Die Schauspielerin Annelies Reinhold erblickte am 5. Januar 1917 im damals noch zur k. u. k. Doppelmonarchie
Österreich-Ungarn1) gehörenden Meran1) (Südtirol) als Anneliese Reineke das
Licht der Welt. Die Tochter einer Opernsängerin und eines renommierten Chirurgen
hatte zunächst vor, Innenarchitektin zu werden, die ehrgeizige Mutter soll
sie aber gedrängt haben, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen. So
ließ sie sich in München entsprechend ausbilden, begann ihre Karriere am
"Staatstheater
Kassel"1), wo sie zwischen 1938 und 1943 noch
unter ihrem Mädchennamen als Tänzerin engagiert war. Als Schauspielerin
wirkte sie in Berlin unter anderem an der "Volksbühne"1), gehörte
an der Seite von Werner Hinz,
Joachim Gottschalk und
Ernst W. Borchert zur
Besetzung der Tragikomödie "Amphitryon"1)
von Heinrich von Kleist1) (Premiere: 23.11.1939; Regie:
Richard Weichert1))
oder spielte in der Komödie
"Die Schmetterlingsschlacht"1) von
Hermann Sudermann1)
(Premiere: Ende April 1941; Regie: Richard Weichert) zusammen mit Annemarie Steinsieck,
Hannelore Schroth
und René Deltgen. Erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte Annelies Reinhold zunächst noch ungenannt als Formations-Tänzerin in verschiedenen Tonfilmen, ihre erste größere bzw. beachtete Rolle erhielt sie von Regisseur Arthur Maria Rabenalt1), der sie in dem Zirkus-Abenteuer "Die drei Codonas"1) (1940) als Luftartistin Lilian Leitzel besetzte, die mit dem Trapezkünstler Alfredo Codona (René Deltgen) verheiratet ist, bei einem Auftritt in Kopenhagen abstürzt und an den Folgen verstirbt. Als Paul May1) das düstere Melodram "Violanta" (1942; → filmdienst.de) drehte, fand er in der brünetten Schauspielerin die geeignete Hauptdarstellerin für die Figur des braven Bauernmädchens Violanta, die von ihren Pflegeeltern als Magd geduldet wird. Als sie eine nicht ohne Folgen bleibende Affäre mit deren nichtsnutzigen Sohn Marianus (Richard Häußler) eingeht, beginnt ein tragischer Leidensweg für die junge Frau. "Die komplexe Rolle der Außenseiterin Violanta bot Annelies Reinhold Gelegenheit, ihre Schauspielkunst eindrucksvoll unter Beweis zu stellen" notieren die "Potsdamer Neueste Nachrichten". Die Zusammenarbeit mit Paul May (1909 1976) sollte ebenfalls nicht ohne Folgen bleiben, sie wurde nicht nur seine bevorzugte Darstellerin in drei weiteren Produktionen sondern später auch seine erste Ehefrau. Annelies Reinhold hatte sich in die erste Reihe der populären Ufa-Darstellerinnen gespielt, einen nachhaltigen Erfolg feierte sie als gemütskranke Renata, Tochter des reichen Handelsherrn Hans Pfefferkorn (Harry Langewisch1)), in Georg Wilhelm Pabsts1) Historienstreifen "Paracelsus"1) (1943), einer aufwendig gedrehte Episode über das Leben und Wirken des legendären Schweizer Arztes und Alchemisten Theophrastus Bombastus von Hohenheim1) (1493 1541), genannt "Paracelsus", mit Werner Krauß in der Titelrolle. Renata wird von Paracelsus von einer schweren Neurose geheilt und ist von dem Tag eine getreue Freundin des angefeindeten Mediziners. In Paul Mays Krimi "Die unheimliche Wandlung des Axel Roscher"2) (1943) präsentierte sie sich neben Protagonist Rudolf Prack, in Erich Waschnecks1) patriotisch-melodramatischem Kostümfilm "Die Affäre Roedern"1) (1944) als kokette Sängerin Maria Raven, in die sich der verheiratete Festungsbaumeister Dietrich von Roedern (Paul Hartmann) verliebt. Zwei ihrer noch Ende des Krieges gedrehten Filme gelangten erst 1949 in die Lichtspielhäuser: In dem 1944 begonnenen, von Joe Stöckel inszenierten Heimatstreifen "Ein Herz schlägt für dich"1) (EA: 12.04.1949) trat sie erneut mit Frauenschwarm Rudolf Prack vor die Kamera und mimte dessen