Rose/Rosa Liechtenstein
Filmografie / Hörspiel
Die in verschiedenen Quellen als Rose Liechtenstein geführte Schauspielerin Rose Lichtenstein erblickte am 26. März 1887 als Rosa Lichtenstein in Landsberg an der Warthe1) (heute: Gorzów Wielkopolski, Polen) das Licht der Welt; als Künstlernamen gab sie auch Rose Lichtenstein an.2)  
Rose Liechtenstein vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: www.cyranos.ch: Lizenz: gemeinfrei Nach einer Ausbildung zur Schauspielerin in Berlin an der "Marie-Seebach-Schule"3) des "Königlichen Schauspielhauses"1) ging sie 1909 an das "Meininger Hoftheater"1), wo das ein Jahr zuvor bei einem Brand fast völlig zerstörte "Hoftheater" am 17. Dezember 1909 nach dem Umbau wiedereröffnet wurde. Noch vor Ablauf ihres mehrjährigen Engagements wechselte die Künstlerin, die Max Grube1) "als das größte Talent, das mir jemals vorgekommen ist"4) bezeichnete, zur Spielzeit 1912/13 an das "Deutsche Theater" in New York1) bzw. 1913/14 nach Düsseldorf1) an das von Louise Dumont1) und Gustav Lindemann1) gegründete "Schauspielhaus"1). Eine weitere Theaterstation wurde unter anderem das "Deutsche Theater" in Brüssel1) (1915/16), seit der Spielzeit 1916/17 wirkte sie an Berliner Theatern. So beispielsweise 1924 an der "Volksbühne"1) in der Uraufführung (28.02.1924) des Schauspiels "König Hunger" von Leonid Adrejew1) (Regie: Fritz Holl1)), in der Uraufführung (13.12.1924) des Versdramas "Shakuntala"1) des indischen Dichters Kalidasa1) in der Bearbeitung/Nachdichtung von Rolf Lauckner1) (Regie: Paul Henckels) und seit der Premiere am 21. Dezember 1924 in dem Einakter "Unterm karibischen Mond" ("The Moon of the Caribbees") von Eugene O'Neill (Regie: Erwin Piscator1)). In den 1920er Jahren ging die Charakterdarstellerin mit dem legendären Theatermann Max Reinhardt1) auf eine Amerika-Tournee, zur Spielzeit  1929/30 trat sie als Gast am "Großen Schauspielhaus"1) auf.
 
Foto: Rose Liechtenstein vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe (gemeinfreihier
Rose Liechtenstein stand in Berlin am "Deutschen Künstlertheater"1), am "Lessingtheater"1) und in Wien am "Raimund Theater"1) auf der Bühne.  Sie gestaltete unter anderem als Schiller-Interpretin die Millerin in "Kabale und Liebe"1) und die Prinzessin von Eboli in "Don Karlos"1), feierte mit der Titelrolle in dem Trauerspiel "Agnes Bernauer"1) von Friedrich Hebbel1) ebenfalls Erfolge. Neben ihrer Bühnentätigkeit gastierte die Künstlerin in den 1920er Jahren mehrfach beim Berliner Rundfunk, wo sie als Sprecherin in Hörspielproduktionen bzw. Literaturadaptionen der "Berliner Funk-Stunde"1) mitwirkte; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Wikipedia notiert: Der Hörer-Almanach "Künstler am Rundfunk" auf das Jahr 1932 widmete ihr eine Seite, wo zu ihrem Photo zu lesen war: "Rose Lichtenstein war an zahlreichen Bühnen des In- und Auslandes tätig. Sie gastiert häufig bei der Berliner "Funk-Stunde". Sie liebt ihr Heim und ihre Katzen, von denen sie vier Exemplare hat."
  
Bereits Mitte der 1910er Jahre wandte sich die Schauspielerin dem Film zu, trat erstmals in dem von Joe May1) mit Ehefrau Mia May in Szene gesetzten stummem Melodram "Arme Eva Maria"1) auf der Leinwand in Erscheinung. Richard Oswald1) besetzte sie in dem 2. Teil seines Krimis "Freitag, der 13. Das unheimliche Haus"1) (1916) neben Reinhold Schünzel in der Rolle des Meisterdetektivs Engelbert Fox als Leonie Cardallhan, Schwester des ominösen Wissenschaftlers Prof. Cardallhan (Werner Krauß), für Regisseur Adolf Gärtner1) mimte sie als Esther die Frau des seinen Tagträumen nachhängenden Hausierers David (Albert Bassermann) in der ebenfalls dramatischen Geschichte "Der eiserne Wille"1) (1917). Man sah sie als Schauspielerin Senta Dessoir in dem Melodram "Don Juans letztes Abenteuer"1) (1918) mit Magda Sonja und Louis Ralph in den Hauptrollen oder als Sängerin Illonka Sereniy in Karl Grunes1) Regiedebüt bzw. Adaption "Der Mädchenhirt"1) (1919) nach dem Roman von Egon Erwin Kisch1). Es folgten weitere stumme Produktionen, in denen Rose Liechtenstein prägnante Nebenrollen spielte, so erschien sie beispielsweise 1919/20 in drei Filmen der von E. A. Dupont1) in Szene gesetzten Krimiserie mit Max Landa als findigem Detektiv – als Ehefrau des auf mysteriöse Weise umgekommenen James Mistoll (Gustav Botz1)) in "Das Geheimnis des Amerika-Docks"5) (1919), als Stubenmädchen in "Die Japanerin"5) (1919) und als Tochter des wahnsinnigen Professors Melville (Leo Connard) in "Der Würger der Welt"1) (1920). Im 3. Teil von "Das Mädchen aus der Ackerstraße" mit dem Titel "Wie das Mädchen aus der Ackerstraße die Heimat fand"5) (1921) und Lilly Flohr in der Titelrolle tauchte sie als Ehefrau auf, gehörte auch zur Besetzung von Fritz Langs "Kriemhilds Rache"1) (1924), dem zweiten Teil des Film-Epos "Die Nibelungen"1), das als Meilenstein der Filmgeschichte bezeichnet werden kann. In einem weiteren Meisterwerk von Fritz Lang, dem Klassiker "Metropolis"1) (1926), gehörte sie mit der kleinen Rolle ebenfalls zur Besetzung und spielte eine Arbeiterin → Übersicht Stummfilme.
  
