Fotos / Filmografie
Wie etliche ihrer Kolleginnen ist auch die österreichische Stummfilmdarstellerin Dora Kaiser weitgehend in Vergessenheit geraten. Die am 21. September 1892*) in Wien geborene Künstlerin erhielt eine Ballettausbildung und gab Anfang der 1910er Jahre ihr Bühnendebüt als Tänzerin an der berühmten "Wiener Hofoper"1). Zudem avancierte sie durch ihre graziöse Erscheinung zu einem begehrten Foto-Modell bekannter Fotografen. Ende der 1910er Jahre wandte sich die junge Schönheit dem Film zu und startete mit der Titelrolle in dem von Louis Neher1) in Szene gesetzten Streifen "Die Tänzerin" (1918) eine intensive, wenn auch kurze Leinwandkarriere. 
Dora Kaiser 1917 mit einem Spitzentuch; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 10.07.1917; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204073-D) Nach einem tragendem Part in dem patriotisch und karitativ angelegten Drama "Das Kind meines Nächsten"1) (1918) von und mit Einar Zangenberg1) folgten weitere stumme Produktionen mit Dora Kaiser in der Hauptrolle, zu denen es heute nur noch wenige Informationen gibt. Mit Regisseur Rudolf Stiassny1) drehte sie das Historiendrama, "Der Rebell"2) (1919), das auch als "Menschen, die ihr Glück verspielen" in die Lichtspielhäuser gelangte und vor dem Hintergrund des Aufstands der Tiroler Bergbevölkerung gegen die französischen und bayerischen Besatzungstruppen angesiedelt war. Stiassny besetzte sie auch in der nach einer Vorlage von Siegfried Geyer1) gedrehten, abenteuerlich-tragischen Geschichte "Narr und Tod"1) (1920), hier mimte sie die Geliebte des Bildhauers Peter Starling (Hans Lackner1)), der sich in geistiger Umnachtung das Leben nimmt. Für Max Neufeld1) gab sie die Protagonistin René in dem nach dem gleichnamigen Drama von Friedrich Halm1) gedrehten Streifen "Wildfeuer"3) (1920), als Neufeld mit dem Zweiteiler"Die Frau in Weiß"3) nach dem berühmten, gleichnamigen Roman1) von Wilkie Collins1) mit Publikumsliebling Liane Haid als Titelheldin auf die stumme Leinwand bannte, stand auch Dora Kaiser mit einer tragenden Rolle auf der Besetzungsliste.
  
Foto: Dora Kaiser 1917 mit einem Spitzentuch
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1), 1881–1963); Datierung: 10.07.1917
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204073-D)
Ihre nachhaltigste und damit bekannteste Rolle dürfte wohl die der Constanze Mozart1) in Otto Kreislers1) Künstlerportrait "Mozarts Leben, Lieben und Leiden"4) (1921) neben Josef Zetenius als Wolfgang Amadeus Mozart1) gewesen sein. Ein dreiviertel Jahrhundert lang galt das von der Wiener "Helios Film" produzierte Werk als verschollen, nach umfassenden Recherchen fand das "Filmarchiv Austria"1) im römischen Museum "M.I.C.S." ein etwa 40-minütiges Fragment einer von der italienischen Firma "Gladiator" verliehenen Kopie, das in Kooperation mit dem "Wiener Mozartjahr 2006" restauriert wurde und erstmals in "3sat"1) dem Fernsehpublikum präsentiert wurde. Der Film beeindruckt vor allem durch die Detailverliebtheit bei Kostümen und Ausstattung. Der Umstand, dass an Originalschauplätzen gedreht wurde – erstmals wurde eine Drehgenehmigung für die Innenräume der "Wiener Hofburg" erteilt –, sowie der große Aufwand an Kostümen belegen, dass es sich um eine teure Produktion handelte. (…) Vorberichte über den ersten abendfüllenden Mozart-Stummfilm kündigen diesen als "ein kinematografisches Tonfilmgemälde" an. Am Sonntag, dem 13. Februar 1921, fand im Zirkus Busch Kino5) "unter dem Protektorate des Wiener Journalisten- und Schriftstellervereines Concordia" die Pressevorführung von "Mozarts Leben, Lieben und Leiden" statt. Die musikalische Einrichtung erfolgte durch Kapellmeister Fritz Zeilinger. Wie seine Partitur ausgesehen hat, ist nicht überliefert, man darf aber annehmen, dass es sich nicht um eine eigens dafür komponierte Musik, sondern um ein Potpourri aus Mozarts Werken gehandelt hat, heißt es doch auf den Plakaten unter dem Punkt Musik: "Zusammengestellt von Fritz Zeilinger". (Quelle: www.3sat.de bzw. programm.ard.de)
Einen eher mäßigen Publikumserfolg konnte Dora Kaiser mit der Figur des bezaubernden Nettchen in Hans Steinhoffs Literaturverfilmung "Kleider machen Leute"1) (1921), gedreht nach Motiven der gleichnamigen Novelle1) von Gottfried Keller1) verbuchen, den Schneidergeselle Jaro Strapinsky (im Original Wenzel Strapinski) mimte Hermann Thimig. Dieser Stummfilm, der ebenfalls nur noch fragmentarisch erhalten ist, wurde damals zwar von der Kritik "hoch gelobt", beim Publikum dagegen fiel Steinhoffs Verfilmung durch.
Von Regisseur Hans Otto Löwenstein1) entstand das österreichische Historiendrama "Leibfiaker Bratfisch"1), das auf realen Vorgängen des Jahres 1889 basierte: Der Kutscher Josef Bratfisch1), dargestellt von Georg Kundert1), erinnert sich an seinen Herrn, den Kronprinzen von Österreich-Ungarn, Rudolf1) (Eugen Neufeld1)) und seine verhängnisvolle Kutschfahrt zum Jagdschloss Mayerling1), in dem der Kronprinz in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889 erst seine Geliebte, die 17-jährige Mary Vetsera1) (Midy Elliot), und anschließend sich selbst erschoss. In Deutschland kam diese in weiten Teilen auf Szenen eines 1919 von der österreichischen Zensur verbotenen "Mayerling"-Films auch unter den Titeln "Das Geheimnis von Mayerling" bzw. "Die Tragödie eines Prinzen" in den Verleih; uraufgeführt wurde er Ende März 1925, welche Rolle Dora Kaiser spielte, lässt sich nicht mehr feststellen.

