Filmografie / Hörspiel
Hermann Speelmans (mitunter auch Speelmanns) wurde am 14. August 1902 als Hermann Maria Louise Speelmans in Uerdingen1), dem heutigen Stadtteil von Krefeld1) geboren; über den familiären Hintergrund ist nichts bekannt. Nach dem Abitur ergriff er zunächst ein Studium, belegte in Köln, Heidelberg und Berlin die Fächer Medizin, Philosophie, Kunstgeschichte sowie Soziologie. Während seiner Doktorarbeit über den europäischen Nihilismus1) kam er in Köln als Statist erstmals mit dem Theater in Berührung, brach nach acht Semestern das Studium ab und wandte sich ganz der Schauspielerei zu.
Hermann Speelmans vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch Ein erstes Engagement erhielt Speelmans 1924 am "Schauspielhaus Köln"1), im darauffolgenden Jahr wechselte er nach Hagen1), ging dann 1926 an das "Deutsche Theater"1) in Berlin. In den kommenden Jahren wirkte der Schauspieler an verschiedenen Berliner Bühnen, unter anderem am "Renaissance-Theater"1) (ab 1928), an der "Volksbühne"1) (1929/30, 1930/31) sowie später an der "Komödie" (1938/39). Eine seiner ersten Auftritte an der "Volksbühne" hatte er an der Seite von Lotte Lenya, Leonhard Steckel, Ernst Karchow1), Armin Schweizer1) und Dolly Haas in dem Stück "Das Lied von Hoboken" ("Hoboken Blues") von Michael Gold1) (Premiere: 31.03.1930; Regie: Heinz Dietrich Kenter1)). Beispielsweise zeigte er sich dort einmal mehr unter Kenters Regie in dem Lustspiel "Der fröhliche Weinberg"1) von Carl Zuckmayer1) (Premiere: 09.07.1930) und seit der Premiere am 25. Mai 1931 unter anderem neben Ernst Busch1) und Heinrich Gretler in der Zauberposse "Der böse Geist Lumpazivagabundus"1) von Johann Nestroy1), in Szene gesetzt von Arthur Maria Rabenalt1). In der Festvorstellung am 20. September 1930 anlässlich des 40-jährigen Bestehens der "Volksbühne" gehörte auch Speelmans in Karlheinz Martins1) Inszenierung des Dramas "Die Weber"1) von Gerhart Hauptmann1) zur Besetzung. Eine weitere tragende Rolle übernahm er in der Komödie "Der Mann des Schicksals oder Der Schlachtenlenker" von George Bernard Shaw1)  (Premiere: 05.07.1931, Regie: Günter Stark1)).

Foto: Hermann Speelmans vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Speelmans Filmkarriere begann noch zu Stummfilmzeiten mit kleinen Aufgaben in den Streifen "Diane – Die Geschichte einer Pariserin" (1929) mit Olga Tschechowa sowie "Ihr dunkler Punkt"1) (1929) mit Lilian Harvey und Willy Fritsch. Nach weiteren, eher belanglosen Auftritten erregte er mit der Rolle des Jim, dem Mann mit der Narbe, in der von Robert Siodmak1) nach dem Bühnenstück "Jim, der Mann mit der Narbe" von Ernst Neubach1) gedrehten, flotten Krimi-Komödie "Der Mann, der seinen Mörder sucht"1) (1931) neben den Protagonisten Heinz Rühmann und Lien Deyers erste Aufmerksamkeit. Speelmans blieb zwar oft auf prägnante Nebenrollen reduziert, konnte sich jedoch in den nachfolgenden Jahren in den Unterhaltungsproduktionen jener Ära als vielbeschäftigter Darsteller auch mit tragenden Parts etablieren. Seine Domäne war der "ganze Kerl" und "gute Kumpel", er wusste jedoch als Ganove ebenso zu überzeugen wie als Kriminalkommissar und ließ sich nicht auf einen bestimmten Typus festlegen. Er reihte sich rasch in den Kreis der populären Ufa-Darsteller ein, zu seinen doch recht beachtlichen Hauptrollen gehörte die des Titelhelden in Erich Engels1) Krimi "Kriminalreporter Holm"1) (1932) und die des reiselustigen Prokuristen Lutz Kobin in Hans Deppes1) witzigen Geschichte "Herr Kobin geht auf Abenteuer" (1934). Als Partner von Carola Höhn erfreute er das Publikum in der heiter-romantischen Verfilmung "Ferien vom Ich"2) (1934) nach dem Roman von Paul Keller1) und machte als Millionär George B. Steffenson eine gute Figur, der auf Anraten seines Arztes (Georg Heinrich Schnell1)) mal ausspannen soll, einen Landsitz in ein Erholungsheim für gestresste Geschäftsleute ummodelt und mit der hübschen Gutsbesitzerin Eva von Dornberg (Höhn) sein Glück findet.
