Obwohl Paul Graetz in den 1920er Jahren als einer der bedeutenden Komiker in der Berliner Theater- und Kabarettszene galt, ist er heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Er machte sich einen Namen als "kongenialer Interpret der Kabarettmonologe und Chansons von Kurt Tucholsky1) und Walter Mehring1), war einer der großen Stars des Weimarer1) Kabaretts", notiert das kabarettarchiv.de.  
Geboren wurde Paul Graetz am 2. Juli 1890 im niederschlesischen Glogau*) (heute: Głogów1), Polen) als Sohn eines jüdischen Kaufmanns (nach anderen Quellen geboren in Berlin2)
). Schon früh zog es ihn zur Bühne, bereits nach Ende der Schulzeit absolvierte er Auftritte in Singspielhallen und tat sich unter anderem als Damen-Imitator hervor. Nach seinem Profi-Debüt in Glogau erhielt er eines seiner ersten Engagements in Frankfurt am Main1) an dem 1911 von Arthur Hellmer1) und Max Reimann1) gegründeten, literarisch-avantgardistischen " Neuen Theater"1). Hier zeigte er sich unter anderem in Stücken von Arthur Schnitzler1), René Schickele1) sowie 1917 in den von Arthur Hellmer inszenierten Uraufführungen der Schauspiele von Georg Kaiser1) "Die Bürger von Calais" (UA: 29.01.1917) und "Die Koralle" (UA: 27.10.1917); letzteres bildete mit den expressionistischen Dramen "Gas I" (1918) und "Gas II" (1920) eine Trilogie, mit der Kaiser die Möglichkeit der Etablierung eines sozialistisch orientierten Systems in der Gesellschaft des Industriezeitalters thematisiert.
Doch vor allem mit seinem komödiantischen Talent und Couplet-Einlagen machte er auf sich aufmerksam, konnte in etlichen Lustspielen die Beachtung des Publikums auf sich ziehen.
Paul Graetz mit Raoul Aslan um 1920 in dem Stück "Der Kinderfreund" von Mechtilde Lichnowsky an den "Kammerspielen" auf einer Fotografie des Fotoateliers "Zander & Labisch", Berlin; Urheber Siegmund Labisch (1863–1942); Quelle:  www.cyranos.ch Gegen Ende des 1. Weltkrieges zog es den Schauspieler 1918 in die Metropole Berlin, hier wirkte er zunächst an den von Victor Barnowsky1) geleiteten "Barnowsky-Bühnen" (am "Lessingtheater"1) / Deutschen Künstlertheater"1)), 1919 wurde er dann von Max Reinhardt1) an das "Deutsche Theater"1) berufen, wo er in dem Shakespeare-Stück "Der Kaufmann von Venedig"1) seinen Einstand gab. Ab Mitte der 1920er Jahre band sich Graetz nicht mehr fest an ein Haus, nahm wechselnde Engagements an diversen Berliner Theatern an und arbeitete als freier Film- und Bühnenschauspieler. Er trat erneut am "Deutschen Künstlertheater" (1925/26) auf, stand am "Renaissance-Theater"1) (1928), an der "Tribüne"1) (1930), dem "Berliner Theater"1) (1931) und dem "Großen Schauspielhaus"1) (1933) auf der Bühne. Graetz überzeugt in zahlreichen Chargenrollen durch seine leise, dringliche Präsenz, "mit seinem zerfurchten Männergesicht und seiner tief krächzenden Stimme, aber auch mit der sanftmütigen Schwere seines Tones und seiner Bewegungen" (Julius Bab1)) – als Kleinbürger Pickel in Tollers1) "Hoppla, wir leben!" (Regie: Erwin Piscator1), "Piscator-Bühne"1), 1927) oder als Antiquar in Hamsuns1) "Vom Teufel geholt" (Regie: Max Reinhardt, "Komödie Berlin", 1929). 1924 überträgt ihm Arnolt Bronnen1) die Hauptrolle in seinem Stück "Katalaunische Schlacht"; nach politischen Angriffen legen beide die Arbeit an der Inszenierung nieder.***)  
    
Paul Graetz mit Raoul Aslan um 1920 in dem Stück "Der Kinderfreund"
von Mechtilde Lichnowsky1) an den "Kammerspielen" des "Deutschen Theaters"
