Der Schauspieler mit dem international klingenden Namen Teddy Bill
hieß eigentlich Hans Günther Leo Kern und wurde
am 18. November 1900 in Wien1)
geboren. Nach seinem Dienst 1917/18 als Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg ließ
er sich anschließend an der Wiener "Kaiserlich-Königlich-Theresianischen Akademie"2) zum Schauspieler ausbilden. 1920 begann Bill
seine Theaterlaufbahn an Wiener
Kabarettbühnen, machte daneben als Autorennfahrer Furore und gewann 16 Preise.
Im Jahre 1925 ging er nach Berlin und startete eine Karriere an
Kabarett-Bühnen, wo er mit seinen Auftritten, vornehmlich Wiener Couplets,
Erfolge feierte.
Ab 1926 erhielt Teddy Bill vielfältige Aufgaben im Film, mauserte sich nach
anfänglich kleineren Parts wie in "Prinzessin Trulala"2) (1926)
neben Lilian Harvey vornehmlich
in etlichen Lustspielen jener Jahre zum Vollblut-Komiker
und wurde aufgrund seiner Statur auf den Typus des "lustigen
Dicken" festgelegt. Willi Wolff2) besetzte in
beispielsweise als den Herrn von Grabow in der Posse "Der Juxbaron"2) (1926) nach
der gleichnamigen
Operette2) von Walter Kollo2) (Musik)
Reinhold Schünzel mimte
als Landstreicher Blaukehlchen den
Titelhelden, Henry Bender Graboschs Schwiegervater Hugo Windisch und
die damals noch relativ unbekannte Marlene Dietrich dessen Tochter Sophie.
Als Maler Leard tauchte er in der von Gennaro Righelli2) in Szene
gesetzten Adaption "Svengali"2) (1927)
nach dem Roman "Trilby"2)
von George du Maurier2) neben
Anita Dorris als das Kleinbürgermädchen Trilby und Paul Wegener
als dem hypnotischen Klaviervirtuosen Svengali auf, mimte den intriganten Mr. Jonas Habakuk Ripton
in einem der ersten "Fußballfilme" im deutschen Kino,
"Der
König der Mittelstürmer"2) (1927).
Er war der Reporter Teddy in der Komödie "Serenissimus
und die letzte Jungfrau"2) (1928) mit Hans Junkermann in
der Titelrolle des "Serenissismus" und Adele Sandrock als Fürstin-Tante Adele, genannt "der Schrecken von
Luxenstein", oder als Friedrich Wilhelm der
Sohn des Schmierentheater-Direktors Striese (Ralph Arthur Roberts) in dem von
Robert Land2)
inszenierten Lustspiel "Der Raub der Sabinerinnen"2) (1928)
nach dem unverwüstlichen, gleichnamigen
Bühnenklassiker2) der Brüder Franz2)
und Paul von Schönthan2).
Foto: Teddy Bill vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder2)
(1888 1929)
Quelle:
www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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In dem Streifen "Das Spreewaldmädel"2) (1928) musste er den
unattraktiven Guts-Inspektor Joachim Künzel spielen, dem das einfache,
aber fesche Mädchen vom Lande (Claire Rommer) das Ja-Wort gibt, weil ihre wahre Liebe,
der Gardeleutnant Graf Leopold Yberg (Fred Solm2))
als Offizier eine standesgemäßere Verbindung eingeht. "Der
Kinematograph"2)
(Nr. 11051,1928) schrieb damals, dass "Das Spreewaldmädel"
ein "sehr lustiger Film" sei, "dem der notwenige Schuß
Sentimentalität nicht fehlt. Ein Film, der seinen Weg machen wird und der
auch für den Theaterbesitzer in der Provinz das sichere Geschäft
bedeutet." Mit Regisseur Erich Schönfelder29 drehte Teddy Bill seinen letzten Stummfilm, "Kehre zurück! Alles vergeben!" (1929) hieß die Geschichte, wo er als Bruder der weiblichen
Hauptdarstellerin Dina Gralla in Erscheinung trat → Übersicht
Stummfilme.
