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Die heute weitgehend vergessene Schauspielerin Helga Molander wurde am 19. März 1893*)
als Ruth Elly Werner in der oberschlesischen Stadt Königshütte1)
(heute: Chorzów, Polen) geboren. Die Tochter einer jüdischen Opernsängerin und
eines Arztes begann ihre Karriere in Berlin am "Trianon-Theater"1),
wandte sich Ende der 1910er Jahre dem Film zu. Zwischen 1918 und 1928 war
sie in mehr als fünfzig stummen Produktionen mit Haupt- und prägnanten
Nebenrollen präsent, ab Anfang der 1920er Jahre verschiedentlich in von ihrem späteren
zweiten Ehemann und langjährigem Lebenspartner, dem Regisseur,
Filmproduzenten, Autor und Philosophieprofessor Max Glass1) (1882 1964), realisierten Streifen.
Erstmals trat sie in William Kahns1)
Drama "Verlorene Töchter" (1918) auf der Leinwand
in Erscheinung, wurde in den folgen Jahren von legendären Filmemachern wie
Richard Eichberg1), Max Mack1),
Rudolf Biebrach,
Richard Oswald1) oder
Urban Gad1) besetzt. So drehte sie
beispielsweise mit Oswald den erstmals die Homosexualität thematisierenden
Film "Anders
als die Andern"1) (1919)
an der Seite von Protagonist Conradt Veidt,
stand erneut mit Veidt für den ersten Teil des von Urban Gad nach dem
Roman "Christian Wahnschaffe" von Jakob Wassermann1) inszenierten Dramas "Weltbrand"1) (1920)
vor der Kamera. Dimitri Buchowetzki1) übertrug ihr die Rolle der Braut des
Richard de la Croix (Johannes Riemann),
der sich in der Alexandre Dumas1)-Verfilmung "Sappho"1) (1921)
in die hemmungslose Lebedame Sappho (Pola Negri)
verliebt, die bereits seinen Bruder Andreas (Alfred Abel) in den Wahnsinn trieb.
Helga Molander auf einer Fotografie von Mac Walten2)
(1872 1944?)
Photochemie-Karte Nr. 2988;
Quelle: cyranos.ch Angaben
zur Lizenz (gemeinfrei) siehe
hier
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Eine
erste Zusammenarbeit mit Max Glass ergab sich bei dem Abenteuer "Der Mann mit der eisernen Maske"1) (1923),
gedreht nach dem gleichnamigen Roman von Alexandre Dumas d. Ä.
mit Wladimir Gaidarow als französischer König Ludwig XIV.1)
bzw. dessen (angeblicher) Zwillingsbruder Bertrand, der "Mann mit der eisernen
Maske"1), Albert Bassermann
als Kardinal Jules Mazarin1) und ihrem Part der Etienne de Tiffanges. Es sollte ein
weiterer von Max Glass inszenierter Film folgen, in der
Liebesgeschichte "Bob und Mary"1) (1923)
mit dem Untertitel "Eine Fahrt ins Glück" war Helga Molander die weibliche Protagonistin und hatte
Anton Edthofer als Partner.
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Nach Drehbüchern von Glass entstanden die Roman-Verfilmung "Der Mann, der sich verkauft"1) (1925; Regie:
Hans Steinhoff1))
mit Olaf Fjord,
die von Carl Boese1) in Szene
gesetzten Streifen "Wenn Du eine Tante hast" (1925) und "Der Mann ohne Schlaf" (1926,
mit Harry Liedtke)
sowie unter der Regie vom Jaap Speyer1)
der Stummfilm "Die drei Mannequins"1) (1926),
wo Helga Molander mit Grit Haid
und Elisabeth Pinajeff das
hübsche Mannequin-Trio bildete. Das Script zu der von Hans Steinhoff
mit Alfred Abel gedrehten psychologischen Studie "Die Tragödie eines Verlorenen"1) (1927),
ein Mix aus Drama, Gaunerkomödie und Krimi, stammte ebenfalls aus der Feder von Glass, der
auch als Co-Autor bei Karl Grunes1) zweiteiligem, historischem Biopic "Königin
Luise"1) (1927/28) mitgewirkt hatte. Hier zeigte
sich Helga Molander als Luise
von Preußen1),
verheiratete Fürstin Radziwiłł, bzw. Cousine der später mit
Preußenkönig Friedrich Wilhelm III.1) (Mathias Wieman) vom Volk
verehrten Königin
Luise1), verkörpert von Mady Christians.
