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Die Schauspielerin Dary Holm erblickte am 16. April 1897 als Anna Maria Dorothea Meyer*)
in Hamburg1)
das Licht der Welt. Schon bald ließ sich die Familie in
Oberbayern1) nieder, wo die junge Anna ihre Kindheit und Jugend verbrachte.
1920 startete die attraktive junge Frau noch als "Anni Holm" eine
intensive Leinwandkarriere und trat in etlichen Melodramen und Abenteuern
jener Ära in Erscheinung. Sie drehte mit renommierten Regisseuren wie Franz Seitz sen.1),
Richard Eichberg1), Otto Rippert1) oder
Josef Berger1), gehörte unter
anderem mit einem kleinen Part zur Besetzung des heute als verschollen geltenden
Historienstreifens
"Martin Luther"1) (1923),
von Karl Wüstenhagen1) mit sich selbst in der Titelrolle
des Reformators Martin Luther1) in Szene gesetzt.
So richtig populär wurde sie durch die waghalsigen Produktionen von und mit
Stummfilmstar Harry Piel
(1892 1963), erstmals tauchte sie in dessen rasantem, mit Jugendverbot
belegtem Krimi "Auf gefährlichen Spuren"1) (1924) als
Dorothy, Tochter des amerikanischen Millionärs Francis Margreit (Henrik Galeen1)) auf; der Film gelangte dann 1928 auch
unter dem Titel "Harry Piel in falschem Verdacht" in die
Lichtspielhäuser. Dary Holm avancierte zu Piels bevorzugten Darstellerin,
auch privat kam sich das Paar näher, nach Piels Scheidung von seiner ersten
Ehefrau Johanna Präder traten Piel und Dary Holm 1927 vor den
Traualtar.
Foto: Dary Holm vor 1929
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Es folgten weitere Stummfilme, in denen sie als Partnerin des tollkühnen
Helden Harry Piel, der als "Garant für sensationelle Abenteuer,
Spannung und Nervenkitzel"2) galt, von sich reden
machte, wie etwa in dem actionreichen Streifen
"Der Mann ohne Nerven"1) (1924), der zum Synonym für Piel wurde. Sie mimte beispielsweise Piels Verlobte in der deutsch-französischen
Co-Produktion "Zigano,
der Brigant vom Monte Diavolo"1) (1925), die
Baronesse Myra von Geldern in "Abenteuer im Nachtexpress"1) (1925) oder die
Madame Madeleine in "Der schwarze Pierrot"1) (1926). 1926 drehte sie noch zwei Filme mit anderen Regisseuren, seit ihrer
Heirat mit Harry Piel stand sie dann ausschließlich für ihren Ehemann vor
der Kamera. "Das Spielen mit dem Abenteuer reizt mich am Film."
ließ Dary Holm ihr Publikum wissen. "Gewiß, andere Stars haben wohl oft mehr
Gelegenheit, ihr mimisches Talent zu offenbaren und mit dem Lächeln ihrer
schönen Lippen und dem Zauber ihrer Augen sich das Herz des Publikums zu erobern.
