Der Schauspieler Jack Mylong-Münz wurde am 27. September 18921) als Adolf Heinrich Münz in Mosty1) (damals Russisches Kaiserreich2), heute Ukraine) geboren. Seine Karriere begann er 1912 am Theater, musste diese jedoch unterbrechen, da er ab 1915 als Soldat seinen Dienst während des 1. Weltkrieges leistete. Nach einigen Versuchen als Schriftsteller – unter anderem mit der Kurzgeschichte "Jack Mylong, der geniale Hochstapler" – wandte er sich dem Film zu und avancierte rasch zu einen vielbeschäftigten Darsteller in den stummen Melodramen, Abenteuern und Kriminalgeschichten jener Ära. "Zunächst spielte Mylong-Münz tragende Rollen als jugendlicher Liebhaber und Charmeur, konnte sich aber als Hauptdarsteller nicht wirklich durchsetzen." notiert Kay Weniger2*). Zu seinen bekannten Auftritten zählt wohl die eines Offiziers in dem Kriegsstreifen "Unsere Emden"2) (1926) von (Regie) und Louis Ralph als Kapitän des Kreuzers "Emden"2) Karl Friedrich Max von Müller2), ein Film der als Remake mit nachvertonten Sequenzen aus der Stummfilmfassung 1932 erneut unter dem Titel "Kreuzer Emden"2) in die Lichtspielhäuser gelangte.
  

Foto: Jack Mylong-Münz vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Jack Mylong-Münz vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch
Mylong-Münz präsentierte sich unter anderem als Sohn des Ortsschulzen Merkel (Rudolf Lettinger) in Gerhard Lamprechts2) Drama "Der Katzensteg"3) (1927) nach dem Roman von Hermann Sudermann2) oder als Mittelstürmer Biller in Zoltan Kordas2) Streifen "Die elf Teufel"2) (1927), einer der ersten "Fußballfilme"2) im deutschen Kino. In "Der falsche Prinz"2) (1927) tauchte er als Freund des Protagonisten auf, erzählt wurde die Geschichte des deutschbaltischen Hochstaplers Harry Domela2), gedreht von Heinz Paul2) nach Domelas Buch "Der falsche Prinz. Leben und Abenteuer des Harry Domela" mit dem Autor selbst in der Titelrolle. Für Gerhard Lamprecht verkörperte er den Staatsminister Ludwig Philipp Freiherr vom Hagen2) im 1. Teil ("Friede"2)) des Zweiteilers "Der alte Fritz"2) (1928) mit Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.2), zu seinen letzten Arbeiten für den Stummfilm zählte Lupu Picks Historiendrama "Napoleon auf St. Helena"2) (1929) mit dem legendären Charaktermimen Werner Krauß als der in die Verbannung geschickten französische Kaiser Napoléon Bonaparte2). Drei Mal fungierte Mylong-Münz zudem als Drehbuchautor, so bei den von Franz Osten2) inszenierten Stummfilmen "Die Tragödie einer Liebesnacht" (1924), "Der Schrecken des Meeres" (1924) und "Die Villa im Tiergarten" (1927), wo er jeweils auch vor der Kamera stand → Übersicht Stummfilme.
 
Im deutschsprachigen Tonfilm blieb Mylong-Münz zunächst ein vielbeschäftigter Nebendarsteller, gab beispielsweise den "Zahnstocher-Jeff" in dem ganz auf Protagonist Hans Albers zugeschnittenen Krimi "Der Greifer"2) (1930; Regie: Richard Eichberg2)) oder den Brauereibesitzer Raumert in Carl Boeses2) Lustspiel "Bockbierfest"3) (1930). Von Krimi-Routinier Alfred Hitchcock2) wurde er in dem Thriller "Mary"2) (1931), der deutschsprachigen Fassung von "Murder!"2), besetzt, schlüpfte in die Maske des "Juwelen-Harry", der in Edgar Wallace2)-Adaption "Der Zinker"2) (1931) schon rasch zum Mordopfer wird. Weitere Krimis waren die deutsch-italienische Produktion im Rennfahrer-Milieu "Die Pranke"2) (1931), wo sich Mylong-Münz als Rennfahrer Lopez zeigte, die Spionagegeschichte "Salon Dora Green"2) (1933) und der Reißer "Unsichtbare Gegner"2) (1933; Regie). Mehrfach erschien der Schauspieler in Historienfilmen, so in dem melodramatischen Biopic "Luise, Königin von Preußen"2) (1931) mit Henny Porten in der Titelrolle der vom Volk verehrten als Königin Luise2) oder in dem Kostümfilm "Der Choral von Leuthen"2) (1933) mit Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.2); in letztgenannter Produktion verkörperte Mylong-Münz den preußischen Kavalleriegeneral Friedrich Wilhelm von Seydlitz2). Der Schauspieler war aber auch in anderen Genres zu Hause, etwa in Komödien wie "Abenteuer am Lido"2) (1933) und in dem von Kurt Gerron in Szene gesetzten Streifen"Bretter, die die Welt bedeuten"2) (1935), beides Produktionen, die in Österreich entstanden.
 
