Der Schauspieler Heinz Salfner erblickte am 31. Dezember 1877 als Heinz Josef Karl Salfner in München1) das Licht der Welt. Der Sohn des königlich-bayerischen Militärbeamten Karl Heinrich Salfner ergriff nach dem Abitur in seiner Geburtsstadt bzw.in Leipzig1) zunächst ein Studium der Literatur und Kunstgeschichte, entschied sich dann jedoch für eine schauspielerische Laufbahn. Ob er eine entsprechende Ausbildung absolvierte ist unklar, nachgewiesen ist jedoch, dass Salfner 1899 am Theater von Liegnitz1) in Niederschlesien (heute: Legnica, Polen) sein Bühnendebüt gab. Weitere Erfahrungen sammelte er im Jahre 1900 im sächsischen Zwickau1), erhielt dann im darauffolgenden Jahr ein Engagement am Münchener "Hoftheater"1). Hier erregte er vor allem mit der Titelrolle in der deutschen Erstaufführung des dramatischen Gedichts "Peer Gynt"1) von Henrik Ibsen1) Aufsehen, eine Figur, die er später auch auf der stummen Leinwand verkörpern sollte. Weitere Theaterstationen wurden das "Stadttheater Leipzig"1) (ab 19082)), wo er auch als Regisseur in Erscheinung trat, sowie ab 1910 verschiedene Bühnen in Berlin, unter anderem das "Neue Schauspielhaus"1). Zu seinen Bühnenerfolgen zählten neben dem "Peer Gynt" die Titelrollen in der Vorstadtlegende "Liliom"1) von Ferenc Molnár1) und dem Drama "Professor Bernhardi"1) von Arthur Schnitzler1). Triumphe feierte er in der Komödie "Pygmalion"1) von George Bernard Shaw1) als Professor Higgins, den er rund 280 Mal gestaltete.
Lichtbild/Szenenfoto mit Heinz Salfner als Peer Gynt (links) und Conrad Veidt als der Knopfgießer, eine Figur aus den Träumen von Peers Kinderzeit, im zweiten Teil "Peer Gynts Wanderjahre und Tod" des Stummfilms "Peer Gynt" (1918) von Regisseur Victor Barnowsky; Quelle: cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Dem jungen Medium Film wandte sich Salfner schon früh zu und übernahm bereits 1914 die Titelrolle in dem stummen Drama "Oberst Chabert", gedreht von Rudolf Meinert1) nach der gleichnamigen Erzählung1) von Honoré de Balzac1). Ab Mitte der 1910er Jahre stand Salfner dann regelmäßig vor der Kamera, zeigte sich beispielsweise als junger Architekt Rolf Matheus in Willy Grunwalds1) fantastischem Abenteuer "Die Vase der Semiramis"3) (1918) und mit seiner Paraderolle des "Peer Gynt" in Viktor Barnowskys1) zweiteiligen Filmadaptation1) (1919). Als Partner von Pola Negri mimte er deren Verlobten, den Afrikareisenden Frank in Georg Jacobys1) heiteren Geschichte "Komtesse Doddy" (1919), gab den jovial-gutmütigen Landpfarrer Hoppe in dem von Fred Sauer1) in Szene gesetzten Streifen "Jugend"1) (1922), eine Verfilmung des gleichnamigen, naturalistischen Liebesdramas1) von Max Halbe1). Grete Reinwald zeigte sich hier als Hoppes unehelich geborene Nichte Annchen, die nach dem frühen Tod der Mutter beim Pfarrer aufwächst, sich in ihren Cousin, den Studenten Hans Hartwig (Fritz Schulz) verliebt und am Ende auf tragische Weise ums Leben kommt. Eine prägnante Rolle spielte Salfner auch in Hans Kysers1) Historienfilm "Luther – Ein Film der deutschen Reformation"1) (1928) und verkörperte an der Seite von Protagonist Eugen Klöpfer als Reformator Martin Luther1) den Burghauptmann Hans Sittich von Berlepsch1), bei dem Luther auf der Wartburg1) Zuflucht suchte → Übersicht Stummfilme.

