Elisabeth Markus wurde am 15. Dezember 18951)
als Elisabeth Martha Leopoldine Francisca Markus und drittes von vier Kindern in der niederösterreichischen
Gemeinde Weikersdorf am
Steinfelde2) nahe der Wiener Neustadt geboren. Die Tochter des Apothekers Eugen Markus
wuchs anfangs in ihrem Geburtsort auf, 1905 ließ sich die Familie in
Hollabrunn2) nieder, da der Vater dort eine Apotheke pachtete bzw. drei Jahre
später kaufte.
Nach dem Schulbesuch entschloss sich das junge Mädchen,
Schauspielerin zu werden und nahm gegen den Willen der Eltern in Wien
entsprechenden Unterricht bei Viktor Kutschera
(1863 1933) sowie an der Theaterschule des "Deutschen Volkstheaters"2).
Am "Deutschen Volkstheater" gab sie auch am 15. Dezember 1916 mit der
kleinen Rolle des Dienstmädchens Lisi ihr Bühnendebüt in dem Volksstück
"Hasemanns Töchter" von Adolph L'Arronge1), gehörte bis 1930 zum
Ensemble der renommierten Wiener Bühne.
Hier wurde sie jedoch bis auf wenige Ausnahmen etwa als
Frau John in dem Hauptmann-Drama
"Die Ratten"1) mit Nebenrollen "bäuerlicher Volkstypen und Wiener Figuren"*)
besetzt, der Durchbruch zur viel
beachteten Charaktermimin gelang ihr nicht. Elisabeth Markus entschied sich
daher 1931 für einen Wechsel nach Berlin, "wo sie nach einem Jahr am
"Theater in der Stresemannstraße" unter Ernst Legals Direktion ein Wanderleben führt"*):
Zur Spielzeit 1931/32 unternahm sie gemeinsam mit den "Reinhardt-Bühnen"1)
eine
Theatertournee durch Deutschland, der Schweiz, Polen, Ungarn und Rumänien,
trat in William
Somerset Maughams1) Farce "Viktoria"
("Home and Beauty"), Carlo Goldonis Commedia
dell'arte-Stück "Der Diener zweier Herren"2) sowie in
der Oscar Wilde-Komödie "Ein
idealer Gatte"2) auf, wo sie neben Harry Liedtke die Lady Markby verkörperte.
Elisabeth Markus 1928, fotografiert von
von Wilhelm Willinger2) (1879 1943), in der Rolle
der Milli Stubel in dem Drama "Johann Orth" von
Friedrich Schreyvogl2) am
"Deutschen Volkstheater"
→ Artikel zu Johann Orth2)
Quelle: Wikimedia
Commons von theatermuseum.at
Inventar-Nummer: FS_PE265988;
Datierung: 13.01.1928
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Anschließend kehrte sie nach Wien zurück und wirkte an verschiedenen
Theatern und konnte nun auch hier endlich Erfolge verbuchen. Unter anderem brillierte sie am
"Raimundtheater"2) in der Wiener Erstaufführung
der Komödie "Geld ohne Arbeit" von Alberto Colantuoni (1874 1959), im
Rahmen von Max Pallenbergs Gastspiel mit der Komödie
"Wem Gott ein Amt gibt
" von Wilhelm Lichtenberg3) (→ Wikipedia)
wurde auch Elisabeth Markus 1933 frenetisch gefeiert: "Eine ganz wunderbare, ihn menschlich ergänzende Partnerin
hat Max Pallenberg in Elisabeth Markus, die als verstehende Bureau-Kollegin den versöhnenden
Ausklang herbeizuführen hat. Da bekommt eine Figur Leben, der man Gefühl glaubt. Elisabeth Markus macht das ganz still und unkomödiantisch,
ohne äußere Effekte, nur mit der Intensität eines starken naturhaften Wesens."
