Eugen Jensen wurde am 26. Januar 1871 als Eugen Jacobsen in Wien1) geboren. Der Sohn eines Kaufmanns machte auf Wunsch seines Vaters zunächst eine kaufmännische Ausbildung, entschied sich dann jedoch für die Schauspielerei. Sein darstellerisches Rüstzeug erwarb er sich unter anderem bei dem am "Burgtheater"1) gefeierten Schauspieler Ludwig Gabillon1) (1825 – 1896), gab anschließend 1893 am "Deutschen Theater" in Bukarest1) sein Bühnendebüt als Leander in dem Trauerspiel "Des Meeres und der Liebe Wellen" von Franz Grillparzer1) → Info zum Stück bei franzgrillparzer.at.
Eugen Jensen in der Wiener Zeitschrift "Der Humorist" (01.10.1898, Nr. 28, 18. Jahrgang); Quelle: Wikimedia Commons; Urheber unbekannt; digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek Nach weiteren Stationen in k.u.k. Provinzstädten wie Laibach1) (heute: Ljubljana, Slowenien) und Olmütz1) (heute: Olomouc, Tschechien) aber auch am "Residenz-Theater"1) in Dresden1) sowie in Graz1) kam Jensen 1898 an das Wiener "Raimund Theater"1), dem er zunächst bis 1903 als Ensemblemitglied verbunden blieb. Nach Engagements an weiteren Wiener Bühnen wie dem "Theater in der Josefstadt"1). dem "Deutschen Volkstheater"1) und der "Neuen Wiener Bühne"1) kehrte Jensen an das "Raimund Theater" zurück. Ab 1927 wirkte er für drei Jahre am "Neuen Theater"1) in Frankfurt am Main1), gastierte zur Spielzeit 1927/28 zudem in Berlin am "Trianon-Theater"1). Zur Spielzeit 1930/31 holte ihn Victor Barnowsky1) zurück nach Berlin an die "Tribüne"1), danach ging Jensen mit dem Wiener Gastspielensemble "Deutsches Theater" auf Tournee durch Rumänien; ab 1933 lebte er wieder in Wien und wirkte erneut am "Raimund Theater". Seine letzte Rolle vor dem so genannten "Anschluss Österreichs"1) bzw. der darauffolgenden De-facto-Annexion durch das nationalsozialistische Deutsche Reich am 13. März 1938 war die des Oberkämmerers Polonius in der Shakespeare-Tragödie "Hamlet"1). Hatte Jensen in seinen frühen Jahren vorwiegend Bonvivants und jugendliche Liebhaber gestaltet, interpretierte er mit zunehmendem Alter die tragischen Charakterrollen.
  
Eugen Jensen in der Wiener Zeitschrift
"Der Humorist"1) (01.10.1898, Nr. 28, 18. Jahrgang)
Quelle: Wikimedia Commons; Urheber unbekannt;
digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Seit den 1910er Jahren war Eugen Jansen beim Film aktiv, sein Leinwanddebüt gab in dem kurzen Streifen "Das Strumpfband" (1913), stand danach mehr oder weniger regelmäßig für weitere Melodramen, Komödien, Kriminalgeschichten und sonstige abenteuerliche Produktionen mit zugkräftigen Titeln wie "Der Sterbewalzer"1) (1914), "Das erste Weib"1) (1916), "Das Geheimnis des Goldpokals" (1918), "Der Mord an der Bajdere" (1919), "Wie Satan starb"1) (1920), "Im Banne der Kralle" (1921) oder "Das grinsende Gesicht" (1921) nach dem Roman "L’homme qui rit" von Victor Hugo1) vor der Kamera. Meist mimte Jensen respektgebietende und hochrangige Persönlichkeiten, trat als Rechtsanwalt, Baron oder Graf in Erscheinung, konnte aber auch wie in "Der Teufelsschlosser" (1919) als der Teufel oder wie in "Der Bettler vom Kölner Dom"1) (1927) als Kommissar überzeugen. Jensens letzte Arbeit für den Stummfilm war die Figur des Vaters der Protagonistin Jeanne Ney (Édith Jéhanne1)) in der dramatisch-abenteuerlichen Adaption "Die Liebe der Jeanne Ney"1) (1927), gedreht von Georg Wilhelm Pabst1) nach dem Roman von Ilja Ehrenburg1) → Übersicht Stummfilme.
Im frühen Tonfilm fand der Schauspieler dann bis 1933 mit prägnanten Nebenrollen überwiegend in Komödien und leichten Unterhaltungsstreifen seinen Platz. Zu nennen ist beispielsweise der Konsul Wieland, Vater von Asta (Friedl Haerlin), in der Komödie "Wehe, wenn er losgelassen"1) (1932) nach dem Schwank "Unter Geschäftsaufsicht" von Arnold und Bach1) oder der Freund von Schuhfabrikant Jakob Lauff (Jakob Tiedtke) in "Tausend für eine Nacht"1) (1933), ebenfalls eine Aadaption nach der Vorlage "Stöpsel" aus der Feder des Autorenduos Arnold und Bach → Übersicht Tonfilme.

