Hans Unterkircher erblickte am 22. August 1894 im österreichischen Graz1) (Steiermark) das Licht der Welt. Nach einer Ausbildung am "Wiener Konservatorium"1) startete er 1910 seine Karriere als Schauspiel-Eleve in seiner Geburtsstadt Graz, ging im darauffolgenden Jahr nach Aussig1) (heute Ústí nad Labem, Tschechien) und kam dann 1913 nach Berlin. 
Hier erhielt er ein Engagement bei Max Reinhardt1) am "Deutschen Theater"1) und konnte sich recht bald als Charakterdarsteller profilieren. So gestaltete er den Gymnasiasten Otto in dem Drama "Frühlings Erwachen"1) von Frank Wedekind1), den Schüler in Goethes "Faust"1) und den Hofmann in "Faust II"1), den Prinzen Alexander Farnese in dem Schiller-Schauspiel "Don Karlos"1) und Fedjas Freund Butkewitsch in "Der lebende Leichnam" von Leo Tolstoi1). Im darauffolgenden Jahr trat er als Sohn des Scheichs in Max Reinhardts Pantomime bzw. der Friedrich Freksa1)-Adaption "Sumurun" und als Hofkavalier in dem Kleist-Drama"Prinz Friedrich von Homburg"1) in Erscheinung.
Auf Empfehlung Reinhardts schiffte sich Unterkircher kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 nach New York ein und fand dort eine Spielmöglichkeit am "Irving Place Theatre"1). Der deutschamerikanischer Filmproduzent Carl Laemmle1), der 1912 die "Universal Studios"1) gegründet hatte, holte den gut aussehenden Unterkircher zum Jahreswechsel 1916/17 nach Hollywood und verschaffte ihm Rollen in mehreren stummen Produktionen.

Porträt des Hans Unterkircher 1927 in Jackett, mit Schirmmütze
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1), 1881–1963); Datierung: 30.10.1927
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv
(Inventarnummer 204886-D)

Porträt des Hans Unterkircher 1927 in Jackett, mit Schirmmütze; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 30.10.1927; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204886-D)
Hans Unterkircher 1927 in einem Wintermantel mit Pelzkragen, mit Filzhut und Handschuhen; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 30.10.1927; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204887-D) Als die USA an der Seite Großbritanniens am 6. April 1917 in den Krieg eintraten, wurde das "Irving Place Theater" geschlossen und Moische Schwarz1) übernahm es bald darauf als jiddisches Theater ("Yiddish Art Theatre"), wo der Grazer Hans Unterkircher in jiddisch spielte; für die Arbeit vor der Kamera änderte Unterkircher seinen deutsch klingenden Namen und trat als "Thornton Church" auf.
Gegen Laemmles Wunsch entschied sich Unterkircher nach Kriegsende 1920 zur Rückkehr nach Europa. In Berlin kehrte er zur Bühne zurück, trat unter anderem in den Revuen von Erik Charell1) auf. Auch beim Film konnte der stets elegant wirkende Mime Fuß fassen, seine zweifellos bedeutendste stumme Rolle spielte er in Friedrich Wilhelm Murnaus1) Klassiker "Der letzte Mann"1) (1924) als arroganter Vorgesetzter des alternden Hotelportiers (Emil Jannings), den er zum Toilettenwärter degradiert. Eine weitere Glanzrolle hatte er in Max Neufelds1) Meisterwerk "Die Strecke"2) (1927) in dem er als Revident1) Friedrich einen skrupellosen Verführer darstellte → Übersicht Stummfilme.

Hans Unterkircher 1927 in einem Wintermantel mit
Pelzkragen, mit Filzhut und Handschuhen
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1), 1881–1963); Datierung: 30.10.1927
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv
(Inventarnummer 204887-D)

1925 ging Unterkircher dann nach Wien, spielte in den 1930er Jahren unter anderem in der musikalischen Komödie "Bei Kerzenlicht" von Karl Farkas1) und Robert Katscher1) (Musik), wirkte am "Theater in der Josefstadt"1) sowie in München an den "Kammerspielen"1); ab 1940 trat er bei Walter Bruno Iltz1) am Wiener "Volkstheater"1) auf.
Seit Mitte der 1930er Jahre stand Unterkircher zudem wieder regelmäßig vor der Kamera und übernahm prägnante Nebenrollen, wurde meist im Fach des Grandseigneurs besetzt, wie als Baron Rivoli in der Komödie "Salto in die Seligkeit"1) (1934). "Unterkircher spielte Grafen, Generale, Hofmarschälle und sogar Kaiser, denen er bis zuletzt mit Eleganz und Noblesse Stil und Ausstrahlung verlieh."*) So trat er unter anderem als Fürst Wurozeff in der amüsanten Geschichte "Liebling der Matrosen"3) (1937) neben Traudl Stark und Wolf Albach-Retty in Erscheinung, mimte den Graf Lagarde in dem Krimi "Hotel Sacher"1) (1939) oder den Minister Bouvier in der propagandistischen Politkomödie "Liebe ist zollfrei"1) (1941) mit Hans Moser als komischem, aber dennoch autoritärem Zollbeamten.
In der Spätphase des so genannten "Dritten Reichs" fiel Hans Unterkircher bei den Machthabern kurzzeitig in Ungnade, von (laut eigener Aussage) Mitte November (oder, offiziell, vom 14. Dezember) bis zum 23. Dezember 1944 saß er in Gestapo-Haft. Der Grund: Sippenhaft. Unterkirchers Schwiegereltern waren zuvor wegen, wie es in offiziellen Unterlagen heißt, "staatsfeindlicher Tätigkeiten" festgenommen worden.*)