auf einer Fotografie des Fotoateliers "Zander & Labisch", Berlin
Urheber Siegmund Labisch1) (1863–1942)
Quelle:  cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Und das ""Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit" notiert: "Er gehörte zunächst zum Ensemble von Max Reinhardts "Deutschem Theater", spielte Klassiker in modernem Gewand, sorgte aber auch oft durch komisch betonte, derb-handfeste Menschendarstellungen in zeitgenössischen Stücken für einiges Aufsehen. Er war in der Uraufführung der "Wupper"1) von Else Lasker-Schüler1) der alte Wallbrecker, spielte jeweils die Titelrolle in Oskar Kokoschkas1) "Hiob"3), in Georg Kaisers1) "Kanzlist Krehler" und in Jean-Baptiste Molières1) "Scapins Schelmenstreiche"1). Auch sein jiddelnder1) Perlmutter, mit dem er in einem jüdischen Volksstück brillierte, oder die derben Clownsspäße, mit denen er in der Johann Nestroy1)-Parodie "Judith und Holofernes"1) zu sehen war, machten Graetz zu einem gefragten Charakterdarsteller." → lexm.uni-hamburg.de Weitere Rollen waren unter anderem der Journalisten Babusch in dem Drama "Trommeln in der Nacht"1) von Bertolt Brecht1) mit Alexander Granach als der Soldat Andreas Kragler (Premiere: 20.12.1922, "Deutsches Theater"), wie bereits bei der Uraufführing (29.09.1922) an den "Münchner Kammerspielen"1) inszeniert von Otto Falckenberg1), der Milliardär in "Improvisationen im Juni" von Max Mohr1) und der alte Weber Baumert in "Die Weber"1) von Gerhart Hauptmann1).
  
Darüber hinaus feierte Graetz an legendären Kabaretts wie dem "Kabarett der Komiker"1), dem "Schall und Rauch"1) und der von Trude Hesterberg gegründeten "Wilden Bühne"1) Erfolge, sowie bei den von dem KPD-Funktionär und Verleger Willi Münzenberg1) veranstalteten Matineen, wurde als Schöpfer des modernen Sprech-Chansons gefeiert. Wie erwähnt, brillierte Graetz vor allem als Interpret der Werke von Kurt Tucholsky1) und Walter Mehring1)
, die ihm mehrere Liedtexte widmeten. Zu seinen Bravourstücken gehört die Interpretation von Mehrings "Tempo-Gedichten" aus "Das Ketzerbrevier", deren vertrackte Sprachsynkopen ihn an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht haben sollen; mit dem ihm gewidmeten Song "Jazz-Band" steppt er in fulmninantem Tempo über die Bühne. Für die Berliner ist er Paule, der Berliner schlechthin, mit Mutterwitz und Schnauze; Tucholsky schreibt in der "Weltbühne"1): "Wenn du berlinisch brauchst, nimm Graetz." ("Die Besetzung", 19,11.1929).**) Die "Vossische Zeitung"1) schrieb 1920 unter anderem: "Paul Graetz – und der Abend ist belohnt und gesegnet. Saftig, kess, fest geknetet, platzend vor Temperament. Eine proletige Mordsstimme, Clownerie von wirklichem Witz, hervorsprudelnde Improvisationen im Automobil-Tempo, beweglich, vibrierend, ätzend." "Arnolt Bronnen1) beschreibt Graetz als "kabarettistisches Großmaul, dessen Stärke, zum Unterschied von den Wiener Stotterern und Pointensuchern, die ungebrochene, rauschende, unaufhaltsame Tirade war." ("Begegnungen mit Schauspielern" (1967 postum veröffentlicht, S. 127)**)
  
Ende der 1910er Jahre interessierte sich Graetz zudem für das aufstrebende Medium Film, übernahm seit 1919 Chargenrollen in zahlreichen stummen Produktionen. Seine Domäne waren wie auf der Bühne "oftmals komische und sportiv-groteske Typen, aber auch tragische und melancholische Charaktere"*), die er mit Bravour zu gestalten wusste.
