Der am 24. Januar 1876 in der damals zur k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn1) gehörenden ungarischen Hauptstadt Budapest1) als Beregi Oszkár geborene Schauspieler Oskar Beregi (in den USA auch Oscar Beregi Sr.) begann seine Karriere nach einer entsprechenden Ausbildung 1893 am Budapester "Lustspiel-Theater".
Ab 1899 trat er auch am "Nationaltheater"1) auf, die Wiener Zeitschrift "Sport und Salon"1) (11. April 1903, S. 17) notierte damals in ihrem Artikel "Theater und Musik": "Das Budapester "Nationaltheater" besitzt in Herrn Oskar Beregi eine jugendliche Kraft, die berufen zu sein scheint, dereinst einen der glänzendsten Sterne am vaterländischen Kunsthimmel zu bilden. Seine männlich-schöne Erscheinung, sein ausdrucksvoller Kopf, sein prächtiges, mit unwiderstehlicher Gewalt sich einschmeichelndes Organ vereinigen sich mit seiner grandiosen Darstellungsgabe, seinem überströmenden Temperament und seiner virtuosen Charakterisierung zu blendender Wirkung. Eine Glanzrolle Beregis ist der Romeo und auf dem Gebiete des modernen Dramas hat der Künstler besonders in "Monna Vanna"1) berechtigte Triumphe gefeiert. Fürwahr! auch dem Wiener "Burgtheater"1) würde Beregi zur hoher Zierde gereichen."
   

Oskar Beregi 1903 in der Wiener Zeitschrift
"Sport und Salon"1) (11. April 1903, S. 19)
Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: Unbekannt;
digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Oskar Beregi 1903 in der Wiener Zeitschrift  "Sport und Salon" (11 April 1903, S. 19); Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: Unbekannt; digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek
Oskar Beregi als Karl Moor in dem Schiller-Drama "Die Räuber"; Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Verlag: Louis Blumenthal (1888–1942), Berlin (Nr. 3150); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz: gemeinfrei Zwischen 1907 und 1910 zeigte Beregi seine Schauspielkunst auch in Berlin und begeisterte in zahlreichen Inszenierungen von Max Reinhardt als jugendlicher Heldendarsteller. So gestaltete er beispielsweise neben dem erwähnten Romeo in der Shakespeare-Tragödie "Romeo und Julia" (1907) weitere Shakespeare-Figuren, etwa den Herzog Orsino in "Was ihr wollt"1) (1907), den intriganten Edmund in "König Lear"1) (1908), den Edelmann Lysander in "Ein Sommernachtstraum"1) (1908) und den Kaufmann Antonio in "Der Kaufmann von Venedig"1) (1910). Beregi glänzte als Faust in Goethes "Faust I"1) (1909) ebenso wie als Schiller-Interpret, gestaltete den Karl Moor in "Die Räuber"1) (1908) und den Don Cesar in "Die Braut von Messina"1) (1910). Anschließend wirkte der Schauspieler wieder an Theatern in Budapest sowie in Wien.
  
Seit Mitte der 1910er Jahre betätigte sich Beregi auch im ungarischen Stummfilm, spielte Hauptrollen in verschiedenen Produktionen, oft unter der Regie seines Landsmanns Alexander Korda1) (Sándor Korda; 1893 – 1956) wir beispielsweise das Abenteuer "Der rote Halbmond"1) (1919, "Az aranyember") nach dem Romn (dt. "Ein Goldmensch"1)) von Mór Jókai von Ásva1).
 
