Die Schauspielerin Emmy Wyda (eigentlich Emmy Wiede) wurde am 2. März 1876 als Tochter des Zahntechnikers Johann Heinrich Wiede und dessen Ehefrau Emilie Wiede-Focking1) (1837 – 1910), eine der ersten Zahnärztinnen in Deutschland, in Danzig1) (heute: Gdansk, Polen) geboren; die Kindergärtnerin (Fröbel1)-Pädagogin) und Kinderbuchautorin Therese Focking1) (1828 – 1911)  war ihre Tante. Seit 1896 sammelte Emmy Wyda erste darstellerische Erfahrungen an etlichen Provinzbühnen wie in Lüneburg1), Barmen1) (heute Stadtbezirk von Wuppertal1)) und auf Norderney1), trat auch in Stuttgart1) und Köln1) auf. 1904 kam sie nach Berlin an das "Schillertheater"1), wirkte in den nachfolgenden Jahren am "Thalia-Theater", am "Theater am Nollendorfplatz"1), am "Theater im Admiralspalast"1), am "Kleinen Theater"1) und zuletzt am "Rose-Theater"1).
Emmy Wyda wandte sich schon früh der aufstrebenden Kinematographie1) zu und trat bereits 1913 neben Protagonistin Alice Hechy in dem Lustspiel "Ilse und ihre drei Freier" in Erscheinung sowie in der ganz auf Henny Porten zugeschnittenen, amüsanten Geschichte "Komtesse Ursel"1), wo sie als gestrenge Erzieherin der Titelheldin eine Rolle mimte, die ihr auf den Leib geschneidert schien.

Foto: Emmy Wyda vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons; NPG-Karte Nr. 663 (Ausschnitt)
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Emmy Wyda vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; NPG-Karte Nr. 663 (Ausschnitt); Lizenz: gemeinfrei
Mit Stummfilm-Star Henny Porten zeigte sie sich auch in der von Rudolf Biebrach in Szene gesetzten Komödie "Auf der Alm, da gibt’s ka Sünd"1) (1915) und präsentiere sich diesmal als sittenstrenge, griesgrämige Tante der stets zu Streichen aufgelegten Käte Hannemann (Porten), die mit ihrer Nichte sowie Kätes nachsichtigem Vater (Biebrach) zur Erholung in die Berge reist. Ebenfalls von (Regie) und mit Biebrach sowie der Porten als Fürstin Solms entstand die lustige Story "Höhenluft"1) (1917) und ihrem Part der Hofdame von Briesen, eine letzte Zusammenarbeit mit  Biebrach und Henny Porten ergab sich bei dem Lustspiel "Die beiden Gatten der Frau Ruth"1) (1919).
Die Schauspielerin machte zwar nie mit den großen Hauptrollen von sich reden, gehörte jedoch ab Mitte der 1910er Jahre in zahllosen Produktionen zu den unverzichtbaren Nebendarstellerinnen. Ihre Domäne waren die Gouvernanten, Hofdamen, Mütter und immer wieder Tanten, mitunter adeligen Geblüts, denen sie vor allem in den Komödien jener Jahre Kontur verlieh. So erlebte man sie 1916 auch in drei Streifen aus der "Klein-Dorrit"-Reihe mit der damals ebenfalls sehr beliebten Dorrit Weixler, "Dorrit bekommt 'ne Lebensstellung", "Dorrits Eheglück" und "Dorittchens Vergnügungsreise" hießen die unterhaltsamen Geschichten, die unter der Regie von dem überwiegend als Schauspieler arbeitenden Paul Heidemann sowie mit Stumfilm-Beau Bruno Kastner entstanden.
  
Bruno Kastner, Dorrit Weixler (Mitte) und Frida Richard (rechts) in dem Stummfilm "Dorittchens Vergnügungsreise" von Paul Heidemann (Oliver-Film, 1921); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000862) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 37) bzw. Bilder aus dem Sammelwerk Nr. 10 / Ross-Verlag 1935; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de
Bruno Kastner, Dorrit Weixler (Mitte) und Emmy Wyda (rechts)
in dem Stummfilm "Dorittchens Vergnügungsreise"
von Paul Heidemann ("Oliver-Film", 1916) → filmportal.de
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000862) aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von
Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 37) bzw. Bilder aus dem
Sammelwerk Nr. 10 / Ross-Verlag 1935
©SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
  
