Portrait Maria Reisenhofer 1891 in der illustrierten Wochenzeitschrift "Berliner Illustrirte Zeitung" (BIZ); Urheber: Fritz Gehrke (1855-1916); Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei Die am 31. Dezember 1865*) im österreichischen Graz1) geborene Theaterschauspielerin Maria Reisenhofer begann sie ihre künstlerische Karriere als Elevin im Ballettkorps des Wiener "Hofoperntheaters"1). Doch dann entschied sie sich für die Schauspielerei, nahm deklamatorischen Unterricht bei dem ehemaligen k. k. Hofschauspieler Karl Arnau1) (1843 – 1910) und gab 18-jährig ihr Bühnendebüt am "Hoftheater" in Hannover (heute "Opernhaus Hannover"1)) in dem Lustspiel "Spielt nicht mit dem Feuer" von Gustav Gans zu Putlitz1).
 
 

Portrait Maria Reisenhofer 1891
in der illustrierten Wochenzeitschrift
"Berliner Illustrirte Zeitung"1) (BIZ)
Urheber: Der Maler & Illustrator Fritz Gehrke (1855 – 1916)
Quelle: Wikipedia; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) )siehe hier

Ludwig Eisenberg1) (1858 – 1910) schreibt in seinem 1903 publizierten Lexikon**): "Trotzdem sie nicht nur mit der Antrittsrolle, sondern auch mit allen ihr zugewiesenen Partien Beifall erzielte, fand sie doch bei der Bühnenleitung nicht jene volle Anerkennung und richtige Würdigung, die ihr Talent verdiente, und ließ daher nichts unversucht, ihren mehrjährigen Kontrakt zu lösen. Endlich wohl erst nach dreijähriger Tätigkeit (1887–1889) verließ sie diese Kunststätte und wurde Mitglied des "Mainzer Stadttheaters"1), wo sie bei dem empfänglicheren, süddeutschen Publikum mehr Glück hatte, und auch einen reicheren Boden zur Entfaltung ihres Talents vorfand. Zwei Jahre lang beherrschte sie hier das ganze klassische Repertoire, und erzielte mit allen ihren Leistungen stürmischen Beifall. In Mainz war es auch, wo Adolf L'Arronge1) die junge Schauspielerin zum ersten Mal sah, und von ihrer nicht gewöhnlichen Begabung allsogleich überzeugt, ihr einen Antrag an das "Deutsche Theater"1) in Berlin machte. Die Unterhandlungen waren von kurzer Dauer und 1891 trat Reisenhofer zum ersten mal als Klärchen in "Egmont"1) vor das Berliner Publikum. Sie gefiel, doch ihren ersten wirklichen großen Erfolg hatte sie im "Fechter von Ravenna"1), dem bald darauf jener in Phillipis1) "Das alte Lied" folgte. Nun wurde man allgemein auf Reisenhofer aufmerksam, erkannte in ihr die pikante und fesselnde Schauspielerin, und mehr als ein Berliner Theaterdirektor bewarb sich eifrigst um die junge Künstlerin."

Maria Reisenhofer (Zivilportrait) auf einer Künstlerkarte,
fotografiert um 1890 von Josef Löwy1) (1834 – 1902)
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK246520alt
© KHM-Museumsverband;; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Maria Reisenhofer (Zivilportrait) auf einer Künstlerkarte, fotografiert um 1890 von Josef Löwy (1834–1902); Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK246520alt; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
 Maria Reisenhofer (Zivilportrait) um 1895 auf einer Künstlerkarte, fotografiert von Albert Meyer (1857–1924); Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK263623alt; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0 Maria Reisenhofer wirkte für die nächsten sechs Jahrzehnte neben dem "Deutschen Theater" an verschiedenen Berliner Theatern, machte sich vor allem am "Lessingtheater"1), (1892–1896), "Neuen Theater" und am "Residenz-Theater"1) einen Namen als herausragende Charakterdarstellerin.  So notiert Ludwig Eisenberg unter anderem weiter in seinem Lexikon**): "Reisenhofer ist vor allem eine Interpretin des modernen Salonstücks, die Darbietungen der Klassik gelingen ihr weniger, wenngleich sie im Vers- und Kostümstück (der modernen Literatur) nicht minder vortreffliches leistet, wie in den realistischen, französischen Stücken, in denen sie durch ihre scharfe Leidenschaftlichkeit, ihr lebhaftes Temperament, ihr rassiges Spiel große Anmut, und den von ihr kokett angeschlagenen, verführerischen Salonton, unterstützt von ihrer imposanten Bühnenerscheinung und de Glanz der Toiletten jedes Publikum lebhaftest zu interessieren versteht. Reisenhofer ist eben eine moderne Schauspielerin durch und durch, wird besonders als vortreffliche Ibsen1)-Darstellerin geschätzt. Von ihren hervorragendsten Leistungen, mit welchen sie bisher die größten Erfolge erzielte, seien u. a. erwähnt "Hedda Gabler"1), Rebekka West in "Rosmersholm"1), Magda in "Heimat" (Anm.: von Hermann Sudermann1) → projekt-gutenberg.org), Hilda Wangel in "Baumeister Solness"1), "Madame Sans-Gêne" (Anm.: von Victorien Sardou1) über Catherine Lefèbvre1)), "Trilby" (Anm.: nach dem gleichnamigen Roman1) von George du Maurier1)), Roxane in "Cyrano de Bergerac"1), etc."