Einen seiner ersten Leinwandauftritte hatte er als der alte Schneider in dem von Reinhold Schünzel (auch Rolle des Leonhard) nach dem Trauerspiel "Maria Magdalena"1) von Friedrich Hebbel1) inszenierten Streifen "Maria Magdalene"1) (1920) mit Lucie Höflich als Klara, Tochter von Meister Anton (Eduard von Winterstein). Für Ernst Lubitsch1), der auch den Part des Buckligen spielte, mimte er beispielsweise als Puffti den ersten Diener des Stoffhändlers Nur-al-Din (Harry  Liedtke), in dem aufwendigen und opulent ausgestatteten orientalischen Märchen in bewegten Bildern "Sumurun"1) (1920) nach der Pantomime von Friedrich Freksa1) mit Pola Negri als die schöne Tänzerin und Paul Wegener als der alte Scheich sowie den nervösen Banditen Zofano in dem Drama "Die Bergkatze"1) (1921) mit der Negri als Rischka, Tochter des Räuberhauptmanns Claudius (Wilhelm Diegelmann). In Max Macks1) Adaption "Figaros Hochzeit" (1920) nach der Komödie "La folle journée, ou le Mariage de Figaro"1) von Beaumarchais1) mit Theaterlegende Alexander Moissi in der Titelrolle und Hella Moja als Chérubin gab er als Bassillo den Cembalo-Lehrer der Gräfin (Vera Schwarz1)), in dem von Robert Wiene1) nach dem Roman "I.N.R.I."1) von Peter Rosegger1) realisierten Werk "I.N.R.I."1) mit dem Untertitel "Ein Film der Menschlichkeit", der unter anderem mit Grigori Chmara1) (Jesus Christus1)), Henny Porten (Maria1)), Asta Nielsen (Maria Magdalena1)) und Werner Krauß (Pontius Pilatus1)) hochkarätig besetzten Verfilmung der Passion Jesu1), den Synagogenvorsteher Jaïrus1).
Zu seinen größeren Filmauftritten gehört die Rolle des Veitel Itzig in der Verfilmung "Soll und Haben"1) (1924) nach dem gleichnamigen Roman1) von Gustav Freytag1), ehrgeiziger, geldgieriger Gegenspieler bzw. früherer Schulkamerad des positiven Helden Anton Wohlfahrt (Hans Brausewetter). "Graetz stellenweise fahrig, zittrig und ungewiß, der, wo er sich frei ausschwingen durfte, eine ganze Monografie der jüdischen Entwicklungsgeschichte gab – buchstäblich; diese zwei Augen vermochten dann in fünf Minuten von der uralten Prophetentrauer an der Klagemauer Jerusalems hinüberzuspielen in irgendeine skeptische Philosophie, von da in die eiserne, brutale Vitalität des Ostjuden, in die Verschlagenheit des Entwurzelten und wieder zurück in irgendeine mystische Ur-Trauer." (Willy Haas1) in "Film-Kurier"1), 11.10.1924).***)
In etlichen Lustspielen erfreute Graetz das Publikum, etwa als Paule in dem humorvollen Sportstreifen "Der große Sprung"1) (1927; Regie: Arnold Fanck1)) mit Leni Riefenstahl und Luis Trenker, wo er als Diener des hypochondrischen Berliner Millionenerben Michel Treuherz (Hans Schneeberger1)) punkten konnte. Eine seiner letzten Arbeiten für den Stummfilm war das von Nunzio Malasomma1) und Mario Bonnard1) nach einer Idee von Arnold Fanck bzw. dem gleichnamigen Tatsachenroman von Carl Haensel1) über die Erstbesteigung1) des Matterhorns1) gedrehte Bergdrama "Der Kampf ums Matterhorn"1) (1928) mit Luis Trenker als Anton Carrel1) und Peter Voß als dessen Konkurrent  Edward Whymper1), hier trat er als Whympers buckliger Begleiter Luc Meynet in Erscheinung → Übersicht Stummfilme.
1929 entstanden mit "Paul Graetz: 100 Worte Tonfilm", "Des Haares und der Liebe Wellen" und "Paul Graetz als Berliner Zeitungsjunge"4) ganz auf den Schauspieler zugeschnittene Kurz-Spielfilme. In dem von Paul Henckels inszenierten letztgenannten Streifen "berlinert sich der Komiker Graetz in seiner Rolle als Zeitungsfahrer durch den Tonfilm und lässt sich über allerlei Typen aus, die er so täglich trifft." notiert die "Murnau Stiftung".