Er präsentierte sich als Kapitän Pieter Streuvels, der mit seinem altersschwachen Kahn samt Besatzung und Braut Madeleine (Irene von Meyendorff) in dem Abenteuer "Die letzten Vier von Santa Cruz"2) (1936) nach dem Roman "Die letzten Vier von St. Paul" von Josef Maria Frank1) zu einem betrügerischen Unternehmen aufbrechen muss, kam erneut als Kapitän daher, der in der Komödie "Familienanschluss"2) (1941) zunächst bei der Tochter (Karin Hardt) seines Vermieters, dem alten Kapitän Barkhahn (Ludwig Schmitz), nicht landen kann. In Erich Engels Krimi-Komödie "Sherlock Holmes: "Die graue Dame""2) (1937) spielte er sich als Sherlock Holmes1), der unter dem Decknamen "Jimmy Word" einen mysteriösen Raub aufklärt und dabei auf eine schöne, aber geheimnisvolle "graue Dame" (Trude Marlen) trifft, in die Herzen der Zuschauer/-innen. Zusammen mit dem ebenfalls von Erich Engel in Szene gesetzten spannenden Krimi "Mordsache Holm"1) aus dem Jahre 1938 ist die heute fast vergessene "Sherlock Holmes"-Produktion seit Mitte April 2009 auf DVD im Handel erhältlich.
 
Für Boleslaw Barlog1) verkörperte Speelmans in dem Drama "Unser kleiner Junge"2) (1941) den Matrosen Ole Thomsen, der von seinen Vaterpflichten zunächst nichts wissen will, melodramatisch war auch seine Rolle des nach vielen Jahren heimgekehrten verlotterten Seefahrers Klaus Christiansen in "Meine vier Jungens"2) (1944) mit Käthe Haack als dessen Ehefrau Anna. Speelmans trat auch in dem von Josef von Báky1) aufwendig inszenierten, starbesetzten Spektakel "Münchhausen"1) (1943) in Erscheinung und gab als Christian Kuchenreutter den getreuen Diener des von Hans Albers dargestellten Baron Münchhausen1), der am Ende zusammen mit dem Lügenbaron eine abenteuerliche Ballonfahrt auf den Mond unternimmt.
Der unsäglichen NS-Propagandamaschinerie konnte sich Speelmans nicht vollends entziehen, so mimte er unter anderem in dem bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden Streifen "Hitlerjunge Quex"1) (1933) mit dem Untertitel "Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend" den Kommunistenführer Stoppel sowie in dem Krimi "Falschmünzer"1) (1940) den Karl Bergmann alias Harry Gernreich, rechte Hand des Kopfes der Fälscherbande Gaston de Frossard (Rudolf Fernau). Eine Mitwirkung in dem Biopic "Ohm Krüger"1) (1941) soll er abgelehnt haben. 
Speelmans selbst beurteilte seine Arbeit als Filmschauspieler folgendermaßen: "Mir selbst boten meine Rollen immer genug Abwechslung, ich bin mit ihnen zufrieden gewesen und könnte nachträglich auch kaum sagen, welche mir besonders lieb gewesen ist. Jede versinkt mit ihrem Abschluß und ist in mir ausgelöscht, um so mehr, als mich eine gewisse Hemmung, eine gewisse Peinlichkeit, mich selbst Gefühle offenbaren zu sehen, davon abhält, mir meine eigenen Filme anzusehen. Ich habe ehrlich gestanden keine geheime Sehnsucht nach einer bestimmten Rolle, und wenn ich einen Wunsch äußern soll, dann würde ich ihn am ehesten so ausdrücken: zu einer Rolle den Regisseur, der gerade für sie und meine Art der beste ist."3) Letzte Produktionen bzw. Rollen während des Krieges waren der Kapitän Kai Brodersen, genannt "Bully", in dem Melodram "Im Tempel der Venus"1) (1944/45) nach dem Bühnenstück "Mit meinen Augen" von Curt Johannes Braun1), das jedoch erst am 27. Februar 1948 zur Erstaufführung gelangte, der Pionier Jupp Mewes in dem unveröffentlichten Streifen "Wir sehn uns wieder"1) (1945) und der Gutsbesitzer Schönborn in der unvollendeten Geschichte "Der Scheiterhaufen" (1945) → Übersicht Tonfilme bis 1945.