Fritz Langs legendärer erster Tonfilm "M – Eine Stadt sucht einen Mörder"1) (1931) bedeutete auch für Rose Liechtenstein den Einstieg in die neue Tonfilm-Ära, doch sollte es jedoch zugleich ihr letzter Auftritt vor der Kamera werden. Nach der so genannten Machtergreifung1) der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 wurde die Schauspielerin jüdischer Abstammung aus der "Reichstheaterkammer"1) (RTK) und der "Reichsfilmkammer"1) (RFK) ausgeschlossen, was faktisch einem Berufsverbot gleichkam. Sie trat zwar noch beim "Kulturbund Deutscher Juden"1) in Hamburg unter der Regie des von den Nazis ebenfalls mit Berufsverbot belegten und 1938 in die USA geflüchteten Dr. Hans Buxbaum (1893 – ?) in der Rolle der Anastasia Karlowna in der Bühnenfassung der Erzählung "Lukardis" von Jakob Wassermann1) (26.11.1935) auf, sowie an der Jugendbühne des Berliner "Kulturbundes" in der Moliere-Komödie "Der eingebildete Kranke"1) (02.1936, Regie: Ernst Rosenbaum), emigrierte dann jedoch wenig später in das damalige Palästina1).
In der neuen Heimat feierte Rose Liechtenstein Erfolge auf der Theaterbühne, war zwischen 1936 und 1945 Mitglied der Theatertruppe "Matate" in Tel Aviv1). 1944 gehörte sie in Tel Aviv zu den Gründungsmitgliedern des später berühmten "Theatron Cameri"1), dessen erstem Ensemble dann auch die gleichfalls vor den Nazis geflüchtete Hanna Maron1) angehörte und wo auch Michael Degen für ein Jahr gastierte, ehe der Exilant 1951 wieder nach Deutschland zurückkehrte.
Am "Teatron Cameri", wo Rose Liechtenstein mehr als 25 Rollen gestaltete, entwickelte sie sich zur "Adele Sandrock" der Israelis4), wie der Schriftsteller Rudolf Frank1) sie einmal bezeichnete. Sie fand unter anderem Anerkennung für ihre Darstellung der Heiratsvermittlerin Frosine in der Moliere-Komödie "Der Geizige"1), trat beispielsweise in dem Drama "Juno und der Pfau"1) von Seán O’Casey1) und in dem Stück "Der gute Mensch von Sezuan"1) von Bertolt Brecht1) auf, brillierte als Mutter Amanda Wingfield in dem Schauspiel "Die Glasmenagerie"1) von Tennessee Williams1) und als Cecilie in dem Lustspiel "Jean" von Ladislaus Bus-Fekete1) → Kurzinhalt bei der ARD-Hörspieldatenbank.
Rose Liechtenstein war eine der wenigen emigrierten Künstler/-innen, die in Israel von ihrem Beruf leben konnten.
  
Die Schauspielerin und Theatergründerin Rose Liechtenstein blieb für den Rest ihres Lebens in Israel1) und kehrte nicht mehr nach Deutschland zurück. Sie starb am 22. Dezember 1955 im Alter von 68 Jahren in Tel Aviv.
Quellen: Wikipedia und "Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933-1945"*)
Siehe auch cyranos.ch sowie filmstarpostcards.blogspot.com (englisch)
*) Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 – 1945; Herausgeber: Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider; Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler von Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß (Teil 2, L–Z, K G Saur, München 1999, S. 581/581)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 5) filmportal.de
2) Quelle: Volker Wachter: Der im "Thüringischen Staatsarchiv Meiningen" lagernde handgeschriebene Fragebogen der "Pensionsanstalt für die Mitglieder des "Herzoglichen Hoftheaters zu Meiningen" vom 23.03.1910 gibt die genannten Namen und den Geburtsort an.
3) Hinweis: Marie Seebach3) (1834–1897), Schauspielerin in Hamburg, Wien, München, Hannover, Berlin, seit 1887 am "Königlichen Schauspielhaus", stiftete 1893 ein Heim für hilfsbedürftige Bühnenkünstler, 1895 in Weimar als "Marie Seebach-Stift" eingeweiht und noch heute existierend. Die Schule ihres Namens war ebenfalls eine Stiftung.
4) Volker Wachter: Meininger Schauspieler und der Film (PDF, Seite 7/8)
Lizenz Foto Rose Liechtenstein (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilm
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfime bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de; R = Regie)
Stummfilme Tonfilm
Hörspielproduktionen (Auszug)
der "Berliner Funk-Stunde" (Regie: Alfred Braun, wenn nicht anders vermerkt;
jeweils Livesendungen ohne Aufzeichnung 
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, biographien.ac.at; R = Regie)
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