|
Die Schauspielerin Margot Walter erblickte am 4. Oktober 19031)
in Potsdam2) das Licht der Welt; über ihren familiären Hintergrund ist
derzeit nichts bekannt. Ein erstes festes Engagement erhielt sie 1923 am "Hamburger
Stadttheater"2), in der
darauffolgenden Spielzeit wurde sie an das "Thalia Theater"2)
verpflichtet.
1925 wechselte sie in die Metropole Berlin
und wirkte dort an dem von Heinz Saltenburg2)
geführten "Deutschen Künstler-Theater"2), wo
zu dieser Zeit überwiegend Lustspiele, Revuen oder Operetten auf dem
Spielplan standen. Hier konnte sich Margot Walter im Fach der jugendlichen Liebhaberin und
Soubrette etablieren und wurde schon bald für den Film entdeckt.
Ihr Leinwanddebüt gab sie in dem von Reinhold Schünzel
mit sich selbst als Berliner Original Gustav Knospe in
Szene gesetzten, stummen Lustspiel "In der Heimat, da gibt's ein
Wiederseh'n!"2) (1926). Es folgten weitere ähnlich gelagerte
Kinoproduktionen, in denen die junge Frau mit dem später modischen Kurzhaarschnitt
"vorwiegend unbekümmerte, fröhlich-unbedarfte Backfische und junge
hübsche Frauen" mimte," nahezu durchgehend in harmlosester Massenzerstreuung (Lustspiele, Romanzen,
Schwänke). Diese Filme, in denen sie Haupt- und große Nebenrollen übernahm, erfreuten
sich in den letzten Jahren der Weimarer Republik, in der Umbruchsphase vom Stumm- zum Tonfilm, einiger Beliebtheit."*) → Übersicht
Stummfilme
Foto: Urheber Yva2)
(Else Ernestine Neuländer-Simon) (1900 1942)
Quelle: cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
|
Im frühen Tonfilm blieb Margot Walter diesem Genre treu, präsentierte
sich beispielsweise als Ehefrau des "Scotland-Yard"-Sergeanten Harry Cross
(Hans Albers) in
Richard Eichbergs2) Krimi
"Der Greifer"2) (1930)
oder als Tochter des Unterwäschefabrikanten und Anti-Alkoholikers Livius Heintze
(Ludwig Stössel), der die Hochzeit von Hedwig mit dem Brauereibesitzer Raumert
(Jack Mylong-Münz)
in Carl Boeses2) Lustspiel "Bockbierfest"3) (1930)
mit allen Mitteln zu verhindern sucht. Sie tauchte in dem
unverwüstlichen Schwank "Der wahre Jakob"2) (1931) auf, von
Hans Steinhoff2)
gedreht nach dem gleichnamigen Theaterstück von Franz Arnold2) und
Ernst Bach2).
Die populäre Operettensängerin Anny Ahlers2)
glänzte als Varieté-Tänzerin Yvette, die den biederen
Stadtrat Peter Struwe (Ralph Arthur Roberts), Tugendwächter
bzw. Präsident des "Vereins zur Aufrichtung gefallener Mädchen"
verführt. Hier erfreute Margot Walter das Publikum als dessen Tochter
Lotte aus erster Ehe, die wegen einer Liebesaffäre mit dem attraktiven
Fred (Harry Halm) aus einem frommen Mädchenpensionat geflogen ist. In der
ganz auf den tollpatschigen Titelhelden Felix Bressart zugeschnittenen
heiteren Geschichte "Der Herr Bürovorsteher"3) (1931),
realisiert von Hans Behrendt2) nach dem Bühnenstück "Konto X" von Rudolph Bernauer2)
und Rudolf Österreicher2),
war sie ebenso zu
sehen wie in Friedrich Zelniks Historienstreifen "Die Tänzerin von Sanssouci"2) (1932)
mit Otto Gebühr
als Preußenkönig Friedrich
der Große2) und Lil Dagover
als die berühmte Tänzerin Barberina Campanini2), wo
sie in das Kostüm von Barberinas Kammerzofe Evchen schlüpfte. Einmal
mehr eine Filmtochter, diesmal von Max Adalbert, spielte sie in Friedrich Zelniks
pfiffigen, musikalischen Krimikomödie "Spione im Savoy-Hotel"4) (1932),
nach der Rolle des Blumenmädchens Elli in der von Hermann Kosterlitz2) (= Henry Koster)
mit Lil Dagover und Hans Rehmann nach dem
Roman "Jerry und die Pariserin" von Suzanne de Callias (1883 1964) inszenierten Liebeskomödie "Das
Abenteuer einer schönen Frau"3) (1932) sowie
Max Obals2) Militärlustspiel "Zwei gute Kameraden" (1933) und dem Part
der Braut des Gardisten Paul Hanke (Fritz Kampers)
fand die Filmkarriere von Margot Walter ein abruptes Ende → Übersicht
Tonfilme.
