Lissy (auch Lissi) Arna) wurde am 20. Dezember 1900 als Liesbeth Helene Erna Arndt in Berlin geboren. Die Tochter des Lederarbeiters Max Arndt und dessen Frau Bertha war nach dem Besuch einer Volksschule sowie anschließend einer Handelsschule in ihrer Geburtsstadt zunächst bei einem Immobilienmakler tätig, wurde dann für den Film entdeckt: "Eines schönen Tages sitze ich allein in einer Konditorei. Auf die Frage eines einzelnen Herrn, ob ich noch frei wäre, schüttelte ich stolz mit dem Kopfe. Das legte er für Ja aus und engagierte mich für einen Film." ließ sie später ihr Publikum wissen.*) Nach einigen Komparsen-Rollen besetzte man sie 1919/20 als "niedliche" Protagonistin in einigen humoristischen Einaktern, "Lissy, der Spatzenschreck", "Lissys Brautnacht", "Lissys Flimmerkur" und "Ottchen macht alles" hießen die von Rudi Bach1) in Szene gesetzten, kurzen Streifen. Ihre 1920 geschlossene Ehe mit dem Regisseur Hanns Schwarz1) (1888 – 1945) wurde bereits nach zwei Jahren geschieden, die angehende Schauspielerin intensivierte nun ihre Arbeit für den Film. Eine erste beachtenswerte Hauptrolle erhielt Lissy Arna in dem Harry Piel-Film "Abenteuer einer Nacht" (1923), wo sie sich als "eine pikante Halbweltdame mit rassigem Temperament" präsentierte, wie "Der Film" (03.01.1926) notierte.2) 

Foto: Lissy Arna vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Lissy Arna vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch
Nach einem zweijährigen Aufenthalt in New York folgten eine Reihe von Produktionen unterschiedlichsten Genres, Arna zeigte sich in Lustspielen und Krimis ebenso wie in den Melodramen und Volksstücken jener Ära. Aufgrund ihrer "exotischen Ausstrahlung bevorzugt als Prostituierte, leichtes Mädchen oder Straßendirne besetzt"3), mimte sie meist verführerische Halbweltdamen und verkörperte den Typus der "femme fatale". Zu ihren bekanntesten Filmer jener Zeit zählte die Rolle der Dienstmagd Regine, Tochter des Sargtischlers Hackelberg (Max Maximilian1)), in dem von Gerhard Lamprecht1) nach dem Roman von Hermann Sudermann1) inszenierten Drama "Der Katzensteg"1) (1927), die etwas naive, polnische Ballettelevin Josefa in dem den Mädchenhandel thematisierenden Streifen "Das Frauenhaus von Rio"1) (1927) nach dem Roman "Plüsch und Plümowski" von Norbert Jacques1) und die Prostituierte in dem Melodram "Jenseits der Straße"1) (1929) mit dem Untertitel "Eine Tragödie des Alltags". Als verführerischer Vamp Vivian tauchte sie in dem Stummfilm "Die elf Teufel"1) (1927) auf, einer der ersten "Fußballfilme"1) im deutschen Kino mit unter anderem Gustav Fröhlich als Mittelstürmer Tommy, in der Adaption "Schinderhannes"1) (1928) nach dem gleichnamigen Schauspiel1) von Carl Zuckmayer1) über das Leben des "Schinderhannes" genannten Räuberhauptmanns Johannes Bückler1) mit Hans Stüwe in der Titelrolle konnte Lissy Arna als des Schinderhannes letzte Räuberbraut Julchen Blasius1) überzeugen.
Arna Lissy auf einer Abbildung der "Atlas Stoffbilder" (auf Atlasseide gedruckte Sammelbilder); Urheber: Gregory Harlip (? – 1945); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Vor allem Regisseur Carl Boese1) besetzte sie als leichtlebiges, verworfenes Geschöpf, so als Adele in "Schwere Jungens – leichte Mädchen" (1927) nach "Martin Overbeck. Der Roman eines reichen jungen Mannes" von Felix Salten1) mit Gustav Fröhlich als Martin Overbeck jun., als Protagonistin Helene Hain in "Eva in Seide"1) (1928) nach dem Roman "Nuttchen" von Ernst Klein1) und seinem im "Zille1)-Milljöh" angesiedelten Zeitdrama "Kinder der Straße"1) (1929).2) Sie selbst sagte einmal über ihre Schauspielerei: "Am Film reizt mich die schwere Arbeit, das unerhört zeitgemäße Tempo, und daß es mir vergönnt ist, armen Menschen der breiten Masse für ein geringes Eintrittsgeld mein Bestes zu geben, sie zu unterhalten, ja sie so zu interessieren, daß sie zwei Stunden lang im Weinen wie im Lachen mit mir gehen."*) Die Figur der Ehefrau des Erfinders und Chemikers Arnold Horn (Hans Stüwe), an die sich der skrupellose Konzernchef ten Straaten (Fritz Kortner) in dem von Michail Dubson1) nach dem Bühnenstück "Giftgas über Berlin" von Peter Martin Lampel1) gedrehten Drama "Giftgas"1) (1929) heranmacht, war ihre letzte Arbeit für den Stummfilm → Übersicht Stummfilme
 