Oskar Beregi als Karl Moor in
dem Schiller-Drama "Die Räuber"
Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Verlag: Louis Blumenthal (1888–1942), Berlin (Nr. 3150)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
1920 floh er, wie zahlreiche andere ungarische Künstler, vor dem kommunistischen Béla-Kun1)-Regime nach Österreich und ließ sich in Wien nieder. Seine Filmkarriere konnte er dort problemlos weiterführen, drehte mit Regisseur Julius Herska1) das Sittengemälde "Meriota, die Tänzerin"1) (1921/22) und zeigte sich neben Titelheldin Maria Mindzenty1) sowie Nora Gregor1) (Lucrezia Borgia1)) und Max Devrient1) (Papst Alexander VI.1)) als italienischer Renaissance-Fürst Cesare Borgia1), der mit Meriota eine Liebesbeziehung eingeht → Zensurentscheidung2) der Berliner Film-Oberprüfstelle vom 23.12.1921).
Meist wurde Beregi in den nachfolgenden Produktionen als "zwielichtiger bis skrupelloser oder gar verbrecherischer Machtmensch"*) besetzt, mimte unter anderem den Ägypter Amenmeses, Neffe des Pharao Menapta (Adolf Weisse1)), in dem von Michael Kertész1) (=Michael Curtiz) mit 5.000 Komparsen aufwendig gedrehten, melodramatischen Monumentalfilm " Die Sklavenkönigin"1) (1924). Das Drehbuch verfasste Ladislaus Vajda1) nach der Vorlage von Henry Rider Haggards1) Roman "The Moon of Israel", welcher wiederum auf der biblischen Geschichte vom Auszug aus Ägypten1) basierte. Die weibliche Hauptrolle des jüdischen Sklavenmädchens Merapi, das sich in den Pharaonensohn Prinz Seti (Adelqui Migliar; 1891–1956) verliebt, spielte María Corda. Mit der Titelrolle des Revolutionärs Wladimir Petrowitsch Ssanin, der die gesellschaftlichen Konventionen ignoriert, trat er in der österreichisch-polnischen Produktion "Ssanin"1) (1924) auf, in Szene gesetzt von Friedrich Fehér nach dem gleichnamigen, von zaristischen Behörden als "Pornografie" beschlagnahmten Skandalroman von Michail Petrowitsch Arzybaschew1), der damit auch die beginnende russische Revolution gegen das zaristische Regime thematisierte. Von Regisseur Sidney M. Goldin1) entstand das im Polen des 18. Jahrhunderts angesiedelte Drama "Jiskor"1) (1924), in dem sich Beregi neben Protagonist Maurice Schwartz1) (Leipke) als Graf Czaki, Vater der Gräfin Helena Czaki (Dagny Servaes) präsentierte, in die sich einst der ebenso tapfere wie aufrechte Jude Leipke verliebte und tragisch endete.
Danach stand er für Robert Lands1) ebenfalls dramatische Geschichte "Der Fluch"1) (1925) als der vitale, flatterhafte jüdische Pferdehändler Jehuda Nachmann vor der Kamera. Die Wiener "Neue Freie Presse"1) notierte unter anderem "Ein ungemein wirksames Thema ist hier zu einem packenden Film gestaltet worden, dessen menschlicher Gehalt auch dem nichtreligiösen Zuschauer ans Herz rührt. Fluch und Verzeihung … sie spielen in diesem Film die Rollen metaphysischer Gewalten, ganz wie es der Mentalität des gläubig-frommen Menschen entspricht. (…) Um die Darstellung haben sich Künstler mit Namen von bestem Klang verdient gemacht. Der Rabbie Elieser Ferdinand Bonns steht dem eindrucksvollen Büßer Oskar Beregis in nichts nach. Albert Heine als Esra ist grandios im Fluch, matt bei der Verzeihung. (…) Als Tochter des Büßers rührt Lilian Harvey durch Anmut und beredten Ausdruck. (…) Die Regie Robert Lands ist meisterhaft und läßt sich keine Gelegenheit zu gemäldehafter Bildwirkung entgehen." Und die Wiens "Arbeiter Zeitung"1) urteilte: "Auch hier kommt das Hauptverdienst am Gelingen des Films den Schauspielern zu. Oskar Beregi … sind in Maske und Spiel gleich vortrefflich, und die junge herzige Lilian Harway [sie!] scheint sehr talentiert zu sein." → stummfilm.at
 
Im Sommer 1925 zog es Beregi für einige Zeit in die USA, am 25. August 1925 kam er in New York1) an und fuhr weiter nach Hollywood1), wo er in einigen Streifen besetzt wurde. Er mimte beispielsweise einen Premierminister in der Romanze "The Love Thief" (1926), am bekanntesten wurde seine Darstellung des reichen Grafen de Varville in Fred Niblos1) Verfilmung "Die Kameliendame" (1926, "Camille") nach dem berühmten, gleichnamigen Roman1) von Alexandre Dumas d. J.1) mit Norma Talmadge1) als Kurtisane Marguerite Gautier und Gilbert Roland1) als der junge Armand Duval.
Zurück in Europa widmete sich Beregi ab 1928 wieder verstärkt seiner Arbeit am Theater, stand unter anderem in Wien am "Theater in der Josefstadt" – beispielsweise als Baron Lebourg in dem Stück "Baccarat" von Henri Bernstein1) (Premiere: 23.07.1928, Regie: Iwan Schmith (?–1939; – josefstadt.org) – sowie in Budapest auf der Bühne. Zwischendurch übernahm er sporadisch Aufgaben im Film, zu seinen letzten stummen Rollen zählte der sadistische Bankdirektor Cornelius und Vater von Hans (Otto Hartmann1)) in Conrad Wienes1) Streifen "Revolution der Jugend" (1929) → Übersicht Stummfilme.
  
Mit Beginn des Tonfilms war Beregis Wirkungsfeld aufgrund der sprachlichen Anforderungen eingeschränkt und er agierte wieder vermehrt in ungarischen Produktionen. In nachhaltiger Erinnerung ist er mit einer zentralen Rolle in dem von Fritz Lang1) nach dem Roman "Dr. Mabuses letztes Spiel" von Norbert Jacques1) inszenierten Meisterwerk "Das Testament des Dr. Mabuse"1) (1933) geblieben. Hier stellte er den Professor Dr. Baum dar, Leiter der Nervenklinik, in der der für seine hypnotischen Fähigkeiten berühmte, wahnsinnige Verbrecher Dr. Mabuse1) (Rudolf Klein-Rogge) sitzt.
Kay Weniger1)*) schreibt: "Trotz einer beachtlichen Anzahl an Filmen ist diese Produktion Oskar Beregis der einzige Film von wirklicher Bedeutung – dieser Kinoklassiker blieb zugleich Beregis einziger deutscher Film."

