Hans Schlenck, fotografiert von Hanns Holdt (1887–1944); Quelle: www.cyranos.ch Der Schauspieler, Theaterregisseur bzw. -intendant Hans Schlenck erblickte am 14. März 1901 im unterfränkischen Bischofsheim an der Rhön1) das Licht der Welt. Nach dem Schulabschluss ergriff er in München zunächst ein Hochschulstudium, entschied sich dann für die "Bretter, die Welt bedeuten". Im Jahre 1921 gab er in Kassel1) sein Bühnendebüt, sammelte weitere Erfahrungen als Schauspieler im Rahmen einer Tournee bei einer Wanderbühne; anschließend setzte er an der "Universität Göttingen"1) sein Studium fort.
Er ging dann wieder nach Kassel und wirkte als Schauspieler am "Staatstheater"1), 1927 folgte er einem Ruf nach München an das "Bayerische Staatstheater"1), konnte sich hier sowohl als Darsteller als auch als Regisseur und Dramaturg profilieren. Zu seinen großen Rollen zählten der Graf Fiesco in dem Schiller-Trauerspiel "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua"1), der Major von Tellheim in dem Lessing-Lustspiel "Minna von Barnhelm"1) oder der Malteserritter Marquis von Posa in dem Schiller-Drama "Don Karlos"1). Er wusste jedoch auch in Werken der Moderne zu überzeugen, etwa als ambitionierter junger Schriftsteller Falk in dem Schauspiel "Komödie der Liebe"1) von Henrik Ibsen1). Zudem erfreute Schlenck das Publikum in verschiedenen Stücken des leichten Fachs, wo er vornehmlich Liebhaber und Bonvivants gestaltete.

Hans Schlenck, fotografiert von Hanns Holdt1) (1887–1944)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Im November 1933 wurde Schlenck zum Oberspielleiter des "Bayerischen Staatstheaters" ernannt, fungierte zudem als künstlerischer Direktor der "Bayerischen Landesbühne" (heute "Landestheater Schwaben"1)) sowie als Fachberater im "Bayrischen Kultusministerium". Drei Jahre später wechselte der als überzeugter Nationalsozialist1) geltende Schlenck nach Oldenburg und übernahm 1936 die Generalintendanz des "Oldenburgischen Staatstheaters"1), wo er beispielsweise am 16. April 1938 anlässlich der Premiere von Goethes "Faust"1) in der Titelrolle gefeiert wurde. Seit der Spielzeit 1940/41 fungierte er als Nachfolger von Max Berg-Ehlert1) als Generalintendant der "Städtischen Bühnen" in Breslau1). Hier inszenierte er unter anderem die dramatische Dichtung "Die Tochter der Kathedrale" von Gerhart Hauptmann1) – anlässlich des 80. Geburtstages des Dramatikers am 15. November 1942 wurde das Stück auf persönlichen Wunsch Hauptmanns und in seinem Beisein in der Hauptstadt seines Heimatlandes Schlesien mit großem Erfolg aufgeführt. Weitere Inszenierungen, die Schlencks Handschrift trugen, waren beispielsweise das Trauerspiel "Die Nibelungen"1) von Friedrich Hebbel1) sowie die Opern "Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner1), "Der Freischütz"1) von Carl Maria von Weber1) und "Peer Gynt"1) von Werner Egk1).*)
 
