Albert Paul (eigentlich Albert Fränkel) erblickte am 2. Februar 1856 als Sohn des
Journalisten und langjährigen Redakteurs des Familienblatts "Die
Gartenlaube"1),
Dr. Albert Fränkel (1822 1902), in Berlin das Licht der Welt. Auf Wunsch des
Vaters sollte Albert studieren, doch schon früh zog es den jungen
Mann zum Theater bzw. zur Schauspielerei.
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Mit 18 Jahren begann
er als Schauspielvolontär und debütierte am 14. November 1874 am
"Stadttheater
Leipzig"1) in
dem Schiller-Drama "Maria Stuart"1)
mit der Figur des Grafen Bellievre. Da er mit den weiteren
Rollenangeboten nicht zufrieden war, wechselte Paul im darauffolgenden
Jahr an das "Meininger
Hoftheater"1).
Doch auch dort entsprachen die zugedachten Aufgaben nicht den
Vorstellungen des Jungmimen und so wandte er sich reisenden
Schauspielergesellschaften (heute Tournee-Theatern) zu, um sein
Rollenrepertoire zu erweitern bzw. größere Bühnenerfahrungen zu
sammeln. Er bereiste sowohl Bayern (Passau1),
Amberg1),
Straubing1)) als auch
Mecklenburg1)
(Rostock1),
Stralsund1))
und konnte sich als Charakterdarsteller, jugendlicher Liebhaber aber
auch als Komiker beweisen. 1877 kam er dann nach Berlin und erhielt
ein Engagement am "Nationaltheater"1),
wo er gleich zu Beginn mit der Titelrolle in dem Stück "Graf Essex",
einem Trauerspiel von Heinrich Laube1),
überzeugte.
Es folgten eine Reihe von tragenden und kraftvollen Charakterrollen, so
gestaltete er unter anderem den Karl Moor in dem Schiller-Drama "Die
Räuber"1), den "Uriel Acosta" in dem gleichnamigen
Drama von Karl Gutzkow1),
Goethes "Faust"1), den Marquis Posa
in Schillers "Don Karlos"1) oder den
Titelhelden in "Der Graf von Hammerstein", einem
historischen Schauspiel von Adolf von Wilbrandt1).
Albert Paul in der Wiener Zeitschrift
"Der Humorist"1)
(01.07.1890, 10. Jahrg., Nr. 15)
Quelle: Wikimedia Commons;
Urheber: Jan Vilímek1) (1860 1938);
digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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1879 wechselte Paul an das "Mainzer Stadttheater"1),
interpretierte hier sowohl klassische Helden als auch Liebhaber in Stücken der
damaligen Moderne. Wenig später machte er einen Abstecher in die
Metropole Prag1), nach
einem erneuten zweijährigen Aufenthalt am Berliner "Residenz-Theater"1) folgte
Albert Paul 1881 einem Ruf an das kaiserlich-russische "Hoftheater
zu St. Petersburg"1), wo er als "erster Salonschauspieler"
allgemein geschätzt wurde. Im Mai des darauf folgenden Jahres schloss
sich eine Stippvisite an das soeben gegründete "Deutsche Theater"
in Moskau1) an. Sein Fach war hier vornehmlich das der Bonvivants und Liebhabers,
Paul übernahm aber auch weiterhin große Charakterrollen.
Im August 1883 folgte der Berliner einem Ruf an das Hamburger "Thalia Theater"1),
eine weitere Station wurde Karlsruhe1), wo er sich von 1885 bis 1888 an das
dortige "Hoftheater"1) band. Schlagzeilen machte er, als auch in
Berliner Gazetten am 10. März 1885 berichtet wurde, dass auf Paul während
einer Reise nach Moskau im Abteil des von Berlin kommenden Kurierzuges
aufgrund einer Verwechslung ein Mordanschlag verübt worden sei. Noch
mit demselben Zug wurde er nach Posen1) gebracht, wo sich der schwer Verletzte in die Obhut von
Ärzten begab; das geplante Gastspiel am "Deutschen Theater" in Moskau
musste abgesagt werden.