Maria Reisenhofer (Zivilportrait) auf einer Künstlerkarte,
fotografiert um 1895 von Albert Meyer1) (1857 – 1924)
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK263623alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Maria Reisenhofer trat zudem an internationalen Bühnen auf, Gastspielreisen führten sie unter anderem in die USA, wo sie am angesehenen New Yorker "Irving Place Theatre"1) auftrat, einem deutschsprachigen Theater, das bis 1903 von Heinrich Conried1) geleitet wurde und an dem zahlreiche berühmte Schauspieler/innen des deutschen Sprachraums auftraten.
Hier zeigte sich Maria Reisenhofer beispielsweise 1906 neben Harry Walden mit der Titelrolle in der Farce "Leontines Ehemänner" ("Les Maris de Leontines") von Alfred Capus1). Das Stück handelte von den Abenteuern einer frivolen, jungen Frau (Reisenhofer), die nach der Scheidung einen reichen Baron (Harry Walden) heiratet, der trotz der Affären seiner Frau mit dieser weiter zusammenlebt. Mit Walden spielte sie im Frühjahr 1906 am "Irving Place Theatre" auch in der Satire "Maskerade" von Ludwig Fulda1), glänzte dort im selben Jahr in der Komödie "Die große Glocke" von Oscar Blumenthal1).
   

Maria Reisenhofer (Zivilportrait) auf einer Künstlerkarte,
fotografiert um 1890 von Emil Tiedemann1) (* vor 1858; † wohl 1892)
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PG263841alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Maria Reisenhofer (Zivilportrait) auf einer Künstlerkarte, fotografiert um 1890 von Emil Tiedemann (* vor 1858; † wohl 1892); Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PG263841alt; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
In den 1920er Jahren wandte sich Maria Reisenhofer auch dem Film zu und übernahm prägnante Rollen in verschiedenen stummen Produktionen. Bereits 1909 hatte sie bei der Berliner "Duskes Film" von Alfred Duskes1) erste Erfahrungen vor der Kamera in dem nach dem gleichnamigen Roman1) von Fjodor Dostojewski1) realisierten kurzen Streifen "Schuld und Sühne" gemacht, in ihren nachfolgenden Filmen mimte sie meist Damen der gehobenen Gesellschaft, stellte Gräfinnen oder adelige Mütter dar. So zeigte sich die inzwischen über 50-Jährige unter der Regie von Alfred Halm1) als Mutter von Herzog Franz Günther (Paul Hartmann) in der Adaption "Die goldene Krone"2) (1920) nach dem Roman von Olga Wohlbrück1), Henny Porten gab als Marianne die Tochter des verarmten Wirts des Gasthofes "Goldene Krone", Reisenhofers Ehemann Albert Patry als Großfischhändler Stöven den Vater von Klaus (Hermann Thimig). Ernst Lubitsch1) besetzte sie in seinem Historienstreifen "Anna Boleyn"1) (1920) neben Emil Jannings als Heinrich VIII.1) und Henny Porten als Anna Boleyn1), zweite der sechs Frauen Heinrichs, als deren Schwägerin Lady Jane Boleyn1), Viscountess Rochford, und auch im ersten Teil von Urban Gads1) Verfilmung des Romans "Christian Wahnschaffe" von Jakob Wassermann1) mit dem Titel "Weltbrand"1) (1920) gehörte sie an der Seite von Protagonist Conrad Veidt zur prominenten Schauspielerriege.
Eine bedeutsame Rolle gestaltete sie als Kaiserin Maria Theresia1) in Rudolf Meinerts1) Biopic "Marie Antoinette"1) (1922) mit dem Untertitel "Das Leben einer Königin" und Diana Karenne in der Titelrolle der Marie-Antoinette1), fünfzehntes Kind bzw. letzte Tochter von Maria Theresia und Kaiser Franz I.1), sowie Viktor Schwanneke1) als deren Gemahl Ludwig XVI.1), eine Figur, der Maria Reisenhofer im zweiten Teil von Gerhard Lamprechts Historienstummfilm "Der alte Fritz"1) (1928) mit Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.1) erneut Kontur verlieh. Sie spielte unter anderem die Mutter des jungen Künstlers Wilbur Crawford (Willy Fritsch), der in der Komödie "Seine Frau, die Unbekannte"1) (1923) auf Umwegen schließlich in Eva (Lil Dagover) sein Glück findet. Eine weitere Mutter-Rolle – diesmal des Oberprimaners Walter (Walter Slezak) – mimte sie in dem Melodram "Junges Blut"3) (1926), war als Gräfin Torgstädt auch Slezaks Filmmutter in dem nach dem Lustspiel von Oskar Blumenthal1) und Max Bernstein1) gedrehten Stummfilm "Die große Pause1) (1927) mit Henny Porten in der weiblichen Hauptrolle. Zu ihren letzten Arbeiten für den Stummfilm zähle das von Richard Eichberg1) frei nach dem Schauspiel "Die Danischeffs" von Alexandre Dumas d. J.1) und Pierre de Corvin (1844–1899; veröffentlicht unter dem Pseudonym "Pierre Newsky") mit Heinrich George und Mona Maris1) in den Hauptrollen in Szene gesetzte Drama "Die Leibeigenen"1) (1928), hier trat sie als Gräfin Danischeff, Mutter von Alexej (Harry Halm), in Erscheinung → Übersicht Stummfilme.
Im Tonfilm wirkte Maria Reisenhofer nur noch in vier Produktionen mit: Nach dem Streifen "Nur am Rhein…" (1930) präsentierte sie sich in der von Victor Janson nach dem Roman von Maria von Petiani1) mit Dolly Haas in der Titelrolle inszenierten Komödie "Der Page vom Dalmasse-Hotel"1) (1933) als Mutter des Barons Arthur von Dahlen (Harry Liedtke), schlüpfte in das Kostüm der Äbtissin von Maubuisson in dem Historienfilm "Liselotte von der Pfalz"1) (1935), gedreht von Carl Froelich1) nach der literarischen Vorlage von Rudolf Presber1) mit Renate Müller in der Titelrolle der Prinzessin von der Pfalz1).
Ihren letzten Auftritt in einem Kinofilm hatte Maria Reisenhofer als alte Fürstin in dem ganz auf die Ufa-Stars Zarah Leander und Marika Rökk zugeschnittenen Musikfilm "Es war eine rauschende Ballnacht"1) (1939) mit Hans Stüwe als Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowski.1) Danach zog sie sich endgültig vom Filmgeschäft zurück.
 
