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So schrieb die Wiener "Neue Freie Presse”2) am 6. September 1914:
""Im bunten Rock", das liebenswürdig-launige Lustspiel von Franz v. Schönthan und Freiherrn v. Schlicht, das schon vor mehr
als zehn Jahren hier ein beliebtes Repertoirestück war, hat auch bei der heutigen Wiederaufnahme sehr amüsiert und
viel Beifall gefunden. Das harmlos-heitere Stück wirkt jetzt vielleicht noch stärker als zur Zeit, da es neu
war, sowohl die lustspielhafte Verherrlichung des auch in der Liebe unwiderstehlichen preußischen Leutnants wie
der Kasernenhof- und Manöverhumor, der in drolligen Szenen und witzigen Worten zur Geltung kommt.
Die Aufführung hatte Tempo und Laune. In der Rolle der viel umworbenen Amerikanerin bekundete Fräulein Steinsieck wieder
viel natürliche Anmut und Noblesse, wodurch die sehr begabte junge Künstlerin schon unlängst, bei ihrem
Debüt sympathisch auffiel. Auch das amerikanisch-deutsche Radebrechen traf sie ganz charmant,
und sie fand bei offener Szene lebhafte Anerkennung. Einen forschen und schneidigen und zugleich
liebenswürdigen Leutnant stellt Herr Kramer auf die Beine. Sehr gut die Herren
Edthofer,
Weiß (d. i. Theodor Weiß, 1857??), Lackner1),
Russeck (d. i. Georg Russek, 18581916), die
Damen Bukovics1) und
Hochwald1). Das Publikum, das sich sehr gut unterhielt, rief die Darsteller nach
allen Akten." Und die "Wiener Zeitung"1) (07.09.1914) urteilte: "Diese mutige Bühne,
die trotz der dem Theaterbesuche wenig holden Zeit doch Abend für Abend spielt, um ihrem Publikum Erhebung oder
Erheiterung und ihren Mitgliedern Brot zu bieten, hat Samstag das muntere Militärlustspiel "Im bunten Rock" von
Franz von Schönthan und Freiherrn von Schlicht in guter Besetzung und fleißiger Einstudierung Regie Herr Hubert Reusch
(18621925) herausgebracht. (
) Den Leutnant
spielte selbstverständlich Herr Kramer in seinem elegantesten Stil, maßvoll und natürlich, die
Witwe das neu verpflichtete Frl. Steinsieck, in der das Theater anscheinend die lange fehlende Erste Salondame
gefunden hat. Die Künstlerin stellt Jugend, Anmut und Schönheit ins Vordertreffen und hat damit schon
viel gewonnen. Neben Angelerntem und früh erworbener Spielfertigkeit taucht manchmal auch ein
persönliches schalkhaftes Wesen auf und der feine Ausdruck echten Empfindens." "Der Humorist"1) (10.09.1914) meinte: "Die Aufnahme durch
das Publikum, das Widerhall für seine Empfindungen sucht und zu seiner Unterhaltung kräftigerer Mittel bedarf,
war auch verhältnismäßig kühl und es hatte den Anschein, als wäre die Sache ganz abgefallen,
wenn nicht Frl. Annemarie Steinsieck eine ganz hervorragende Talentprobe abgelegt und ihren
persönlichen Reiz über das Stück ausgebreitet hätte, wie einen kostbaren Spitzenschleier. Die
junge Künstlerin wirkt durch ihre persönliche Note, verbreitet Wohlbehagen, beherrscht
die äußeren Mittel der Darstellungskunst mühelos und versteht es, einen Charakter mit festen
Strichen zu zeichnen und bis zum Ende festzuhalten. Wer einer so flachen Figur, wie diese Miß Clarkson ist,
Plastik verleihen kann, muß sicherlich auch tiefer angelegte Gestalten vollendet darstellen können." (Quelle: karlheinz-everts.de)