Eugen Jensen ca. 1924 als "Alter Drahrer" in der
Revue "Küsse um Mitternacht" an den "Wiener Kammerspielen"1)
Urheber: Atelier Wilhelm Willinger1) (1879–1943);
Quelle: theatermuseum.at (Inventarnummer: FS_PP225012alt)
© KHM-Museumsverband;; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Eugen Jensen (Rollenportrait); Urheber: Atelier Wilhelm Willinger (1879–1943); Quelle: kulturpool.at von theatermuseum.at: (Inventarnummer: FS_PP225012alt); Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Nach dem "Anschluss Österreichs" verließ Jensen seine Heimat und emigrierte in die Schweiz, nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte er als Schauspieler Fuß fassen, gab Gastspiele an Theatern in Bern1), Basel1) und Zürich1). Nach Ende des 2. Weltkriegs war er zur Spielzeit 1945/46 zusammen mit seiner Frau Alice Lach am "Stadttheater Chur"1) engagiert, wo er als Musiklehrer in dem Schauspiel "Flamme" von Hans Müller-Einigen1) auftrat. Bis zu seinem Tod spielte Jensen unter anderem in Zürich am "Theater am Central"2) (1951/52; die späteren "Kammerspiele") und an der "Komödie Basel" (1953–1955). Auch vor die Kamera ließ er sich noch einmal locken, mimte in dem von E. W. Emo in Szene gesetzten Lustspiel "Es liegt was in der Luft"1) (1950) den Direktor Florian, in dessen Wiener Parfümfabrik der Duftspezialist Leopold Graf (Hans Moser) angestellt ist.
  
Eugen Jensen, dem von der "Republik Österreich"1) der Professorentitel verliehen worden war, starb am 23. November 1957 während einer Gastspieltournee im Alter von 86 Jahren in München1).
Der Charakterschauspieler war in erster Ehe mit seiner Kollegin Rosa Monati verheiratet gewesen, danach ehelichte er die Schauspielerin Alice Lach1) (1893 – 1969). Die sterblichen Überreste Jensens wurden auf dem Urnenfriedhof der "Feuerhalle Simmering"1) (Abt. 1, Ring 3, Gr. 8, Nr. 81) in Wien beigesetzt, wo später auch seine Gattin Alice Lach die letzte Ruhe fand → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Quelle (unter anderem*)): Wikipedia, tls.theaterwissenschaft.ch
*) Weitere Quellen:
  • Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 – 1945; Herausgeber: Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider;
    Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler von Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß (Teil 1, A-K; K G  Saur, München 1999)
  • Theaterlexikon der Schweiz (tls.theaterwissenschaft.ch) aus: Danielczyk, Julia: Eugen Jensen, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, 
    Chronos Verlag (Zürich 2005, Band 2, S. 928–929)
  • Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…"; Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945
    (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 265)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) tls.theaterwissenschaft.ch
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