Paul Graetz (rechts) im April 1932 mit dem Schauspieler Fritz Kampers auf der Berliner Kochkunstausstellung; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Ausschnitt des Fotos Bild 102-13334; Fotograf: unbekannt / Datierung: April 1932 / Lizenz CC-BY-SA 3.0; Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv Bild 102-13334 bzw. Wikimedia Commons Im Tonfilm war dem Mimen nur eine kurze Karriere vergönnt, so zeigte er sich unter anderem als Feldtelefonist in dem Drama von und mit Luis Trenker "Berge in Flammen"1) (1931) und in dem von Alfred Hitchcock1) nach dem Roman "Enter Sir John" von Clemence  Dane1) und Helen Simpson1) gedrehten Krimi "Mary"1) 1931), der deutsche Fassung des gleichzeitig von Hitchcock gedrehten Thrillers " "Mord – Sir John greift ein!"1) ("Murder!") als Bobby Brown, der den Geschworenen Sir John Menier (Alfred Abel) bei der Suche nach dem wahren Täter des Mordes, für den Mary (Olga Tschechowa) für schuldig befunden wurde, unterstützt.
Rund einen Monat nach der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 verließ der Schauspieler mit jüdischen Wurzeln fast über Nacht Deutschland, emigrierte nach Großbritannien und ließ sich in London1) nieder. Noch im Januar hatte er in einem Tonstudio das berühmte Stadtgedicht "Augen der Großstadt" von Kurt Tucholsky aufgenommen, das neben "Das Ideal" (→ deutschelyrik.de) und "Mutterns Hände" (→ deutschelyrik.de) zu den populärsten Gedichten des Schriftstellers zählt.  
  
Foto: Paul Graetz (rechts) im April 1932 mit dem Schauspieler Fritz Kampers
Historische Originalbeschreibung: Deutsche Filmschauspieler kochen um die Wette! Auf der Berliner Kochkunstausstellung in den Ausstellungshallen am Kaiserdamm zeigten die prominentesten deutschen Schauspieler ihre Kunst im Kochen.  
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank,
Ausschnitt des Fotos Bild 102-13334; Fotograf: unbekannt / Datierung: April 1932:
Lizenz: CC-BY-SA 3.0; Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 102-13334 bzw. Wikimedia Commons
Graetz nahm intensiven englischen Sprachunterricht und erhielt bald interessante Aufgaben in britischen Filmproduktionen. Darunter befinden sich der Part des Tanzlehrers Alois Wimpassinger, Vater von Vicki (Jane Baxter1)), in der von Paul Ludwig Stein1) inszenierten musikalische Romanze "Dein ist mein Herz"1) (1934, "Blossom Time") mit Tenor Richard Tauber als Komponist Franz Schubert1) und unter der Regie von Lothar Mendes1) die Adaption "Jud Süß"1) (1934, "Jew Süss") nach dem gleichnamigen Roman1) von Lion Feuchtwanger1) mit Conrad Veidt als Joseph Süß Oppenheimer1), genannt "Jud Süß", Hoffaktor1) des von Frank Vosper1) dargestellten Württembergischen Herzogs Karl Alexander1). Graetz verkörperte den Vertrauten der Titelfigur, den ebenfalls reichen und einflussreichen, kurpfälzischen Hoffaktor Landauer. Dieser Film ist nicht mit dem von Veit Harlan gedrehten, antisemitischen NS-Hetzstreifen gleichen Titels1) aus dem Jahre 1940 zu verwechseln.
Eine Hauptrolle spielte Graetz in William Beaudines1) Komödie "Mr. Cohen Takes a Walk" (1935) nach dem Roman von Mary Roberts Rinehart1) und verkörperte "den jüdischen Hausierer Jake Cohen, der es bis zum Warenhausbesitzer bringt bzw. nun ein großes Kaufhaus in London besitzt. Bald fühlt er sich nutzlos, da die Führung des Geschäfts immer mehr von seinem ältesten Sohn Sam (Ralph Truman1)) und dem Freund der Familie, Joe Levine (Barry Livesey; 1905–1959), übernommen wird. Nach dem Tod seiner Frau geht er erneut auf Wanderschaft, rechtzeitig kehrt er zurück, um seine Söhne vor einer finanziellen Katastrophe zu bewahren."***) "Es sollte Graetz' einzige Hauptrolle in einem Kinofilm bleiben, zugleich einer seiner innigsten und warmherzigsten Auftritte als Filmschauspieler überhaupt." notiert Kay Weniger*). Erwähnt werden sollte auch sein Part des Doktors Heinrich Becker in dem Krimi "Murder at Monte Carlo" (1934; Regie: Ralph Ince1)), in dem der spätere Hollywoodstar und Frauenschwarm Errol Flynn als Reporter Dyter die männliche Hauptrolle spielte.