notierte die österreichische Tageszeitung "Die Stunde"2) (30.03.1933).*)
Seit der Premiere am 21. Juni 1935 glänzte sie an dem von Max Reinhardt2) geführten "Theater in
der Josefstadt"2) mit einer ihrer Paraderollen und begeisterte
(im Wechsel mit Adrienne Gessner) als Delikatessenhändlerin
Amanda Hopfstangl bzw. Kontrahentin des selbsternannten Gerichtsdieners Swoboda
(Hans Moser) in der von
Otto Preminger2) inszenierten Komödie "Kleines
Bezirksgericht" von Otto Bielen → josefstadt.org. Als im Frühjahr 1938 das "Theater in der Josefstadt" mit dem
"Deutschen Theater Berlin" unter die Direktion Heinz Hilperts1) gestellt wird, der Markus an
sein Theater binden möchte, wird sie wie ihr Kollege Hans Moser auf Grund einer vom Rechtsträger beantragten
"Sondergenehmigung" Mitglied der "Reichstheaterkammer"2). Sie spielt nun ohne Behinderung in vornehmlich
in Wien gedrehten Filmen.*)
Erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte Elisabeth Markus bereits zu Stummfilm-Zeiten, unter anderem in der Ludwig Anzengruber-Verfilmung "Der
Meineidbauer" (1926; Regie: Jacob und
Luise Fleck2) → Infos
zum Volksstück2))
die Ehefrau des Kreuzweghofbauern Matthias Ferner (Eduard von Winterstein)
gemimt. Nur in insgesamt drei Stummfilmen wirkte sie mit, musste "enttäuscht erkennen, dass
der stumme Film ihrer vielgerühmten Begabung, dem überaus modulationsfähigen Timbre ihrer Stimme, keine Möglichkeit zur Entfaltung bieten
kann."*) Mit
Beginn der Tonfilm-Ära nahm die Schauspielerin dann vermehrt Leinwand-Angebote
an und etablierte sich mit prägnanten Nebenrollen zu einer beliebten
Darstellerin in etlichen Melodramen und Komödien. Eine erste Aufgabe
übernahm sie in dem österreichischen Gesangs- und Liebesfilm "Ein
Stern fällt vom Himmel" (1934) mit Tenor Joseph Schmidt in der Hauptrolle
und mimte die Frau Bachinger, deren Tochter
Annerl (Evi Panzner) den Musikstudenten Josef Reiner (Schmidt) anhimmelt.
Es folgten Produktionen wie die amüsante Geschichte "Bretter,
die die Welt bedeuten"2) (1935) mit
den Starkomikern Szőke Szakáll
und Otto Wallburg,
das Historiendrama "Maria Ilona" (1939)
mit Paula Wessely oder
das Melodram "Mutterliebe" (1939)
mit Käthe Dorsch.
Als Friedrich Dammann (= F. D. Andam2))
die Adaption der rührselig-komischen Jungmädchengeschichte "Aufruhr im Damenstift" (1941) nach dem gleichnamigen
Bühnenstück von Axel Breidahl mit renommierten, vom Theater bekannten
Charakterdarstellerinnen wie Maria Landrock2),
Hedwig Bleibtreu und
Pepi Glöckner-Kramer
auf die Leinwand bannte, besetzte er Elisabeth Markus als Fräulein von Benzon,
eine Figur, die sie bereits erfolgreich am Theater gestaltet hatte. "Sehr gut gefiel Elisabeth Markus, auf der Bühne
in gleicher Rolle hochbewährt, als die einzige verständnisvolle ältere Stiftsdame, Fräulein von Benzon: man wird diese eigenartig
starke Darstellerin hoffentlich bald in anderen Filmrollen, noch mehr vom Theaterstil losgelöst,
wiedersehen." schrieb damals "Die
Filmwelt"2) (Nr. 55/56, 1941).*)
Als Fürstin von Battenstein und Filmmutter von Luise Ullrich tauchte sie in
Paul Verhoevens
historischem Liebesdrama "Der Fall Rainer"4) (1942) auf,
das nach Kriegsende von der alliierten Militärzensur wie etliche
andere Produktionen mit einem Aufführungsverbot belegt wurde.
Mit Ufa-Star Zarah Leander zeigte sie sich in
dem Melodram "Damals"2) (1943) und
spielte die Ärztin Dr. Gloria O'Connor, präsentierte sich als "Röss'l"-Wirtin
in dem Musikstreifen "Die Wirtin vom Seehotel"4) (1943), als Mutter
der jungen Karin (Heli Finkenzeller) in
der Ehekomödie "Ich werde dich auf Händen tragen"2) (1943)
und als Wirtschafterin des Oberkellners Robert (Albert Matterstock) in
der amüsanten Geschichte um Liebesverwicklungen "Kollege kommt gleich"4) (1943).