Lichtbild/Szenenfoto mit Heinz Salfner als Peer Gynt (links) und
Conrad Veidt als der Knopfgießer, eine Figur aus den Träumen von
Peers Kinderzeit, im zweiten Teil "Peer Gynts Wanderjahre und Tod"1)
des Stummfilms "Peer Gynt" (1918) von Regisseur Victor Barnowsky1)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Den Übergang zum Tonfilm schaffte der Schauspieler auf Grund seiner Bühnenerfahrungen problemlos, avancierte in den Unterhaltungsproduktionen jener Jahre zu einem vielbeschäftigten Nebendarsteller. Die Domäne des inzwischen gereiften Mimen waren soignierte Ehemänner, gutmütige Väter, Professoren, Firmendirektoren, Personen adeligen Geblüts, liebenswerte ältere Herren oder "kultivierte Kavaliere der alten Schule, deren weise-melancholisches Phlegma leicht ins Begriffsstutzige abdriften kann."4). So etwa als Justizrat Dr. Gartz in Alfred Zeislers1) Verwechslungskomödie "Sein Scheidungsgrund"3) (1931), als der um seinen guten Ruf besorgte Geografieprofessor Trouhadec in Reinhold Schünzels Adaption "Donogoo Tonka"1) (1936) nach dem Roman von Jules Romains1) oder als Schuldirektor in Erich Engels1) heiteren Geschichte "Unser Fräulein Doktor"1) (1940) mit Jenny Jugo und Albert Matterstock. "Vor allem in Verwechslungskomödien kontrastieren sein würdevolles Auftreten und der zögernde, sonor-nasale Sprechstil effektvoll mit den allgemeinen Irrungen und Wirrungen, etwa als Zeitungsinhaber in "Ich liebe alle Frauen"5) (1935), amerikanischer Milliardär in "Schabernack"5) (1936) und vor allem als geplagter Vater in Willi Forsts geist- und schwungvoller Liebeskomödie "Allotria"1) (1936)."4)
Als Heinz Hilpert1) mit "Lady Windermeres Fächer"1) (1935) die gleichnamige Gesellschaftskomödie1) von Oscar Wilde1) unter anderem mit Lil Dagover (Mrs. Erlynne), Walter Rilla (Lord Windermere) und Hanna Waag (Lady Windermere) einmal mehr auf die Leinwand bannte, besetzte er Heinz Salfner als Herzog von Barwick. "Das Publikum brüllte vor Vergnügen über den leicht vertrottelten Kronenträger, der in seiner ewigen Verschlafenheit immer wieder gegen die Gesetze der unter Führung seiner Gattin stehenden "Gesellschaft" verstieß." schrieb Georg Herzberg unter anderem im "Film-Kurier"1) (Nr. 119, 24.05.1940).
Mehrfach mimte Salfner beflissene Diener wie etwa in dem melodramatischen Biopic "Mädchenjahre einer Königin"1) (1936) mit Jenny Jugo als junger Queen Victoria1) und Friedrich Benfer1) als deren späterer Gemahl Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha1), in E. W. Emos1) musikalischem Streifen "Die Austernlilli"5) (1937) mit Gusti Wolf in der Titelrolle oder in dem ebenfalls von Erich Engel mit Jenny Jugo in Szene gesetzten Lustspiel "Viel Lärm um Nixi"1) (1942). Dass er als Mitglied der gehobenen Gesellschaft ebenso zu überzeugen wusste, bewies er beispielsweise als Graf Othmar von Erlenburg in der heiteren Geschichte "Anton der Letzte"1) (1939) an der Seite von Titelheld Hans Moser oder als Gutsbesitzer Ludwig Leidlinger bzw. Onkel von Student Peter Leidinger (Rudolf Prack) und Assessor Dr. Paul Leidinger (Karl Schönböck) in der Verwechslungskomödie "Die heimlichen Bräute"5) (1944). "Etwas Gähnendes ist in seiner Art, aber dieses Gähnen, das eine innere Sicherheit und Weltmüdigkeit ausdrückt, ist irgendwie salonfähig. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen. Sein Talent, die Zusammenhänge erst nach und nach zu begreifen, ist belustigend, sein Humor ist zäh wie Kaugummi. Mit Vorliebe trinkt er sich über den Kummer der Welt hinweg in eine tiefe, brummig-friedliche Apathie. (Er ist) behaftet mit dem Parfüm des alternden Lebemanns, ein Herr mit grauen Schläfen und schläfrig-vornehmen Allüren." notierte der "Film-Kurier" (Nr. 219, 20.09.1937).
