Ufa-Film, 1924); Urheber: Unbekannt
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
  
Danach begann Hanna Ralphs Stern allmählich zu sinken, in ihren nachfolgenden Filmen musste sie sich mit kleineren, wenn auch prägnanten Nebenrollen zufrieden geben, so beispielsweise als Herzogin von Parma in Friedrich Wilhelm Murnaus1), unter anderem auf Motiven von Goethes "Faust"1) basierenden Klassiker "Faust – Eine deutsche Volkssage"1) (1926), welches vom dominanten Spiel Gösta Ekmans (Faust), Emil Jannings (Mephisto) und Camilla Horns (Gretchen) geprägt war. Zu ihren letzten Stummfilmrollen zählte die tragende Figur der Madame Bertrand, Gattin des Generals Henri-Gatien Bertrand1) (Philippe Hériat1)), in dem von Lupu Pick in Szene gesetzten Historien-Streifen "Napoleon auf St. Helena"1) (1929) mit dem legendären Charaktermimen Werner Krauß als französischem, in die Verbannung geschickten Kaiser Napoléon Bonaparte1) → Übersicht Stummfilme.
  
Mit Beginn der Tonfilm-Ära war die filmische Karriere von Hanna Ralph so gut wie beendet, lediglich in drei Produktionen zeigte sie sich (vorerst) noch einmal auf der Leinwand: In der deutsch-französischen Produktion bzw. der ganz auf Iván Petrovich zugeschnittenen Geschichte "Der König von Paris"2) (1930) stellte sie in der deutschen Version als Herzogin von Marsignac die Mutter von Henri (Rolf von Goth) dar, in dem Heimat-Drama "Der sündige Hof" (1933) spielte sie die Ehefrau des Bauern Thomas (Theodor Autzinger1)), konnte dann in der freien Verfilmung "Martha" (1936) nach der musikalischen Vorlage "Martha oder Der Markt von Richmond"1) von Friedrich von Flotow1) neben den Opernstars Carla Spletter1) (Lady Harriet alias Martha) und Helge Roswaenge (Pächter Lyonel) sowie Georg Alexander (Lord Tristan Mickleford) noch einmal als Königin Anne von England1) glänzen.
Auch ihre Arbeit am Theater fand Ende der 1930er Jahre ein Ende, letzte Bühnenengagements erhielt sie zur Spielzeit 1937/38 an den "Münchner Kammerspielen"1) sowie etwas später in Berlin am "Deutschen Theater"1), danach zog sie sich ins Privatleben zurück. Lediglich im Nachkriegsfilm übernahm sie in der Gaunerkomödie "Der blaue Stern des Südens"1) (1951; Regie: Wolfgang Liebeneiner1)) sowie in dem von Harald Reinl1) nach dem Bühnenstück "Das unheilige Haus" von Hans Naderer1) mit Olga Tschechowa und Frits van Dongen gedrehten Melodram "Hinter Klostermauern"1) (1952) als Oberin Madeleine bzw. General-Oberin noch einmal kleinere Aufgaben → Übersicht Tonfilme.
Hanna Ralph, die 1968 mit dem "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" ausgezeichnet worden war, starb am 25. März 1978 im hohen Alter von 89 Jahren in Berlin.
In erster Ehe war sie von 1908 bis 1911 mit dem Bergbau-Ingenieur Hans Schmidt (1885 – ?) verheiratet, ihre 1919 geschlossene Ehe mit Emil Jannings hielt nur bis 1921. Auch die 1923 geschlossene Verbindung mit Regisseur Fritz Wendhausen1) (1890 – 1962), mit dem sie den Stummfilm "Der Herr Generaldirektor"1) (1925) drehte, endete 1931 vor dem Scheidungsrichter. Noch im selben Jahr heiratete sie in vierter Ehe den Arzt Dr. med. Ernst Albrecht Sonntag, doch auch diese Ehe hatte nur wenige Jahre Bestand und wurde 1938 in München geschieden → Wikipedia (Einzelnachweise).
  
 

Hanna Ralph etwa um 1918 auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930), veröffentlicht
in der Mode-Zeitschrift "Die Dame"1) (01/1918)
Quelle: Wikimedia Commons;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Hanna Ralpf etwa um 1918 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864–1930), veröffentlicht in der Mode-Zeitschrift "Die Dame" (01/1918); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
*) Weitere Quelle: Hanna Ralph. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler – Wir über uns selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Lizenz Portrait Hanna Ralph (Urheber: Friedrich August von Kaulbach): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 90 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, cyranos.ch; R= Regie)
Stummfilme Tonfilme
Lizenz Standfoto/Szenenfoto aus "Vensetta" (1919)/"Der Stier von Olivera" (1921): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
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