Ernst Arndt, in erster Linie Theaterschauspieler, wurde am 3. Februar 1861 in Magdeburg1) geboren. Zunächst absolvierte er bis 1889 eine kaufmännische Ausbildung, entschloss sich dann jedoch – nach einem Aufenthalt in Paris und Besuchen der dortigen Theateraufführungen – für den Beruf des Schauspielers. Er nahm entsprechenden Unterricht und erhielt anschließend ein erstes Engagement im westfälischen Hamm1). Nach weiteren Stationen an Provinzbühnen in Barmen1) (heute "Wuppertaler Bühnen"1)), in der Schweiz am "Theater St. Gallen"1), am Theater in Frankfurt/Oder1) und am "Theater Koblenz"1) ging Arndt 1889 an das "Stadttheater Danzig"1), wo er für die nächsten acht Jahre wirkte und sich vor allem als Charakterkomiker einen Namen machte. Sein anschließender Wechsel an das "Stadttheater Bremen"1), dem er für vier Spielzeiten verbunden blieb, brachte ihm nicht nur Erfolge als Schauspieler ein, hier konnte er auch als Regisseur etlicher Lustspiele überzeugen. Eine weitere Wirkungsstätte wurde das Berliner "Neue Schauspielhaus"1), 1910 folgte Arndt einem Ruf an das berühmte Wiener "Burgtheater"1), das für die nächsten Jahrzehnte seine künstlerische Heimat werden sollte und wo er seine größten schauspielerischen Triumphe feierte.
Ernst Arndt brillierte mit Hauptrollen in etlichen Komödien-Klassikern, etwa als Dorfrichter Adam in "Der zerbrochne Krug"1) von Heinrich von Kleist1), als Titelheld Argan in "Der eingebildete Kranke"1) von Molière1), als Mönch Bentivoglio in dem Lustspiel "Renaissance" von Franz von Schönthan1) und Franz Koppel-Ellfeld1), als Zeitungsmann Schmock in "Die Journalisten"1) von Gustav Freytag1) oder mit der Titelfigur des Oberlehrers Flachsmann in "Flachsmann als Erzieher"2), einem wilhelminischen Lustspiel von Otto Ernst1). Eine seiner Paraderollen war der Schmierendirektor Striese in dem Schwank "Der Raub der Sabinerinnen" von Franz und Paul von Schönthan1).

Foto: Ernst Arndt
Quelle: Wikipedia, aus: "Spemanns goldenes Buch des Theaters" (1912, S. 566),
eingestellt von Ulrich Goerdten; Angaben zur Lizenz siehe hier

Ernst Arndt; Quelle: Wikipedia, aus: "Spemanns goldenes Buch des Theaters" (1912, S. 566), eingestellt von Ulrich Goerdten
Ernst Arndt 1926 als Rentier Krüger in "Der Biberpelz"; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier Madame d'Ora (1881–1963); Datierung: 18.06.1926; Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204566-D) Doch Arndt wusste auch im dramatischen Fach zu überzeugen, beispielsweise als Oberkämmerer Polonius in der Shakespeare-Tragödie "Hamlet"1), als Abt von Fulda in Goethes "Götz von Berlichingen"1) oder als Graf Terzy1) in Schillers "Wallensteins Tod"1). Sein Rollenrepertoire war breit gefächert, neben den klassischen Dramen und Komödien zeigte er sich ebenfalls in Stücken der Moderne, etwa als reicher Rentier Krüger in dem sozialkritischen Schauspiel "Der Biberpelz"1) von Gerhart Hauptmann1)  oder als Arzt in dem historischem Drama "Der junge Medardus"1) von Arthur Schnitzler1).
 
Wie etliche seiner Bühnenkollegen fand auch Arndt Gefallen an dem neuen Medium Film und spielte erstmals eine Leinwandrolle in dem von Emil Albes1) inszenierten Streifen "Herbstzauber" (1918). In der Folgezeit übernahm er sporadisch kleinere Aufgaben, wirkte in der von Fritz Freisler1) in Szene gesetzten heiteren Geschichte "Der Umweg zur Ehe" (1919) neben seinem "Burgtheater"-Kollegen Harry Walden mit. So schrieb die "Theater und Kino Woche" (1919, Nr. 4, S. 25/26) damals unter anderem: "Das Lustspiel wurde von Fritz Freisler phantasievoll inszeniert. Neben Walden ist aber in diesem Lustspiel noch ein anderer Burgschauspieler zu nennen, nämlich Ernst Arndt, der warmherzige Charakterkomiker, welcher die große Gemeinde der ihm freundlich Gesinnten, die er im Theater besitzt, sicher auch im Kino erwerben wird." → virtual-history.com
 

