Filmografie / Hörspiel
Margarete Schön auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864 – 1930); Quelle: www.cyranos.ch Die Schauspielerin Margarete Schön erblickte am 7. April 1895 als Margarethe Schippang in Magdeburg1) das Licht der Welt. Nach privatem Unterricht in Dessau1) bei dem Hofschauspieler Hans Calm1) (1858 – 1945) gab die erst 17-Jährige 1912 ihr Bühnendebüt im heute brandenburgischen Bad Freienwalde1). Wenig später wurde sie an das Stadttheater von Bromberg1) (heute Bydgoszcz, Polen) verpflichtet, wechselte dann 1915 an das "Deutsche Theater" in Hannover1), wo sie während des 1. Weltkrieges bis 1918 beschäftigt blieb. Anschließend ging sie nach Berlin, wirkte dort für knapp drei Jahrzehnte bis 1945 am dortigen "Staatstheater"1)
Ende der 1910er Jahre wandte sich Margarete Schön dem Film zu und gab ihr Leinwanddebüt in dem von der "Atlantic-Film Aarhus GmbH" produzierten und Edmund Heuberger1) inszenierten Krimi "Schirokko" (1918) als Partnerin von Kurt Brenkendorf. Es folgten Hauptrollen in etlichen weiteren, mitunter patriotisch gefärbten Stummfilmen, meist melodramatischen Inhalts. So spielte sie beispielsweise unter der Regie des Dänen Robert Dinesen1) (1874 – 1972), der kurz darauf ihr Ehemann werden sollte, als Baronin von Dierckhoff in dessen Deutschland-Debüt "Die Frauen vom Gnadenstein"2) (1920), im darauffolgenden Jahr besetzte Dinesen sie neben Titelheldin Mia May in dem Drama "Der Leidensweg der Inge Krafft"1) (1921).
 
Margarete Schön auf einer Fotografie von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Nach der Rolle der Mutter der titelgebenden Figur (Margarete Schlegel) in der von Urban Gad nach der gleichnamigen Traumdichtung1) von Gerhart Hauptmann1) inszenierten Adaption "Hanneles Himmelfahrt"1) (1922) erlangte Margarete Schön mit Fritz Langs1) zweiteiligem, monumentalen Epos "Die Nibelungen"1) (1924) ungeheure Popularität. In diesem als Meilenstein der Filmgeschichte angesehenen Meisterwerk nach Motiven des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes1) gestaltete sie in "Siegfried" und "Kriemhilds Rache" die rachsüchtige Königstochter Kriemhild1), Hauptfigur des mittelalterlichen Heldenepos. "Der Film überzeugte durch seine perfekte, malerische Bildkomposition, einen großen Aufwand an Ausstattung und Masken, innovative Tricks und visuelle Effekte sowie durch hervorragende schauspielerische Leistung. Für Paul Richter war die Heldenrolle des Siegfried1) wie maßgeschneidert. Theodor Loos spielt den schwachen, wankelmütigen König Gunther1) herausragend, Hans Adalbert Schlettow verkörpert einen grimmigen, finsteren Hagen von Tronje1), Rudolf Klein-Rogge einen wilden und exotischen König Etzel1)." notiert Wikipedia; in einer weiteren Hauptrolle sah man Hanna Ralph als kriegerische Amazone Brunhild1). Der Stummfilmklassiker "Die Nibelungen" ist im Rahmen der "SZ Stummfilm Edition" (→ Murnau Stiftung) auf DVD veröffentlicht worden und erschien im Oktober 2012; → siehe auch www.filmzentrale.com sowie ein Foto von Margarete Schön als Kriemhild bei www.flickr.com und filmportal.de.

Margarete Schön als Kriemhild in "Die Nibelungen"
Verlag/Herausgeber/Serie: 672/6, "Ross"-Verlag, Berlin SW 68
Verwalter/Eigentümer: Universitä:t Osnabrück, Historische Bildpostkarten –
Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht; Aufn.-Nr.: os_ub_0005577
Quelle: www.deutschefotothek.de; mit freundlicher Genehmigung (09.11.2022)
der "Universität Osnabrück" / bildpostkarten.uni-osnabrueck.de