Im Tonfilm blieb Teddy Bill zunächst ein beliebter Nebendarsteller, gehörte unter
anderem zur Besetzung des von Carmine Gallones2)
in Szene gesetzten deutsch-britischen Musikfilms "Die singende Stadt"2) (1930)
mit Brigitte Helm und
Jan Kiepura. Mit der
so genannten "Machtergreifung"2) durch die
der Nationalsozialisten ging Teddy Bill 1933 nach Österreich
zurück, hatte dort jedoch Probleme als Schauspieler Fuß zu fassen.
Der Schauspieler Teddy Bill
Urheber: Gregory Harlip (? 1945) → Wikipedia
(englisch)
Quelle: virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Nach dem "Anschluss Österreichs"2) bzw. der darauffolgenden De-facto-Annexion durch das nationalsozialistische Deutsche Reich
am 13. März 1938, bekam Teddy Bill massive Schwierigkeiten und
seiner Karriere drohte das endgültige Aus: Die Nazis warfen ihm im Frühjahr 1939
vor, der Ehemann von Kerns Mutter sei Jude. Der Schauspieler konnte jedoch
beweisen, dass dieser nicht sein Vater sei und durfte daraufhin seinen Beruf
(mehr schlecht als recht) weiter ausüben, den Künstlernamen
"Bill" musste er jedoch ablegen. Als "Teddy Kern"
bzw. "Hans Kern" drehte
er bis Kriegsende sporadisch noch einige Filme, blieb jedoch auf winzige
Rollen beschränkt, was sich auch im Nachkriegsfilm nicht ändern sollte.
Zu einem seiner letzten Auftritte vor der Kamera zählte die Satire "Hin
und her"2) (1948) von (Regie) und
mit Theo Lingen
nach der gleichnamigen
Komödie2) von Ödön von Horváth2)
→ Übersicht Tonfilme.
Hans Kern alias Teddy Bill starb am 11. Februar 1949
mit nur 48 Jahren in seiner Geburtsstadt Wien; die Todesursache ist unbekannt.
Die letzte Ruhe fand er auf dem "Döblinger
Friedhof"2) (Gr. 27, Nr. 1A) im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling2) → Foto der Grabstelle bei
Wikimedia Commons.
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Quelle (unter anderem*)):
Wikipedia,
cyranos.ch,
biographien.ac.at Fotos
bei virtual-history.com
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*) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 64)
1) Geburtsdatum und -ort laut IMDb und filmportal.de. Kay Weniger gibt auch
in "Das große Personenlexikon des Films" als Geburtsdatum den 19. November 1900 und als Geburtsort
Altenberg
bei Linz an.
Fremde Links: 2) Wikipedia
Lizenz Foto Teddy Bill (Urheber: Alexander Binder/Gregory
Harlip):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der
Internet Movie Database
(als Teddy Bill) /
Internet Movie Database
(als Teddy Kern)
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Murnau Stiftung, Wikipedia, felix-bloch-erben.de;
filmportal.de)
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Stummfilme
- 1926: Die Boxerbraut
(als Heinz Gordon)
- 1926: Wien Berlin
/ Ein Liebesspiel zwischen Spree und Donau (als ein Heurigensänger)
- 1926: Prinzessin Trulala
(nach dem Schwank "Auf Befehl des Fürsten" von Robert Overweg (18771942);
mit Lilian
Harvey; als Lackel)
- 1926: Der Seekadett
(als ?)