Im April 1887 ging der Schauspieler zunächst als Gast an das "Königliche
Hoftheater Dresden"1), deren Ensemble er sich dann 1888 anschloss. Nach mehreren Jahren des Gastierens kehrte Paul 1901
an das Hamburger "Thalia Theater" zurück, um noch im selben Jahrzehnt
bis zu Beginn des 1. Weltkrieges in Berlin zu wirken. In der Hauptstadt
spielte er unter anderem am "Lustspielhaus"1) und
am "Komödienhaus"1),
zu Beginn der 1920er Jahre dann auch am "Kleinen Theater"1).
Albert Paul (Zivilportrait) auf einer Künstlerkarte
von Wilhelm Höffert1) (1832 1901), Dresden
Quelle: theatermuseum.at;
Inv. Nr.: FS_PG263841alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz:
CC BY-NC-SA 4.0
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Bereits früh interessierte sich Paul für die aufstrebende
Kinematographie1) und stand seit Anfang der 1910er Jahre vor der Kamera.
Zu seinen ersten Auftritten zählt der Asta Nielsen-Streifen
"Die Verräterin"1) (1911), während
des 1. Weltkrieges wirkte er in deutsch-nationalen
bzw. patriotischen Filmen wie "Das
Vaterland ruft"1) (1914)
oder pazifistisch geprägten Sujets wie "Der
Krieg brachte Frieden"1) (1915) mit. Paul war
zudem im Krimi jener Jahre
zu Hause, mimte unter
anderem in "Der
Fall Klerk"1) (1916) aus
der "Rat Arnheim"-Detektivreihe1) den Rat Arneim
oder in "Die
Kaukasierin"1) (1917)
aus der Joe Deebs"-Reihe1)
neben "Gentleman-Detektiv" Max Landa
den zwielichtigen Fürst Sumalo. Als Otto Rippert1)
nach einem Drehbuch von Robert Reinert1)
mit "Homunculus"1) (1916) einen
Sechsteiler über einen künstlich
erschaffenen Menschen mit Olaf Fønss
in der Titelrolle auf die Leinwand bannte, betraute er Albert Paul mit der Figur des Dr. Hansen, der mit
dem "Homunkulus"1) das vermeintlich perfekte Kunstwesen
kreiert. "Als der Homunculus 25 Jahre alt wird, beginnt er
Nachforschungen über seine Herkunft anzustellen und entdeckt das
Geheimnis seiner Entstehung. Diese Erkenntnis erweckt in ihm unbändigen
Hass gegenüber seinem Erzeuger Hansen und dessen Tochter Margarete (Lore Rückert1)) …"
(Quelle: Wikipedia)
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Albert Paul verkörperte mit Vorliebe hochgestellte
Persönlichkeiten, so beispielsweise einen Geheimrat in dem Melodram
"Der
Weg der Tränen"1) (1916), den Freiherrn von Winterstein in "Der Kampf um die Ehe" (1919),
einen Minister in "Das
Schwabemädle"1) (1918) und in "Die
999. Nacht"2) (1920)
oder einen Erzbischof, Vertrauter des Vizekönigs von Neapel (Eduard von Winterstein), in
"Die Stumme von Portici" (1922), gedreht von Arthur Günsburg1) nach dem
Libretto von Eugène Scribe1)
und Germain Delavigne1) zu der Oper "La muette de Portici"1)
von Daniel-François-Esprit Auber1) (Musik)
mit Claire Lotto1) in der
Titelrolle. Einen Senatspräsidenten gab er in dem von Max Mack1) in Szene
gesetzten Melodram"Vater Voss"1) (1925) mit
dem Untertitel
"Um seines Kindes Glück" an der Seite der Protagonisten Stewart Rome1)
und Mary Odette1), den alten
Herzog bzw. Großvater der jungen Maria (Maria Jacobini1)), die
sich in dem Melodram "Der Bastard"1) (1925)
dem gewissenlosen Abenteurer und professionellen Herzensbrecher Sergio Chebrun (Erich Kaiser-Titz) hingab und, von ihm geschwängert, von
ihrer Mutter, der Gräfin Fleury (Hedwig Pauly-Winterstein), verstoßen wird einzig der alte Großvater, der
sie verhätschelt, hat Erbarmen mit ihr.
