Die Filmografie der Schauspielerin Hanna Waag bleibt zwar überschaubar,
dennoch zählte sie in den 1930er Jahren zu den Publikumslieblingen. Geboren
wurde sie am 24. Mai 1904 als Johanna Elisabeth Justine Beck im
hessischen Gießen1), über den familiären Hintergrund ist nichts bekannt.
Einen ersten kleinen Leinwandpart erhielt sie unter dem Künstlernamen
"Hanna Waag", den sie nach dem
Mädchennamen ihrer Mutter gewählt hatte*),
als Telefonistin in der stummen Romanze "Das brennende Herz"1) (1929)
an der Seite der Protagonisten Gustav Fröhlich und
Mady Christians.
Bei den Dreharbeiten mit Regisseur Ludwig Berger1) lernte sie dessen Bruder, den Bühnenbildner
und Filmarchitekten Rudolf Bamberger1) kennen und lieben;
im Jahre 1932 heiratete das Paar.
Nach zwei weiteren Stummfilmen feierte sie dann im Tonfilm mit prägnanten Rollen
Erfolge: Erste Aufmerksamkeit erregte die oft etwas unnahbar wirkende Mimin
als Braut des zaristischen Leutnants Dimitri Karamasoff (Fritz Kortner) in
der Adaption "Der Mörder Dimitri Karamasoff"1) (1930),
gedreht von Fedor Ozep1) nach dem Roman "Die
Brüder Karamasow"1) von Fjodor Dostojewski1).
Foto: Hanna Waag vor 1929
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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In dem
mit Renate Müller,
Willy Fritsch,
Adolf Wohlbrück und
Paul Hörbiger
prominent besetzten, schwungvollen Musikfilm "Walzerkrieg"1) (1933; Regie: Ludwig Berger)
schlüpfte sie in das Kostüm der jungen
englischen Queen
Victoria1), die in den charmanten deutschen Prinzen
und ihren späteren Ehemann Albert von Sachsen-Coburg und Gotha1)
(Heinz von Cleve1)) verliebt ist. In
Géza von Bolvárys1)
Melodram "Abschiedswalzer"2) (1934)
mit dem Untertitel "Zwei Frauen um Chopin"
machte sie als schöne Sängerin Constantia Gladkowska
(1810 1889), die das Herz des jungen Musikstudenten bzw.
Komponisten Frédéric Chopin1)
(Wolfgang Liebeneiner1)) an die berühmte französische Schriftstellerin George Sand1)
(Sybille Schmitz) verliert, ebenfalls eine gute Figur.
Als Heinz Hilpert1) mit "Lady Windermeres Fächer"1) (1935)
die gleichnamige
Komödie1)1) von Oscar
Wilde1) einmal mehr auf die Leinwand bannte, besetzte
er Hanna Waag als Lady Margaret Windermere, die plötzlich mit ihrer tot geglaubten Mutter, Mrs. Erlynne
(Lil Dagover), konfrontiert wird.
Foto: Hanna Waag , aufgenommen im Atelier von
Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Mit dieser Produktion neigte sich Hanna Waags Karriere auch schon fast dem Ende zu.
Immer wieder verschwand sie für einige
Zeit aus der Öffentlichkeit und kehrte überraschend zurück. Sie selbst sprach darüber in einem Interview vom Oktober 1934: "Jawohl, ich bin die Frau, die immer
wiederentdeckt wird aber ich glaube, jetzt habe ich es geschafft! Vielleicht liegt es daran, dass ich kein Typ
bin, dass ich mich nicht festlegen lasse, dass man mich dadurch nie wiedererkennt".3)
Mit Karel Lamačs1) Verfilmung des
Krimis "Der Hund von Baskerville"1) (1937)
nach dem gleichnamigen
Roman1) von Arthur Conan Doyle1)
mit Bruno Güttner1) als Sherlock Holmes1)
und Fritz Odemar
als Dr. Watson1) verabschiedete sich Hanna Waag von ihrem Publikum; hier war
sie in der rund 30-minütigen Vorgeschichte als Lady Baskerville zu
sehen → Übersicht Filmografie.
Über den weiteren Lebensweg der Schauspielerin ist wenig bekannt, nur so viel, dass sie mit ihrem Ehemann vermutlich nach Luxemburg
ging und dort unter dem Namen Jeane Bamberger-Beck lebte. Wikipedia notiert
zu Rudolf Bamberger1): "Infolge der
Machtergreifung1) sah sich der Jude Bamberger genötigt, 1934 Deutschland zu verlassen
und folgte Ludwig1)
kurzzeitig nach Paris und London. 1938 ließen sich Bamberger und seine Frau, die
Schauspielerin Hanna Waag, in Luxemburg nieder. Dort fand er Beschäftigung in einer Brauerei. Nach
der Landung der Alliierten in der Normandie1) wurde Bamberger 1944 verhaftet und im Herbst desselben
Jahres nach Auschwitz deportiert. Sein letztes Lebenszeichen stammt vom 9. Dezember 19443), als er im
Häftlingsbau Block 201) nachzuweisen ist." Rudolf Bamberger kam im Winter 1944/45 im
KZ Auschwitz-Birkenau1)
wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers
durch sowjetische Truppen unter ungeklärten Umständen ums Leben.
"Das Verfahren zu seiner gerichtlichen Todeserklärung wurde 1950 in
Luxemburg eingeleitet"*).