Margarete Schön als Kriemhild in "Die Nibelungen"; Verlag, Herausgeber, Serie : 672/6 Verlag "Ross", Berlin SW 68; Verwalter/Eigentümer: Universität Osnabrück, Historische Bildpostkarten-Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht; Aufn. Nr.: os_ub_0005577; Quelle: www.deutschefotothek.de; mit freundlicher Genehmigung (09.11.2022) der "Universität Osnabrück" / bildpostkarten.uni-osnabrueck.de
Margarete Schön auf einer Fotografie von Ernst Sandau1) (1880–1918) bzw. "Fotoatelier Sandau"Ross-Karte Nr. 1097/1; Quelle: www.flickr.com; Lizenz: gemeinfrei Trotz des großen Erfolgs erhielt Margarete Schön in ihren nachfolgenden Filmen nie wieder eine derart bedeutende, nachhaltige Aufgabe. Man erlebte sie unter anderem als Frieda, Frau des Axel von Wulfshagen (Ferdinand von Alten), in "Kampf um die Scholle"1) (1924) nach dem Roman "Ut mine stromtid"1) von Fritz Reuter1), als Assistentin des Elektroingenieurs Dr. Dankmar Tollen (Paul Wegener) in der Science-Fiction-Geschichte "Die Welt ohne Waffen"1) (1927) oder als Frau des Ingenieurs Maxwell (Anton Pointner), Eltern der mit der frühreifen, kaum 16-jährigen Lissy (Georgia Lind1)) befreundeten, kindlich-unreifen Else (Daisy d'Ora), in dem Melodram "Die Halbwüchsigen"1) (1929) → Übersicht Stummfilme.
 
Margarete Schön blieb zwar auch im Tonfilm eine vielbeschäftigte Darstellerin, musste sich jedoch mit kleinen bis kleinsten Rollen zufrieden geben und spielte meist Mütter oder Ehefrauen. Ausnahmen blieben die Prinzessin Amalie von Preußen1), jüngere Schwester des von Otto Gebühr dargestellten Preußenkönigs Friedrich II.1) in dem "Fridericus-Rex"-Streifen "Das Flötenkonzert von Sans-souci"1) (1930) und die Fürstin Johanna Bismarck1), Gemahlin des von Emil Jannings verkörperten Reichskanzlers Otto von Bismarck1), in dem Historienfilm "Die Entlassung"1) (1942) mit Werner Hinz als Kaiser Wilhelm II.1)

Margarete Schön auf einer Fotografie von Ernst Sandau1) (1880 – 1918)
bzw. "Fotoatelier Sandau", Ross-Karte Nr. 1097/1
Quelle: www.flickr.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Als Film-Mutter von Mathias Wieman bzw. Frau des Müllers (Bernhard Goetzke) präsentierte sie sich in dem Melodram "Viktoria"1) (1935) nach dem gleichnamigen Roman1) von Knut Hamsun1) mit Luise Ullrich in der Titelrolle, als Frau von Padden, Bekannte des Majors a. D. von Crampas (Paul Hartmann), in "Der Schritt vom Wege"1) (1939), gedreht von Gustaf Gründgens nach dem Roman "Effi Briest"1) von Theodor Fontane1) mit Marianne Hoppe als Effi und Karl Ludwig Diehl als Baron von Instetten. Einmal mehr eine Mutter, die der Protagonistin Marianne Schäfer (Ilse Werner), gab sie in "Ihr erstes Erlebnis"1) (1939) nach dem Roman "Tochter aus gutem Hause" von Susanne Kerckhoff1).
In der unverwüstlichen Komödie "Die Feuerzangenbowle"1) (1944) nach dem gleichnamigen Roman1) von Heinrich Spoerl1) mit Heinz Rühmann als Dr. Johannes Pfeiffer ("Hans Pfeiffer") tauchte die Schauspielerin als Gattin des Schuldirektors Knauer (Hans Leibelt) auf, deren Tochter Eva (Karin Himboldt) schließlich ihr Glück mit Hans findet. Einen letzten, winzigen Auftritt in einer Kriegsproduktion hatte sie in dem von Veit Harlan in Szene gesetzten Historienfilm "Kolberg"1) (1945) mit Heinrich George als Joachim Nettelbeck1), ein propagandistischer Durchhaltestreifen der bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zählt. Margarete Schön selbst galt als unpolitisch bzw. stand den Nazis kritisch gegenüber, bis auf die Mitwirkung in "Kolberg" vermied sie es weitgehend, sich an den nationalsozialistischen Propaganda-Produktionen zu beteiligen.
  
