Lyda Borelli vor 1932; Urheber: Mario Nunes Vais (1856–1932); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Auch wenn das cineastische Werk der italienischen Schauspielerin Lyda Borelli relativ überschaubar ist, gehört sie neben Francesca Bertini (1892 – 1985), Pina Menichelli (1890 – 1984) und Helena Makowska (1893 – 1964) zu den bekanntesten Diven des italienischen Stummfilms. Geboren am 22. März 1884 in Rivarolo Ligure1),  einem heutigen Stadtviertel der italienischen Hafenstadt Genua1), wuchs sie einer Künstlerfamilie auf. Ihr Vater war der Schauspieler Napoleone Borelli, der seinen ursprünglichen Beruf als Rechtsanwalt aus Liebe zum Theater aufgegeben hatte, auch die Mutter Cesira Banti kam von der Bühne. Die ältere Schwester Alda Borelli (1879 – 1964) machte sich als Theater- und Filmschauspielerin ebenfalls einen Namen. Bereits 1902 gab Lyda Borelli mit erst 17 Jahren ihr Bühnendebüt in der Truppe um Francesco Pasta2). Sie feierte etliche Erfolge am Theater, unter anderem in den Compagnias um Virgilio Talli (1858 – 1928), Enrico Reinach (1851 – 1929) und Virginia Reiter (1862 – 1937).
  
 
Foto: Lyda Borelli  vor 1932
Urheber: Mario Nunes Vais1) (1856 – 1932)
Quelle: Wikimedia Commons;
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Zu ihren besten Interpretationen zählte die Hauptrolle der Splendore in der Tragödie "La figlia di Jorio" von Gabriele D'Annunzio1), die allgemein als dessen poetischtes und leidenschaftlichstes Drama gilt und mit Elementen des bäuerlichen Lebens in den Abruzzen spielt. 1909 gründete Lyda Brelli gemeinsam mit Ruggeri Ruggeri1) (1871 – 1953) eine eigene Theatertruppe, trat mit Titelrollen in Dramen wie "Salome"1) von Oscar Wilde1), aber auch Komödien auf und zeigte ihre darstellerische Kunst auch im Rahmen einer Tournee durch Südamerika.
Luda Borelli, die als Theatermimin von Kritikern in eine Reihe mit der legendären Eleonora Duse (1858 – 1924) gestellt wird, startete Anfang der 1910er Jahre eine kurze, intensive Karriere im Stummfilm und erregte auch hier mit dem Typus der sinnlich-schönen, dennoch unnahbaren Frau sowie einem theatralischen Gestus ungemeine Aufmerksamkeit.

Foto: Lyda Borelli als "Salome"
Urheber: Mario Nunes Vais1) (1856 – 1932)
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Lyda Borelli als "Salome"; Urheber: Mario Nunes Vais (1856 – 1932); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Lyda Borelli vor 1932; Urheber: Mario Nunes Vais (1856 – 1932); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Erstmals trat sie 1912 in dem melodramatischen Streifen "Quando il cuore parla" ("Wenn das Herz spricht") in Erscheinung, mit einem weiteren, von Mario Caserini1) gedrehten Film, "Ma l'amor mio non muore" (1914, "Aber meine Liebe stirbt nicht") avancierte sie als Partnerin von Frauenschwarm Mario Bonnard1) zum Star der italienischen Stummfilm-Szene. Erzählt wurde die tragische Geschichte einer berühmten Künstlerin, die sich in einen Prinzen (Mario Bonnard) verliebt, aber schließlich dieser Liebe in einer wilden Verzweiflungstat entsagen muss.
Nach dem großen Erfolg des Films begann ein Personenkult, den die Produktionsfirmen schnell als massenwirksames Zugmittel begriffen und sodann gezielt auf stilisierte Stars setzten. Für dieses Phänomen tauchten im Italienischen die Neologismen "borellismo" und "borelleggiare" auf.3) Im darauffolgenden Jahr begann eine enge Zusammenarbeit mit Carmine Gallone1), der alleine acht Filme mit der blonden "Sentimentalen" realisierte. Am bekanntesten sind hier die Melodramen "La donna nuda" (1914, "Das nackte Weib") und der als verschollen geltende Streifen "La falena" (1916) → Wikipedia (englisch).
 
