Emil Sondermann (Johann Julius Emil Sondermann) erblickte am 16. Oktober 1852 in Berlin (damals Königreich Preußen1)) das Licht der Welt. Nach "Lehrjahren" in der Provinz begann seine schauspielerische Karriere am Berliner "Vorstädtischen Theater"1) am Weinbergsweg, das vor allem wegen seiner urwüchsigen Inszenierungen bekannt war, sowie am "Luisenstädtischen Theater" in der Dresdener Straße 72 (Berlin-Kreuzberg1)), mit dessen Direktor Adolf Ernst1) er bereits am "Vorstädtischen Theater" gemeinsam auf der Bühne stand.
Emil Sondermann fotografiert von Wilhelm Willinger (1879 – 1943); Quelle: www.cyranos.ch Weitere Theaterstationen wurden Görlitz1) (1879), anschließend Hamburg1) ("Zentralhallen-Theater"), Breslau1) (1880–1881), Hannover1) ("Residenz-Theater"1), 1883–1885) und erneut Hamburg, wo Sondermann zwischen 1887 und 1898 am "Carl-Schultze-Theater"1) als Schauspieler, Sänger und Regisseur tätig war. 1899 kam er in die Metropole Berlin zurück und wirkte am "Central-Theater"1), wo erfolgreich Volksstücke, Possen und Parodien aufgeführt wurden; zudem fungierte er dort als Oberregisseur. Ludwig Eisenberg1) (1858 – 1910) schreibt in seinem 1903 publizierten Lexikon*): Sondermann ist vielleicht im provinziellen Deutschland bekannter als in Berlin selbst, denn gerade diese Bühne wird von dem reisenden Publikum mehr besucht als jede andere. Dort gibt es allabendlich Heiterkeit und Musik, der Trefflichsten einer ist Sondermann selbst, der sich von den argen Übertreibungen, die bei der Operette beliebt sind, ziemlich fern gehalten hat und doch vielleicht gerade deswegen ehrliche, komische Wirkungen erzielt; spielte er doch viele hundert Male in der "Geisha"1), und man konnte, trotz dieser zahllosen Wiederholungen an seine Leistung keinen geschmacklosen Ulk, kein auffallendes Outrieren, kein störendes Extempore bemerken. Seine Grafen und Lebemänner sind im besten Sinne grotesk und seine beweglich behagliche Figur, die sich so drollig zu bewegen versteht, vergisst sich nicht leicht. Auch sein charakteristischer Coupletvortrag zieht viele Freunde ins Haus."

Emil Sondermann fotografiert
von Wilhelm Willinger1) (1879 – 1943)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Auch am Berliner "Belle-Alliance-Theater"1) wusste der Mime das Publikum zu begeistern, als dort seit Mai 1905 das Lustspiel "Das Liebesmanöver" von Curt Kraatz2) und Freiherr von Schlicht1) aufgeführt wurde, dass Sondermann mit sich in der Rolle des Major a.D. von Velsen in Szene gesetzt hatte. Der "Berliner Lokal-Anzeiger"1) notierte am 2. Mai 1905 unter anderem: "Emil Sondermann, der sich übrigens auch als sehr geschickter Regisseur erwies, gab eine Glanzleistung als pensionierter Major mit wirklich echten, soldatischen Tönen. Und für das "Kleine Journal" (02.05.1905) war Sondermann "als pensionierter Major ein Kabinettstück". → karlheinz-everts.de
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Sondermann bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Schauspieler und Sänger am Berliner "Thalia-Theater" beschäftigt, wo er unter anderem mit dem Komponisten und Dirigenten Jean Gilbert1) (1879 – 1942) zusammenarbeitete.
  
Bereits früh interessierte sich Sondermann für die aufstrebende Kinematographie1), wirkte bereits Ende der 1900er Jahre in einigen Tonbildern1) mit, die mittels speziell für sie produzierter Schallplatten die Illusion "lebender, sprechender und singender Photographien" zu erzeugen wussten. Ab 1915 war er dann regelmäßig im Stummfilm präsent, trat in den humoristischen "Sondi"1)-Streifen mit sich selbst als Titelheld in Erscheinung, die er mit seiner Berliner "Sondermann-Films GmbH" zum Teil nach eigenem Manuskript bzw. in eigener Regie produzierte. Es folgten weitere heitere Geschichten, oft unter der Regie von Wiliam Karfiol1), in denen er sein komödiantisches Talent ausleben konnte. Mitte der 1920er Jahre zog sich Sondermann vom Filmgeschäft zurück, einen letzten Auftritt hatte der inzwischen über 70-Jährige als Schmierendirektor in Richard Oswalds1) Historienfilm "Lützows wilde verwegene Jagd"1) (1927) mit Arthur Wellin1) als Führer des Freikorps Major von Lützow1) und Ernst Rückert als Dichter Theodor Körner1), der, nachdem er am 26. August 1813 als "Sänger und Held" im Lützowschen Freikorps1) gefallen war, zur patriotischen Identifikationsfigur wurde → Übersicht Stummfilme.
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler und Regisseur verfasste Emil Sondermann zusammen mit Adolf Philipp auch die Libretti zu den Operetten "Der Abenteurer" und "Der Strassensänger", zu denen der österreichische Kapellmeister Carl Stix (1860 – 1909) die Musik komponierte.
 
Der vielseitige Künstler Emil Sondermann starb am 29. August 1927 im Alter von 74 Jahren in Berlin. Er war mit seiner Kollegin, der am 4. November 1869 in Wien geborenen Schauspielerin und Sängerin Therese Delma verheiratet, die unter anderem seit 1899 ebenfalls am "Central-Theater" wirkte, ihre Tätigkeit am "Theater an der Wien"1) begann (1890–1893) und in Hamburg am "Carl-Schulze-Theater"1) (1893–1899) fortsetzte.*).
Anlässlich des Ablebens von Sondermann konnte man 1928 im "Deutschen Bühnen-Jahrbuch"1)3) lesen: "Der Künstler, der sich in den letzten Jahren fast ganz von der Bühne zurückgezogen hatte, gehörte in den großen Zeiten der Operette zu den besten Vertretern des charakterkomischen Faches. (…) Neben seiner großen Begabung für komische Rollen wußte er aber auch ernste Töne anzuschlagen, und ebenso gefiel er durch seine feine Charakterisierung im Lustspiel und in der Posse. (…) Eine Aufführung, die durch ihn besonders berühmt wurde, war die "Geisha", in der er viele hundert Male spielte. Am Berliner "Thalia-Theater" war er jahrelang der künstlerische Mittelpunkt des Possen- und Operettenrepertoires." (Quelle: Wikipedia)
Quelle (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
*) Ludwig Eisenberg: "Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert" (Verlag von Paul List, Leipzig 1903);
Digitalisiert: Emil Sondermann: S. 972 / S. 973
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) wiesbaden.de
3) Quelle: "Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1928" (S. 115)
Lizenz Foto Emil Sondermann (Urheber: Wilhelm Willinger): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Tonbilder / Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung; R = Regie)
Tonbilder → Wikipedia
(Produktion: "Duskes Kinematographen- und Film-Fabriken GmbH" von Alfred Duskes)
Stummfilme
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de