Magnus Stifter (auch Magnus d. Ä.) erblickte am 23. Januar 1878 als Magnus Josef Stift und Sohn eines Bäckermeisters in Wien1) das Licht der Welt. Ab 1909 führte er den Künstlernamen "Stifter", trug nach seiner Adoption 1915 bis 1934 den Namen "Stift-Berenyi".*)  
Magnus Stifter auf einer zeitgenössischen Fotografie (1899); Urheber: Ludwig Grillich (1855 - 1926); Quelle: www.cyranos,ch Er absolvierte zunächst in seiner Geburtsstadt die "Handelsakademie"1) und ging anschließend zum Militär, entschied sich dann für eine Karriere als Schauspieler. Nach einer entsprechenden Ausbildung an der von Maximilian Gottlob (1849 – 1918; Vater des Chemikers Kurt Gottlob1)) gegründeten Wiener "Schauspielschule Otto" gab er 1899 sein Bühnendebüt am Stadttheater in Innsbruck1). Engagements in Salzburg1), Pressburg1) (heute: Bratislava, Slowakei), Linz1) und Reval1) (heute: Tallin, Estland) schlossen sich ab 1901 an. 1905 ging Stifter für drei Jahre nach Berlin und wirkte an dortigen Bühnen, so auch am "Deutschen Theater"1), mit dessen Ensemble er zur Spielzeit 1908/09 im Rahmen einer Tournee am deutschsprachigen "Irving Place Theatre"1) in New York1) auftrat. Wieder zurück in Europa kam er 1909 an das "Königliche Hoftheater" in Dresden1) (heute "Staatsschauspiel Dresden"1)) und wurde hier mit dem Titel "Hofschauspieler" geehrt. Stifter tat sich vor allem in klassischen Stücken hervor, etwa mit den Titelrollen in dem Goethe-Trauerspiel "Egmont"1) oder in dem Schiller-Drama "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua"1). Er gestaltete Romeos Freund Mercutio in der Shakespeare-Tragödie "Romeo und Julia"1), wusste aber auch in Dramen der Moderne zu überzeugen wie als skrupelloser Baumeister Halvard Solness in "Baumeister Solness"1) von Henrik Ibsen1).
 
Magnus Stifter auf einer zeitgenössischen Fotografie (1899)
Urheber: Ludwig Grillich (1855 – 1926); Link: Wikipedia (englisch)
Quelle: www.cyranos,ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Ab Mitte der 1910er Jahre wirkte er zudem an der Berliner "Volksbühne"1), trat unter der Regie von Felix Hollaender1) in der Tragikomödie "Die Ratten"1) (Premiere: 23.12.1916) von Gerhart Hauptmann1) in Erscheinung, oder in dem Stück "Tauroggen. Das Drama Yorcks und seiner Offiziere" mit dem Untertitel "Ein Schauspiel aus Preußens Not und Erhebung" (Premiere: 01.06.1918)) von Maximilian Böttcher1), inszeniert von Ferdinand Gregori1) mit Eduard von Winterstein und Emil Jannings sowie versehen mit dem von Heinz Sarnow deklamierten Vorspruch "An die Deutschen" von Rudolf Herzog1).
Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde Stifter zum Kriegsdienst berufen und musste seine Karriere kurzzeitig unterbrechen. Doch bereits 1915 als Oberleutnant der Artillerie entlassen, startete er eine eindrucksvolle Karriere beim noch jungen Medium Film. Eine erste Aufgabe vor der Kamera erhielt er von Regisseur Urban Gad1) in der 1914/15 mit dessen (Noch-) Ehefrau Asta Nielsen gedrehten Kriminalkomödie "Weisse Rosen"1), welcher in Deutschland jedoch zunächst mit einem Aufführungsverbot belegt und erst ab Ende März 1917 gezeigt werden durfte.

