Andrews Engelmann erblickte am 23. März 1901 als Andrej Engelman im zaristischen
St. Petersburg1) das Licht der Welt. Der Sohn eines
deutsch-baltischen Kaufmanns besuchte ein Realgymnasium in seiner Geburtsstadt,
dass er 1918 mit dem Abitur verließ, begann anschließend in St. Petersburg ein
Medizinstudium an der "Militär-Medizinischen Akademie". Aufgrund der
politischen Wirren nach der "Oktoberrevolution"1) floh Engelmann 1921
aus seinem Heimatland, verließ die Sowjetunion und ging über Finnland nach
Berlin; seine Eltern kamen später mit der jüngeren, damals 8-jährigen
Schwester nach. Engelmann setzte 1922 sein Studium an der "Friedrich-Wilhelm-Universität"1)
fort, "absolviert das Physikum1) und erste klinische Semester, erhält als anerkannter Flüchtling den vom Völkerbund ausgestellten
"Nansen-Pass"1)
(No. 26805; dieser Pass gilt in den 1930er Jahren, seiner auf zahlreichen Filmreisen erworbenen und eingefügten Visa wegen, als
"der längste Pass der Welt")."*) Bereits während der Semesterferien arbeitete Engelmann in Frankreich, um sein Studium zu finanzieren, hier kam er auch erstmals mit der Filmszene in Berührung. Sein Leinwanddebüt gab er als russischer Tänzer in dem von Jacques de Baroncelli1) in Szene gesetzten stummen Streifen "La flambée des rêves" (1924), ein Engagement am Pariser "Théâtre des Variétés"1) schloss sich an. Als "Monsieur Durakin" spielte und tanzte Engelmann in der operettenhaften Komödie "Le bois sacre" von Gaston-Arman De Caillavet1) und Robert De Flers1), ging mit dem Stück in Frankreich auf Tournee, eine Gastspielreise führte ihn auch nach Brüssel. Nach einer kurzzeitigen Aufnahme seiner Studien entschied sich Engelmann endgültig für die Schauspielerei. Aufmerksamkeit erregte er als fanatisch-erbarmungsloser deutscher U-Bootkommandant in der aufwendigen, im 1. Weltkrieg angesiedelten MGM-Produktion "Mare Nostrum"1) (1926), inszeniert von Rex Ingram1). Weitere Filme mit Ingram sollten folgen, in denen der glatzköpfige Engelmann auf den Typus des schurkischen Bösewichts festgelegt wurde. "Bei Ingram erhält er seine eindrucksvollsten Schurken-Rollen: in "The Three Passions" (1929) die des "Hairless Man", eines Unholds, der die Schöne (Alice Terry1)) bedrängend, bei einem tiefen Fall von hoher Leiter ein grausames Ende nimmt; in "Baroud" (1933) jene des Rebellen-Häuptlings Si Arnarok, eines düsteren Banditen. Dunkelmänner aller Länder werden sein Fach: Als Orientale (1928: "La symphonie pathétique") und als Colonel von Lessing (1929: "City of Play" / 1930: Two Worlds1)), als russischer Prinz Dmitri (1935: "The Crouching Beast") oder Erpresser (1935: "Stormy Weather"), englischer Mörder (1933: "Quelqu'un a tue") und Dieb (1937: "Les perles de la couronne") erwirbt sich der polyglotte Engelmann den exzellenten Ruf einer internationalen Kapazität des Lasters und Verbrechens, 1930 verpflichtet ihn die "Paramount"1) für ihre in Frankreich gedrehte Mehrsprachenproduktion." notiert CineGraph.*). 1929 wirkte er in dem von G. W. Pabst1) meisterlichem, nach dem gleichnamigen Roman1) von Margarete Böhme1) gedrehten Stummfilm "Tagebuch einer Verlorenen"1) erstmals in einem deutschen Film mit und zeigte sich neben Protagonistin Louise Brooks als sadistischer Ausbeuter bzw. Direktor der Erziehungsanstalt.
Ab Mitte der 1930er Jahre spielte Engelmann verstärkt in deutschen Produktionen und
ließ sich auch vor den Karren der nationalsozialistischen Film-Propaganda spannen. Er
war abonniert auf bösartige sowjetische Funktionäre wie in Gustav Ucickys1)
Kriegstreifen "Flüchtlinge"1) (1933; französische Version "Au bout du monde"),
infame britische Offiziere wie in Karl Ritters1) episodenhaftem Film "Über alles in der Welt"1) (1941)
und Herbert
Selpins1) anti-britischer, unreflektierten Darstellung
des von Hans
Albers dargestellten, umstrittenen deutschen Afrikaforschers und Kolonialisten Carl Peters1)
in dem gleichnamigen
NS-Propagandafilm1), der bis heute zu den
so genannten "Vorbehaltsfilmen"1)
zählt. Die Idee zu dem anti-sowjetischen Propagandafilm über die Aktivitäten
der sowjetischen Geheimpolizei GPU1) in Westeuropa, GPU1) (1942; Regie: Karl Ritter),
stammte von Engelmann, der auch am Drehbuch
beteiligt war und die männliche Hauptrolle des Leiters der europäischen GPU-Sektion Nikolai Bokscha
mimte; seine Partnerin war die schöne italienische Schauspielerin Laura Solari als die von Rache getriebene Geigenvirtuosin Olga Feodorowna. Dieser
ebenfalls als
"Vorbehaltsfilm" eingestufte Streifen zählte für den Filmwissenschaftler Gert Berghoff
zu den
"gefährlichsten und übelsten
Propaganda-Filmen des Dritten Reichs." notiert Wikipedia. Für "CineGraph" verlangte die Rolle des Nikolai Bokscha, eines Karrieristen im Dienst des sowjetischen Geheimdienstes,
der, brutal und zynisch, in der Maske des weltgewandten Diplomaten sein mörderisches Spiel auf eigene
Rechnung betreibt, darstellerische Mittel, die gleichermaßen Niedertracht und Charme beschwören. Der Film, der eine
"Weltverschwörung" konstruiert, ist der Kolportage eher verpflichtet denn der
Propaganda dienlich (vgl. Welch, 1983); dass in ihm "bestimmte Szenen (
) eine gewisse Qualität
des Film noir aufweisen" (Petley, 1984), mag auch der internationalen Erfahrung des Co-Autors Engelmann zuzuschreiben
sein.*) |
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Quellen: Wikipedia,
cyranos.ch
sowie CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 35*) Siehe auch den Artikel bei virtual-history.com |
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*) Jörg Schöning in "CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film" (Lieferung 35) mit den
Quellen:
Fremde Links: 1) Wikipedia |
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