Ernst Arndt 1926 als Rentier Krüger in "Der Biberpelz"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier Madame d'Ora1) (1881–1963); Datierung: 18.06.1926
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204566-D

Zwei Mal stand er für Alexander Korda1) vor der Kamera, nach seiner Nebenrolle in dem stummen Drama "Eine versunkene Welt"1) (1922) wurde er auch in dem Streifen "Samson und Delila"1) (1922) mit dem Untertitel "Der Roman einer Opernsängerin" besetzt. In dem pompösen, zwölf Millionen teuren, mit rund 400 Statisten ausgestattetem Monumental-Epos, der Geschichte der Entführung einer Sängerin mit biblischer Parallelhandlung, mimte die Ehefrau des Regisseurs María Corda die Doppelrolle der Delila bzw. der Primadonna Julia Sorelva, Arndt deren Impressario Cassari. In weiteren Rollen sah man Franz Herterich1) (1877 – 1966), Heldendarsteller am Wiener "Burgtheater", als Delilas Ehemann und König der Philister Abimelech bzw. den die Opernsängerin bewundernden Großfürsten Andrej Andrewiwitsch, den ungarische Schauspieler Paul Lukas1) (1895 – 1971) als Tenor Ettore Ricco und den Italiener Alfredo Boccolini1) als Samson → stummfilm.at
Nach diesen überschaubaren Auftritten machte Arndt eine zehnjährige Pause vom Filmgeschäft, um dann in sechs Tonfilm erneut kleinere Rollen zu übernehmen. So tauchte er beispielsweise als Professor Bierbrot unter der Regie von Karel Lamač1) in der Geschichte "Die grausame Freundin"3) (1932) neben Anny Ondra, Werner Fuetterer und Fritz Rasp auf, wirkte in dem ganz auf Star-Tenor Joseph Schmidt zugeschnittenen musikalischen Streifen "Wenn du jung bist, gehört dir die Welt"1) (1933) mit. Willi Forst besetzte ihn als Wiener Sekretär in dem Biopic "Leise flehen meine Lieder"1) (1933) an der Seite von Hans Jaray1), der den österreichischen Komponisten Franz Schubert1) verkörperte. Als Onkel der jungen Katja (Mary Losseff1)) bzw. alter Fabrikant Seiffert präsentierte er sich in Kurt Gerrons Komödie "Bretter, die die Welt bedeuten"1) (1935), seinen letzten Film drehte Arndt mit E. W. Emo1) und übernahm einen winzigen Part in dem mit flotter Musik untermalten Lustspiel "Der Himmel auf Erden"1) (1935) an der Seite so legendärer Komiker wie Heinz Rühmann, Hans Moser und Theo Lingen → Übersicht Filmografie.

Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier Madame d'Ora1) (1881–1963); Datierung: 09.06.1926
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204564-D)

Ernst Arnst 1926: Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier Madame d'Ora (1881–1963); Datierung: 09.06.1926; Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204564-D)
Während seiner Karriere erhielt Ernst Arndt zahlreiche Auszeichnungen, so sind die Titel "Kammerschauspieler"1) und "Professor" während seiner Zeit am "Burgtheater" zu nennen. Seit seiner Pensionierung Ende der 1920er Jahre gehörte er zu den Ehrenmitgliedern der berühmten Bühne, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien wurde ihm am 13. März 1931 verliehen.
Mit dem so genanten "Anschluss Österreichs"1) bzw. der De-facto-Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutsche Reich am 13. März 1938 geriet der inzwischen 77-jährige Schauspieler mit jüdischen Wurzeln zunehmend in die Isolation. Dem Holocaust konnte er sich nicht entziehen, am 10. Juli 1942 erfolgte seine Deportation in das KZ Theresienstadt1), zweieinhalb Monate später, am 23. September 1942, wurde er in das Vernichtungslager Treblinka1) verlegt. Dort ermordeten die Nazi-Schergen den 81-jährigen Ernst Arndt ein oder zwei Tage nach seiner Ankunft († 24. September oder 25. September 1942).
Quelle (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei bildarchivaustria.at
*) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 39/40)
Fremde Links: 1) Wikipedia,  2) projekt-gutenberg.org, 3) filmportal.de
Lizenz Foto Ernst Arndt aus: "Spemanns goldenes Buch des Theaters "(1912; Urheber Unbekannt): Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, …) ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Filme (R = Regie)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, cyranos.ch, geschichtewiki.wien.gv.at)
Stummfilme Tonfilme
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de