Henry Bender vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Henry Bender wurde am 1. Oktober 1867 als Max Georg Berg in Berlin geboren. Der Sohn eines Gastwirts begann nach der Schule eine Lehre in einem Geschäft für Tülle und Spitzen, hatte jedoch ganz andere Ambitionen. Schon als junger Mann schrieb er kleine Couplets, durfte auch schon mal sein schauspielerisches Talent auf der Gartenbühne des "Ostend-Theaters", dem späteren "Rose Theater"1), in der Großen Frankfurter Straße (heute: Karl-Marx-Allee) ausprobieren. Der Vater wollte die künstlerischen Neigungen seines Sohnes unterbinden und schickte Harry zu Verwandten nach Amerika, damit er dort seine Ausbildung fortsetze. Doch Henry Bender – wie er sich fortan nannte – schloss sich stattdessen einer Wanderbühne an und tingelte mit dieser einige Jahre durch die USA. Zurück in Europa ging der 24-Jährige zunächst nach Paris und fand 1891 eine Anstellung beim berühmten Varieté "Folies Bergère"1). Über London kam er schließlich nach Berlin zurück und erhielt ein Engagement an dem für seine Revuen und Operetten beliebten "Metropol-Theater", wo er sich rasch neben Stars wie Josef Josephi1), Guido Thielscher oder Fritzi Massary in den großen Jahresrevuen einen Namen als Komiker machte. Weitere Auftritte hatte Bender auch am "Passage-Theater" in der "Kaisergalerie"1) und im  Varietétheater "Wintergarten"1)
  
Foto: Henry Bender vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Wikipedia notiert: "Bender war Urberliner mit Mutterwitz und vielseitig komödiantischem Talent. Er hat bereits in den 1910er-Jahren mehrere Schallplatten besprochen, einige davon zusammen mit den Komikerkollegen Georg Barsch, Paul Bendix (→ stolpersteine-berlin.de) und Martin Kettner → Tondokumente (Auswahl) bei Wikipedia.
 
Bereits früh wandte sich Bender der noch jungen Kinematographie zu, trat schon in ersten Tonbildern1) in Erscheinung. 1908 beispielsweise hielt die "Deutsche Mutoskop & Biograph GmbH." Benders "Schutzmann-Lied", mit dem die Berliner Polizei verspottet wurde, aus der Metropol-Revue "Donnerwetter-Tadellos!" (Premiere September 1908) von Julius Freund1) (Text) Paul Lincke1) (Musik) in einem etwas über dreiminütigem "Tonbild" fest: "Ein pummeliger Wachtmeister mit Pickelhaube watschelt auf eine Cabaret-Bühne. Er singt das "Schutzmannlied", das sich über die Selbstgefälligkeit und Dummheit der Berliner Polizei lustig macht."2) → Video verfügbar bei YouTube; siehe auch Artikel bei tagesspiegel.de  
Ab Mitte der 1910er Jahre zeigte sich Bender in zahllosen, überwiegend heiteren Stummfilmproduktionen und konnte auch hier sein komödiantisches Talent mit prägnanten Nebenrollen voll ausleben. 1918/19 entstanden einige ganz auf ihn zugeschnittene "Meier"-Streifen wie "Meier im Witwenverein" (1918) oder "Meier als Pantoffelheld " (1919). Er war bei so genannten "Sing-Filmen", in denen Sänger und Musiker im Kino live auftraten, zu sehen, mimte einen Kolonialwarenhändler in der Lichtspiel-Operette "Wer nicht in der Jugend küsst" (1918) an der Seite der Soubrette Molly Wessely1) oder den Kriegsgewinnler Adolar Hannemann in "Hannemann, ach Hannemann" (1919).
Immer wieder gab er wohlbeleibte Väter und Onkel, wurde auch schon mal als Detektiv besetzt wie in dem Lustspiel "Die junge Mama"3) mit dem Untertitel "5 lustige Akte" an der Seite von Eva May. Bender deckte als Vertreter des "behäbigen Humors" das ganze Repertoire der unverzichtbaren, lustigen Chargenrollen in den Komödien jener Ära ab, fand aber auch in Abenteuern, Krimis und Melodramen seinen Platz. Als Richard Oswald1) mit "Im weißen Rößl" (1926) das Alt-Berliner Lustspiel von Oskar Blumenthal1) und Gustav Kadelburg1) mit Liane Haid als Rößlwirtin Josefa Vogelhuber und Max Hansen als Zahlkellner Leopold auf die stumme Leinwand bannte, war der Berliner Fabrikant Wilhelm Giesecke, Vater von Ottilie (Maly Delschaft), Bender wie auf den Leib geschneidert.
Bender trat unter anderem in Siegfried Dessauers1) frühen Verfilmung um die Geschichte "Der Hauptmann von Köpenick"1) (1926) mit Hermann Picha in der Titelrolle des Schumachers Wilhelm Voigt1) in Erscheinung, als der zu Reichtum gelangte Margarinefabrikant Puppke lief er in der witzigen Geschichte "Polnische Wirtschaft" (1928) zur Hochform auf, die E. W. Emo1) frei nach der gleichnamigen Operette1) von Jean Gilbert1) (Musik) bzw. den Libretti von Curt Kraatz (1856 – 1925), Georg Okonkowski (1865 – 1926) und Alfred Schönfeld in Szene gesetzt hatte. Benders letzte Rolle in einem Stummfilm war die des Lakais der Nelidowa (Lil Dagover), heimliche Geliebte von Zar Nikolai I.1) (Fritz Alberti), in dem am 29. Januar 1930 bereits mit Tonsequenzen uraufgeführten Streifen "Der weiße Teufel"1), von Alexander Wolkoff1) inszeniert mit Iwan Mosschuchin als Hadschi Murat1), genannt "der weiße Teufel" → Übersicht Stummfilme.