Albert Paul in einer seiner Bühnenrollen
Urheber: Unbekannt; Quelle: www.cyranos.ch Angaben
zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier |
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Letzte Arbeiten vor der Kamera waren
Nebenrollen in Richard Eichbergs1) Liebesfilm "Der
Prinz und die Tänzerin"1) (1926) mit Willy Fritsch,
Lucy Doraine
und Hans Albers sowie in
der von Richard Oswald1) nach dem Roman
"Brettlfliegen" von Annie von Brabenetz1)
mit Asta Nielsen in der Hauptrolle der alternden Sängerin Clarina realisierten
Verfilmung "Gehetzte Frauen"1) (1927) → Übersicht
Stummfilme.
Zwischen all den filmischen Verpflichtungen nahm Albert Paul, der auch schriftstellerisch tätig war, immer wieder Gastrollen an
verschiedenen Bühnen an. Während einer dieser Reisen starb er am 5. August 1928
im Alter von 72 Jahren in Dresden1).
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Quellen (unter anderem*)):
Wikipedia,
cyranos.ch
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*) Ludwig Eisenberg: "Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert" (Verlag von Paul List, Leipzig 1903);
Digitalisiert:
Albert
Paul: S. 752)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Lizenz Abbildung/Foto Albert Paul
(Urheber Jan Vilímek/Unbekannt): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei,
weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des
Urhebers bzw, wenn der Urheber unbekannt ist.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
sowie
frühe Stummfilme bei "The
German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau
Stiftung; R = Regie) |
- 1911: Die Verräterin (R:
Urban
Gad; mit Asta Nielsen
als Yvonne, Tochter des Marquis de Bougival (Max
Obal); als ?)
→ Murnau Stiftung
- 19131915: Filme unter der Regie von Heinrich Bolten-Baeckers
- 1914: Das
Vaterland ruft (R: ?; als General Santen, Vater von Soldat
Fritz (Harry
Liedtke))
→ filmportal.de
- 1915: Der
Krieg brachte Frieden (R: ?; als Oberst von Reutlingen,
Vater von Hertha (Manny
Ziener);
Harry Liedtke als Baron von Wedell; Ressel
Orla als Herthas Freundin Lia von Hohenstein)
- 1915: Das Rätsel von Sensenheim
(R: Rudolf
del Zopp; als ?)
- 1915: Die Goldquelle
(R/Drehbuch: Carl Schönfeld
(auch Darsteller);
als Vetter) → Early Cinema Database
- 1915: Schloss Tamare (R: Paul von
Woringen; als ?) → Early Cinema Database
- 1916: Der
Fall Klerk ("Rat
Arnheim"-Reihe; R: William
Kahn; als Detektiv Rat Anheim)
- 1916: Das Kind des Anderen
(R: Evgenij Červâkov (18991942); als ?)
- 1916: Der Tod des Erasmus
(R: Otto
Rippert; als ?) → Early Cinema Database
- 1916: Der
Weg der Tränen (R: Alwin
Neuß (auch literasche Vorlage); als Geheimrat Rolsy (Zuordnung
unsicher);,
Vater von Hilde (Hella
Moja))
- 1916: Die verschlossene Tür
(R: Urban
Gad; als ?) → Early Cinema Database
- 1916: "Dorrit"-Filme mit Dorrit
Weixler
- 1916: So 'n Rackerchen
(R: William
Karfiol; mit Rita
Clermont; als ?) → Early Cinema Database
- 1916: Homunculus
(6 Teile; R: Otto
Rippert; mit Olaf
Fönss in der Titelrolle; als Dr. Hansen, der Schöpfer
des "Homunkulus",
und Vater von Margarete (Lore
Rückert)) → Murnau Stiftung
- 1917: Die
Kaukasierin ("Joe
Deebs"-Reihe mit Max
Landa als Detektiv Joe Deebs; R: Joe
May, Uwe
Jens Krafft;
als Fürst Sumalo)
- 1917: Die Vergangenheit rächt sich (R: Urban
Gad; als ?) → IMDb,
Early Cinema Database
- 1917: Das
Spitzentuch der Fürstin Wolkowska (R: Josef
Stein; mit Maria
Carmi in der Titelrolle; als ?)
- 1917: Der geigende Tod (R:
Georg
Alexander; als Hans Kolberg) → IMDb,
Early Cinema Database
- 1917: Der Verräter (R:
Carl
Boese, Georg Alexander (auch Darsteller; als ?) → IMDb,
Early Cinema Database
- 1917: Der
Schloßherr von Hohenstein (R: Richard
Oswald; mit Bernd
Aldor in der Hauptrolle; als ?)