Kurz nach der so genannten "Machtergreifung"2)
der Nationalsozialisten im Januar 1933
floh die Schauspielerin mit ihrem 30 Jahre älteren, jüdischen
Ehemann, dem einstigen Stummfilmstar Max Landa (1873 1933), aus Deutschland
und ging mit ihm nach
Jugoslawien. Wenige Monate später nahm sich Landa am 9. November 1933 mit nur 53 Jahren
in Bled2) (heute Slowenien) das Leben. Die junge Witwe Margot Landa
ließ sich in Großbritannien nieder, konnte jedoch im Filmgeschäft nicht
mehr Fuß fassen. Lediglich in der Komödie "Night Alone" (1938; Regie: Thomas Bentley) erhielt
sie dank der Fürsprache des einst
auch in Berlin als Filmschauspieler arbeitenden, britischen Filmproduzenten Warwick Ward2) noch
einmal eine Aufgabe vor der Kamera.
Danach verliert sich die Spur von Margot Walter weitgehend, vermutlich lebte
sie in den nachfolgenden Jahrzehnte in London, wo sie von der
Öffentlichkeit vergessen am 26. April 1994 im hohen
Alter von 90 Jahren im Londoner Stadtbezirk Borough of
Camden2) starb. Zwei Wochen später
wurde sie am m 10. Mai desselben Jahres im Londoner Ortsteil Islington2)
beigesetzt.
Margot Walter ist nicht zu verwechseln mit der 1924 geborenen Theaterschauspielerin
gleichen Namens, die unter anderem in den 1950er Jahren in Ingolstadt
beschäftigt war.
|
*) Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben
Lexikon der aus Deutschland und
Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht.
(ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 525)
1) Sowohl die Internet Movie Database (IMDb) als auch
filmportal.de geben das falsche Geburtsjahr 1907 an.
Fremde Links: 2) Wikipedia, 3) filmportal.de, 4) film.at
Lizenz: Foto Margot Walter (Urheber: Yva); Diese Bild- oder Mediendatei ist
gemeinfrei, weil
ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische
Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit
einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
|
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Frtemde Links: Wikipedia, filmportal.de; R = Regie)
|
Stummfilme
- 1926: In der Heimat, da gibt's ein Wiederseh'n!
(von (Regie) und mit Reinhold
Schünzel als Berliner Original Gustav Knospe;
als Toinette)
- 1927: Die Bräutigame der Babette Bomberling
(nach dem Roman von Alice
Berend; R: Victor
Janson; mit Xenia Desny
als Babette Bomberling; als Hilde Werners)
- 1927: Üb immer Treu’ und Redlichkeit
(von (Regie) und mit Reinhold Schünzel als Orje Duff; als
Christine Bleibtreu)
→ filmportal.de
- 1928: Ledige Mütter
(R: Fred
Sauer; als ?)
- 1928: Gefährdete Mädchen / Betrogene Unschuld (R: Hans
Otto Löwenstein; als ?; Max Landa als ?) → IMDb
- 1928: Flitterwochen
(R: E.
W. Emo; als Käthe Mühlberg, dann frischgebackene Ehefrau von Max
Schulz (Harald
Paulsen))
- 1928: Polnische Wirtschaft
(nach der gleichnamigen
Vaudeville-Posse von Jean Gilbert (Musik) und den Libretti von
Curt Kraatz (18561925), Georg Okonkowski (18651926), Alfred Schönfeld; R: E. W. Emo; als Erika, die kühle Blonde)
- 1928: Serenissimus und die letzte Jungfrau
(R: Leo
Mittler; mit Hans
Junkermann als Serenissimus, seine fürstliche Hoheit;
als die aparten Nachwuchsmimin Dina)
- 1928: Ein Mädel mit Temperament
(nach dem Roman "Lillebil aus U.S.A." von Ludwig
von Wohl; R: Victor
Janson:
mit Maria
Paudler in der Titelrolle; als Rita, Tochter des Geldverleihers
Take Miliescu (Paul
Biensfeldt))
- 1928: Lord Bluff / Ringing the Changes (Produktion: Großbritannien; R: Leslie S. Hiscott (18941968); als Jill
Farrar)
→ Wikipedia (englisch)
- 1929: Möblierte Zimmer.