Henry Bender (rechts) mit dem
Schauspieler Leopold von Ledebur (1876 – 1955)

Foto (historische Originalbeschreibung): Deutsche Filmschauspieler kochen um die Wette! Auf der Berliner Kochkunstausstellung in den Ausstellungshallen am Kaiserdamm zeigten die prominentesten deutschen Schauspieler ihre Kunst im Kochen. Der Filmschauspieler von Ledebur lässt den bekannten Film-Komiker Henry Bender von seiner Speise kosten.
(April 1932)
 
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank,
Bild 102-13333;
Fotograf: unbekannt / Datierung: April 1932 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 102-13333 bzw. Wikimedia Commons

Leopold von Ledebur (links) mit dem Film-Komiker Henry Bender auf der Berliner Kochkunstausstellung (April 1932); Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-13333;
Im frühen Tonfilm wurde Bender ebenfalls gerne besetzt, tauchte beispielsweise als Onkel des ehemaligen Rittmeisters und Schürzenjägers Juccundus von Müller (Harry Liedtke) in Georg Jacobys1) Verwechslungskomödie "Der keusche Josef"3) (1930) auf oder zeigte sich in der Posse "Kyritz – Pyritz. Flotte Ehemänner" (1931) als Kyritzer Apotheker Anton Piepenberg, der gemeinsam mit seinen Freunden, dem Weinhändler Rux (Paul Hörbiger) und dem Bürgermeister Lietzow (Max Adalbert), heimlich eine Spritztour nach Berlin unternimmt, die wegen der misstrauisch gewordenen Ehefrauen nicht ohne Verwicklungen bleibt. Bis zu Benders Tod folgten noch eine Reihe weiterer Lustspiele wie beispielsweise "Die spanische Fliege" (1931) nach dem Schwank von Franz Arnold1) und Ernst Bach1), die Militär-Klamotte "Zu Befehl, Herr Unteroffizier" (1932) oder die ganz auf Felix Bressart zugeschnittene Krimikomödie "Holzapfel weiß alles"1) (1932), in denen der Erzkomödiant mit mehr oder weniger prägnanten Rollen zu sehen war. Nach dem Streifen "Lumpenkavaliere"4) (1932) mit dem dänischen Komikerduo Pat & Patachon spielte Henry Bender in der amüsanten Geschichte "Marion, das gehört sich nicht" (1933) neben Protagonistin Magda Schneider als deren Onkel seine letzte Leinwandrolle → Übersicht Tonfilme
 
Henry Bender, der mit seinem urberlinerischen Mutterwitz in der Weimarer Republik1) ungemein populär war, starb am 14. Mai 1935 im Alter von 67 Jahren in seiner Geburtsstadt Berlin. Die letzte Ruhe fand der beliebte Kommödiant auf dem "Friedhof Heerstraße"1) (Grablage: 16–F–43) im heutigen Ortsteil Berlin-Westend1); hier wurde auch seine 1941 verstorbene Witwe Dagmar, mit der seit 1894 verheiratet gewesen war, beigesetzt → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Sein 1929 eröffnetes Restaurant "Bei Henry Bender" in der Bleibtreustraße1) 33 m Berliner Ortsteil Charlottenburg1) blieb auch über seinen Tod hinaus ein beliebter Künstlertreffpunkt.
"Auch Sohn Robert Berg (1902 – 1971) trat in der Stummfilmzeit als "Bobby Bender"5) in Filmen auf, häufig an der Seite seines Vaters (u. a. "Die versunkene Flotte"1), "Kleinstadtsünder"1)). Nach dem Tod seiner Eltern leitete er die Gaststätte "Bei Henry Bender" gemeinsam mit seiner Ehefrau Margarete (geb. Rörig)." vermerkt Wikipedia.
Quelle (unter anderem): Wikipedia (mit weiterführenden Quellenangaben)
sowie cyranos.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) Murnau Stiftung, 4) filmportal.de, 5) cyranos.ch
Quelle: 2) www.europafilmtreasures.de (Seite nicht mehr abrufbar)
Lizenz Foto Henry Bender (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie einige frühe Stummfilme
bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, cyranos.ch. Murnau Stiftung; R = Regie)
Tonbilder
  • 1907: Abends nach Neune: Duett aus "Durchlaucht Radieschen". Nr. 11 nach der Posse von Julius Freund (Text)
    und Victor Hollaender (Musik); Gesang: Henry Bender und Anna Müller-Lincke
  • 1907: Roland und Viktoria: Duett aus der Revue "Neuestes! Allerneuestes!". Nr. 10 von Julius Freund (Text)
    und Victor Hollaender (Musik); Gesang: Henry Bender und Anna Müller-Lincke
  • 1907: Ein tolles Jahr / Volkslied und Gassenhauer; Gesang: Henry Bender
  • 1908: Schutzmann-Lied aus der Revue "Donnerwetter-Tadellos!" von Julius Freund (Text) und  Paul Lincke (Musik);
    Gesang: Henry Bender und Fritzi Massary

Stummfilme (Auszug)

Tonfilme
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