Daisy d'Ora (auch D'Ora) – so nannte sich mit Künstlernamen die am 27. Februar 1913 in Potsdam1) geborene junge Daisy, Baronesse von Freyberg (auch Daisy Freiin von Freyberg zu Eisenberg), Mitglied einer nicht gerade betuchten Adels- bzw. Offiziersfamilie; die Mutter war eine verarmte, verwitwete Gräfin aus Estland. Da es in diesen Kreisen zu jener Zeit als unschicklich galt, in der Unterhaltungsbranche tätig zu sein, wählte sie dieses Pseudonym, um sich ihren Wunsch, Schauspielerin zu werden, zu erfüllen.
Von dem legendären Georg Wilhelm Pabst1) auf einem Werbe-Foto entdeckt, spielte die blonde, knapp 16-Jährige ihre erste Rolle gleich in einem stummen Meisterwerk, das heute neben Friedrich Wilhelm Murnaus1) Spielfilm "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens"1) (1922) und Fritz Langs "Metropolis"1) (1927) zu den Klassikern jener Ära zählt: "Die Büchse der Pandora"1) (1929) hieß das damals als frivol geltende Werk, welches lose auf der gleichnamigen Tragödie1) von Frank Wedekind basierte. An der Seite der berühmten Louise Brooks in der Rolle der männerbetörenden Lulu mimte Daisy d'Ora die Charlotte von Zarnikow, Braut des Dr. Schön (Fritz Kortner).
 

Szenenfoto mit Daisy d'Ora aus "Die Büchse der Pandora"
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich",
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG

Szenenfoto mit Daisy d'Ora aus "Die Büchse der Pandora"; Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); Copyright Praesens-Film AG
Es folgten weitere Auftritte der schönen jungen Mimin, unter anderem spielte sie in in dem Krimi "Das verschwundene Testament" (1929) als Lilo von Ehrenberg und Partnerin des italienischen Frauenschwarms Carlo Aldini1), in Guido Brignones Dumas-Adaption "Der Mann, der nicht liebt" (1929) mit Stars wie Gustav Diessl, Agnes Esterhazy und Harry Hardt. In dem Drama "Freiheit in Fesseln"2) (1930) erschien sie als Tochter des Kranführers (Rudolf Lettinger), in die sich sowohl der gutmütige Zimmergeselle Franz Aigner (Fritz Kampers) als auch der brutale Schifferknecht Paul (Gaston Modot1)) verliebten. Ihren einzigen Tonfilm – zugleich die letzte Arbeit vor der Kamera als Darstellerin – drehte Daisy d'Ora mit Filmpionier Max Mack1), der mit "Nur am Rhein…" (1930) seinen ersten abendfüllenden Tonfilm ablieferte und das damals aktuelle Thema der Rheinbesetzung aufgriff, "um sich von der grassierenden sentimentalen "Rhein-Seligkeit" abzusetzen." wie Wikipedia notiert. Hier zeigte sie sich mit der weiblichen Hauptrolle der jungen Hanne, die einen englischen Besatzungsoffizier (Igo Sym) liebt.
 
Die attraktive Daisy d'Ora hätte sicherlich im Tonfilm eine glänzende Karriere gemacht, doch das Schicksal wollte es anders. Im Mai 1931 wurde die 18-Jährige von dem Schriftsteller Erich Maria Remarque1) im Berliner Luxushotel "Eden"1) dazu überredet, an der Wahl zur "Miss Germany"1) teilzunehmen. Sie gewann den Titel, wenig später kandidierte sie im Sommer 1931 bei den Wahlen zur "Miss Universe"1) in Galveston1) (Texas). Obwohl ihr die Herzen des Publikums zuflogen, errang sie den Titel nicht, da die Vorbehalte der Juroren gegen Deutsche noch immer wegen des 1. Weltkriegs zu stark waren; immerhin belegte sie unter dem Namen Daisy Freyberg einen beachtlichen 4. Platz und wurde mit dem Titel "Miss Europa"1) geehrt.
Nach diesen Erfolgen erlangte Daisy d'Ora auch als Fotomodell ungeheuren Bekanntheitsgrad. Die legendären "Comedian Harmonists" rühmten ihre Schönheit in dem Schlager "Hallo, was machst Du heut', Daisy". 1932 heiratete sie den deutschen Diplomaten und Botschaftsrat Oskar Hermann Artur Schlitter1) (1904 – 1970), zog sich aus der Glamour-Welt bzw. ins Privatleben zurück. Mit ihrem Ehemann, seit 1939 Besitzer von Schloss und Gut Offenstetten1) (Ortsteil von Abensberg/Landkreis Kelheim), lebte sie viele Jahre lang im Ausland, unter anderem in New York (1932–1936) und London (1936–1939) sowie zwischen und 1964 und 1969 in Athen während dessen Funktion als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Griechenland.
Auf Schloss Offenstetten gründete Daisy Schlitter nach Ende des 2. Weltkrieges im Frühjahr 1946 zusammen mit Monsignore Michael Thaller, Direktor der katholischen Jugendfürsorge in Regensburg1), ein Heim für verwaiste Flüchtlingskinder, das nach der ersten US-amerikanischen Heiligen Franziska Xaviera Cabrini1) den Namen "Cabrini-Heim" trug. Immer noch im Schloss Offenstetten ansässig, betreut die Einrichtung bis heute unter dem Namen "Cabrini-Haus" (→ cabrini-zentrum.de) unter der Leitung der "Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz"1) Kinder und Jugendliche mit einem heil- und sonderpädagogischen Förderbedarf. Aufgrund ihrer großen Verdienste um das Kinderheim und das heutige Sonderpädagogische Zentrum sowie um die ehemalige Gemeinde Offenstetten wurde Daisy Schlitter 1992 von der Stadt Abensberg1) mit dem "Goldenen Ehrenring" ausgezeichnet.
 
Schloss Offenstetten war Jahrzehnte die Heimat der einstigen Leinwandschönheit und "Miss Germany", bis sie altersbedingt in ein Münchener Seniorenheim zog.
Als die WDR-Dokumentation "Die Geschichte der Miss Germany" (EA: 05.01.2000) gedreht wurde, war Daisy Schlitter 1999 die älteste noch lebende "Miss Germany"-Gewinnerin. Ihrem frühen Ruhm stand Daisy Schlitter jedoch stets ambivalent und kritisch gegenüber, bezeichnete dies als "Episode in ihrem Leben". Ihr Lebenswerk, sich um heimatlose Kinder zu kümmern, blieb der letzten Schlossbesitzerin von Offenstetten stets das Wichtigste. Als sie Anfang Dezember 2000 im Bonner "Haus der Geschichte" die Ausstellung "Miss Germany – eine schöne Geschichte" eröffnen sollte, sagte sie ab.
 
Daisy Schlitter, die als Daisy d'Ora berühmt wurde, starb am 12. Juni 2010 im hohen Alter von 97 Jahren in München; die letzte Ruhes fand die Mutter eines Sohnes und einer Tochter fünf Tage später in einem Familiengrab in Offenstetten neben ihrem Mann Oskar und ihrer Tochter Marion von Cramm, die 1984 im Alter von 50 Jahren einem Krebsleiden erlag. 
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei www.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de)
Stummfilme Tonfilme
  • 1930: Nur am Rhein… (Regie: Max Mack; als Hanne) → IMDb
  • 1989: The Road to War (Regie: Chris Phenpimon; Dokumentation USA; als sie selbst = Daisy Schlitter) → IMDb
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