Arna Lissy auf einer Abbildung der "Atlas Stoffbilder"
(auf Atlasseide gedruckte Sammelbilder)
Urheber: Gregory Harlip (? – 1945) → Wikipedia (englisch)
Quelle: virtual-history.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Anschließend ging Lissy Arna gemeinsam mit Wilhelm Dieterle nach Hollywood, der dort als Regisseur für deutschsprachige Versionen der "First National Pictures"1), einer Tochtergesellschaft der "Warner Brothers"1), verantwortlich zeichnete. So entstand mit "Der Tanz geht weiter"1) (1930) von Dieterle die deutschsprachige Version von "Those Who Dance" (Regie: William Beaudine1)) nach der Novelle "Those Who Dance" von George Kibbe Turner (1867 – 1952) mit Dieterle in der Doppelrolle des Detective Fred Hogan und des Ganoven Jack, wo sie als Elly, Ex-Freundin von Jack, in Erscheinung trat. Es folgte der Part der jungen Bardame Peggy in dem Mississippi-Drama "Die Maske fällt"1) (1931), der deutschsprachigen Version von "The Way of All Men" (Regie: Frank Lloyd1)) nach dem Bühnenstück "Syndafloden"  von Henning Berger (1872 – 1924) sowie der spannungsgeladene Streifen "Dämon des Meeres"1) (1931), inszeniert von Michael Curtiz1) und (ungenannt) Wilhelm Dieterle. In dieser deutschsprachigen Version von "Moby Dick" (Regie: Lloyd Bacon1)) nach dem berühmten Roman "Moby Dick"1) von Herman Melville1) wurde die Geschichte in einigen Kernbereichen verändert. Dieterle spielte den jungen Harpunier Christoph, der zunächst seiner Liebe zu der jungen Schmied-Tochter Thea (Lissy Arna) entsagt und stattdessen zu einem rachedurstigen "Kapitän Ahab" mutiert.

Arna Lissy, fotografiert von Elmer Fryer (1898 – 1944)
während ihres Aufenthaltes in Hollywood
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Arna Lissy, fotografiert von Elmer Fryer (1898–1944); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Doch schon bald kehrte Lissy Arna nach Deutschland zurück und gehörte als verführerisch-gefährliche Lillie Trent zur Besetzung der vierten deutschsprachigen Edgar Wallace1)-Verfilmung "Der Zinker"1) (1931) nach dem Roman/Bühnenstück "The Squeaker"1). In ihren nachfolgenden Filmen machte Lissy Arna einen Image-Wandel durch, zeigte sich in Lustspielen, Militärschwänken und nationalen Dramen, konnte jedoch an ihren Stummfilm-Ruhm nicht mehr anknüpfen. Einen vielbeachteten Part hatte sie noch in dem von Luis Trenker (Co-Regie: Karl Hartl1)) nach seinem Roman/Manuskript mit sich selbst in der Hauptrolle des Bergführers Florian Dimai gedrehten Drama "Berge in Flammen"1) (1931) als dessen Ehefrau, in den nachfolgenden Produktionen musste sie sich vermehrt mit Nebenrollen begnügen. Ihre letzte größere Rolle spielte sie in Harry Piels harmlosem Spaß "Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt"1) (1933) und mimte die Schauspielerin Lissy Verhagen, diese Figur "wirkt fast wie eine Selbstparodie: sie spielt eine affektierte Diva, eine "talentlose Bestie" (Filmzitat), die nur durch Bestechung zum Bühnenerfolg gelangt."2) Man sah sie unter anderem noch als Spionin Mila Ventos in dem Propaganda-Streifen "Menschen ohne Vaterland"1) (1937), als die Gefangene Nelly in der ganz auf Zarah Leander zugeschnittenen Adaption "Zu neuen Ufern" (1937) nach dem Roman von Lovis H. Lorenz1), als die Halbweltdame Pandorita in dem Abenteuer "Die gelbe Flagge"1) (1937) nach dem Roman von Fred Andreas1) sowie (vorerst) zuletzt als Zeugin Inez Brown, ehemaliges Hausmädchen bei Sylvia Casilla (Dagny Servaes), in dem Krimi "Sensationsprozess Casilla"1) (1939).
 
Mit dem Nachlassen ihrer Popularität konzentrierte sich Lissy Arna vermehrt auf die Arbeit am Theater, wirkte unter anderem in Berlin am "Theater am Kurfürstendamm"1) und am "Theater am Schiffbauerdamm"1). Im August 1939 heiratete sie den Arzt Dr. Kleiber und zog mit ihm noch vor Ausbruch des 2. Weltkrieges nach Venezuela1), wo dieser eine Chefarzt-Stelle antrat. Erst nach dem Tod ihres Ehemannes Ende der 1950er Jahre kehrt sie nach Deutschland bzw. Berlin zurück. Noch zwei Mal stand sie mit kleineren Rollen vor der Kamera, so wirkte sie in dem nach dem Roman von Christian Geissler1) gedrehten TV-Film "Anfrage"4) (1961) mit und gehörte zur Besetzung von Michael Kehlmanns1) Kino-Drama "Das Leben beginnt um acht"1) (1962) um einen alternden, erfolglosen Schauspieler, realisiert nach dem Bühnenstück "Die leichten Herzens sind" von Emlyn Williams1) mit O. E. Hasse als der nun heruntergekommene Mime Thomas und Johanna Matz als dessen Tochter Cattrin → Übersicht Tonfilme.
  
Zwei Jahre später erlag Lissy Arna am 22. Januar 1964 im West-Berliner "Sankt Gertrauden-Krankenhaus"1) mit nur 63 Jahren einem Krebsleiden. Die letzte Ruhe fand sie auf dem "Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof"1) im Berliner Ortsteil Westend1); die Grabstelle ist mittlerweile nicht mehr existent → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Quellen (unter anderem)*): Wikipedia, cyranos.ch sowie
CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 15
Foto bei virtual-history.com
*) Lissy Arna. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler – Wir über uns selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 4) Die Krimihomepage
Quellen:
2) CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 15
3) film-zeit.de (Artikel nicht mehr online)
Lizenz Foto Lissy Arna (Urheber Alexander Binder/
Gregory Harlip/ Elmer Fryer): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Stummfilme / Tonfilme
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(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung, Die Krimihomepage; R = Regie)
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