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Nach einem tragendem Part
in dem patriotisch und karitativ angelegten Drama "Das
Kind meines Nächsten"1) (1918) von und mit
Einar Zangenberg1) folgten weitere stumme
Produktionen mit Dora Kaiser in der Hauptrolle, zu denen es heute nur
noch wenige Informationen gibt.
Mit Regisseur Rudolf Stiassny1) drehte sie
das Historiendrama,
"Der Rebell"2) (1919), das
auch als "Menschen, die ihr Glück verspielen" in die
Lichtspielhäuser gelangte und vor dem Hintergrund des Aufstands der
Tiroler Bergbevölkerung gegen die französischen und bayerischen
Besatzungstruppen angesiedelt war.
Stiassny besetzte sie auch in der nach einer Vorlage von Siegfried Geyer1) gedrehten, abenteuerlich-tragischen Geschichte "Narr
und Tod"1) (1920), hier mimte sie
die Geliebte des Bildhauers Peter Starling (Hans Lackner1)), der sich in geistiger
Umnachtung das Leben nimmt. Für Max Neufeld1) gab sie die Protagonistin René in
dem nach dem gleichnamigen Drama von Friedrich Halm1) gedrehten Streifen
"Wildfeuer"3) (1920),
als Neufeld mit dem Zweiteiler"Die
Frau in Weiß"3) nach dem berühmten, gleichnamigen
Roman1) von Wilkie Collins1) mit Publikumsliebling Liane Haid als Titelheldin auf die stumme
Leinwand bannte, stand auch Dora Kaiser mit einer tragenden Rolle auf der Besetzungsliste.
Foto: Dora Kaiser 1917 mit einem Spitzentuch
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame
d'Ora1), 1881–1963); Datierung: 10.07.1917
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer
204073-D)
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Ihre nachhaltigste und damit bekannteste Rolle dürfte wohl die der Constanze Mozart1)
in Otto Kreislers1) Künstlerportrait "Mozarts Leben, Lieben und Leiden"4) (1921) neben
Josef Zetenius als Wolfgang Amadeus Mozart1)
gewesen sein.
Ein dreiviertel Jahrhundert lang galt das von der Wiener
"Helios Film" produzierte Werk als verschollen, nach umfassenden Recherchen fand das
"Filmarchiv Austria"1) im römischen Museum "M.I.C.S." ein etwa 40-minütiges Fragment einer von der italienischen Firma
"Gladiator" verliehenen Kopie, das in Kooperation mit dem "Wiener Mozartjahr 2006" restauriert wurde
und erstmals in "3sat"1) dem Fernsehpublikum präsentiert wurde.
Der Film beeindruckt vor allem durch
die Detailverliebtheit bei Kostümen und Ausstattung.
Der Umstand, dass an Originalschauplätzen gedreht wurde erstmals wurde eine Drehgenehmigung
für die Innenräume der "Wiener Hofburg" erteilt , sowie der große Aufwand an Kostümen belegen,
dass es sich um eine teure Produktion handelte. (
) Vorberichte über den ersten abendfüllenden Mozart-Stummfilm kündigen diesen als
"ein kinematografisches Tonfilmgemälde" an. Am Sonntag, dem 13. Februar 1921, fand im
Zirkus Busch
Kino5) "unter dem Protektorate des Wiener Journalisten- und Schriftstellervereines
Concordia" die Pressevorführung von "Mozarts Leben, Lieben und
Leiden" statt. Die musikalische Einrichtung erfolgte durch Kapellmeister Fritz Zeilinger. Wie
seine Partitur ausgesehen hat, ist nicht überliefert, man darf aber annehmen, dass es sich nicht um eine eigens dafür komponierte Musik,
sondern um ein Potpourri aus Mozarts Werken gehandelt hat, heißt es doch auf den Plakaten unter
dem Punkt Musik: "Zusammengestellt von Fritz Zeilinger".
(Quelle: www.3sat.de bzw. programm.ard.de)
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Einen eher mäßigen Publikumserfolg konnte Dora Kaiser mit der Figur des
bezaubernden Nettchen in Hans Steinhoffs Literaturverfilmung "Kleider
machen Leute"1) (1921),
gedreht nach Motiven der gleichnamigen
Novelle1) von Gottfried Keller1)
verbuchen, den Schneidergeselle Jaro Strapinsky (im Original Wenzel Strapinski)
mimte Hermann Thimig. Dieser Stummfilm,
der ebenfalls nur noch fragmentarisch erhalten ist, wurde damals zwar von
der Kritik "hoch gelobt", beim Publikum dagegen fiel Steinhoffs
Verfilmung durch.