Maria Reisenhofer starb am 18. April 1947 in Berlin im Alter von 81 Jahren, legt man das Geburtsjahr 1865 zugrunde. Sie war mit dem Theater- und Filmschauspieler Albert Patry (01.03.1864 – 26.11.1938) verheiratet, der zudem viele Jahre in Berlin die Schauspielschule des "Königlichen Schauspielhauses"1) am Gendarmenmarkt, das im Oktober 1919 in "Preußisches Staatstheater" umbenannt wurde, leitete.
  

Maria Reisenhofer 1905 mit ihrem Ehemann Albert Patry,
veröffentlicht in "Berliner Leben"1) (VIII. Jahrgang, Heft 3)
Urheber: Fotoatelier "Albert Zander & Siegmund Labisch" (Berlin); Quelle: Wikipedia
digitalisiert durch die Berliner  "Zentral- und Landesbibliothek";
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Maria Reisenhofer 1905 mit ihrem Ehemann Albert Patry, veröffentlicht in "Berliner Leben. Zeitschrift für Schönheit und Kunst" (VIII. Jahrgang, Heft 3); Urheber: Fotoatelier "Albert Zander & Siegmund Labisch" (Berlin); Quelle: EuropeanaLocal; digitalisiert durch die Berliner "Zentral- und Landesbibliothek"; bzw. Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei
Quelle (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
*) Geburtsdatum 31. Dezember 1865 laut Kay Weniger: "Das große Personenlexikon des Films"; die "Internet Movie Database" (IMDb) weist als Geburtsdaten den 21. Dezember 1869 aus und auch cyranos.ch gibt als Geburtsjahr 1869 an..
**) Ludwig Eisenberg: "Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert" (Verlag von Paul List, Leipzig 1903);
Digitalisiert: Maria Reisenhofer, S: 816 f. → Textarchiv – Internet Archive
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de
Lizenz Abbildung Maria Reisenhofer (Urheber: Fritz Gehrke (1855–1916): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers erlischt.
Lizenz Foto Maria Reisenhofer 1905 mit ihrem Ehemann Albert Patry (Urheber: Fotoatelier "Albert Zander & Siegmund Labisch"):
Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de)
Stummfilme Tonfilme
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