Georg Wilhelm Pabsts2) Kriminalfilm
"Der Fall Molander"2) (1945) blieb unvollendet,
der 1944/45 gedrehte Krimi "Ruf
an das Gewissen"2) wurde von der DEFA2) fertiggestellt
und gelangte erstmals am 11. Oktober 1949 in Wien sowie am 3. Februar 1950
in Ost-Berlin zur Aufführung.
Als das "Theater in der Josefstadt" noch vor der bedingungslosen Kapitulation der deutschen
Wehrmacht (7. Mai 1945) bereits am 1. Mai 1945 seinen Spielbetrieb wieder
aufnahm, gehörte Elisabeth Markus zu den Ensemble-Mitgliedern der
"ersten Stunde". Seit der Premiere (25.09.1945; Regie: Rudolf Steinboeck2))
des Lustspiels "Der Schwierige"2) von Hugo von Hofmannsthal2)
stand sie als adelige Crescence
bzw. Schwester des "Schwierigen" Hans Karl (Anton Edthofer) auf der Bühne
→ josefstadt.org. Dass sie
nicht nur "bezaubernde Damen mit aristokratisch-österreichischem Charme"*)
zu interpretieren wusste, bewies sie als dämonische Witwe Shin in dem
epischem Schauspiel "Der gute Mensch von Sezuan"2)
von Bertolt Brecht2), erneut
unter der Regie von Rudolf Steinboeck (Premiere: 29.03.1946) mit unter anderem
Paula Wessely (Shen Te/Shui Ta),
Franz Böheim2) (Wasserverkäufer Wang)
und Melanie Horeschovsky2) (Hausbesitzerin Mi Tzü) → josefstadt.org. In "Die Nacht mit dem
Kaiser", einer Bühnenadaption des musikalischen Ufa-Films "Tanz
mit dem Kaiser"2) (1941) bzw.
dem Lustspiel "Die Nacht in Siebenbürgen" von Nikolaus Asztalos, schlüpfte sie neben den
Film-Protagonisten Marika Rökk und
Wolf Albach-Retty in das Kostüm der
Kaiserin Maria Theresia2): "Markus ist unter vielen Maria-Theresia-Masken, die
man so im Laufe der Jahre zu sehen bekommt, eine Frau mit Herz in der fühlenden Brust.
Sie wirkt wie ein Bild, ist dabei fesch, klug, hoheitsvoll, schön und bezaubernd zugleich eine Landesmutter, wie sie im Lesebüchel
steht." schrieb damals der österreichische Journalist und Kabarettist Rudolf Weys2) (1898 1978), 1933 Mitbegründer
der Wiener Kleinkunstbühne "Literatur am
Naschmarkt"2), in der Tageszeitung "Die Presse"2) (26.10.1948).*)
Im Rahmen zahlreicher Gastspiele präsentierte Elisabeth Markus ihre Kunst,
unter anderem auch am "Theater am Kurfürstendamm"2) in Berlin, wo sie
ab Januar 1960 als Tante Elsbeth Treu bzw. Partnerin von Theo Lingen
(Oberlehrer Heinrich Krull) und Bruni Löbel
(Fanny Krull) das Publikum in Carl Sternheims2) satirischen Komödie "Die Kassette"
erfreute (Regie: Rudolf Noelte2); Premiere: 10.01.1960).
Danach schloss sich mit dieser Aufführung eine
Gastspielreise durch Deutschland und die Schweiz mit dem Wiener Tournee-Theater
"Der
Grüne Wagen"2) an. Am 23. Februar 1961 kamen auch die Fernsehzuschauer in den Genuss,
die prominente Schauspielerriege auf dem Bildschirm zu bewundern, in
weiteren Rollen sah man unter anderem Regine Lutz2)
(Lydia, Krulls Tochter aus 1. Ehe), Hans Putz
(Fotograf Alfons Seidenschnur) und Käte Jaenicke
(Emma, Dienstmagd bei Krull) → filmportal.de.