Nach Ende des 2. Weltkrieges blieb Margarete Schön im Film weiterhin auf Episodenrollen reduziert, stand bis Mitte der 1950er Jahre nur noch sporadisch vor der Kamera. Sie zeigte sich sowohl in westdeutschen als auch in DEFA1)-Produktionen und arbeitete zudem umfangreich für den Hörfunk bzw. wirkte als Sprecherin in Audio-Produktionen wie beispielsweise als Königin von Brobdingnag bzw. Kaiserin von Blefusco in "Gulliver bei den Zwergen" nach "Gullivers Reisen"1) von Jonathan Swift1) mit, oder in anderen Hörspielen für Kinder wie "Michel aus Lönneberga"1) von Astrid Lindgren1). Aber nicht nur in für Kinder produzierten Geschichten war (ist) sie zu hören, unter anderem bereicherte sie als Thérèse Quemeneur das von Robert A. Stemmle nach Gerichtsdokumenten für den "Sender Freies Berlin"1) (SFB) inszenierte Hörspiel "Bagnosträfling 4720"3) (1964) mit Ernst Wilhelm Borchert als Guillaume Seznec. Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Margarete Schöns erste Nachkriegsarbeit für den Film war die frühe DEFA-Produktion bzw. Erich Engels1) Adaption "Affäre Blum"1) (1948) nach dem Roman von Robert A. Stemmle (auch Drehbuch) über die Vorgänge des Magdeburger Justizskandals1) von 1925/26. Sie gehörte dann noch bei drei weiteren DEFA-Filmen zur Besetzung: Nach dem Part der Frau Apotheker Zorn in Wolfgang Schleifs1) Biopic "Die blauen Schwerter"1) (1949) über den von Hans Quest dargestellten Johann Friedrich Böttger1), sah man sie als Oberschwester in Gerhard Lamprechts1) unterhaltsamen Geschichte "Quartett zu fünft"1) (1949), unter der Regie von Georg C. Klaren1) entstand die Filmbiografie "Semmelweis – Retter der Mütter"1) (1950) mit Karl Paryla als Dr. Ignaz Philipp Semmelweis1), in der sie als Schwester Angelika in Erscheinung trat. 
In Westdeutschland stand sie unter anderem für den zeitsatirischen Streifen "Der große Mandarin"1) (1949; Regie: Karl-Heinz Stroux1)) mit Protagonist Paul Wegener vor der Kamera, mimte eine Gefängnisbeamtin in dem ganz auf Willy Birgel zugeschnittenen Spionagefilm "Rittmeister Wronski"1) (1954; Regie: Ulrich Erfurth1)). Auf der Leinwand erlebte man sie zuletzt als neugierige Zeugin in Gerhard Lamprechts Drama "Oberwachtmeister Borck"1) (1955) nach dem Roman von Hans Joachim von Reitzenstein1) mit Gerhard Riedmann in der Titelrolle. Danach trat Margarete Schön lediglich noch einmal in dem TV-Film bzw. Dokumentarspiel "Ich rufe Dresden"4) (1960; Regie: Curt Goetz-Pflug1)) mit der Figur der Hilde Hentschel, Mutter des nach Westdeutschland geflohenen Klaus Hentschel (Paul Edwin Roth), als Schauspielerin in Erscheinung, eine Produktion, die zudem als Hörspiel ausgestrahlt wurde. Danach zog sie sich ins Privatleben bzw. aus der Öffentlichkeit zurück → Übersicht Tonfilme.
 
Margarete Schön, die 1968 mit dem "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" ausgezeichnet worden war, starb am 26. Dezember 1985 im Alter von 90 Jahren in West-Berlin. Die letzte Ruhe fand sie auf dem "Waldfriedhof Heerstraße"1) im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf1) an der Seite ihres bereits am 8. März 1972 verstorbenen Ehemannes Robert Dinesen1) → Foto der Grabstätte (Grablage: II–Ur 6–347) bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
Quelle (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch und
Volker Wachter bei der ehemaligen Seite defa-sternstunden.de → Memento bei web.archive.org
Fotos bei virtual-history.com sowie bei filmstarpostcards.blogspot.com
*) F.-B. Habel & Volker Wachter: "Das große Lexikon der DDR-Stars" (Verlag "Schwarzkopf & Schwarzkopf, 1999, S.  297)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) ARD Hörspieldatenbank, 4) Die Krimihomepage
Lizenz Foto Margarete Schön (Urheber Nicola Perscheid/Ernst Sandau): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
Einige Stummfilme bei der German Early Cinema Database
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, cyranos.ch, Murnau Stiftung,
felix-bloch-erben.de, Die Krimihomepage; R = Regie)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme (Kinofilme, wenn nicht anders vermerkt)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia,
fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
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