Gepriesen für ihre Schönheit und Eleganz, avancierte Francesca Bertini mit melodramatischen, von Baldassarre Negroni1) ganz auf seine Hauptdarstellerin zugeschnittenen Streifen wie "Lagrime e sorrisi" (1912), "La maestrina" (1913) oder "Histoire d'un pierrot" (1913, "Die Geschichte eines Pierrot") zum unumstrittenen Star der italienischen Stummfilm-Szene. Sie entwickelte sich zu einer markanten und starken Schauspielerpersönlichkeit mit oftmals aggressiv-leidenschaftlicher, aber auch zurückhaltender Darstellung innerlich widersprüchlicher Frauenspersonen Bertini spielte sie mit natürlicher Gestik.*) Gemeinsam mit Gustavo Serena (1881 1970) schuf sie 1915 mit "Assunta Spina"1) ihren noch heute wohl bekanntesten Film, mimte in dem in Neapel angesiedelten melodramatischen Klassiker als schöne Büglerin Assunta eine leidenschaftlich liebende Frau zwischen zwei Männern (Gustavo Serena/Luciano Albertini. Das Drehbuch hatte sie selbst nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Salvatore di Giacomo1) verfasst. Gerhard Midding notierte unter anderem in der "Berliner Zeitung"1) (16.10.2001): "In der ersten Einstellung von "Assunta Spina" tritt Francesca Bertini wie eine geisterhafte Erscheinung auf, ein Geschöpf aus einer anderen Realität. ( ) Die Pose, in der sie sich nun dem Publikum darbietet, verrät ein unerschütterliches Selbstbewusstsein, den Zuschauerblick bannen zu können und selbstverständlich über die anderen Attraktionen der Leinwand zu triumphieren: die prunkenden Dekors, die malerischen Schauplätze und die feschen Partner der Schauspielerin. Eine "straordinaria interpretazione" kündigt der Vorspann des Films von 1915 an. Damit war gewiss nicht nur Bertinis darstellerische Leistung gemeint, die derart stolz und zweifelsfrei annonciert wurde. Den Zuschauern wurde zugleich das Gefühl vermittelt, ihnen würde eine außerordentliche Gunst gewährt: Als sei ein Wesen aus einer höheren Sphäre zu ihnen herabgestiegen." "Der Kulturkanal Arte strahlte den Film am 21. September 2000 im deutschen Fernsehen aus. Die restaurierte Fassung wurde mit einer 1993 komponierten Musik versehen, die sich an neapolitanischen Volksweisen orientiert." vermerkt Wikipedia. Es folgten weitere Dramen, in denen Bertini die tragische Heldin oder die leidenschaftliche Frau in glamourös-opulenten Kostümen geben konnte, etwa als Margherita Gauthier in die "La signora delle camelie" (1915) nach dem Roman "Die Kameliendame"1) von Alexandre Dumas d.J.1), als Fürstin Fédora Romanoff in "Fédora" (1916) oder als Floria Tosca in "La Tosca" (1918) nach den gleichnamigen Bühnenwerken von Victorien Sardou1). 1918 gründete sie mit "Bertini Film" ihre eigene Produktionsfirma, arbeitete auch mehrfach mit Regisseur Roberto Roberti1) zusammen, Pseudonym des Filmpioniers Vincenzo Leone (1879 1959) bzw. Vater des berühmten italienischen Filmregisseurs Sergio Leone1). Mit ihm entstanden Streifen wie "La contessa Sara" (1919), "La serpe" (1920) oder "La donna nuda" (1922) nach dem Theaterstück "La femme nue" von Henry Bataille1), wo sie als Partnerin von Angelo Ferrari in Erscheinung trat. Letzte Arbeiten für den Stummfilm waren das in Deutschland von Luitz-Morat1) gedrehte Melodram "Mein Leben für das Deine"1) (1928) (nach dem Bühnenstück "Odette" von Victorien Sardou mit der Rolle der Odette, verstoßene Gattin des Grafen Georg de Clermont-Latour (Warwick Ward1)), und das in Frankreich von Léonce Perret1) nach dem Theaterstück/Drehbuch von Henry Bataille realisierte Drama "La possession"1) (1929, "Das Recht des Stärkeren") mit dem Part der jungen, leidenschaftlichen Jessie Cordier → Übersicht Stummfilme (Auszug). Seit ihrer Heirat (8. August 1921) mit dem wohlhabenden Schweizer Bankier Graf Paolo Cartier zog sich die auch privat als "Diva" geltende, stets elegante Schauspielerin zunehmend aus dem Filmgeschäft zurück. Bis zu seinem Tod (oder Scheidung?) lebte sie mit ihm in der Schweiz und in Paris, danach bis zuletzt in Rom; aus der Verbindung ging der 1924 geborene, gemeinsame Sohn Jean Benedict Cartier hervor. Nur noch wenige Male stand sie im Tonfilm-Zeitalter vor der Kamera, so unter anderem 1935 erneut mit der Titelrolle in dem Remake der Stummfilm-Version von "Odette" aus dem Jahre 1928 nach dem Bühnenstück bzw. "Pariser Sittenbild" von Victorien Sardou. Vermutlich war sie wie etliche andere Stummfilm-Stars den neuen Schauspiel-Techniken nicht gewachsen; auch soll ihre Stimmlage einigen Quellen zufolge nicht geeignet gewesen sein. Danach drehte sie pro Jahrzehnt jeweils einen Film, Mitte der 1970er Jahre konnte Regisseur Bernardo Bertolucci1) sie für sein über fünfstündiges Geschichts-Epos "Novecento"1) (1976, "1900") gewinnen, wo sie neben Stars wie Robert De Niro1), Gérard Depardieu1), Donald Sutherland oder Burt Lancaster letztmalig mit der Rolle der Schwester Desolata vor der Kamera stand → Übersicht Tonfilme. Der einst gefeierte Stummfilm-Star Francesca Bertini, von einigen als Synthese aus Sophia Loren und Maria Callas bezeichnet, starb am 13. Oktober 1985 im Alter von 93 Jahren in Rom1). Die letzte Ruhe fand sie auf dem Zentralfriedhof "Cimitero Flaminio"1) im Norden Roms bzw. Vorort Prima Porta1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Drei Jahre zuvor war die von Gianfranco Mingozzi1) für das Fernsehen gedrehte 85-minütige Dokumentation "L'ultima diva: Francesca Bertini" (1982) entstanden, in dem die hochbetagte Schauspielerin ein letztes Interview gegeben hatte bzw. ihr Leben Revue passieren ließ. Inzwischen ist dieser Film auf DVD (italienisch mit englischen Untertiteln) zusammen mit dem Stummfilm-Klassiker "Assunta Spina" im Handel erhältlich. Der von dem Niederländer Peter Delpeut1) mit der Musik von Loek Dikker1) geschaffene, nostalgische 70-minütige Kompilationsfilm "Diva Dolorosa" (1999), der ebenfalls auf DVD herausgebracht wurde, enthält neben Szenen mit Lyda Borelli (1884 1959), Pina Menichelli (1890 1984) und Helena Makowska (1893 1964) und anderen italienischen Stummfilm-Heroinen auch Archiv-Material von Francesca Bertini. |
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Quellen (unter anderem): Wikipedia,
cyranos.ch; |
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*) Text (Quelle): Wikipedia Fremde Links: 1) Wikipedia Lizenz Foto Francesca Berini (Urheber: Unbekannt): Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument ) ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren anonym sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt. |
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