Emmy Wyda wurde von renommierten Regisseuren jener Ära besetzt, in dem von Joe May1) mit Ehefrau Mia May in der weiblichen Hauptrolle gedrehten monumentalem Dreiteiler "Veritas vincit"1) (1919) tauchte sie im dritten Teil auf, Georg Jacoby1) gab ihr in der mit Stummfilmstar  Pola Negri realisierten Produktion "Komtesse Doddy"1)) den Part einer Anstandsdame, oder Carl Froelich1) in dem Drama "Die Kwannon von Okadera"1) (1920) den einer Pflegerin an der Seite der die Titelfigur darstellenden Lil Dagover. In "Die Gezeichneten"1) (1922) nach dem Roman "Elsker hverandre" von Aage Madelung1) mimte sie für Regisseur Carl Theodor Dreyer1) die Schulvorsteherin Anna Arkadjewna, für Ludwig Berger1) in "Ein Glas Wasser"1) (1923) nach dem Lustspiel "Das Glas Wasser"1) von Eugčne Scribe11) neben Mady Christians als Königin Anna1) und Rudolf Rittner1) als Lord Henry Bolingbroke1) eine Hofdame. In dem auch international beachteten, mit Emil Jannings als der Hotelportier gedrehten Klassiker "Der letzte Mann"1) (1924) von Friedrich Wilhelm Murnau1) kam sie als "Dünne Nachbarin" daher, Murnau gab ihr auch eine kleine Rolle in seinem als "Eine deutsche Volkssage" untertitelten Meisterwerk "Faust"1) (1926) mit Gösta Ekman als Faust und Emil Jannings als Mephisto.
Emmy Wyda präsentierte sich unter anderem in der Komödie "Das Fräulein von Kasse 12"1) (1928) als Wirtin der Titelheldin (Dina Gralla), als eine Nachbarin in dem nach dem Roman von Erdmann Graeser1) entstandenen Lustspiel "Lemkes sel. Witwe"1) (1928) oder als Leiterin des vermeintlich zweifelhaften "Grauen Hauses" in dem ebenfalls heiteren Streifen "Fräulein Fähnrich"1) (1929) mit Mary Parker und Fritz Schulz. Zu ihren letzten Arbeiten für den Stummfilm zählte das von Georg Wilhelm Pabst1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Margarete Böhme1) mit der US-amerikanischen Schauspielerin Louise Brooks auf die Leinwand gebrachte Drama "Tagebuch einer Verlorenen"1) (1929) und unter der Regie von Erich Schönfelder1) die Komödie "Fräulein Lausbub"1) (1930) mit Dina Gralla, in der sie als Tante Agathe in Erscheinung trat → Übersicht.Stummfilme.
  
Im Tonfilm fand Emmy Wyda vor allem als "komische Alte" ihren Platz, auch hier waren es immer wieder Tanten und ältliche Damen, die sie unverwechselbar zu gestalten wusste. Einen ersten Auftritt in einer Tonfilm-Produktion hatte sie als Ehefrau von Herrn Weber (Paul Henckels) bzw. Elternpaar eines halbwüchsigem Sohnes (Gustl Gstettenbaur) in dem Lustspiel "Die zärtlichen Verwandten"1) (1930) mit Harald Paulsen und Charlotte Ander in den Hauptrollen. In Frank Wisbars1) ersten Kino-Inszenierung "Im Bann des Eulenspiegels"1) (1932) mit dem Untertitel "Eine lustige Geschichte von der Jagd nach Geld und Liebe" sowie Oskar Karlweis und Ursula Grabley in den Hauptrollen war sie die Tante Ida, in der Komödie "Alles hört auf mein Kommando"2) (1935) mit der legendären Adele Sandrock als inzwischen wenig erfolgreiche Theaterdirektorin Pauline Neuber bzw. Großmutter des in Hella (Marianne Hoppe), Tochter des Theaterkritikers Peter Bergson (Georg Alexander), verliebten Erich (Wolfgang Liebeneiner) die Ehefrau von Herrn Balke (Wilhelm Bendow). Letztmalig sah man sie als ältere Dame in der von Erich Engel1) mit Jenny Jugo und Hans Söhnker gedrehten Liebeskomödie "Nanette"1) (UA: 23.01.1940) auf der Leinwand sowie als Fräulein von Steuben in dem "oft unfreiwillig komischen Rührstück"3) bzw. der im Künstlermilieu angesiedelten Jungmädchengeschichte "Aufruhr im Damenstift"4) (1941), inszeniert von F. D. Andam1) (eigentlich Friedrich Dammann) nach dem Lustspiel von Axel Breidahl (1876 – 1942) mit renommierten, vom Theater bekannten Charakterdarstellerinnen wie Maria Landrock1), Hedwig Bleibtreu und Pepi Glöckner-Kramer → Übersicht Tonfilme.
 
Emmy Wyda, die auch einige ostpreußische Mundart-Gedichte wie "Mädchen vom Land" verfasste (→ ostpreussen-humor.de) bzw. 1939 das Buch mit lustigen Versen "Greift nur hinein" veröffentlichte, starb am 22. Januar 1942 im Alter von 65 Jahren in der Berliner "Charité"1); die letzte Ruhe fand sie auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf1) (Block Reformation) in der Gemeinde Stahnsdorf1) an der Stadtgrenze von Berlin. Über das Privatleben der heute weitgehend vergessenen Schauspielerin, die während ihrer Filmkarriere in rund 100 Produktionen mitwirkte, ist derzeit nichts bekannt.
Quelle (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 4) filmdienst.de
3) filmdienst.de
Lizenz Foto Emmy Wyda (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, cyranos.ch, Murnau Stiftung,  filmportal.de; R = Regie)
Stummfilme Tonfilme
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