Foto: Lyda Borelli  vor 1932
Urheber: Mario Nunes Vais1) (1856 – 1932)
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Als 1914 die tragisch endende Geschichte "Memoria dell'altro" mit Borelli als die junge Fliegerin Lyda, die dem Werben des Fürsten von Sévre (Vittorio Rossi-Piranelli, 1875–1953) widersteht und sich stattdessen  in den bereits mit Cesarina (Letizia Quaranta, 1892–1977) verlobten Journalisten Mario Alberti (Mario Bonnard) verliebt, auch in Deutschland unter dem Titel "Ich habe ihn zu sehr geliebt" gezeigt wurde, bewarben die Hagener "Weidenhof-Lichtspiele" (20.06.1914) den Film folgendermaßen: "Eine tieferschütternde Seelenschilderung in 5 Aufzügen mit Fräulein Lydia Borelli, Italiens berühmtester Tragödin in der Hauptrolle, wie sie packender bis heute nicht gezeigt wurde, und wird sich beim Anblick dieses herzergreifenden Lebensbildes keiner der Tränen erwehren können. Das folgende Filmwerk will kein Kino-Drama in sonst üblichem Sinne sein, sondern zum erstenmal den Beweis erbringen, dass die moderne Filmkunst nicht nur rein äußerliche Bewegungsvorgänge darzustellen, sondern auch tiefinnerliche Seelenvorgänge uns zu schildern vermag. Diese Aufgabe ist restlos gelöst worden durch die liebevolle Hingabe allererster italienischer Bühnenkünstler, durch deren Spiel der Film zu einer Kunstschöpfung allerersten Ranges erhoben wurde."4)

Foto: Lyda Borelli  vor 1932
Urheber: Mario Nunes Vais1) (1856 – 1932)
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Lyda Borelli vor 1932; Urheber: Mario Nunes Vais (1856–1932); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Lyda Borelli vor 1932; Urheber: Mario Nunes Vais (1856–1932); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Mario Caserini1) und Enrico Guazzoni1) besetzten sie in ihrem, nach dem Theaterstück "Paméla" von Victorien Sardou1) gedrehten Streifen "Madame Tallien" (1916) als Thérésia Cabarrus1), die als "Madame Tallien" oder "Notre-Dame de Thermidor" eine bekannte, einflussreiche Kurtisane des spätrevolutionären Frankreichs war. Als schauspielerischer bzw. filmischer Höhepunkt von Lyda Borelli gilt ihre "Femme-fatale"-Rolle in dem Melodram "Rapsodia satanica"1) (1915, "Rhapsodie des Satans") von Regisseur Nino Oxilia1), musikalisch untermalt von Pietro Mascagni1). Mit dieser "Faust"-Variation kam die Geschichte der greisen Gräfin Alba d'Oltrevita auf die Leinwand, die einen Pakt mit dem von Ugo Bazzini dargestellten Teufel (Mephisto) eingeht, um ewige Jugend und Schönheit zu erlangen. Es ist ihr fortan untersagt, eine Liebesbeziehung einzugehen, als die beiden Jünglinge Tristan (Andrea Habay, 1883–1941) und Sergio (Giovanni Cini) auf den Plan treten, nimmt die Tragödie ihren Lauf → Übersicht Stummfilme.
  
  
Foto: Lyda Borelli  vor 1932
Urheber: Mario Nunes Vais1) (1856 – 1932)
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Nach ihrer Heirat (1918) mit dem venezianischen Industriellen und späteren Grafen Vittorio Cini1) (1885 – 1977) beendete Lyda Borelli ihre allseits umjubelte Filmkarriere. Mit nur rund 15 Arbeiten vor der Kamera hinterließ sie dennoch nachhaltige Spuren in der Geschichte des Stummfilms und "wurde mit ihrer expressiven körperbetonten Spielweise in üppig ausgestatteten Melodramen zu einer der bekanntesten Diven des frühen italienischen Films."3)
Der italienische Schriftsteller und Politiker Antonio Gramsci1) schrieb in der Zeitung "Avanti!"1) über sie: "Borelli… ist die Schauspielerin par excellence für den Film, in welchem die einzige Sprache der menschliche Körper mit stets neu erstehender Plastizität ist."
 
Lyda Borelli starb am 1. Juni 1959 im Alter von 75 Jahren in Rom; die letzte Ruhe fand sie auf dem Friedhof "Cimitero della Certosa"1) im norditalienischen Ferrara1) (Emilia-Romagna).
  