Als die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 an die Macht kamen, verließ der jüdische Schauspieler wenig später Deutschland ging zunächst nach Österreich. Einen letzten Filmauftritt vor seiner Emigration in die USA hatte er in der österreichisch-italienischen Produktion bzw. dem Melodram "Tagebuch der Geliebten"2) (1935) von Regisseur Hermann Kosterlitz2) (= Henry Koster), der ebenfalls Deutschland den Rücken gekehrt hatte. Mylong-Münz wirkte an verschiedenen Bühnen in Österreich und der Tschechoslowakei, so unter anderem am "Deutschen Theater" (1935–1937) in Mährisch-Ostrau2) (heute: Ostrava, Tschechien), in Wien am "Theater an der Wien"2) (1935/36) und erneut in der Tschechoslowakei am "Neuen Deutschen Stadttheater" in böhmischen Teplitz-Schönau2) (1936–1938; heute: Teplice, Tschechien). In Wien stand er auch an der "Staatsoper"2) auf der Bühne, gehörte ab Ende Januar 1934 bis Ende Februar 1935 als Edward Lord Barrymore zur Besetzung der Operette "Giuditta"2) von Franz Lehár; die tschechische Sopranistin Jarmila Novotná2) gestaltete die Titelrolle, Star-Tenor Richard Tauber deren Liebhaber, den Hauptmann Octavio → Archiv Wiener Staatsoper.

Mit dem so genannten "Anschluss Österreichs"2) am 12. März 1938 und der darauffolgenden De-facto-Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutsche Reich emigrierte Mylong-Münz im September 1938 in die Tschechoslowakei bzw. nach Prag, im November desselben Jahres über Southampton2) (Großbritannien) in die USA. Zunächst lebte er in New York, wo er in der jiddisch-sprachigen New Yorker Exilanten-Produktion "Overture to Glory" (1940) des ebenfalls aus Deutschland geflohenen Regisseurs Max Nosseck2) mitspielte. Er engagierte sich in New York zusammen mit Wiener Emigranten wie Adrienne Gessner oder Martin Berliner2) beim "Austrian Theatre" ("Die Österreichische Bühne").
Im Juni 1941 ging er nach Hollywood, als "John Mylong" konnte der fließend englisch sprechende Schauspieler, wenn auch nur mit Nebenrollen sofort in der Filmszene Fuß fassen. Meist waren es Anti-Nazi-Produktionen, in denen er vor allem in B-Movies als "Nazi-Schurke par excellence"*) bzw. Uniformträger oder "im Fach des glatten, gepflegten, meist aber gefährlichen Typs"**) besetzt wurde. Zu nennen ist aber auch Sam Woods2) Adaption "Wem die Stunde schlägt"2) (1943, "For Whom the Bell Tolls") nach dem gleichnamigen Roman2) von Ernest Hemingway2), wo er neben den Protagonisten Gary Cooper und Ingrid Bergman den Colonel Duval spielte. "Auch nach 1945, nunmehr deutlich weniger beschäftigt, musste sich Mylong-Münz (…) mit kleinen Rollen teutonischer Herren oder unangenehmer, europäischer Exoten zufriedengeben."*) So erlebte man ihn beispielsweise als den mysteriösen Autor Martin Krafft in dem film noir bzw. Gangsterstreifen "Ein Satansweib"2) (1951, "His Kind of Woman"), als Professor in der Low Budget-Produktion "Robot Monster"2) (1953, "Robot Monster") oder als Arzt Dr. Emil Hofer in dem Melodram "Die wunderbare Macht"2) (1954, "Magnificent Obsession") mit Jane Wyman und Rock Hudson. Seinen Abschied von der Leinwand gab er mit einem kleinen Part in der "amateurhaft ausgefallenen Unterwasserfantasie"*) mit dem Titel "Mermaids of Tiburon" (1962).
  
Seit November 1948 besaß Mylong-Münz die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, für die Dreharbeiten der Curt Goetz-Verfilmung "Das Haus in Montevideo"2) (1951) kehrte er noch einmal nach Deutschland bzw. die Bundesrepublik zurück und übernahm den kleinen Part eines Anwalts → Übersicht Tonfilme.
Ende Dezember 1951 verließ er Europa endgültig, nahm von Genua2) aus eine Schiffspassage in die USA, wo er am 4. Januar 1952 eintraf. Seit den 1950er Jahren verlegte sich Mylong-Münz vermehrt auf das Fernsehen und tauchte mit Episodenrollen in etlichen TV-Serien auf, war bis 1966 auf dem Bildschirm präsent. Dann zog er sich vom Filmgeschäft zurück und lebte als "John Muenz" weiterhin in Kalifornien. Dort starb er am 8. September 1975 im Alter von 82 Jahren in Beverly Hills2) (Los Angeles County).

Quellen (unter anderem*) **)): Wikipedia, cyranos.ch
*) Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben … Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 354/355)
**) Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 – 1945; Herausgeber: Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider; Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler von Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß (Teil 2, L–Z; K G Saur, München 1999)
1) Geboren laut IMDb, filmportal.de, cyranos.ch und "Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters" in Wien; filmportal.de, cyranos.ch und das "Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters" geben zudem als Geburtsjahr 1893 an. 
Fremde Links: 2) Wikipedia, 3) filmportal.de
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