Nicht nur am Theater konnte Hans Schlenck künstlerische Erfolge verbuchen, auch als Leinwanddarsteller erlangte er Popularität. Erstmals stand er als Adjutant für den Kriegsfilm "Kreuzer Emden"1) (1932) vor der Kamera, ein von Louis Ralph inszeniertes Remake seines Stummfilms "Unsere Emden"1) aus dem Jahre 1926, erneut mit sich selbst in der Rolle des Kapitäns der "SMS Emden"1) Karl von Müller1). Nach einem kleineren Part in Géza von Bolvárys1), mit Gustav Fröhlich  in Szene gesetzten Komödie "Ein Mann mit Herz"2) (1932) machte Schlenck mit der Titelrolle in dem nach dem Roman von Felicitas Rose1) realisierten Melodram "Heideschulmeister Uwe Karsten"3) (1933) Furore, der seine Verlobte Ursula (Marianne Hoppe) fast an den leichtfertigen Reeder Heinrich Heinsius (Heinrich Heilinger1)) verliert. Erneut mit Regisseur Géza von Bolváry drehte er die rührselige Geschichte "Abschiedswalzer"3) (1934) mit dem Untertitel "Zwei Frauen um Chopin" und verkörperte neben den Protagonisten Wolfgang Liebeneiner1) (Komponist Frédéric Chopin1)), Sybille Schmitz (Schriftstellerin George Sand1)) und Hanna Waag (sängerin Constantia Gladowska; 1810–1889) den Komponisten Franz Liszt1). Als Dampfwagen-Ingenieur Ferdinand Miller, der sich in dem Lustspiel "Die Liebe und die erste Eisenbahn"4) (1934) in die hübsche Tochter (Karin Hardt) des Zehlendorfer Posthalters Friedrich Eichmann (Jakob Tiedtke) verliebt, machte eine ebenso gute Figur wie als Frontkamerad Hans in dem propagandistischen, die Freikorps1) heroisierenden Streifen "Um das Menschenrecht"1) (1934). Schlenck spielte den Maler Werner Forbeck in der sentimentalen Adaption "Schloss Hubertus"1) (1934) nach dem gleichnamigen Roman1) von Ludwig Ganghofer1) mit Friedrich Ulmer als der alte, von seiner Jagdleidenschaft besessene Graf Egge und Hansi Knoteck als dessen unschuldige Tochter Kitty, die in Forbeck verliebt ist.
 
Von Regisseur Franz Seitz sen.1) entstand die Komödie "Der Kampf mit dem Drachen"3) (1935), in der Schlenck als Fritz Carsten, Sohn des Leiters der "Sonnenbrauerei" (Walter Lantzscht1)), das von Komtesse Helene (Gretl Theimer) erobern konnte, Nichte der von der Gräfin von Drachenstein (Adele Sandrock) geleiteten Konkurrenzfirma. Eine weitere heitere Geschichte war der Streifen "Der Gefangene des Königs"3) (1935): In dieser, frei nach der Lebensgeschichte des berühmten Erfinders des Meißner Porzellans Johann Friedrich Böttgers1) (Paul Kemp) gedrehten Komödie, präsentierte sich Schlenck als Leutnant von Pahl – in weiteren Rollen sah man mit unter anderem Adele Sandrock als Tante Sophie sowie Opernstar Michael Bohnen als König August der Starke1). Auch als Dr. Breitner, Assistent des Veterinärs Dr. Bergriedel (Eugen Klöpfer), wusste Schlenck in dem Melodram "Liebeserwachen"4) (1936) nicht nur die Zuschauer für sich einzunehmen, sondern nach einigen Irrungen und Wirrungen auch Bergriedels Tochter Hanni (Karin Hardt). Die männliche Hauptrolle in einem weiteren Drama folgte, als der Verlobte der Titelheldin trat er in dem NS-Propagandastreifen "Maria, die Magd"1) (UA: 02.10.1936) in Erscheinung, von Veit Harlan inszeniert nach der Novelle "Die Kindsmagd" seines Vaters  Walter Harlan1) mit seiner damaligen zweiten Ehefrau Hilde Körber in der Rolle der bäuerlichen Dienstmagd Maria Klimank. Als "eine heitere Moralpredigt gegen übereifrige Moralapostel" bezeichnet filmdienst.de die Komödie "Susanne im Bade"4) (UA: 31.12.1936), in dem Schlenck als Maler Schrack bzw. Dozent an der Kunstschule mit der Skizze seiner Schülerin Gussy Alfken (Manja Behrens) für einen handfesten Skandal sorgte.
 