Dora Kaiser in einem Wickelkleid
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda  (Madame d'Ora1), 1881–:1963); Datierung: 18.12.1914
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 203725-D)
 

Dora Kaiser in einem Wickelkleid; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 18.12.1914; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 203725-D)
Mitte der 1920er Jahre bzw. mit ihren letzten Filmen "Was ist Liebe…?"3) (1924), "Der ungebetene" Gast" (1925) und "Die heiratsfähige Puppe" (1925) verschwand Dora Kaiser aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. So steil ihre Karriere begonnen hatte, so abrupt war diese nach sieben Jahren auch wieder beendet → Übersicht Filmografie.
Grund für die Abwendung vom Filmgeschäft war vermutlich ihre Eheschließung mit dem bekannten österreichischen Architekten Michael Rosenauer1) (1884 – 1971), den sie 1924 geheiratet hatte6); das Paar lebte viele Jahre in London und teilweise in Paris. Nach der Trennung bzw. Scheidung, die nach Quellenlage in den 1940er Jahren erfolgt sein muss7), ging Dora Kaiser, geschiedene Rosenauer, eine weitere Verbindung ein und lebte als (Maria) Dora Dieu in Paris, wo sie sich als Malerin betätigte; der Antrag zur Erlangung der amerikanischen Staatsbürgerschaft datiert auf Mitte Mai 1950.
Während eines Besuchs in ihrer Geburtsstadt Wien starb sie dort am 12. Januar 1972; die Urne mit den sterblichen Überresten wurde nach Paris überführt → Abbildung des Totenscheins.
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
*) Laut Wikipedia und IMDb: 11. September 1892; der Antrag auf amerikanische Staatsbürgerschaft aus dem Jahre 1950 weist jedoch den 21. September 1899 aus.
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) stummfilm.at, 4) prisma.de, 5)geschichtewiki.wien.gv.at
Quellen:
6) www.architektenlexikon.at
7) Es existiert ein Dokument über die Einreise in die  USA als Dora Rosenauer: 46 Jahre/Verheiratet/Malerin/Wohnsitz Paris. Allerdings weist das architektenlexikon.at aus, dass Michael Rosenauer um 1930 eine zweite Ehe eingegangen sei. Weitere Belege: a) Einreise nach Canada via New York als Maria Dora Rosenauer (36 Jahre), wohnhaft in London, b) Gewinn eines Modewettbewerbs als Dora Rosenauer im Jahre 1940.
Die Ballettkoryphäe Dora Kaiser …
fotografiert im Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1), 1881–1963)
Fotos mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Quelle / © ÖNB/Wien
Dora Kaiser mit einem Topfhut und hohem Stehkragen; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 18.12.1914; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204190-D) Dora Kaiser in einem weißen Kleid; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 03.06.1915; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 203738-D) Dora Kaiser in einem Reitkleid; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 03.06.1915; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 203739-D)
… mit einem Topfhut und hohem Stehkragen
Datierung: 29.09.1919
Bildarchiv (Inventarnummer 204190-D)
… in einem weißen Kleid
Datierung: 03.06.1915
Bildarchiv (Inventarnummer 203738-D)
… in einem Reitkleid
Datierung: 03.06.1915
Bildarchiv (Inventarnummer 203739-D)
Dora Kaiser in Trachtenkleid, mit Kopftuch; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 10.07.1917; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204074-D) Dora Kaiser in einem Mantel mit Pelz umrandet; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 19.08.1911; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 203532-D) Dora Kaiser mit einem krempenlosen Hut mit Schleier; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 29.09.1919; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204189-D)
… in Trachtenkleid, mit Kopftuch
Datierung: 10.07.1917
Bildarchiv (Inventarnummer 204074-D)
… in einem Mantel mit Pelz umrandet
Datierung: 19.08.1911
Bildarchiv (Inventarnummer 203532-D)
… mit einem krempenlosen Hut mit Schleier
Datierung: 29.09.1919
Bildarchiv (Inventarnummer 204189-D)
Dora Kaiser in einem Kleid mit Volants und Puffärmel; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 09.11.1916; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204014-D) Dora Kaiser in einem Kleid, mit Hut; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 09.11.1916; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204015-D) Dora Kaiser in einem Kleid in Empire-Stil; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 29.10.1917; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204100-D)
… in einem Kleid mit Volants und Puffärmel
Datierung: 09.11.1916
Bildarchiv (Inventarnummer 204014-D)
… in einem Kleid, mit Hut
Datierung: 09.11.1916
Bildarchiv (Inventarnummer 204015-D)
… in einem Kleid in Empire-Stil
Datierung: 29.10.1917
Bildarchiv (Inventarnummer 204100-D)
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme  bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, cyranos.ch; R = Regie)
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