 
Der Millionär Ambrosius Brown in Hans Deppes1), nach dem Bühnenstück von Erich Kästner1) und Eberhard Keindorff1) alias Eberhard Foerster gedrehten Komödie "Verwandte sind auch Menschen"5) (1940) blieb Heinz Salfners einzige Hauptrolle im komischen Fach und somit eine Ausnahme in seinem ansonsten von Chargenrollen geprägten Filmschaffen während der Tonfilm-Ära. Selten konnte er sein schauspielerisches Können als ernsthafter Charakterdarsteller in anders gelagerten Produktionen präsentieren, so unter anderem als der unter Betrugsverdacht stehende angesehene Juwelier Joachim Taft in dem Krimi "Schuss im Morgengrauen"1) (1933) oder als alter Oberst von Roth in dem Melodram "Drei Kaiserjäger"5) (1933).
Nur wenige Mal ließ sich Heinz Salfner vor den Karren der nationalsozialistischen Hetz-Propaganda spannen, wirkte mit Nebenrollen in Produktionen mit, die bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zählen. So verkörperte er in dem antikommunistisch bzw. antisemitischen Streifen "Hans Westmar"1) (1933), gedreht von Franz Wenzler mit Emil Lohkamp1) nach dem Roman "Horst Wessel. Ein deutsches Schicksal" von Hanns Heinz Ewers1), den Vater der jungen Amerikanerin Maud (Carla Bartheel1)), in dem im Zeitungsmilieu angesiedelten Drama "Togger"1) (1937) mit Paul Hartmann als Chefredakteur Togger, gab er als Professor Breitenbach den Bruder des Verlagsleiters Rudolf Breitenbach (Paul Otto) bzw. Vater von Hanna Breitenbach alias "Lux" (Renate Müller). Kay Wenigers1) "Das große Personenlexikon des Films" (2001, Bd. 1., S. 81) bezeichnet "Togger" als "nationalsozialistisch getöntes Pamphlet gegen die Pressefreiheit im allgemeinen und vermeintliche, ausländische Überfremdung deutscher Zeitungen im speziellen."
Letztmalig stand Heinz Salfner noch kurz vor seinem Tod für die Literaturverfilmung "Das alte Lied"1) (1945) nach Motiven aus den Romanen "Stine"1) und "Irrungen, Wirrungen"1) von Theodor Fontane1) als Baron Hausfeld vor der Kamera, zuvor hatte er mit Géza von Bolváry "Die Fledermaus"1) (1944/45) nach der gleichnamigen Operette1) von Johann Strauss1) gedreht und den Inspektor Fridolin Scharf gespielt. Die Produktion mit Johannes Heesters als Herbert Eisenstein und Marte Harell als Rosalinde Eisenstein gelangte jedoch erst nach Kriegsende am 6. September 1949 zur Erstaufführung → Übersicht Tonfilme.
 
Heinz Salfner, der nie veheiratet war und keine näheren Angehörigen hinterließ, starb nur wenige Monate nach Kriegsende am 13. Oktober 1945 im Alter von 67 Jahren in Berlin-Friedenau1), das damals als Teil des Bezirks Schöneberg1) zum "Amerikanischen Sektor"1) gehörte. Die Ost-Berliner Tageszeitung "Der Morgen"1) (21.10.1945) schrieb in einem Nachruf unter anderem: "Das war das Merkmal seiner subtilen Kunst, die niemals plakativ wirkte, sondern immer den anziehenden Reiz des Privaten hatte. (…) Die Trockenheit seines Humors, seine brüchige, geborsten klingende Stimme, die durchschauende Menschlichkeit seiner stillen Komik unterschieden ihn von jedem des gleichen Rollenfachs." Bereits drei Jahre zuvor hatte Hilde R. Lest in der "Berliner Morgenpost"1) (18.10.1942) notiert: "Wir lieben seine vornehm-gelangweilten, liebenswürdig-vergähnten älteren Herren, die weltmüde-verquengelten Millionäre, die unerschütterlich-überlegenen Diener, die gutmütig-verständnisvoll zwinkernden Schwiegerväter. Ob Diener oder Millionär, immer ist sein Humor von reifer Bedächtigkeit, von friedlicher Gedämpftheit, von eindringlicher Diskretion, die mehr auf das Gemüt als auf die Lachmuskeln geht."4)
Quellen: Wikipedia, cyranos.ch sowie
CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 49
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) Murnau Stiftung, 5) filmportal.de
2) laut CineGraph ab 1906
4) CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 48
Lizenz Szenenfoto aus "Peer Gynt" (1918): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
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Stummfilme / Tonfilme
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(Fremde Links: Murnau Stiftung, Wikipedia, filmportal.de; R = Regie)
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