Nach Jaap Speyers Stummfilm "Die Sache mit Schorrsiegel" (1928),
der Adaption des gleichnamigen Krimis von Fred Andreas1),
verabschiedete sich die 35-jährige Schauspielerin mit der Rolle der Gattin des Herrn
van der Wal (Theodor Loos) vom Publikum und beendete
nach rund 50 Produktionen aus unbekannten Gründen ihre
Leinwandkarriere → Übersicht Stummfilme.
Helga Molander ca. 1920 auf einer Fotografie
von Suse
Byk1) (1884 – 1943)
Quelle: Wikimedia
Commons
Angaben
zur Lizenz (gemeinfrei) siehe
hier
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Mit Beginn des Nazi-Regimes verließ Helga Molander aufgrund ihrer
jüdischen Wurzeln Deutschland und ging 1933 ins französische Exil. Wenige Monate vor
Ausbruch des 2. Weltkrieges emigrierte sie von Le Havre1) aus zunächst in die USA, wo sie am 23. Mai 1939
in New York eintraf. In Frankreich hatte sie
auch wieder Max Glass getroffen, der ebenfalls im Mai 1939 nach Amerika
ausreiste. Die Kriegsjahre verbrachten Molander und Glass in Brasilien und in
den USA, kehrten erst Ende 1945 nach Europa zurück.
Nach der Scheidung von seiner ersten Ehefrau, der in Wien geborenen Dr. phil. Hélène Münz (1879 ?),
die Glass 1908 geehelicht und mit der er
die zwei gemeinsame Söhne Paul (* 1909) und Georges (* 1917) hatte, heiratete
das langjährige Paar Glass und Molander im Jahre 1957, nachdem die
inzwischen 78-jährige Hélène Münz endlich der offiziellen Trennung
zugestimmt hatte.
Nach wenigen gemeinsamen Ehejahren starb Max Glass am 18. Juli 1964 in Paris,
Helga Molander überlebte ihn um mehr als zwanzig Jahre und starb,
weitgehend von der Öffentlichkeit vergessen, am 27. Juli 1985
im Alter von 92 Jahren in Esher1)
(Großbritannien)3).
In erster Ehe hatte Helga Molander vermutlich noch vor Beginn des 1. Weltkrieges ihren
Kollegen,
den attraktiven Schauspieler und und Kabarettisten Eduard Eysenck1)
(1889 1972), geheiratet, mit dem sie unter
anderem für den Streifen "Cagliostros Totenhand"1) (1919)
vor der Kamera stand. Der gemeinsame Sohn Hans-Jürgen Eysenck1) erblickte am 4. März 1916 in Berlin das Licht der Welt, nur
wenige Jahre später sollen sich Molander und Eysenck getrennt
haben.
Hans Jürgen Eysenck, der 1934 ins britische Exil floh, machte sich einen
Namen als Psychologe, der besonders mit seinen Forschungen zu Unterschieden in der menschlichen Intelligenz und Persönlichkeit bekannt
wurde; er starb am 4. September 1997 in London. Molanders Enkel Michael W. Eysenck1) (* 1944)
studierte ebenfalls Psychologie und
war bis zu seiner Emeritierung als Professor an der "Royal Holloway, University of London"1)
tätig.
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*) Geburtsjahr laut Wikipedia und Kay Weniger "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben
";
filmportal.de sowie Kay Weniger "Zwischen Bühne und
Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 405)
weisen als Geburtsjahr 1896 aus; die Angabe (= 1893) in Kay Wenigers
neuerem Werk ist jedoch korrekt.
**) Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben
Lexikon der aus Deutschland und Österreich
emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 595)
Fremde Links: 1) Wikipedia
2) Mac Walten, das ist der Verwandlungskünstler
Max Grünthal, der als "Mac Walten" bzw. der "Mann
mit dem geheimnisvollen Rock" auftrat. Er verabschiedete sich 1920
von der Bühne, eröffnete in der Berliner Friedrichstraße ein Fotostudio und
lichtete viele Artistenkollegen in Originalposen ab. Seine Spur verliert sich
im Jahre 1936, nachdem er als Jude vor den Nazis in die Niederlande
geflohen war. (Quelle: www.scheinschlag.de)
3) Laut Wikipedia: England und Wales, nationaler
Nachlasskalender, Jahr 1985, Eintrag Ruth Glass/Ruth Werner (Quelle:
ancestry.com)
Lizenz Foto Helga Molander (Urheber Mac Walten/Suse
Byk): Die
Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser
Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen
und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
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Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
sowie
frühe Stummfilme bei "The
German Early Cinema Database"
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, cyranos.ch, Murnau Stiftung; R = Regie)
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- 1918: Verlorene Töchter
(R: William Kahn;
als Ursula, Tochter von Kaufmann Herdor (Max Ruhbeck)
und dessen Ehefrau Agnes (Marga Köhler))
→ Early Cinema Database
- 1918: Im Zeichen der Schuld / Aus dem Leben eines Vorbestraften
(R: Richard
Eichberg; als Grace, Tochter von
Arndt Vandram (Bruno
Decarli), Inhaber des ostindischen Bankhauses "Bandram & Barker")
→ Early Cinema Database
- 1918: Ein Lied von Haß und Liebe
(R: Rudolf
Walther-Fein; als Schauspielerin Esther Andersen)
- 1918: Das
Dreimäderlhaus. Schuberts Liebesroman (frei nach dem gleichnamigen
Bühnenstück von Heinrich
Berté (Musik)
und Alfred
Maria Willner, Heinz
Reichert (Libretti) nach dem Roman "Schwammerl"
von Rudolf
Hans Bartsch;
R: Richard
Oswald; mit dem Tenor und Schauspieler Julius
Spielmann (1866–1920) als Franz
Schubert; als Hederl Tschöll
(unter dem Namen Ruth Werner), Schwester von Hannerl (Sybille
Binder) und Heiderl (Käthe
Oswald))
- 1918: Der Fakir (R: ?; als ?) → Early Cinema Database,
IMDb
- 1919: Verrat und Sühne
(R: Max
Mack; als Gertrud Sebastian, Verlobte von Eugen Orb (Otto
Gebühr))
- 1919: Die Rache ist mein
(von (Regie) und mit Alwin
Neuß; als ?)
- 1919: Die
Spieler / Der Spieler (nach dem Werk "Die
Spieler" von Ludwig
Wolff; R: Willy
Zeyn Sr.; als Schauspielerin
Lisa Diether) → Early Cinema Database
- 1919: Der Todbringer
(von (Regie) und mit Viggo
Larsen; als ?) → Early Cinema Database
- 1919: Auf verbotenen Pfaden (R: ?; als ?) → IMDb
- 1919: Schrecken von Schloss Wood / Die Flucht vor der Krone
(R: Emmerich
Hanus; als ?)
- 1919: Ein
Abenteurer / Ein Abenteuer (R: Hans
Schomburgk; als Nelly Peters) → Early Cinema Database
- 1919: Cagliostros Totenhand
(nach einer Vorlage von Ernst Rennspiess; R: Nils
Chrisander; als ?)
- 1919: Anders
als die Andern (R: Richard
Oswald; mit Conradt
Veidt als der homosexuelle Violinvirtuose Paul Körner
und Fritz
Schulz als dessen Schüler Kurt Sivers; als die junge, reiche
Witwe Frau Hellborn)→ filmportal.de,
stummfilm.at
- 1919: Der letzte Untertan
(R: Rudolf
Walther-Fein; als Elga, Tochter von Zeitungsverleger Lehmann
(Hermann
Vallentin))
→ Early Cinema Database
- 1919: Das Lied des Narren
(R: ?; als ?)
- 1919: Mausi (R: ?; als ?) → IMDb
- 1919/20: Der Weg der Grete Lessen
(nach dem Roman von Paul
Lindau; R: Rudolf
Biebrach (auch Darsteller);
mit Lotte
Neumann in der Titelrolle der Grete; als deren Schwester Franzi)
→ Early Cinema Database
- 1920: Feindliches Blut
(R: Willy Achsel;
als ?)
- 1920: Der Ruf aus dem Jenseits
(R: Richard
Kirsch; als ?) → Early Cinema Database
- 1920: Die
einsame Insel
(von (Regie) und mit Hans
Mierendorff); als Solveg von Rosenkielde) → Early Cinema Database
- 1920: Der ewige Mönch im Banne der Musik (R: Willy Achsel;
als ?) → IMDb
- 1920: Christian Wahnschaffe Teil 1: Weltbrand
(nach dem Roman von Jakob
Wassermann; R: Urban
Gad;
mit Conrad
Veidt als
Christian Wahnschaffe; als Laetitia) → filmportal.de,
Murnau Stiftung
- 1921: Opfer der Liebe
(R: Franz
Eckstein; Drehbuch: Rosa
Porten; als ?)