Magnus Stifter um 1905 (Rollenporträt)
Urheber: Atelier "Würthle & Sohn" (Wien, München, Salzburg)
Friedrich Karl Würthle1) (1820 – 1902)/Friedrich Würthle junior
Atelier 1904 übernommen von Eduard Bertel1) (1856 – 1923)
und Carl Pietzner1) (1853 – 1927)
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK249997alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Magnus Stifter um 1905 (Rollenporträt); Urheber: Atelier "Würthle & Sohn" (Wien, München, Salzburg); Friedrich Karl Würthle (1820–1902)/Friedrich Würthle junior; Atelier 1904 übernommen von Eduard Bertel) (1856–1923) und Carl Pietzner (1853–1927); Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PK249997alt; Copyright KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Als sich die Stummfilm-Diva Asta Nielsen 1916 mit eigenen finanziellen Mitteln an den Produktionen der Berliner "Neutral-Film GmbH" beteiligte, um Filme nach ihren eigenen Vorstellungen drehen zu können, betraute sie Stifter bei zwei stummen Streifen mit der Regie: 1916 entstand das Melodram "Dora Brandes"1), in der Komödie "Das Liebes-ABC"1) (1916) übernahm er zudem als Graf von Kiesel eine tragende Rolle – diese beiden Filme sollten jedoch Stifters einzige Regie-Arbeiten bleiben.
Nach Ende des 1. Weltkrieges stand der Schauspieler unermüdlich vor der Kamera, spielte für legendäre Filmemacher wie Ernst Lubitsch1), Friedrich Wilhelm Murnau1), Paul Leni1), Georg Jacoby1) oder Joe May1) meist tragende Rollen an der Seite der weiblichen Stars jener Ära, mimte überwiegend Adlige, schneidige Militärs oder Personen der Geschichte, kam mitunter aber auch schon mal als "Bösewicht" daher. Er zeigte sich als Leutnant Esteban neben Titelheldin Pola Negri sowie Harry Liedtke in Ernst Lubitschs, nach der gleichnamigen Oper1) von Georges Bizet1) bzw. der gleichnamigen Novelle1) von Prosper Mérimée1) realisierten, vielbeachtetem Liebesdrama "Carmen"1) (1918), gab den römischen Kaiser Decius1) im ersten Teil (angesiedelt im antiken Rom) von Joe Mays monumentalem Historien-Dreiteiler "Veritas vincit"1) (1919) mit May-Ehefrau Mia May in der Hauptrolle. Zu einer erneuten Zusammenarbeit mit Lubitsch sowie Pola Negri kam es bei dem Stummfilm "Madame Dubarry"1) (1919), wo er als spanischer Gesandter Don Diego glänzte – die Negri mime die Marie-Jeanne Bécu1), comtesse du Barry, Mätresse des französischen Königs Ludwigs XV.1) (Emil Jannings), als "Henker" bzw. französischer Kardinal Richelieu1) tauchte er in dem Drama "Der rote Henker"1) (1919) auf, in Szene von Rudolf Biebrach frei nach dem Roman "Marion Delorme" von Viktor Hugo1) mit Ellen Richter als Marion Delorme. In dem zur Zeit Napoléon Bonapartes angesiedelten Rührstück "Gräfin Walewska"1) (1920) mit Hella Moja in der Titelrolle der Gräfin Maria Walewska1), Geliebte des Kaisers Napoleon Bonaparte1) (Rudolf Lettinger), präsentierte sich Stifter unter der Regie von Otto Rippert1) als Großmarschall Duroc, erhielt gute Kritiken als Rechtsanwalt Utterson, Freund des eleganten Arztes Dr. Warren bzw. verbrecherisch-dämonischen Mr. O'Connor (Conrad Veidt), in Friedrich Wilhelm Murnaus heute als verschollen geltenden Adaption "Der Januskopf1) (1920) mit dem Untertitel "Eine Tragödie am Rande der Wirklichkeit", basierend auf dem Roman "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson1). In dem von Rudolf Biebrach gedrehten "Sensationsfilm" unter anderem über die Erfindung eines Radium-Motors mit dem Titel "Die Tarantel"2) (1920) war er die "Tarantel" Fernando Hortesa, in Dimitri Buchowetzkis1) expressiven Verfilmung "Othello"1) (1922) nach dem gleichnamigen Drama1) von William Shakespeare1) neben Emil Jannings in der Titelrolle sowie Werner Krauß (Jago) und Ica von Lenkeffy1) (Desdemona) der Gouverneur von Zypern Montano. Auch in Murnaus Meisterwerk "Der brennende Acker"1) (1922) gehörte Stifter mit einem kleinen Part zur Besetzung, in dem von Rolf Randolf1) inszenierten "Wallenstein"-Zweiteiler1) "Wallensteins Macht" und "Wallensteins Tod" (1925) überzeugte er als General Octavio Piccolomini1) an der Seite von Protagonist Fritz Greiner als Feldherr Wallenstein1) – unter anderem verkörperte Stummfilmstar Erna Morena Wallensteins Gattin Isabella1), Eduard von Winterstein den Vertrauten bzw. Schwager des Feldherren Terzky1) und Fritz Kampers den General Isolani1).