Von Regisseur Hans Otto Löwenstein1)
entstand das österreichische Historiendrama
"Leibfiaker
Bratfisch"1), das auf realen Vorgängen des Jahres 1889
basierte: Der Kutscher Josef Bratfisch1),
dargestellt von Georg Kundert1),
erinnert sich an seinen Herrn, den Kronprinzen von Österreich-Ungarn,
Rudolf1)
(Eugen Neufeld1)) und
seine verhängnisvolle Kutschfahrt zum Jagdschloss Mayerling1), in
dem der Kronprinz in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889 erst seine Geliebte, die 17-jährige Mary Vetsera1)
(Midy Elliot), und anschließend sich selbst erschoss. In Deutschland kam
diese in weiten Teilen auf Szenen eines 1919 von der österreichischen
Zensur verbotenen "Mayerling"-Films auch unter den Titeln "Das Geheimnis von Mayerling"
bzw. "Die Tragödie eines Prinzen" in den Verleih; uraufgeführt wurde er
Ende März 1925, welche Rolle Dora Kaiser
spielte, lässt sich nicht mehr feststellen.
Dora Kaiser in einem Wickelkleid
Foto mit freundlicher Genehmigung der
Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda
(Madame
d'Ora1), 1881:1963);
Datierung: 18.12.1914
Quelle/© ÖNB/Wien,
Bildarchiv (Inventarnummer 203725-D)
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Mitte der 1920er Jahre bzw. mit ihren letzten Filmen "Was ist Liebe
?"3) (1924),
"Der ungebetene" Gast" (1925) und "Die heiratsfähige Puppe" (1925) verschwand Dora Kaiser
aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. So
steil ihre Karriere begonnen hatte, so abrupt war diese nach sieben Jahren auch wieder
beendet → Übersicht Filmografie.
Grund für die Abwendung vom Filmgeschäft war vermutlich ihre
Eheschließung mit dem bekannten österreichischen Architekten Michael Rosenauer1)
(1884 1971), den sie 1924 geheiratet hatte6); das Paar lebte viele Jahre
in London und teilweise in Paris. Nach
der Trennung bzw. Scheidung, die nach Quellenlage in den 1940er Jahren
erfolgt sein muss7),
ging Dora Kaiser, geschiedene Rosenauer, eine weitere Verbindung ein und lebte als
(Maria) Dora Dieu
in Paris, wo sie sich als Malerin betätigte; der Antrag zur Erlangung
der amerikanischen Staatsbürgerschaft datiert auf Mitte Mai 1950.
Während eines Besuchs in
ihrer Geburtsstadt Wien starb sie dort am 12. Januar 1972; die Urne mit den
sterblichen Überresten wurde nach Paris überführt → Abbildung des
Totenscheins.
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*) Laut Wikipedia
und IMDb: 11. September 1892; der Antrag auf amerikanische Staatsbürgerschaft aus dem Jahre 1950
weist jedoch den 21. September 1899 aus.
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) stummfilm.at, 4) prisma.de,
5)geschichtewiki.wien.gv.at
Quellen:
6) www.architektenlexikon.at 7)
Es existiert ein Dokument über die Einreise in die USA als Dora Rosenauer:
46 Jahre/Verheiratet/Malerin/Wohnsitz Paris. Allerdings weist das
architektenlexikon.at aus, dass Michael Rosenauer um 1930 eine zweite
Ehe eingegangen sei. Weitere Belege: a) Einreise nach Canada via New York als Maria Dora Rosenauer (36 Jahre), wohnhaft in
London, b) Gewinn eines Modewettbewerbs als Dora Rosenauer
im Jahre 1940.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
sowie frühe Stummfilme bei "The
German Early Cinema Database"
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, cyranos.ch; R = Regie)
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- 1918: Die Tänzerin (R:
Louis Neher;
als Dienstmagd Anuschka, die Tänzerin)
→ Early Cinema Database
- 1918: Das
Kind meines Nächsten (R: Einar
Zangenberg (auch Darsteller des Schmieds Alois Brandstätter);
als Hilde Lenz) → IMDb
- 1918: Am Maskenball (Produktion: Einar Zangenberg; R: ?; als
?) → IMDb
- 1918: Im goldenen Eldorado (Produktion: Einar Zangenberg;
R: ?; als ?) → IMDb
- 1918: In einer Nacht (Kurzfilm; R: Louis Neher; als ?)