 
Nach Kriegsende gründete Speelmans 1945 mit "Die Werkstatt" seine eigene Wanderbühne und tingelte mit dieser drei Jahre lang durch die Provinz. Danach übernahm er Gastrollen an verschiedenen Bühnen und arbeitete ab Anfang der 1950er Jahre auch für das Hörspiel, die bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Vereinzelt war er auch für die Synchronisation tätig, lieh Herbert Lom1) als Max Vine in dem Krimi "Tanz in den Abgrund"4) (1948, "Good-Time Girl"5)) und Akim Tamiroff1) als Lt. Glysko in dem Abenteuer "Aufruhr in Marokko"4) (1949, "Outpost in Morocco") seine Stimme. Mitunter gab er sein Wissen auch an junge angehende Schauspielerkollegen weiter, so ließ sich beispielsweise Werner Schumacher (1921 – 2004) von ihm ausbilden.
Im Nachkriegsfilm blieb der Schauspieler mit mehr oder weniger prägnanten Rollen ein gefragter Leinwanddarsteller, seine erste Arbeit war Helmut Käutners1), dem Genre des "Trümmerfilms"1) zuzurechnende Produktion "In jenen Tagen"1) (1947), wo er in der fünften Episode den Part des Wehrmachtssoldaten August Hintze übernommen hatte und einhellig gute Kritiken erntete. Bis Ende der 1950er Jahre zeigte er sich in Melodramen wie "Lockende Sterne"1) (1952), "Ein Herz spielt falsch"1) (1953) oder in dem von Luis Trenker nach seinem Roman "Schicksal am Matterhorn" gedrehten Bergfilm "Von der Liebe besiegt"1) (1956), wo Speelmans als Hermann Egli den Vertrauten des Konstrukteurs Mario Clar (Wolfgang Preiss) spielte. Unter der Regie von Wolfgang Staudte1) trat er in der preisgekrönten, ergreifenden Sozialstudie "Ciske – Ein Kind braucht Liebe"1) (1955) in Erscheinung, überzeugte in der deutschen Version neben dem jugendlichen Protagonisten (Dick van der Velde), Berta Drews als dessen verlotterter Mutter und Heli Finkenzeller als liebevoller Tante Jans mit der Figur des Ermittlers Muysken von der Jugendpolizei, Diese deutsch-niederländische Produktion, entstand nach dem ersten Teil "Ciske – de rat" der Romantrilogie "Ciske" des niederländischen Autors Piet Bakker (1897 –1960) und Staudte wurde bei den "Filmfestspielen von Venedig"1) im gleichen Jahr mit einem "Silbernen Löwen" ausgezeichnet und war überdies für den "Goldenen Löwen"1) nominiert.
Speelmans letzte Arbeit vor der Kamera war die von Peter Beauvais1) mit Eva-Ingeborg Scholz, Gerhard Riedmann und Paul Hubschmid nach dem Roman "Ehe zwischen Tür und Angel" von Karl Zumbro6) inszenierte Komödie "Liebe, Luft und lauter Lügen"1) (1959) mit seinem Part des Flugkapitäns Seemann → Übersicht Nachkriegsproduktionen.
 
Hermann Speelmans, dem Alkoholprobleme nachgesagt wurden, hatte gerade einen Filmvertrag bei der DEFA1) unterschrieben, als er Anfang Februar 1960 auf der Straße zusammenbrach; wenig später starb er am 9. Februar 1960 mit nur 57 Jahren im Berliner Ortsteil Grunewald1). Die letzte Ruhe fand der Schauspieler auf dem Berliner "Waldfriedhof Zehlendorf"1), die Grabstätte wurde laut Wikipedia inzwischen aufgelöst → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 4) filmdienst.de, 5) der-film-noir.de, 6) krimilexikon.de
3) Quelle: "Filmwelt",  Nr. 3 (20.01.1935)
Lizenz Foto Hermann Speelmans (Urheber Alexander Binder): Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
Filme
Stummfi,me / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung, krimilexikon.de)
Stummfilme Tonfilme
Hörspielproduktionen
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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