Oskar Beregi als Professor Dr. Baum in
"Das Testament des Dr. Mabuse"
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann
(Praesens-Film AG, Zürich); © Praesens-Film AG

Oskar Beregi als Professor Dr. Baum in "Das Testament des Dr. Mabuse"; Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); Copyright Praesens-Film AG Oskar Beregi als Professor Dr. Baum in "Das Testament des Dr. Mabuse"; Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); Copyright Praesens-Film AG
Mit der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 verließ der Schauspieler mit jüdischen Wurzeln wenig später Deutschland und ging zurück nach Budapest, spielte bis Ende der 1930er Jahre an diversen Theatern. Bedingt durch die antisemitischen Gesetze des Horthy1)-Regimes durfte er seit 1938 in Ungarn nur noch als Theaterschauspieler bei dem Nationalen ungarisch-israelitischen Bildungsverein "Omike1) auftreten. Der vom Eichmann-Kommando1) organisierten Deportation und Ermordung zehntausender ungarischer Juden1) bzw. dem Holocaust1) entging er nur knapp.
Nach Ende des 2. Weltkrieges wirkte Beregi kurzzeitig wieder am Budapester "Nationaltheater", dann entschloss sich der Schauspieler, seine Heimat endgültig zu verlassen. Er ging zunächst in die Schweiz, um sich dann nach einem Zwischenaufenthalt in Santiago de Chile1) in den USA niederzulassen. In Amerika konnte er als Schauspieler nur schwer Fuß fassen, hielt sich mit kleineren Bühnen- und Filmauftritten über Wasser. Zu erwähnen ist hier Walter Langs1) "Oscar"-prämierte musikalische Komödie "Call me Madam"1) (1953, "Madame macht Geschichte(n)"), wo er an der Seite von Ethel Merman1) mit der Nebenrolle des Grafen Chamberlain in Erscheinung trat. Die Produktion basierte auf dem Musical "Call me Madam"1) von Irving Berlin1) (Musik/Musiktexte), das am 12. Oktober 1950 im New Yorker "Imperial Theatre"1) ebenfalls mit Ethel Merman in der Hauptrolle der Millionärs-Witwe Sally Adams, die zur US-Botschafterin in dem kleinen europäischen Herzogtum Lichtenburg ernannt wird, zur Uraufführung gelangte. Darüber hinaus trat er vereinzelt mit Episodenrollen in TV-Serien in Erscheinung.  → Übersicht Tonfilme.
 
Der heute weitgehend in Vergessenheit geratene Theater- und Filmschauspieler Oskar Beregi starb am 18. Oktober 1965 im hohen Alter von 89 Jahren in Hollywood1) (Kalifornien). Die letzte Ruhe fand er in Budapest auf dem "Kerepescher Friedhof" (heute "Fiumei Úti Sírkertv"; Grab 34/1–1–36); in der Grabstelle wurde später auch der ungarische Schauspieler Stephen Bekassy3) (István Békássy; 1907 – 1995) beigesetzt → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Aus Beregis ersten Ehe stammte der in Budapest geborene Sohn Oscar Beregi Jr.1) (1918 – 1976), der in den USA ebenfalls als Film- und Serienschauspieler Bekanntheitsgrad erlangte. Tochter Lea Beregi (1910 – 1996) war die Ehefrau des Schauspielers Stephen Bekassy (István Békássy). Eine zweite Ehe soll er 1933 mit Rozália Piroska Lázár (1882 – ? ) eingegangen sein → www.geni.com. Der Bruder Ármin Beregi (1879 – 1953) war als Ingenieur in Europa und Israel tätig und organisierte auf Anregung des Schriftstellers Theodor Herzl1), mit dem er entfernt verwandt war, die Zionistische1) Studentenbewegung in Ungarn. Zwischen 1911 und 1918 war er unter anderem Präsident der "Ungarischen Zionistischen Organisation", 1935 siedelte er nach Israel über und war zuletzt Leiter einer Ziegelsteinfabrik in Tel Aviv1). Darüber hinaus war er schriftstellerisch tätig, publizierte 1933 in Ungarn unter anderem den zweibändigen zionistischen Roman "Isten árnyékában" (dt.: "Im Schatten Gottes") über das Leben eines jungen europäischen Auswanderers in Israel → yivoencyclopedia.org (englisch).
Quelle (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch sowie
Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…"*)
Fotos bei filmstarpostcards.blogspot.com
*) Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…"; Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945
 (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 93/94)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) www.difarchiv.deutsches-filminstitut.de, 3) Wikipedia (englisch)
Lizenz Foto Oskar Beregi (Urheber Unbekannt): Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, …) ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Lizenz Foto Oskar Beregi (Urheber: Fotoatelier Becker &  Maass, Berlin (Otto Becker (1849–1892) / Heinrich Maass (1860–1930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Kinofilme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de (Auszug)
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie)
Stummfilme (Auszug; in Ungarn als Beregi Oszkár) Tonfilme (in Ungarn als Beregi Oszkár)
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de