Die Hauptdomäne von Elisabeth Markus blieb auch nach dem Krieg das Theater,
verschiedentlich ließ sie sich jedoch für interessante, vorwiegend österreichische
Produktionen vor die Kamera locken. So trat sie beispielsweise als Fürstin
Pauline
von Metternich2) in Max Neufelds2) sentimentalen Romanze "Anni. Eine Wiener Ballade" (1948) neben Titelheldin
Elfie Mayerhofer in Erscheinung, spielte die
Anunziata in der Peter Rosegger-Adaption "Das
Siegel Gottes"2) (1949) an der Seite von
Josef Meinrad als Zisterzienserpater
Clemens, der in der Beichte mit einem Verbrechen konfrontiert wird.
Als Herzogin kam sie in dem Anfang des 19. Jahrhunderts in Tirol
angesiedelten,
nach Motiven der Donizetti-Oper "La fille du régiment"2)
gedrehten Heimatfilm "Die
Regimentstochter"2) (1953) daher, als Mutter der
Junglehrerin Magdalena Percht (Inge Egger1)) in dem von
Richard Häussler in
Szene gesetzten Streifen "Dein Herz ist meine Heimat"2) (1953)
nach dem Roman "Magdalena Percht" von Irmgard Wurmbrand.
Zu ihrem letzten Auftritt im Kinofilm der 1950er Jahre zählte Willi Forsts Komödie "Die
unentschuldigte Stunde"2) (1957)
nach dem Bühnenstück von István Békeffy2) und Adorian Stella mit der Rolle der
Schuldirektorin. Nach sporadischen Aufgaben in TV-Produktionen trat sie noch als Hofrätin
Welser für den Heimatfilm "An
der Donau, wenn der Wein blüht"2) (1965) vor die
Kamera, letztmalig spielte sie in dem ganz auf Peter Alexander zugeschnittenen
Klamauk "Graf
Bobby, der Schrecken des Wilden Westens"2) (1965) in einer Kinoproduktion mit und mimte die Tante Sophie.
Neben ihrer umfangreichen Arbeit für Bühne und Film war Elisabeth
Markus, die eine zeitlang als Dozentin am "Max Reinhardt Seminar"2)
ihr Wissen an den Nachwuchs weiter gab, auch für das Hörspiel tätig. Vor
allem durch die Rolle der
Tante Liesl in der österreichischen Serie "Die
Radiofamilie"2) erfreute sie sich großer
Beliebtheit. Seit 2. Februar 1952 liefen die halbstündigen Folgen
anfangs auf dem US-amerikanischen Besatzungssender "Rot-Weiß-Rot"2) und
ab 1955 im "Österreichischen Rundfunk", bis 25. Juni 1960 wurden 351 Episoden
gesendet; eine Auswahl weiterer Hörspiele, in denen Elisabeth Markus
mitwirkte, bei Wikipedia.
Die vielen Verpflichtungen blieben für die Künstlerin nicht ohne
gesundheitliche Folgen. Am 12. Mai 1964 erlitt sie anlässlich der Premiere von
Georg Kaisers Komödie "Kolportage"5),
in der sie neben Theo Lingen die Karin Gräfin Stjernenhö spielte, im "Theater in der Josefstadt"
einen Schlaganfall. Auf Anraten der Ärzte zog sie sich von der Bühne bzw. ins
Privatleben zurück. Rund eineinhalb Jahre später heiratete Elisabeth Markus
am 26. November 1965 in Wien ihren langjährigen Bühnenpartner Erich Nikowitz2)
(1906 1976).
Die gefeierte Bühnen-Mimin und Filmschauspielerin Elisabeth Markus starb
am 19. Januar 1970 im Alter von 74 Jahren in Wien;die letzte
Ruhe fand sie in einem
ihr ehrenhalber gewidmeten Grab (Ehrenhain2), Gruppe 40, Nr. 24) auf dem
Wiener "Zentralfriedhof"2)
→ Foto der Grabstätte.
1957 hatte man ihre Leistungen mit dem "Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich"
gewürdigt, 1965 folgte mit der "Silbernen Ehrenmedaille der Stadt Wien"2)
eine weitere hohe Auszeichnung.
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