Ab Mitte der 1920er Jahre begann Magnus Stifters Stern zu sinken und er musste sich vermehrt mit unbedeutenden Nebenrollen zufrieden geben. Zu Stifters letzten Arbeiten für den Stummfilm zählte unter der Regie von Augusto Genina1) das international besetzte Liebes-Drama "Quartier Latin"1) (1929) mit seinem Part eines Dieners, der von Lupu Pick mit Werner Krauß als Napoleon Bonaparte1) gedrehte Streifen "Napoleon auf St. Helena" (1929), wo er den Admiral Sir George Cockburn1) darstellte, und die patriotische Produktion "Rosen blühen auf dem Heidegrab"1) (1929; Regie: Curt Blachnitzky1)) mit seiner kleinen Rolle des Majors Roisson → Übersicht Stummfilme.  
Im Tonfilm war Magnus Stifter kaum noch gefragt, zwischen 1931 und 1941 trat er lediglich in acht Produktionen in Erscheinung, so in seinem vorletzten Film, dem Biopic "Friedemann Bach"1) (1941) mit Gustaf Gründgens in der Titelrolle des Wilhelm Friedemann Bach1), ältester Sohn des von Eugen Klöpfer dargestellten Komponisten Johann Sebastian Bach1), als Zeremonienmeister am sächsischen Hof von Friedrich August III.1) (Ernst Dernburg1)) → Übersicht Tonfilme.
  

Magnus Stifter auf einer Fotografie
von Mac Walten3) (1872 – 1944?)
Photochemie-Karte Nr. 2231;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Magnus Stifter auf einer Fotografie von Mac Walten (1872–1944?); Photochemie-Karte Nr. 2231; Lizenz: gemeinfrei
Nachdem attraktive Filmangebote ausblieben, konzentrierte sich Stifter wieder verstärkt auf seine Arbeit am Theater, ab 1929 spielte er in Berlin am "Theater der Jugend" und ab 1934 am "Theater des Volkes"1). Er engagierte sich am "Bühnenschiedsgericht" und "Arbeitsgericht", fungierte unter anderem als Obmann, Schriftführer und Beisitzer.
Magnus Stifter, der mit über 100 stummen Produktionen ein beeindruckendes filmisches Werk hinterließ, starb am 8. September 1943 im Alter von 65 Jahren in seiner Geburtsstadt Wien. Er war der Vater des am 12. Januar 1906 in Wien geborenen Schauspielers und Tänzers Magnus Stifter (der Jüngere), der als Soldat während des 2. Weltkrieges am 10. Juli 1940 mit nur 34 Jahren im französischen Le Havre1) zu Tode kam.
Quellen (unter anderem)*): Wikipedia, cyranos.ch
*) Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation (PUBLIKATION: ÖBL 1815–1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 260f) → www.biographien.ac.at
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung
3) Mac Walten, das ist der Verwandlungskünstler Max Grünthal, der als "Mac Walten" bzw. der "Mann mit dem geheimnisvollen Rock" auftrat. Er verabschiedete sich 1920 von der Bühne, eröffnete in der Berliner Friedrichstraße ein Fotostudio und lichtete viele Artistenkollegen in Originalposen ab. Seine Spur verliert sich im Jahre 1936, nachdem er als Jude vor den Nazis in die Niederlande geflohen war. (Quelle: www.scheinschlag.de)
Lizenz Foto Magnus Stifter (Urheber Ludwig Grillich/Mac Walten): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
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frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, cyranos.ch, Murnau Stiftung; R = Regie)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
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