Filmehefra, die Bäuerin Regina Hallwanger, der bisher der ersehnte Kinderwunsch bzw. der ersehnte Erben für den Hallwangerhof versagt blieb ihre Ehe mit Martin (Prack) droht zu zerbrechen. In dem von Hans Schweikart1) nach dem Roman "Shiva und die Nacht der Zwölf" von Felicitas von Reznicek1) in Szene gesetzten Krimi "Die Nacht der Zwölf"1) (EA: 07.01.1949) tauchte sie als geschiedene Ehefrau des Generaldirektors Steffens (Fritz Odemar) auf, die in das Visier des Kriminalrats Rohrbach (Rudolf Fernau) gerät. Nach Kriegende zog sich die Schauspielerin fast vollständig vom Filmgeschäft zurück, lediglich in zwei Kinoproduktionen zeigte sie noch einmal ihre schauspielerische Vielseitigkeit. Viel Lob erhielt sie für die Darstellung der Ehefrau des Dr. Ernst Romberg (Rolf von Nauckhoff) in dem von Paul May1) und Georg Wilhelm Pabst (Künstlerische Oberleitung) realisierten antifaschistischen Film bzw. Gerichtsdrama "Duell mit dem Tod"1) (1949): Wegen eines Mordes, den er während des Krieges als SS-Offizier begangen haben soll, wird der Physik-Professor Ernst Romberg von den Amerikanern vor Gericht gestellt. Doch seine Geschichte und mit ihr der Blick auf die Vergangenheit erscheinen verworrener, als es den Richtern lieb ist. Denn Romberg war 1942 aus der deutschen Armee desertiert und hatte eine Widerstandsgruppe gegründet, die getarnt als SS-Mitglieder Häftlingen der Gestapo zur Flucht verhalf. Dann aber drohte die Gruppe aufzufliegen, und Romberg musste sich entscheiden zwischen dem Tod eines Unschuldigen und dem Leben jener, die er retten wollte. Wie andere Nachkriegsfilme des einst so kühlen Gesellschaftsanalytikers G. . Pabst, dreht sich auch "Duell mit dem Tod" um eine Anklage, um Selbstbefragung und Erklärungsversuche, Schuld und Sühne.3) Einen letzten prägnanten Leinwandauftritt hatte sie als schöne, verwitwete Gräfin Rosenau in Paul Mays Lustspiel "König für eine Nacht"1) (1950) mit Adolf Wohlbrück in der Titelrolle des Albert Graf von Lerchenbach, Adjutant von Bayernkönig Ludwig I.1) (Willy Fritsch). "Ansehnlich gespieltes, gut durchschnittlich inszeniertes Kostümlustspiel mit den gängigen Scheinkonflikten." notiert filmdienst.de → Übersicht Filmografie. Danach zog sich Annelies Reinhold endgültig ins Privatleben zurück. Im Alter übersiedelte sie nach Oldenburg1) (Niedersachsen), wo sie einen Tag nach ihrem 90. Geburtstag am 6. Januar 2007 starb → kurzer Nachruf bei www.welt.de. Ihre Ehe mit Paul May war inzwischen geschieden, May heiratete später die Drehbuchautorin Ille Gotthelft, während des Nazi-Regimes Lebensgefährtin des Schriftstellers Ernst von Salomon1). "Ille Gotthelft galt nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 als "Volljüdin". Salomon schützte sie vor der Verfolgung, indem er mit ihr zusammenzog und sie als seine Ehefrau ausgab."4) Seit 2008 befinden sich Dokumente und Fotos aus dem künstlerischen Nachlass der Schauspielerin Annelies Reinhold im Besitz des "Filmmuseums Potsdam"1). "Ihre Schauspielkarriere betrachtete Annelies Reinhold im Alter eher als Irrtum und ließ nur eine Rolle gelten: die Violanta." schreibt die Zeitung "Potsdamer Neueste Nachrichten" anlässlich des Erwerbs des Nachlasses in ihrem Artikel "Star wider Willen". |
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Quellen (unter anderem*)): Wikipedia,
cyranos.ch Fotos bei virtual-history.com |
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*) Weitere Quelle: Artikel "Star wider Willen" in "Potsdamer Neueste Nachrichten" vom 03.12.2008, S. 22 Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de 3) Quelle: www.dhm.de 4) Quelle: Wikipedia (abgerufen 07.11.2013) |
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