Marika Rökk wurde am 3. November 1913 als Marie Karoline Rökk
und Tochter eines ungarischen Architekten und Bauunternehmers in Kairo geboren; sie wuchs in Budapest auf, wo sie schon als Kind Ballettunterricht bekam
und als Neunjährige einen Tanzabend gab. Als die Familie 1924 nach Paris zog, erhielt sie
weiterhin Tanzunterricht bei der Exilrussin Rudkowska.
Als Elfjährige wirbelte sie bereits im "Moulin Rouge" über die Bühne, mit fünfzehn am
Broadway, wo man sie als "Königin der Pirouette"
feierte; 1929 folgen Revuen in Hamburg, Monte Carlo, Cannes, London und im
"Wintergarten" in Berlin.
Foto: Kinder-Porträt Marika Rökk, 1920/1925 ca.
Quelle: Deutsches
Bundesarchiv, Digitale
Bilddatenbank, Bild 146-2006-0198;
Fotograf: Unbekannt / Datierung: 1920/1925 ca. / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 146-2006-0198 bzw. commons.wikimedia.org |
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Ab 1930 sammelte sie erste Kinoerfahrungen im englischen Film mit "Kiss
Me,
Sergeant" und "Why Sailors Leave Home" und auch in Ungarn
wurde sie 1932 in "Csókolj meg, édes! (Geisterzug) besetzt . Ernst Marischka
holte sie Mitte der 30er Jahre für seine Zirkusrevue "Stern der
Manege" nach Wien, und während dieser Tournee wurde sie von der Ufa entdeckt.
Mit ihrem ersten deutschen Spielfilm "Leichte Kavallerie" und
der Rolle der Rocika avancierte Marika Rökk schnell zum Publikumsliebling
und Star in zahlreichen Revue- und Operettenfilmen, wurde nicht zuletzt durch ihren unverkennbaren ungarischen Akzent berühmt.
Der 31 Jahre ältere Regisseur Georg Jacoby1)
(1883 1964), den
sie 1940 heiratete, inszenierte auf sie zugeschnittene
Filme; das erste gemeinsame Werk hieß 1936 "Heißes Blut", im
gleichen Jahr folgte die Operettenadaption "Der Bettelstudent".
1937 drehte sie
"Karussell", "Gasparone" sowie "Und du mein Schatz fährst mit"
und 1938 "Eine Nacht im Mai". Hatte die Ufa anfangs Vertrag nicht verlängern
wollen, spannte man sie nun mit dem bereits
bekannten Johannes Heesters zusammen, zuerst in einer Nebenrolle, zuletzt in
"Hallo, Janine" (1939) aber stand ihr Name vor seinem auf den
Kinoplakaten; daraufhin stieg Heesters aus der gemeinsamen Filmarbeit aus.
Mit Partnern wie Willy Fritsch und Viktor Staal wurde
die Rökk zum Star des Unterhaltungskinos der NS-Zeit.
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Die temperamentvolle Ungarin mit dem charmanten
ungarischen Akzent passte genau in das Konzept der damaligen deutschen Filmindustrie,
wurde mit schnellen Pirouetten und hoch fliegenden Beinen für ein
Millionenpublikum zur " Königin der leichten Muse".
Die Komponisten Peter Kreuder und Franz Grothe
schrieben ihr Lieder wie "Wenn ein junger Mann kommt, der weiß
worauf's ankommt"; "Eine Nacht im Mai" (1938) wurde
erst durch Kreuders Titelschlager ein Kassenerfolg.
Foto: Marika Rökk 1940
Historische Originalbeschreibung: Die Filmschauspielerin Marika Rökk Post von einem Tag zeigt
uns Marika Rökk, die alle Autogrammbitten, die sie
von der Front erreichen, selbst in ihrer wenigen Freizeit beantwortet.
Zwischen ihrer anstrengenden Filmtätigkeit stellte sie sich noch in den
Dienst der Truppenbetreuung der deutschen Wehrmacht.
Quelle: Deutsches
Bundesarchiv, Digitale
Bilddatenbank, Bild 146-2004-0061;
Fotograf: Unbekannt / Datierung: 1940 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
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Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 146-2004-0061 bzw. commons.wikimedia.org
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Bis Kriegsende sah man die Rökk in Filmen wie "Es war eine
rauschende Ballnacht", 1940 entstand "Kora Terry"1), ein
Krimi im Variete-Milieu, mit dem der Star versuchte, sich auch
schauspielerisch zu profilieren. In einer Doppelrolle hatte sie das Flittchen
Kora und deren edle Zwillingsschwester Mara darzustellen, zudem konnte sie
ihr Repertoire vom Csardas bis zum Schlangentanz entfalten. 1941 war sie
die Marie-Luise Pally in dem ersten deutschen Farbfilm "Frauen sind
doch bessere Diplomaten"1) sowie die Christine von Alwin in
"Tanz mit dem Kaiser" und 1944 glänzte sie als Julia Koestner
in dem Revuefilm "Die Frau meiner Träume".
Ihre Filme folgen meist einem stereotypen Schema: Arme aber talentierte
Tänzerin kämpft sich durch Verwechslungen und Intrigen, bis ihr der Erfolg
und der Mann ihres Herzens in einem grandiosen Finale gewiss sind.