 
Mitte Dezember 1935 entschloss sich Graetz, wie viele seiner Exil-Kollegen, sein Glück in Hollywood zu versuchen und traf am 21. Dezember 1935 in New York City1) ein. In der "Traumfabrik" Hollywood konnte er jedoch nicht Fuß fassen und erhielt lediglich unbedeutende Rollen in einigen B-Movies1), Letztmalig stand er für das Drama "Geheimbund "Schwarze Legion"" (1937, "Black Legion") nach einer Erzählung von Robert Lord1) (auch Produktion) mit einer ungenannten Nebenrolle vor der Kamera – die Szenen wurden entfernt → Übersicht Tonfilme.
Im Februar 1937, kurz vor dem Beginn der Dreharbeiten zu dem Film "Maria Walewska"1) ("Conquest")  mit Greta Garbo, starb Graetz, deprimiert und nahezu beschäftigungslos, im Alter von nur 46 Jahren am 16. Februar 1937 in Hollywood1) überraschend an den Folgen eines Gehirnschlages (nach anderen Quellen an einem Herzinfarkt).
"Er war scheu, er neigte nicht zur Entblößung des Herzens. Wenn die Stimme von Tränen verschleiert war, lächelte der Mund; und wenn die Stimme lachte, weinte das Herz. Aber wo er Unrechtes witterte, Pose und Betrug, entlarvte er mit der Unbedingtheit geistiger Leidenschaft die Lüge und den Mißbrauch des Gefühls. (…) Ihm fehlte eines: die geliebte Vertrautheit des deutschen Wortes, des sprechbaren und unsprechbaren, des hörbaren und unhörbaren. (…) Er starb an gebrochenem Herzen." schrieb der deutsche Schriftsteller, Politiker und Revolutionär jüdischer Herkunft Ernst Toller1).***)
Walter Mehring trauerte in seinem Nachruf: "Paule, ich muss erst begreifen, was da alles mir dir begraben wurde – einer der tragenden Schauspieler der großen Berliner Theaterepoche. Diesmal war's mehr – es war Heimat Berlin, der vierte Hinterhof in der Mietskaserne mit grindigen Brandmauern, ein Mülleimer und eine verirrte Butterblume und zwei rotznäsige Zille-Gören, die damit Garten spielen?… Und mittendrin eine Schnauze, die nicht klein zu kriegen ist."5)
  
Verschiedene Tondokumente sind von Paul Graetz bis heute erhalten, unter anderem seine rund zweistündige Lesung "Heimweh nach Berlin". Die CD "Singt eener uffn Hof. Kurt Tucholsky als Kabarettautor" enthält Originalaufnahmen mit Paul Graetz, Kate Kühl1), Claire Waldoff, Trude Hesterberg, Ernst Busch1), Annemarie Hase1), Curt Bois und anderen (1999, duo-phon records, Edition "Berliner Musenkinder"). Die Doppel-CD "Paul Graetz – Heimweh nach Berlin" wurde 2000 von der "Edition Mnemosyne" veröffentlicht und enthält neben Chansons und Texten von Paul Graetz, Friedrich Hollaender1), Walter Mehring1), Kurt Tucholsky1) und anderen mit "…und wo hab ick Murmeln jespielt?" ein Feature über Paul Graetz von Volker Kühn1).
In Mainz1) erinnert seit 6. Mai 2008 ein Stern auf dem "Walk of Fame des Kabaretts"1) an den damals so populären Künstler Paul Graetz, dem eine Fortsetzung seiner erfolgreichen Karriere durch das Nazi-Regime versagt blieb.