Auch Hanna Waag blieb von dem Nazi-Terror nicht verschont, sie kam in mehrere deutsche Gefängnisse und Lager,
aus denen sie nach Luxemburg zurückkehrte, um das Exilland Luxemburg dann
1952 endgültig zu verlassen.*)
In einer kurzen Notiz im "Hamburger Abendblatt"1) (Nr. 17,
21.01.1955) wird Hanna Waag noch einmal erwähnt. Hiernach übernahm
sie in Ludwig Bergers TV-Inszenierung seiner dramatischen Phantasie
"Frau Mozart" (EA: 21.01.1955), mit der Berger "das Leben
Constanze Mozarts1)
und ihrer Schwestern in den Bogen der Wiener Musik von Haydn1) bis zu
Schubert1) einspannt"4), eine Rolle
an der Seite von Susi Nicoletti (Frau Mozart),
Gretl Schörg1)
(Aloisia1)) und
Inge Brücklmeier5)
(Sophie1)).
Die heute weitgehend vergessene Schauspielerin Hanna Waag starb am 13. August 1995 im Alter von 91 Jahren in ihrer
Geburtsstadt Gießen1). Wikipedia schreibt: "Recherchen über die
"Université du Luxembourg" ergaben, dass Frau Waag 1954 in ihre Geburtsstadt Gießen zurückkehrte. In einem Brief
vom 13. April 2011 teilte das dortige Stadtbüro mit, dass Hanna Waag dort den
Familiennamen Bamberger, geb. Beck und den Vornamen Johanna Elisabeth Justine
trug."6)
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*) Quelle: "Exilland Luxemburg 19331947: Schreiben, Auftreten, Musizieren, Agitieren, Überleben : Ausstellung
und Katalog" von Germaine Goetzinger, Gast Mannes, Pierre Marson (Centre national de littérature, Luxembourg, 2007, S. 94/95)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 5) geschichtewiki.wien.gv.at
3) gemäß Kay
Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis
1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 50)
4) www.zeit.de
6) Quelle: Wikipedia (abgerufen 02.02.2014)
Lizenz Foto Hanna Waag (Urheber: Alexander Binder):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de) |
Stummfilme
Tonfilme
- 1930: Der König von Paris
/ Le roi de Pari (mit Iván
Petrovich; als Lucienne, Braut von Henri (Rolf
von Goth),
dem Sohn der Herzogin von Marsignac (Hanna
Ralph))
- 1930: Rosenmontag
(nach dem gleichnamigen
Bühnenstück von Otto
Erich Hartleben; mit Mathias
Wieman und
Lien
Deyers in den Hauptrollen; als Hildegard, Tochter von
Kommerzienrat Berger (Fritz
Alberti))
→ filmportal.de,
Murnau Stiftung
- 1931: Der Mörder Dimitri Karamasoff / Les frčres Karamazoff
(nach dem Roman "Die
Brüder Karamasow" von
Fjodor
Dostojewski;
mit Fritz Kortner als Dimitri
Karamasoff, Fritz
Rasp als Pawel Smerdjakow,
mutmaß:licher,
gleichaltriger Halbbruder von
Iwan Karamasoff (Bernhard
Minetti); als Katja, Dimitris Braut) → filmportal.de
- 1931: Der bebende Berg
/ Die Nacht der Erkenntnis (als eine Ingenieurin)
- 1932: Goethe lebt
!
(Werbefilm für die "Volksspende für Goethes Geburtsstätte";
das Drehbuch stammte von
Reichskunstwart Edwin
Redslob, der mit Eberhard Frowein auch Regie führte. Gedreht wurde an Originalschauplätzen
in Weimar, Straß:burg, Rom und erstmals im Frankfurter
"Goethe-Haus". Die Uraufführung fand am 17. März 1932 im
Berliner "Titania-Palast" statt und leitete damit die landesweiten Feiern zum 100. Todestag
Goethes im Jahr 1932 ein.
(Quelle: frankfurt-live.com);
als Lotte aus "Lotte
in Weimar")
- 1933: Walzerkrieg (als
jugendliche britische Königin
Viktoria) → filmportal.de,
Murnau Stiftung
- 1934: Musik im Blut
(als Hanna, Tochter von Kapellmeister Friedrich Hagedorn (Leo
Slezak) und dessen
Ehefrau Mathilde (Elsa
Wagner)) → filmdienst.de
- 1934: Abschiedswalzer.
Zwei Frauen um Chopin (nach einem Roman von Jacques Théry (18811970);
mit Wolfgang
Liebeneiner als Komponist Frédéric
Chopin; als Sängerin Constantia Gladkowska (18101889),
Sybille
Schmitz als Schriftstellerin George
Sand) → filmportal.de
- 1934: Der Herr ohne Wohnung (als Mimi) → filmdienst.de,
IMDb
- 1935: Lady Windermeres Fächer
(nach der gleichnamigen
Komödie von Oscar
Wilde; Regie: Heinz
Hilpert;
als Lady Windermere, Tochter von Mrs. Erlynne (Lil
Dagover); Walter
Rilla als Lord Windermere) → filmportal.de
- 1935: Anschlag
auf Schweda (nach dem Roman von Jan Molten; mit Peter
Voß: als Staatsanwalt Schweda; als Marion)
- 1936: Ein Lied klagt an
(als Maria) →
filmdienst.de
- 1936/37: Das
Märchen von der Wirklichkeit (Werbefilm; als Märchenprinzessin,
Aribert Mog als Märchenprinz)
- 1937: Der Hund von Baskerville
(nach dem gleichnamigen
Kriminalroman von Arthur
Conan Doyle; mit Bruno Güttner als
Sherlock Holmes, Fritz
Odemar als Dr.
Watson; als Lady Baskerville im Vorspiel) → filmportal.de
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