→ IMDb
- 1919: Der Rebell
/ Menschen, die ihr Glück verspielen (R: Rudolf
Stiassny; als Genia) → IMDb
- 1920: Herzblut (R: Jakob
und Luise
Fleck; als ?) → IMDb
- 1920: Der Fluch der Vererbung (R: Louis Neher;
als ?) → Early Cinema Database
- 1920: Narr
und Tod (nach einer Vorlage von Siegfried
Geyer; R: Rudolf Stiassny; als Geliebte des Bildhauers
Peter Starling (Hans Lackner))
- 1920: Der Teddybär (Kurzfilm; R: ?; als ?) → IMDb
- 1920: Großstadtgift (R: Jakob und Luise Fleck;
als ?) → IMDb
- 1920: Seff als Detektiv ("Cocl & Seff"-Film
mit Rudolf
Walter (Cocl) und Josef
Holub (Seff); R: ?; Mitwirkung lt. Wikipedia)
- 1920: Wildfeuer / DieMaske der Schuld
(nach dem Drama "Wildfeuer" von Friedrich Halm;
R: Max
Neufeld; als René)
→ stummfilm.at,
film.at
- 1920: Winterstürme (R: Max Neufeld;
als Edith)
- 1921: Die Frau in Weiß
(2 Teile nach dem gleichnamigen
Roman von Wilkie
Collins; R: Max Neufeld (auch Darsteller);
mit Liane
Haid; als ?)
→ stummfilm.at,
film.at,
IMDb
- 1921: Mozarts Leben, Lieben und Leiden
(R: Otto
Kreisler; mit Josef Zetenius als Komponist Wolfgang Amadeus
Mozart;
als dessen Ehefrau Constanze,
geborene Weber) → prisma.de,wiev1.orf.at
- 1921: Die Narrenkappe der Liebe (R:
Stephan
Lorant; als Weib der Rache)
- 1921: Die Totenhand / Der Graf von Monte Christo (angelehnt an
den Roman "Der Graf von Monte Christo"
von
Alexandre Dumas d.Ä.;
R: Hans-Otto Löwenstein;
mit Max Devrient als Graf von Monte Christo, Martin Lübbert
(18871970)
als Benedetto; als Haydée, Tochter von Ali Pascha, dem Herrscher von Janina)
→ Zensurentscheidung,
IMDb
- 1921: Kleider
machen Leute (nach Motiven der gleichnamigen
Novelle von Gottfried
Keller; R: Hans
Steinhoff;
als Nettchen, Tochter des Amtmanns (Franz
Kammauf), Hermann
Thimig als der Schneider Jaro Strapinsky) → stummfilm.at
- 1922: Faustrecht (nach
dem Roman "Hemmungslos" von Hugo Bettauer;
R: Karl
Ehmann; Max Neufeld; als ?)
- 1922: Olga Frohgemut (nach
der Erzählung von Felix
Salten; R: Jakob
und Luise
Fleck; als ?)
→ IMDb,
projekt-gutenberg.org
- 1922: Der Lumpensammler von Paris (R: Hans-Otto Löwenstein;
als ?) → IMDb
- 1922: Flora Mystica / Das ewige Lied vom Weibe (R: Karl
Tema; als ?) → IMDb
- 1922: Sergius Panin (nach dem Roman von Georges
Ohnet; R: Maurice de Marsan (18521929) /
Charles Maudru (18591935); mit Albert von Kersten in der Titelrolle; als Jeanne de Cerny) → IMDb
- 1924: Was ist Liebe
?
(R: Leopold Niernberger; zusammen mit Carmen Cartellieri als ein konträren Schwesternpaar)
→ stummfilm.at,
viennale.at,
IMDb
- 1925: Leibfiaker
Bratfisch / Das Geheimnis von Mayerling / Die Tragödie eines Prinzen (R: Hans-Otto Löwenstein;
basierend in weiten Teilen auf Szenen eines 1919 von der österreichischen
Zensur verbotenen "Mayerling"-Films über
die Tragödie auf Schloss
Mayerling,
wo Kronprinz
Rudolf gemeinsam mit seiner Geliebten Mary
Vetsera in der Nacht
vom 29. auf den 30. Januar 1889 durch Suizid aus dem Leben schied;
mit Eugen
Neufeld als Kronprinz Rudolf,
Midy Elliot als Mary Vetsera; Georg
Kundert als Rudolfs Leibfiaker Josef
Bratfisch; als ?)
- 1925: Der ungebetene Gast (R: Max
Mack; als ?) → IMDb
- 1925: Die heiratsfähige Puppe (nach dem Libretto von Maurice Ordonneau
(18541916 ) und Albin Valabrčgue (18531937)
zu der Opéra-comique "La poupée" (dt.
"Die Puppe")
von Edmond Audran (Musik); R: Meyrick
Milton (1862?);
als Alesia, Tochter der Eheleute Hilarius (Heinz
Hanus/Frau Winterberg);
Otto Willhelm als Novize Lancelot) → IMDb
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