Foto: Lyda Borelli  vor 1932
Urheber: Mario Nunes Vais1) (1856 – 1932)
Quelle: Wikimedia Commons
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Lyda Borelli vor 1932; Urheber: Mario Nunes Vais (1856–1932); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Der von dem Niederländer Peter Delpeut1) mit der Musik von Loek Dikker1) geschaffene, nostalgische 70-minütige Kompilationsfilm "Diva Dolorosa" (1999) enthält neben Szenen mit Francesca Bertini, Pina Menichelli und Helena Makowska sowie anderen italienischen Stummfilm-Heroinen auch Archiv-Material von Lyda Borelli.
Quellen (unter anderem): Wikipedia;
Fotos bei filmstarpostcards.blogspot.com und Wikimedia Commons
Fremde Links: 1) Wikipedia
2) Quelle: arte.tv (Artikel nicht mehr online)
3) Text/Quelle: Wikipedia
4) Quelle: The German Early Cinema Database
Lizenz Foto Lyda Borelli (Urheber: Mario Nunes Vais): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia)
  • 1912: Quando il cuore parla / Wenn das Herz spricht (R: ?; als ?) → Early Cinema Database
  • 1913/14: Memoria dell'altro (R: Alberto Degli Abbati; als Pilotin Lyda) → Early Cinema Database*), IMDb
  • 1914: Ma l'amor mio non muore / Aber meine Liebe stirbt nicht (R: Mario Caserini; als Künstlerin Elsa Holnein,
    Mario Bonnard als Erbprinz Maximilien von Wallenstein
    ) → Early Cinema Database, IMDb
  • 1914: La donna nuda / Das nackte Weib / Einer großen Liebe Sterben (nach der Komödie "La femme nue"
    von Henry Bataille; R/Drehbuch: Carmine Gallone; als Modell Lolette
    → Early Cinema Database, IMDb
  • 1914: Rinunzia (R: Carmine Gallone; als ?)  → IMDb
  • 1915: Il bosco sacro (R: Carmine Gallone; als ?)  → IMDb
  • 1915: Fior di male (R: Carmine Gallone; als Prostituierte Lyda) → film.at, IMDb
  • 1915: Rapsodia satanica / Rhapsodie des Satans (UA: 1917; R: Nino Oxilia; als Gräfin Alba d’Oltrevita)
  • 1915: La marcia nuziale / Der Hochzeitsmarsch (nach der Vorlage von Henry Bataille; R/Drehbuch: Carmine Gallone;
    als Grazia di Plessans
    ) → IMDb
  • 1916: La falena (nach dem Theaterstück "Le Phalène" von Henry Bataille; R/Drehbuch: Carmine Gallone;
    als Thea di Marlievo
    )  → Wikipedia (englisch)
  • 1916: Madame Tallien (nach dem Theaterstück "Paméla" von Victorien Sardou; R: Mario Caserini, Enrico Guazzoni;
    als Kurtisane Thérésia Cabarrus, bekannt als "Madame Tallien", Amleto Novelli als Jean Lambert Tallien
    )  → IMDb
  • 1917: Malombra (R: Carmine Gallone; als Marina di Malombra) → Wikipedia (englisch)
  • 1917: La storia dei tredici / Der Club der Dreizehn (nach der Erzählung "Die Herzogin von Langeais" von Honoré de Balzac;
    aus den Erzählungen "Histoire des treize; R: Carmine Gallone; als ?
    ) → IMDb
  • 1918: Il dramma di una notte / Una notte a Calcutta (R: Mario Caserini; als Prostituierte Nelly, zukünftige
    Schwägerin von Riccardo De Mauri (Livio Pavanelli)
    )  → IMDb
  • 1918: Carnevalesca (R: Amleto Palermi; Lyda Borelli in vier Rollen)   → IMDb
  • 1918: La leggenda di Santa Barbara / L'altro esercito  (R: ?; als die Heilige Barbara)  → IMDb
*) Hier wird als Originaltitel "L'eterno fidanzamento" und als Regisseur Riccardo Tolentino genannt; in dieser Produktion
wirkte Borelli jedoch nicht mit. Bei der italienischen Wikipedia heißt der Film "La memoria dell'altro".
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