Jenny Hasselqvist ca. 1915, fotografiert von Henry B. Goodwin (1878 – 1931); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Die schwedische Tänzerin und Schauspielerin Jenny Hasselqvist (auch Hasselquist) wurde am 31. Juli 1894 in Stockholm1) in eine gesellschaftlich geachtete Familie hineingeboren – ihr Vater Johannes Johansson Hasselqvist (1860 – 1921) war ein angesehenes Mitglied des Parlaments. Aufgewachsen mit ihren beiden älteren Brüdern Wilhelm (1887 – 1959) und Gerhard (1889 – 1950), erhielt sie schon als Kind Unterricht an der Ballettschule der "Königlichen Oper"1), tanzte dort ab 1910 im "Königlichen Ballett" ("Kungliga Balletten"). 1913 entdeckte der berühmte russische Choreograf Michel Fokine1) (1880 – 1942) ihr außergewöhnliches Talent und verhalf ihr unter anderem zu einem Solo-Auftritt in "Les Sylphides"1); ab 1915 machte Jenny Hasselqvist dann Furore als Primaballerina des "Königlichen Balletts". 1920 wurde sie mit der von Rolf de Maré2) (1888 – 1964) in Paris gegründeten schwedischen Balletttruppe "Ballets suédois"1) gefeiert, die sich dem experimentellen bzw. zeitgenössischen Tanz widmete, und fand somit auch im Ausland Anerkennung. Doch bereits nach einem Jahr verließ sie die Truppe, da sie sich unterfordert fühlte.
Im Laufe ihrer tänzerischen Karriere trat Jenny Hasselqvist an den führenden europäischen Häusern auf, beispielsweise am Londoner "Coliseum"1), am Pariser "Théâtre des Champs-Élysées"1) oder in Berlin am "Deutschen Theater"1).
 
Jenny Hasselqvist ca. 1915, fotografiert von Henry B. Goodwin2) (1878 – 1931)
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Im Jahre 1916 machte die Künstlerin erstmals Erfahrungen vor der Kamera, wurde von dem legendären schwedischen Regisseur Mauritz Stiller1) mit der Hauptrolle der Tänzerin Agneta in dem Stummfilm "Balettprimadonnan" besetzt, der in Deutschland als "Polnisches Blut" veröffentlicht wurde; hier zeigte sie sich erstmals an der Seite von Lars Hanson1)
Vier Jahre später holte Ernst Lubitsch1) Hasselqvist  für sein meisterliches, nach der Pantomime von Friedrich Freksa1) realisiertes, orientalisches Märchen "Sumurun"1) (1920) nach Berlin und gab ihr die Rolle der schönen Sumurun, Lieblingsfrau des tyrannischen Scheichs (Paul Wegener), die sich in den Stoffhändler Nur-al-Din (Harry Liedtke) verliebt; Lubitsch selbst schlüpfte in die Maske des "Buckligen", Stummfilmstar Pola Negri agierte als Tänzerin. Etliche schwedische und deutsche Stummfilmproduktionen schlossen sich an, Jenny Hasselqvist spielte unter anderem Hauptrollen in Mauritz Stillers nach dem Roman von Juhani Aho1) in Szene gesetzten Drama "Johan"3) (1921) und in dessen monumental-epischen Adaption "Gösta Berling"1) (1924, "Gösta Berlings Saga") nach dem Roman "Gösta Berling"1) von Selma Lagerlöf1), wo sie einmal mehr an der Seite ihres schwedischen Kollegen Lars Hanson (Gösta Berling) sowie der berühmten Greta Garbo (Gräfin Elisabeth Dohna) die junge, schöne Marianne Sinclaire darstellte.

Jenny Hasselqvist als Marianne Sinclaire in "Gösta Berling",
fotografiert von Henry B. Goodwin2) (1878 – 1931)
Quelle: Wikimedia Commons; "Nordisk Konst"-Karte Nr. 1291
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Jenny Hasselqvist als Marianne Sinclaire in "Gösta Berling", fotografiert von Henry B. Goodwin (1878 – 1931); Quelle: Wikimedia Commons; "Nordisk Konst"-Karte Nr. 1291; Lizenz: gemeinfrei
Jenny Hasselqvist fotografiert von Henry B. Goodwin (1878 – 1931); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Sie wirkte unter der Regie von Wilhelm Prager1) in dem Kulturfilm "Wege zu Kraft und Schönheit"1) (1925) mit, mimte an der Seite von Otto Gebühr in der Doppelrolle des armen glatzköpfigen Schreibers Querulin und des Fürsten dessen fürstliche Gemahlin in Berthold Viertels1) "phantastischen" Geschichte "Die Perücke"1) (1925) und fand in Henry Stuart einen attraktiven Partner.
In Gustaf Molanders1) Literaturverfilmung – erneut lag mit "Jerusalem"1) ein Werk Selma Lagerlöfs zu Grunde – bzw. dem dritten Teil und vierten Teil einer opulenten vierteiligen Filmsaga spielte sie erneut mit Lars Hanson (als Ingmar Ingmarsson) zusammen, trat in "Ingmars Erbe"1) (1925, "Ingmarsarvet") und "Im Heiligen Land"1) (1926, "Till österland") als Barbro Svensdotter, später Ingmars Frau, in Erscheinung. Die beiden ersten Teile "Die Ingmarssöhne"1) (1919, "Ingmarssönerna") und "Die Karin vom Ingmarshof"1) (1920, "Karin Ingmarsdotter") waren von Victor Sjöström1) in Szene gesetzt worden. Ebenfalls 1926 sah man Jenny Hasselqvist in Erich Waschnecks1) Melodram "Brennende Grenze"1), diesmal verkörperte sie die junge, verwitwete Gutsherrin Luise von Willkühnen, deren Anwesen von dem skrupellosen Freischarenführer Ladislaus von Zeremski (Hans Adalbert Schlettow), seiner Geliebten Nadja (Olga Tschechowa) und deren polnischen Freischärler besetzt wird.