Ich aber muß mit meinem Partner Gefahren auf mich nehmen und muß mir durch meinen Todesmut
die Sympathie erringen. Aber es geht auch so. Das
Gefahrentempo, das mich durch den Film trägt, ist das, was mir die
größte Freude bereitet und nicht zuletzt den Erfolg bringt. Dieses Tempo ist echtester Film so etwas
bringt die Bühne nie zustande!"**)
So entstand unter anderem mit Dary Holm in der weiblichen Hauptrolle der
Sensationsstreifen "Panik"1) (1928), Piel präsentierte sich
als tollkühner Privatdetektiv Harry Peel
bzw. in der Tarnung des Maharadscha von Lahore bzw. des mysteriösen Mr. X,
Dary Holm als hübsche Anita Bell, Komplizin des Einbrecherkönigs und
Meisterdiebs Arsen Dupin. In "Mann gegen Mann"1) (1928) war sie dann
selbst die Detektivin Miss Gladys Norton, welche dem
"Vielgesuchten" Harry Paulsen (Piel) auf den Spuren
ist, in "Männer ohne Beruf"1) (1929) die junge Madeleine, welche
in die Fänge eines international agierenden Mädchenhändlerringes
gerät und von dem in
Diensten der Pariser Polizei stehenden Harry Perol (Piel) schließlich
gerettet wird. Ihr vorletzter Stummfilm war der Piel-Streifen "Sein bester Freund"1) (1929) mit
dem Untertitel "Ein Abenteuer mit 15 Hunden", der Krimi
"Achtung! Auto-Diebe"1)
mit dem Untertitel "Ein Abenteuer in den Straßen der Großstadt"
kam 1930 bereits mit Toneffekten in die Lichtspielhäuser hier tauchte Dary Holm als
Jugendfreundin des Auto-Verkäufers Harry Palen (Piel) auf
→ Übersicht Stummfilme.
Dary Holm als Anita Bell mit Harry Piel
als Rajah von Lahore alias Harry Peel alias Mr. X. in dem
Stummfilm "Panik" (1928) von Harry Piel ("Ring-Film AG", Berlin)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000919)
aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus
(Berlin 1935, S. 90) bzw. Ross-Verlag 1927/1928
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Mit Beginn des Tonfilms war die Leinwandkarriere von Dary Holm so gut
wie beendet. In Piels Abenteuer- bzw. Kriminalgeschichte
"Schatten der Unterwelt"1) (1931) war sie
noch einmal mit der weiblichen Hauptrolle der attraktiven
jungen Irene von Sheridan zu sehen, die mit dem findig-pfiffigen Harry West
(Piel) verlobt ist. Mit der Rolle der Amerikanerin Ursel Matting, die in der
rasant-amüsanten Krimi-Geschichte "Jonny stiehlt Europa"1) (1932) nicht nur Gefallen an dem
Rennpferd "Europa" sondern auch
an dessen mittellosem Besitzer Jonny Burck (Piel) gefunden hat, verabschiedete sich Dary Holm von ihrem Publikum
und zog sich mit nur 35 Jahren aus unbekannten Gründen ins Privatleben zurück;
möglicherweise war ihre Stimme den Anforderungen des Tonfilms nicht
gewachsen.
Wikipedia notiert: "Das kinderlose Ehepaar lebte in Berlin und nach dem
Krieg seit 1949 in einer Villa in Wiesbaden1), die sie jedoch wegen der
ausgebliebenen Filmerfolge Piels verkauften und in eine Wohnung zogen. 1958 verließ das Ehepaar Wiesbaden
und wohnte danach in einer Mietwohnung in der
Emil-Riedel-Str. 4 in München. Piels 1950 gegründete Produktionsfirma
"Ariel-Film" (Wiesbaden, Nerotal 1) wurde 1960 endgültig gelöscht."
Dary Holm um 1925/26
Urheberin: Cläre Sonderhoff; Quelle: Wikimedia Commons
von Kunstbibliothek,
"Staatliche Museen zu Berlin"1)
Ident. Nr.: 14132696; → id.smb.museum;
Lizenz: CC BY-SA 4.0
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Heute ist Dary Holm so gut wie in Vergessenheit geraten. Sie starb am 29. August 1960
im Alter von 63 Jahren in München1) und fand ihre letzte Ruhe auf dem
dortigen "Waldfriedhof"1) (Alter
Teil, Grabnr. 20377). Als Harry Piel zweieinhalb
Jahre später am 27. März 1963 den Folgen eines Hirnschlages erlag,
wurde er ebenfalls in dieser Grabstelle beigesetzt; auch Piels dritte
Ehefrau, Lilli Stromereder-Piel (1901 1984), die er
1962 heiratete, liegt dort begraben → Foto
der Grabstelle bei knerger.de.
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