Der sturmfreie Junggeselle (R: Fred
Sauer; als Packerin Lilly, Fritz
Schulz als der möbliert
wohnende Abteilungsleiter Harry)
- 1929: Kennst du das kleine Haus am Michigan-See?
/ Znáš nen malý domek u jezera? (R: Max W.
Kimmich, Viktor Brumlík;
als Dorotka)
- 1929: Das Mädchenschiff / Lebende Ware
(R: Robert
Wohlmuth; als "Miss Europe", Luigi
Serventi als deren
Manager Charles Barrow)
Tonfilme
- 1930: Der Greifer
(R: Richard
Eichberg; mit Hans
Albers als Harry Cross, Sergeant bei "Scotland Yard";
als dessen Ehefrau Alice) → filmportal.de
- 1930: Bockbierfest
(R: Carl
Boese; als Hedwig, Tochter von Livius Heintze, Fabrikant von
"Dr. Samsons poröser Unterwäsche"
(Ludwig
Stössel) und dessen Gattin Priscilla (Margarete
Kupfer)) → film.at
- 1930: Tausend Worte Deutsch
/ 1000 Worte Deutsch (R: Georg
Jacoby; mit dem dänischen Komiker-Duo "Pat & Patachon";
(Carl Schenstrřm /Harald
Madsen); als Maniküre Mia) → filmportal.de,
Murnau Stiftung
- 1931: Der wahre Jakob / Das Mädel vom Varieté
(nach dem Schwank von Franz
Arnold und Ernst
Bach; R: Hans
Steinhoff;
mit Ralph
Arthur Roberts als sittenstrenger Stadtrat Peter Struwe; als
dessen Tochter aus erster Ehe Lotte)
- 1931: Der Geheimnis der roten Katze
(R: Erich Schönfelder;
als Jessie, Tochter des reicher Amerikaners
Tobias Jefferson (Hans
Junkermann) und dessen Frau Laura (Rosa
Valetti)) → filmdienst.de
- 1931: Schützenfest in Schilda / Der Meisterschütze
(R: Adolf
Trotz; als ?) → IMDb
- 1931: Schön ist die Manöverzeit (R: Erich Schönfelder; als Stubenmädchen Anna)
- 1931: Der Herr Bürovorsteher
(nach dem Bühnenstück "Konto X" von Rudolph
Bernauer und Rudolf Österreicher;
R: Hans
Behrendt; mit Felix
Bressart als Joachim Reißnagel, Bürovorsteher bei Rechtsanwalt
Dr. Fritz Barke (Hermann
Thimig);
als Katrin Hinrichsen)→ film.at,
filmarchiv.at
- 1931: Eine Nacht im Grandhotel
(R: Max
Neufeld; als Mizzi)
- 1931: Zu Befehl, Herr Unteroffizier
(R: Erich Schönfelder; als
?) → IMDb
- 1932: Die Tänzerin von Sanssouci
(Fridericus-Rex-Film
mit Otto
Gebühr als Preußenkönig Friedrich
der Große und
Lil
Dagover als
Barberina
Campanini, die Tänzerin von Sanssouci; R: Friedrich
Zelnik; als Evchen, Barberinas Kammerzofe)
→ filmportal.de
- 1932: Spione im Savoy-Hotel
(R/Drehbuch: Friedrich Zelnik; als Susi, Tochter von Wengert (Max
Adalbert)) → film.at
- 1932: Das
Abenteuer einer schönen Frau / Das Abenteuer der Thea Roland
(Liebeskomödie mit Lil
Dagover und Hans
Rehmann
nach dem Roman "Jerry und die Pariserin" von Suzanne de
Callias (18831964); R: Hermann
Kosterlitz (Henry Koster);
als Blumenmädchen Elli)
- 1933: Zwei gute Kameraden
(R: Max
Obal; mit Fritz
Kampers als Gardist Paul Hanke, Paul
Hörbiger als Infanterist
Fritz Lehmann; als Paula, Braut von Paul Hanke) → Wikipedia (englisch)
- 1938: Night Alone (Produktion: Großbritannien; nach einem
Theaterstück von Jeffrey
Dell; R: Thomas Bentley (18841966);
als Celia) → Wikipedia (englisch),
IMDb
|
|