Jenny Hasselqvist fotografiert von Henry B. Goodwin2) (1878 – 1931)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ihren letzten Stummfilm in Deutschland drehte sie mit Regisseur Johannes Meyer1) und zeigte sich in dem Streifen "Schuldig"4)  (1928) als die verbitterte, jetzt als Animierdame bei dem Betreiber des Bordells "Etablissement Hongkong" Peter Cornelius (Hans Adalbert Schlettow) arbeitende Magda Feld bzw. Ehefrau des wegen erwiesener Unschuld aus dem Zuchthaus entlassenen Thomas Feld (Bernhard Goetzke), Eltern von Maria (Suzy Vernon) → Übersicht Stummfilme (Auszug).
Danach stand die Schwedin nur noch für zwei Produktionen vor der Kamera, übernahm unter der Regie von Edvin Adolphson/Julius Jaenzon1) als Frau Lindahl eine Nebenrolle in dem ersten schwedischen abendfüllenden Tonfilm "Säg det i toner" (1929), zu dem Paul Merzbach1) das Drehbuch geschrieben hatte. Ihre letzte filmische Aktivität war die "Paramount"-Produktion "Den farliga leken" (1931), eine schwedische Version von Victor Schertzingers1) Melodram "The Laughing Lady" aus dem Jahre 1929 nach der gleichnamigen Komödie von Alfred Sutro (1863 – 1933). Anschließend zog sie sich vom Filmgeschäft bzw. ins Privatleben zurück, da sie mit Beginn des Tonfilms vermutlich sprachliche Probleme hatte.  
Seit Mitte der 1930er Jahre leitete Jenny Hasselqvist in Stockholm ihre eigene Ballettschule, in den frühen 1950er Jahren unterrichtete sie zudem an der Ballettschule der "Königlichen Oper"; zwischendurch kehrte sie sporadisch auf die Bühne zurück.
  
Jenny Hasselqvist starb am 8. Juni 1978 im Alter von 83 Jahren in Täby1), einem Ort in in der schwedischen Provinz Stockholms län1); die letzte Ruhe fand sie auf dem "Sandsborgskyrkogården" (Friedhof Sandsborg) in Stockholm.
Sie war zwischen 1918 und 1922 mit dem schwedischen Illustrator und Keramik-Künstler Wilhelm Kåge1) (1889 – 1960) verheiratet, dessen Tanz- und Figurenskizzen von Hasselqvist zum Vorbild für einige Exponate der Keramikserie "Argenta" (1930) der Porzellan-Manufaktur "Gustavsberg"1) wurden, als deren künstlerischer Leiter Kåge zwischen 1917 und 1948 fungierte. Die 1923  geschlossene Ehe mit dem Gartenarchitekten Gösta Reuterswärd (1892 –1980) wurde 1927 geschieden.
Quelle (unter anderem): Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch);
siehe auch cyranos.ch
Fotos bei Wikimedia Commons, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch), 3) filmdienst.de, 4) filmportal.de
Lizenz Fotos Jenny Hasselqvist (Urheber: Henry B. Goodwin): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, ilmportal.de; R = Regie)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
  • 1929: Säg det i toner (R: Edvin Adolphson, Julius Jaenzon; Drehbuch: Paul Merzbach; Musik: Jules Sylvain (1900–1968);
    als Frau von Regisseur Lindahl (Tore Svennberg; 1858–1941), Stiefmutter von Lisa (Elisabeth Frisk; 1909–1986);
    Kurzinfo: Erzählt wird die Geschichte von Olof Svensson (Håkan Westergren; 1899–1981), der als Straßenbahnschaffner
    in Stockholm arbeitet; in seiner Freizeit betätigt er sich als Musikkomponist.
    ) → Wikipedia (englisch)
  • 1931: Den farliga leken (nach der Komödie "The Laughing Lady" von Alfred Sutro (1863–1933);
    R: Gustaf Bergman (1880–1952); als Ellen Brenton; Kurzinfo: Als Ellen Brenton zu weit vom Ufer entfernt schwimmt,
    wird sie von dem Rettungsschwimmer Bob Dugan (Stellan Windrow; 1893–1959) gerettet. Während sich ihr Ehemnn,
    der Geschöftsmann Harry Brenton (Rune Carlsten; 1890–1970), auf einer Reise befindet, betrinkt sich Bob und versucht,
    Ellen in ihrem Hotelzimmer zu verführen. Es gibt einen handfesten Skandal in den Medien.
    ) → IMDb
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