- 1921: Flachsmann als Erzieher
(nach dem Theaterstück von Otto
Ernst; R: Willy
Achsel; als ?) → IMDb
- 1921: Die Rattenmühle
(R: Josef Berger; als ?)
- 1921: Sappho
(nach dem Roman von Alexandre
Dumas d. Ä.; R: Dimitri
Buchowetzki; mit Pola
Negri in der Titelrolle
der Lebedame Sappho; als Maria Garden, Braut von Richard de la Croix
(Johannes
Riemann), dem Bruder von Ingenieur
Andreas de la Croix (Alfred
Abel)) → filmportal.de
- 1921: Der Schrecken der roten Mühle
(R: Carl
Boese; als ?)
- 1921: Amor am Steuer
(R: Victor
Janson (auch Darsteller); mit Ossi
Oswalda als Millionärstöchterlein/Chauffeur); als ?)
- 19211922: Filme unter der Regie von Franz
Seitz Sr.
- 1922: Der alte Gospodar
(R: Rolf Randolf; als Ilona) → IMDb
- 1922: Die Asphaltrose
(R: Richard
Löwenbein; mit Charlotte Böcklin als Tischlerstochter Hilde Braun, die
"Asphaltrose";
als Flory, Tochter von Milliardär Mister Bullok, Milliardär (Philipp
Manning))
- 1922: Frou-Frou
(R:
Otto Rippert; als ?)
- 1923: Der Mann mit der eisernen Maske
(nach dem Roman von Alexandre
Dumas d.Ä.; R: Max
Glass;
mit Wladimir
Gaidarow als Ludwig
XIV. sowie dessen Bruder Bertrand, der "Mann mit der
eisernen Maske";
als Etienne de Tiffanges)
- 1923: Bob und Mary (R:
Max Glass; als Mary, Anton
Edthofer als Bob) → filmportal.de,
Murnau Stiftung
- 1925: Von Stufe zu Stufe
(von (Regie) und mit Heinz
Hanus; als Eva Schilling) → IMDb
- 1925: Der Mann, der sich verkauft (nach
einem in der "Berliner
Morgenpost" abgedruckten Roman von
Hans Schulze (1876?); R: Hans
Steinhoff; mit Vivian
Gibson als Schauspielerin Marion de L′Orme,
ehemalige Geliebte von Achim von Wehrstädt (Olaf Fjord);
als Eva, Freundin von Daisy Bracca (Nora
Gregor))
→ filmportal.de,
Murnau Stiftung,
stummfilmkonzerte.de
- 1925: Wenn Du eine Tante hast
(R: Carl
Boese; als Hildegard, Tochter von Franziskus Knoll (Wilhelm
Diegelmann))
- 1926: Der Mann ohne Schlaf
(R: Carl Boese; mit Harry
Liedtke; als ?) → IMDb
- 1926: Die drei Mannequins
/ Die drei Probiermamsells (R: Jaap
Speyer; mit Grit
Haid und Elisabeth
Pinajeff eine der
drei Mannequins)
- 1927: Die Tragödie eines Verlorenen
/ Sehnsucht nach dem Weibe (R: Hans
Steinhoff; als die Frau, die den
Bankangestellten (Alfred
Abel) fesselt) → Murnau Stiftung,
stummfilm.at
- 1927/28: Königin
Luise (2 Teile; R: Karl
Grune; mit Mady
Christians als Königin
Luise, Mathias
Wieman als deren
späterer Gemahl Friedrich
Wilhelm III., König von Preußen; als Luise von Preußen, verheiratete Fürstin Radziwiłł)
- 1928: Die Sache mit Schorrsiegel
(nach dem Roman von Fred
Andreas; R: Jaap
Speyer; mit Alfred
Gerasch als Schorrsiegel;
als Gattin der Herrn van der Wal (Theodor
Loos); Kurzinfo: Bernhard Benda (Walter
Rilla) glaubt, den Liebhaber
seiner Frau getötet zu haben und findet Zuflucht im Haus eines
alkoholkranken Neurologen mit dunkler Vergangenheit.)
→ IMDb
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