Schon früh sammelte Annemarie Steinsieck erste Erfahrungen vor der Kamera, übernahm ab 1920 für wenige Jahre regelmäßig Aufgaben in österreichischen Stummfilm-Produktionen, wurde jedoch nur mit Nebenrollen besetzt. Unter anderem spielte sie mit Olaf Fjord und Rainer Simons1) in den Historienstreifen "Der Herzog von Reichstadt" (1920) und "Napoleon in Schönbrunn" (1922), mimte die Ehefrau von Ferdinando "Nicola" Sacco, der gemeinsam mit Bartolomeo Vanzetti wegen doppelten Raubmordes am 23. August 1927 in Charlestown (Massachusetts) auf dem elektrischen Stuhl endeten. Alfréd Deésy1) hatte die Geschichte von Sacco und Vanzetti1) 1927 unter dem Titel "Im Schatten des elektrischen Stuhls"1) mit Louis V. Arco1) (Sacco) und Hans Peppler1) (Vanzetti) auf die stumme Leinwand gebannt → Übersicht Stummfilme. Auch im Tonfilm blieb Annemarie Steinsieck auf, wenn auch prägnante Nebenfiguren beschränkt, mimte meist Tanten wie in Paul Czinners1) Claude Anet1)-Adaption "Ariane"1) (1931) mit Czinners künftigen Ehefrau Elisabeth Bergner in der Titelrolle, Gattinnen von Honoratioren wie in dem von Gerhard Lamprecht1) nach dem Roman von Fred Andreas1) in Szene gesetzten Krimi "Einer zuviel an Bord"1) (1935) oder Mütter wie in "Ein seltsamer Gast"4) (1936) – ebenfalls ein von Gerhard Lamprecht inszenierter Krimi. In nachhaltiger Erinnerung ist sie als pikierte Frau Bankdirektor und Gegenspielerin der Berliner Coupletsängerin Jette Schönborn (Grethe Weiser) in der musikalischen Komödie "Die göttliche Jette"1) (1937) geblieben, als gestrenge Stiftsdame kam sie in in dem Drama "Ballade"5) (1938) daher. In dem nach dem gleichnamigen Roman von Hans-Caspar von Zobeltitz1), ganz auf Marika Rökk zugeschnittenen Streifen "Kora Terry"1) (1940) zeigte sie sich als deren Gesellschaftsdame, in dem Biopic "Friedemann Bach"1) (1941) nach dem Roman "Friedemann Bach" von Albert Emil Brachvogel1) mit Gustaf Gründgens als Wilhelm Friedemann Bach1), ältester Sohn des von Eugen Klöpfer dargestellten Johann Sebastian Bach1), als Frau von Erdmannsdorf. Letztmalig wirkte Annemarie Steinsieck in dem Musikfilm "Die Zaubergeige"1) (1944) nach dem gleichnamigen Roman1) von Kurt Kluge1) und in dem von Veit Harlan mit Ehefrau Kristina Söderbaum gedrehten Melodram "Opfergang"1) (1944) in einer Kino-Produktion mit → Übersicht Tonfilme. Nach Kriegende bzw. ab Mitte der 1950er Jahre übernahm Annemarie Steinsieck noch vereinzelt Aufgaben in TV-Filmen, so sah man sie unter anderem zusammen mit Carl Wery als Großeltern Nellie und Julian Northrop in dem TV-Spiel "Der Tod im Apfelbaum"6) (1960), von Willhelm Semmelroth1) inszeniert nach dem Schauspiel von Paul Osborn1), das wiederum auf dem Roman "On Borrowed Time" von L. E. Watkin1) basierte. Paul Verhoven führte Regie bei dem nach "The Ring of Truth" von Wynyard Browne (1911 1964) produzierten Krimi "Die Sache mit dem Ring"6) (1961), wo Annemarie Steinsieck als Mrs. Gore senior in Erscheinung trat → Übersicht TV-Sendungen. Zudem beteiligte sich die Schauspielerin sporadisch als Sprecherin in Hörspielen, bereits Ende der 1920er Jahre wirkte sie in Live-Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG"1) mit; die bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Vornehmlich konzentrierte sie sich jedoch auf ihre Arbeit am Theater, betätigte sich darüber hinaus als Schauspiellehrerin und gab ihr Wissen unter anderem an Sabine Thalbach1) (1932 1966) und Evamaria Bath1) weiter. Annemarie Steinsieck starb rund einen Monat vor ihrem 88. Geburtstag am 29. August 1977 in Berlin (West). Sie war mit ihrem Schauspieler-Kollegen Hugo Werner-Kahle1) (1882 – 1961) verheiratet, mit dem sie auch für einige Stummfilme gemeinsam vor der Kamera stand. |
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Quelle (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch | |||
*) Artikel bei www.bz-berlin.de Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) geschichtewiki.wien.gv.at, 3) theatertexte.de, 4) filmportal.de, 5) Murnau Stiftung, 6) Die Krimihomepage Lizenz Foto Annemarie Steinsieck (Urheber Franz Xaver Setzer: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers erlischt. |
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