Quellen (unter anderem)*): Wikipedia, cyranos.ch, kabarettarchiv.de sowie
"Henschel Theaterlexikon"**), CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 3***);
Siehe auch "Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit": lexm.uni-hamburg.de und
www.exilarchiv.de; Fotos bei virtual-history.com
*) Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben … Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 206)
**) "Henschel Theaterlexikon",  Hrsg. C. Bernd Sucher (Henschel Verlag, 2010, S. 277/278))
***) CineGraph LG 3 mit den Quellen:
  • Paul Graetz. Wie es mir widerfuhr. In: "Die Filmwoche", Nr. 29 (15.07.1931)
  • Arnolt Bronnen: Begegnungen mit Schauspielern. Zwanzig Porträts aus dem Nachlaß (Berlin/DDR Henschel 1977; dort S. 114–118)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) theatertexte.de, 4) Murnau Stiftung
2) laut Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …" und C. Bernd Sucher (Hrsg.): "Theaterlexikon" (2010, S. 277); Wikipedia gibt als Geburtsor Berlin an mit der Quelle: Landesarchiv Berlin, Geburtsregister Standesamt Berlin VI, Nr. 1773/1889)
5) Quelle: Lutz Herden: "Vorbei, verweht, nie wieder". In: "Der Freitag" (26. 02.2012) → www.freitag.de

Lizenz Foto Raoul Aslan/Paul Graetz (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie
frühe Stummfilme  bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia,  Murnau Stiftung, zauberspiegel-online; R = Regie)
Stummfilme Tonfilme
  • Produktionen in Deutschland (wenn nicht anders vermerkt)
  • Produktionen in Großbritannien
    • 1931: Red Wagon (nach dm Roman von Lady Eleanor Smith (1902–1945); R: Paul Ludwig  Stein; als Max Schultze)
      → Wikipedia (englisch)
    • 1934: The Scotland Yard Mystery (nach dem Theaterstück von Wallace Geoffrey (1907–1964);
      R: Thomas Bentley (1884–1966); als Paston
      ) → Wikipedia (englisch)
    • 1934: Dein ist mein Herz / Blossom Time (R: Paul Ludwig Stein; mit Richard Tauber als Komponist Franz Schubert;
      als Tanzlehrer Alois Wimpassinger, Vater von Vicki (Jane Baxter)
      )
    • 1934: Jud Süß / Jew Süss (nach dem gleichnamigen Roman von Lion Feuchtwanger; R: Lothar Mendes;
      mit Conrad Veidt als Joseph Süß Oppenheimer, genannt "Jud Süß"; als Oppenheimers Vertrauter, der kurpfälzische
      Hoffaktor Isaak Landauer
      )
    • 1934: Murder at Monte Carlo (nach dem Roman von Tom Van Dycke (1901–1985); R: Ralph Ince; mit Errol Flynn;
      als Doktor Heinrich Becker
      ) → Wikipedia (englisch)
    • 1935: Car of Dreams (nach einem Theaterstück von László Vadnay und Miklós Vitéz (1888–1956); R: Graham Cutts und
       Austin Melford (1884–1971); als Mr. Hart
      ) → Wikipedia (englisch)
    • 1935: Mimi (nach dem Episoden-Roman "Scènes de la vie de bohème" von Henri Murger; R: Paul Ludwig Stein;
      mit Gertrude Lawrence als Mimi, Douglas Fairbanks jr. als Rodolfo; als Portier Durand
      ) → Wikipedia (englisch);
      siehe auch diie Roman-Verfilmumng "Das Leben der Bohème" (1982) die Oper "La Bohème"
    • 1935: 18 Minutes / King of the Circus (R: Monty Banks; als Pietro; Info: Dieses mitreißende Zirkusabenteuer
      aus dem Jahr 1935 war auch als "This Woman is Mine" bekannt. Regisseur Monty Banks, der seine Karriere als
      Schauspieler in den frühen Tagen der Stummfilmzeit begann, arbeitete mit einer beeindruckenden Besetzung,
      darunter Gregory Ratoff, John Loder, Benita Hume und Richard Bennett. Für Filmfans: Katharine Sergava (1910–2006),
      welche die Lida spielte, war eine international verehrte Ballerina.
      ) → IMDb
    • 1935: Bulldog Jack / Alias Bulldog Drumm (nach den Gerschichte über Captain Hugh "Bulldog" Drummond
      von H. C. McNeile (1888–1937); R: Walter Forde; mit Atholl Fleming (1894–1972) als Privatdetektiv Jack Drummond
      alias "Bulldog Drummond"; Fay Wray als Ann Manders; als der zwielichtige Salvini
      )
      film-rezensionen.de, wunschliste.de, Wikipedia (englisch)
      "Bulldog Jack": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi Mitte Juli 2020 auf DVD herausbrachte "Bulldog Jack": Szenenfoto mit Paul Graetz (Mitte); mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi Mitte Juli 2020 auf DVD herausbrachte "Bulldog Jack":
      Abbildung DVD-Cover
      bzw. Szenenfoto mit
      Paul Graetz (Mitte)
       
      Mit freundlicher Genehmigung
      von Pidax-Film,
      welche den Krimi
       Mitte Juli 2020
      auf  DVD herausbrachte.