- 1918: Des Vaters Schuld (R: Bruno
Ziener; als ?) → IMDb
- 1918: Papa Krause (Regie mit Lorenz
Bätz; auch Darsteller) → IMDb,
Early Cinema Database
- 1918: Ganz ohne Krause (Regie mit Lorenz
Bätz; auch Darsteller) → IMDb, Early Cinema Database
- 1918: Liebe und Leben 1. Teil: Die
Seele des Kindes (R: Walter
Schmidthässler; als ?)
- 1918: Das Schwabemädle
(R: Georg
Jacoby; mit Ossi
Oswalda in der Titelrolle; als Minister)
- 1918: Doktor
Palmore. Der schleichende Tod (R: Adolf
Edgar Licho (auch Darsteller des Doktor Palmore); als ?) → IMDb
- 1918: Liebesopfer
(R: Walter Schmidthässler; als ?)
- 1918/19: Der Weg, der zur Verdammnis führt (R: Otto
Rippert; mit Charlotte
Böcklin als Aenne Wolter)
- 1919: Das
Geheimnis der Amerika-Docks ("Max-Landa"-Detektivserie;
R: E. A. Dupont;
als Irrenarzt Dr. Vaneel)
- 1919: Der Kampf um die Ehe
- 1920: Die
999. Nacht (nach der Geschichte von Scheherazade;
R: Fred
Sauer; mit Erna
Morena als Scherazadh (Scheherazade);
auch Produktion; als Minister)
- 1920: Masken
(Episodenfilm; R: William
Wauer; als ?) → filmportal.de
- 1920: Der Erbe von Carlington (R:
Erik
Lund; als Herzog von Carlington, Vater von Percy (Bruno
Kastner) und
Edmond (Ernst
Rotmund))
- 1920: Die gelbe Fratze
(R: Martin
Zickel; als ?) → Early Cinema Database
- 1921: Der Schicksalstag (R:
Adolf Edgar Licho;
als der Werksarzt)
- 1922: Der Gouverneur des Todes
(R: Emil
Justitz; als ?)
- 1922: Die Frau mit den zehn Masken (4 Teile; R: Siegfried
Dessauer; mit Wanda
Treumann)
- 2. Begebenheit: Der Schatten des Gehenkten (als ?)
→ IMDb
- 1922: Die Stumme von Portici
(nach dem Libretto von Eugène
Scribe und Germain
Delavigne zu der Oper
"La
muette de Portici"
von Daniel-François-Esprit
Auber (Musik);
R: Arthur Günsburg;
mit Claire Lotto als die
stumme Fenella; Carl
de Vogt
als Fischer Masaniello; als der Erzbischof, Vertrauter des Vizekönigs
von Neapel
(Eduard
von Winterstein))
→ Wikipedia (englisch)
- 1922: Die Perlen der Lady Harrison (R: Heinz Herald;
als ?)→ IMDb
- 1922: Wer wirft den ersten Stein
(R: Arthur Günsburg;
als Polizeichef Vuitsch)
- 1924: Vater
Voss. Um seines Kindes Glück (R: Max
Mack; mit Stewart
Rome als Buchhalter bzw. Ex-Häftling
William Voss, Vater von Gerti (Mary
Odette); als
Senatspräsident)
- 1925: Bismarck 1. Teil
(R: Ernst Wendt;
mit Franz
Ludwig als Otto
von Bismarck; als ?)
- 1925: Der Bastard
(R: Gennaro
Righelli; mit Erich
Kaiser-Titz als der gewissenlose Abenteurer und professionelle
Herzensbrecher Sergio Chebrun; Maria
Jacobini als Maria; als der Herzog, Marias Großvater)
- 1926: Der Prinz und die Tänzerin (R:
Richard
Eichberg; mit Willy
Fritsch als Prinz Karol, Lucy
Doraine als Tänzerin
Lu Pellmann; Hans
Albers als falscher Prinz, ein Hochstapler; als Staatsminister)
- 1927: Gehetzte Frauen
(nach dem Roman "Brettlfliegen" von Annie
von Brabenetz; R: Richard
Oswald; mit Asta
Nielsen
in der Hauptrolle der alternden Sängerin Clarina; als ?)
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