- 1926: Der
Herr des Todes (nach dem Roman von Karl
Rosner; als Heizer)
- 1926: Der Juxbaron
(nach der gleichnamigen
musikalischen Posse von Walter
Kollo (Musik) bzw. den Libretti von Herman
Haller und
Alexander
Siegmund Pordes; Regie: Willi
Wolff; mit Reinhold
Schünzel als Landstreicher Blaukehlchen, der Juxbaron;
als Heinz von Grabow, frisch angetrauter Ehemann von Sophie (Marlene
Dietrich)) → filmportal.de
- 1927: Primanerliebe
(über eine unerlaubte Liebe im Internat; als Teddy, Sohn von
Fabrikant Sommer = Jakob
Tiedtke)
- 1927: Der Soldat der Marie
(nach der Operette von Leo
Ascher; als ein Müllersknecht) → filmportal.de
- 1927: Svengali
(nach dem Roman "Trilby"
von George
du Maurier; mit Paul
Wegener in der Titelrolle des hypnotischen
Klaviervirtuosen Svengali; als Maler Leard) → filmportal.de
- 1927: Die Achtzehnjährigen
(als Paul Malot)
- 1927: Durchlaucht Radieschen
(nach der Posse von Julius Freund und
Victor Hollaender;
mit Xenia
Desni; als Pueblo de Santa Galantos)
- 1927: Der
König der Mittelstürmer (als intriganter Mr.
Jonas Habakuk Ripton, Begleiter von Miss Mabel Douglas = Aud
Egede-Nissen)
→ filmportal.de
- 1927: Die schönsten Beine von Berlin
(mit Ellen
Richter; als ?)
- 1927: Das Fürstenkind / Der Fürst der schwarzen Berge
(nach der Operette "Das
Fürstenkind" von Franz
Lehár unter
unter Verwendung einer Figur aus dem Roman "Le roi des
montagnes" von Edmond
About; als ?)
- 1927: Es zogen drei Burschen
(als ?)
- 1928: Das Spreewaldmädel
/ Wenn die Garde marschiert (mit Claire
Rommer; als Joachim Künzel, Inspektor auf Gut Milmersdorf)
- 1928: Artisten
/ Im Zauberbann der Manege (als Ralph, Freund von Fred Milson
= Werner
Fuetterer)
- 1928: Liebeskarneval
(als Herr im Auto)
- 1928: So küsst nur eine Wienerin
(als der Bäcker)
- 1928: Zwei rote Rosen
(als Georg)
- 1928: In Werder blühen die Bäume
/ Die Geschichte zweier lustiger Berliner Jungen
(als einer der lustigen Berliner Jungen)
- 1928: Polnische Wirtschaft
(nach der
gleichnamigen Vaudeville-Posse von Jean Gilbert (Musik) und den Libretti von
Curt Kraatz (18561925), Georg Okonkowski (18651926), Alfred Schönfeld; als Windig, der Mann mit dem Flug- und Schlafrekord)
- 1928: Der
erste Kuß (mit Anny
Ondra als Anny Cord; als Präsident des
"Anny-Cord-Clubs")
- 1928: Der Raub der Sabinerinnen
(nach dem gleichnamigen
Lustspiel von Franz
von Schönthan und Paul
von Schönthan;
als Friedrich Wilhelm, Sohn von Theatrewrdirektor Emanuel
Striese = Ralph
Arthur Roberts) → filmportal.de
- 1928: Serenissimus, der Vielgeliebte, und die letzte Jungfrau
(mit Hans
Junkermann als Serenissimus, seine fürstliche Hoheit;
als Teddy, ein Reporter)
- 1928: G'schichten aus dem Wienerwald
(als Jockey Fritz Pamplinger)
- 1929: Vererbte
Triebe. Der Kampf ums neue Geschlecht (als ?)
- 1929: Sündig und süß
(mit Anny
Ondra; als Gaston, Freund des reichen Malers Joe Willings = André
Roanne)
- 1929: Gestörtes Ständchen
(Kurz-Spielfilm; als ?)
- 1929: Im Prater blühn wieder die Bäume
(als Johann)
- 1929: Kennst du das kleine Haus am Michigansee?
(als Teddy, jüngerer Sohn von Konsul Kennedy = Karel
Hašler)
- 1929: Nachtgestalten. Nur ein Gassenmädel
(nach dem Roman "The Alley Cat" von Gladys Alexandra Milton alias Anthony Carlyle;
als Partner von Sängerin Melora Miller = Margit Manstad (19021996)) → filmportal.de
- 1929: Kehre zurück! Alles vergeben!
(als Teddy, Bruder von Gina = Dina
Gralla)
Tonfilme
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als Teddy Bill
- als Teddy Kern / Hans Kern
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