Foto: Marika Rökk 1933
Quelle: Deutsches
Bundesarchiv, Digitale
Bilddatenbank, Bild 146-2006-0197;
Fotograf: Unbekannt / Datierung: 1933 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb
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Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 146-2006-0197 bzw. commons.wikimedia.org
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Nach dem Krieg hatte Marika Rökk zunächst Auftrittsverbot, durfte
aber 1948 nach Abwehr der Verdächtigungen der Nazi-Mitarbeit in
"Fregola" schon wieder mit Rudolf Prack flirten und versuchte
auch in den 50er Jahren mit Filmen wie "Kind der
Donau" (1950) oder "Bühne frei für Marika"1) (1958) wieder an ihre alten Erfolge anzuknüpfen.
Sie wirbelte in Unterhaltungsstreifen wie "Die
Nacht vor der Premiere"1) (1959) über die
Leinwand, unterstützte Heinz Ehrhardt in "Mein Mann, das
Wirtschaftswunder"1) (1960) oder verbrachte
mit Peter Alexander und Waltraut Haas die "Hochzeitsnacht
im Paradies"1) (1960).
Ihr Genre
war stets der Musik- und Operettenfilm gewesen und so drehte sie 1951
"Die Czardásfürstin", 1953 "Maske in Blau"
sowie 1962 "Die Fledermaus"1), versuchte die alte Musikrevue
wieder aufleben zu lassen; doch der Publikumsgeschmack hatte sich verändert
und so wandte sich Marika Rökk, die "Eiserne Lady der leichten
Muse", so einmal ein Kollege, wieder stärker der Bühne zu. In
Operetten und Musicals wie "Hello Dolly" 1968 im
Theater an der Wien behauptete sie vor allem in den sechziger
und siebziger Jahren ihren Platz an der Spitze des Showgeschäftes. Zu ihren
größten Theatererfolgen zählen das Lustspiel "Die Gräfin vom
Naschmarkt" (1978) sowie ihre Rolle in Hugo Wieners "Die kluge
Mama". 1988 konnten die Fernsehzuschauer das ungarische
Energiebündel in der Show "Ein Abend für Marika Rökk" auf dem
Bildschirm erleben.
1984 zog sich die Künstlerin weitestgehend aus dem Showgeschäft zurück,
um ihren zweiten Mann Fred Raul (1910 1985) zu pflegen; letztmalig sah
man sie 1988 als Freifrau von Boehme in Peter Schamonis
"Schloss Königswald" auf der Leinwand, einem Film, der zugleich
eine ironische Reminiszenz an frühere Zeiten darstellte; dort tanzte sie
nicht Czardás, sondern Charleston. 1992 kehrte die Schauspielerin
im Alter von 79 Jahren anlässlich des 110. Geburtstages von
Emmerich Kalman auf die Bühne zurück und begeisterte in ihrer
Heimatstadt Budapest als "Gräfin Mariza" eine Rolle,
die sie im Lauf ihrer Karriere über 700 Mal verkörpert hatte noch
einmal ihr Publikum.
Marika Rökk tanzte, sang und sprang wie ein wild gewordener Kobold durch
den deutschen Revuefilm der frühen Jahre.
"Recht besehen, konnte sie nichts ganz und gar richtig, aber von allem
etwas", urteilte einmal ein Kritiker. Ihr Programm hieß Feuer,
Temperament, Leidenschaft, aber es blieb pure Oberfläche,
lebte vom Glanz der Lichteffekte, von Flitterkram, ihrem niedlichen
ungarischen Akzent, den sie nie vergaß,
und ihren Pirouetten.
An Auszeichnungen erhielt Marika Rökk 1981 das "Filmband in Gold"
sowie 1983 die "Ehrenmedaille der Stadt Wien" in Gold. 1987 ehrte man
sie mit dem " Bayerischen Filmpreis" und 1998 erhielt sie
den "Ehrenbambi" für ihr Lebenswerk.
Marika Rökk war nach dem Tod von Georg Jacoby seit 1968 in zweiter Ehe
mit dem Regisseur, Schauspieler und Manager Fred Raul
verheiratet, der 1985 verstarb; aus ihrer ersten Ehe stammt die 1944 geborene Tochter
Gabriele Jacoby1),
die seit Jahrzehnten erfolgreich auf Theaterbühnen und
vor Fernsehkameras steht.
Bis zu ihrem Tod lebte die Künstlerin zurückgezogen
in ihrer Villa in Baden bei Wien. Dort feierte die ehemalige Operettendiva
am 3. November 2003 auch ihren 90. Geburtstag noch bei bester Gesundheit im
Kreise ihrer Familie; nur ein halbes Jahr später starb der ehemalige
Ufa-Star am 16. Mai 2004 in ihrem Haus an Herzversagen. Sie fand
ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof St. Helena in Baden bei Wien;
als Wegbegleiter und Freunde nahmen der letzte Tanzpartner Rökks, Kurt Liederer, sowie die
Sängerinnen Christl Goltz und Waltraud Haas Abschied von der Künstlerin.
Bereits 1974 hatte Marika Rökk ihre Memoiren unter dem Titel "Herz mit Paprika"
veröffentlicht
und beschreibt sich darin selbst als "ehrgeiziges Kind, das Karriere machen wollte",
erzählt von ihrem bunten Leben sowie ihrer eisernen Disziplin,
die viel zu ihrer glänzenden Karriere beigetragen hat. Der im Oktober 1999 in
Zusammenarbeit mit Ursula Meyer erschiene Bildband "Marika Rökk"
zeigt die einmalige Filmkarriere der Künstlerin auf und dokumentiert
damit auch ein Stück deutscher Filmgeschichte.
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