    • 1935: Mr. Cohen Takes a Walk (nach dem Roman von Mary Roberts Rinehart; R: William Beaudine; als Jake Cohen;
      Kurzinfo: Erzählt wird die Geschichte des Vaters Mr. Cohen, der ein großes Kaufhaus in London besitzt und stets bestrebt
      ist, ein guter Kaufmann und guter Mensch zu sein. Nun fühlt er sich nutzlos, da die Führung des Geschäfts immer mehr von
      seinem ältesten Sohn Sam (Ralph Truman) und dem Freund der Familie, Joe Levine (Barry Livesey; 1905–1959),
      übernommen wird. Mr. Cohen sehnt sich danach, mit einem kleinen Laden neu anzufangen, um wiederzugewinnen,
      was er seiner Meinung nach verloren hat…
      )  → Wikipedia (englisch), IMDb
    • 1935: Wien, Wien – nur du allein / Heart's Desire (R: Paul Ludwig Stein; mit Richard Tauber als Josef Steidler und
      Leonora Corbett 1908-1960) als Frances Wilson; als Florian; Kurzinfo: Die Schwester eines Impresarios, die durch Europa
      tourt, entdeckt das Talent eines beliebten Wiener Sängers (Tauber) und überredet ihn, einen Opernvertrag in England zu
      unterschreiben. In einer zeitgenössischen Rezension schrieb "The Sydney Morning Herald": "Diese Handlung stellt nur
      wenige Anforderungen an Herrn Tauber als Schauspieler und ermöglicht es dem Publikum, seinen großartigen Gesang
      ohne große Unterbrechungen zu genießen (…) Der Film, in dem er auftritt, wird zu einer angenehmen Alternative zu
      einer Reihe seiner Schallplatten. Unter diesem Gesichtspunkt ist den Produzenten von "Heart's Desire" ein
      bewundernswerter Film gelungen."
      ) → Wikipedia (englisch)
  • Produktionen in den USA
    • 1936: Die Frau des G-Man / Public Enemy's Wife (R: Nick Grinde; als Schneider Mr. Schultz; Kurzinfo: Ein Gangster
      bricht aus dem Gefängnis aus, um den neuen Ehemann seiner Ex-Frau zu töten – der zufällig ein FBI-Agent ist und ihn
      hinter Gittern bringen will.
      ) → IMDb
    • 1936: Hot Money (nach dem Theaterstück von Aben Kandel (1897–1993); R: William C. McGann; als Dr. David;
      Kurzinfo: Ein gerissener Verkäufer versucht, schnell etwas Geld aufzutreiben, um die Entwicklung eines
      Benzin-Ersatzes durch einen Erfinder zu finanzieren.
      ) → Wikipedia (englisch)
    • 1936: Bengal Tiger (R: Louis King; als Carl Homan; Kurzinfo: Cliff Ballenger (Barton MacLane), der Dompteur
      des Zirkus, hat keine Angst vor "Satan", dem wildesten menschenfressenden Tiger in Gefangenschaft. Aber das
      Tier hasst ihn und möchte den großen Mann mit seinen gefährlichen Klauen und Reißzähnen töten.
      )
      → Wikipedia (englisch)
    • 1936: Isle of Fury (nach dem Roman "The Narrow Corner" ("Ein Stück des Weges")von William Somerset Maugham;
      R: Frank McDonald; mit Humphrey Bogart als Valentine "Val" Stevens, Lucille Gordon (Margaret Lindsay) als dessen
      Angetraute
      ; als Kapitän Deever, zusammen mit Eric Blake (Donald Woods) einziger Überlebender des gesunkenen Schiffs;
      Kurzinfo: In der Südsee heiraten Val Stevens und Lucille Gordon, als ein Schiff vor der Küste untergeht. Val rettet
      Captain Deever und Passagier Eric Blake. (...) Während sich ihre Freundschaft entwickelt, bleibt die Tatsache,  dass
      Val ein geflüchteter Kriminerller und Eric der Detektiv ist, derr ihn verhaften sollte, den Beteiligten zunächst unbekannt.

      → Wikipedia (englisch), IMDb
    • 1937: Geheimbund "Schwarze Legion" / Black Legion (nach einer Erzählung von Robert Lord (auch Produktion)
      R: Archie Mayo; ungenannte Nebenrolle; Szenen entfernt
      ) → IMDb
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