Nach mehreren Jahren Kamera-Abstinenz zeigte sich Schlenck erst wieder in dem düsteren Melodram "Violanta"2) (1942) mit einer tragenden Rolle. Erzählt wurde die Geschichte des braven Bauernmädchens Violanta (Annelies Reinhold), die von ihren Pflegeeltern als Magd geduldet wird. Als sie eine nicht ohne Folgen bleibende Affäre mit deren nichtsnutzigen Sohn Marianus Renner (Richard Häußler) eingeht, beginnt ein tragischer Leidensweg für die junge Frau. Aus Sorge um die Zukunft ihres Kindes heiratet sie Marianus' Bruder Andreas (Schlenck), verschweigt ihm jedoch, dass er nicht der Vater des Kindes ist und lebt fortan mit einer Lüge → filmmuseum-potsdam.de
Die Erstaufführung zweier bereits 1944 fertiggestellter Produktionen erlebte Schlenck nicht mehr: Die Romanze "Umwege zu dir"2) (Regie: Hans Thimig) gelangte erst am 7. November 1947 in die Lichtspielhäuser, das Drama "Augen der Liebe"3) feierte am 26. Oktober 1951 in Hamburg Premiere. filmdienst.de schreibt hierzu: Eheprobleme eines erblindeten Bildhauers zwischen zwei Operationen. Gefühl und Edelmut in einer gepflegt inszenierten Hintertreppengeschichte. Der 1942/43 hergestellte Film wurde nach von der (NS-)Filmprüfstelle verfügten Änderungen zwar zugelassen, jedoch erst nach dem Krieg aufgeführt. (Ursprünglicher Titel: "Zwischen Nacht und Morgen") – Hans Schlenck mimte neben den Hauptdarstellern Käthe Gold (Schwester Agnes) und René Deltgen (Bildhauer Günter Imhoff) den Arzt Dr. Lamprecht → Übersicht Filmografie.
 
Der zum "Kammerschauspieler" ernannte Hans Schlenck wurde 1944 zum Kriegsdienst eingezogen und diente als Oberleutnant an der Front in Ungarn. Dort fiel er mit nur 43 Jahren wenige Monate vor Kriegsende am 13. November 1944 bei Dormánd1) (Komitat Heves1)). Neben seiner Arbeit für Theater und Film gab er sein Wissen auch an junge Nachwuchstalente weiter, so ließ sich unter anderem Wolfgang Preiss (1910 – 2002) von ihm zum Schauspieler ausbilden.
Der Journalist und Schriftsteller Ernst Klee1) (1942 – 2013) vermerkt in seinem Buch "Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945" (S. Fischer, Frankfurt/M, 2007, S. 524), dass Schlenck Mitglied der SS1) gewesen sei und zum persönlichen Stab des Reichsführers-SS Heinrich Himmler1) gehört habe; 1942 habe er den Rang eines SS-Hauptsturmführers bekleidet. Als Generalintendant der "Städtischen Bühnen" Breslau gastierte er am 15. März 1943 zum zweiten Mal zusammen mit seinem Ensemble im Rahmen einer Truppenbetreuungsveranstaltung im "KZ Auschwitz"1). (Quelle: Wikipedia, Stand 28.10.2022)
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
*) Quelle: "Litzmannstädter Zeitung" Nr. 330 vom 13.12.1944 (kurzer Nachruf zum Tod von Hans Schlenck, S. 3; PDF-Datei (bc.wimbp.lodz.pl). Die "Litzmannstädter Zeitung" war eine Tageszeitung der NSDAP mit den amtlichen Bekanntmachungen für Stadt und Kreis Litzmannstadt, die während der deutschen Besetzung Polens als Fortsetzung der "Lodzer Zeitung" in Litzmannstadt erschien; siehe auch den Artikel bei Wikipedia zum Ghetto Litzmannstadt.
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 3) filmportal.de, 4) Murnau Stiftung
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