      
Der Schauspieler Hans Unterkircher 1927 im Frack
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1), 1881–1963); Datierung: 30.10.1927
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv
(Inventarnummer 204885-D)

Der Schauspieler Hans Unterkircher 1927 im Frack; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora, 1881–1963); Datierung: 30.10.1927; Quelle/Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer 204885-D)
Auch nach Kriegsende war Unterkircher weiterhin mit kleineren Parts auf der Leinwand präsent, versuchte sich mit dem von ihm selbst produzierten Heimkehrer-Melodram "An klingenden Ufern"1) (1948) zudem als Regisseur. Als Filmschauspieler blieb er seinem Image treu, verkörperte beispielsweise in Fritz Kortners Historien-Drama "Sarajewo – Um Thron und Liebe"1) (1955) den k. u. k. Kämmerer Franz von Harrach1), Adjutant des Thronfolgers der Monarchie Österreich-Ungarn Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este1) (Ewald Balser) während seiner Bosnien-Reise 1914 und Augenzeuge des Attentats von Sarajevo1). Als Graf Eichenfels tauchte er in der Liebesromanze "An der schönen blauen Donau"1) (1955) auf, gehörte auch zur Besetzung zweier internationaler Produktionen – als General Paskievitch in Robert Siodmaks1) opulent in Szene gesetzten Drama "Katja, die ungekrönte Kaiserin"1) (1959, "Katia") mit Romy Schneider und Curd Jürgens sowie als russischer Zaren Nikolaus I.1) in dem Liebesfilm "Nur wenige sind auserwählt"1) (1960, "Song Without End") mit Dirk Bogarde als Komponist Franz Liszt1) und Capucine1) als dessen Geliebte bzw. Lebensgefährtin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein1). Zu seinen letzten Auftritten vor der Kino-Kamera zählte die Rolle eines Generals in Wolfgang Liebeneiners1), auf dem Roman "Der brave Soldat Schwejk"1) von Jaroslav Hašek1) basierenden Streifen "Schwejks Flegeljahre"1) (1963) mit Peter Alexander sowie der Part des Oberst Bernard Alfred Weidenmanns1) Agententhriller "Schüsse im 3/4 Takt"1) (1965) mit Pierre Brice, Heinz Drache und Daliah Lavi →  Übersicht Tonfilme.
 
Ab Ende der 1950er Jahren konzentrierte sich Unterkircher neben seiner Arbeit für das Theater vermehrt auf die Tätigkeit beim Fernsehen. So sah man ihn, außer verschiedenen Theater-Inszenierungen, beispielsweise als ehemaligen Chargenspieler Pawelka, der in dem von Kurt Wilhelm nach der Komödie von František Langer1)1) inszenierten TV-Spiel "Funken in der Asche"4) (1962) ebenso in Vergessenheit geraten ist, wie die einst berühmte Schauspielerin Helene Richter (Helene Thimig). In Harald Beneschs1) Adaption "Leocadia"4) (1964) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Jean Anouilh1) gab er den Baron Hektor, in Michael Kehlmanns1) zweiteiligen Verfilmung "Radetzkymarsch"1) (1965) nach dem gleichnamigen Roman1) von Joseph Roth1) den Oberst Kovacs neben Helmuth Lohner in der Rolle des Carl Joseph von Trotta. Letztmalig war er im April 1971 in der Episode "Die Hungerkur"5) aus der Serie "Wenn der Vater mit dem Sohne"1) als Industrieller Rohrer zusammen mit den Protagonisten Fritz Eckhardt und Peter Weck auf dem Bildschirm präsent → Übersicht TV-Produktionen.
Auf der Bühne konnte man ihn beispielsweise auch bei den "Salzburger Festspielen"1) erleben, wo er 1962 in der Zauberposse "Der böse Geist Lumpacivagabundus"1) von Johann Nestroy1) in einer Inszenierung von Leopold Lindtberg1) die Figur des alten Zauberers Mystifax gestaltete. Eine der Aufführungen mit unter anderem Erik Frey (Feenkönig Stellaris), Sonja Sutter (Fee Amorosa), Willy Trenk-Trebitsch1) (Lumpazivagabundus) und Attila Hörbiger (Schustergesell Knieriem) wurde auch im Fernsehen ausgestrahlt → TV-Sendung4) vom 26.08.1962. Später wirkte der Künstler, wie bereits in den 1930er Jahren, unter anderem auch wieder an der Wiener "Volksoper"1).

Hans Unterkircher, dem der Ehrentitel "Professor" verliehen worden war, starb am 27. Mai 1971 im Alter von 75 Jahren in Wien; die letzte Ruhe fand er in einer ihm ehrenhalber gewidmeten Grabstelle1) auf dem "Grinzinger Friedhof"1) (Gruppe 2, Nummer 17). Hier wurde später auch seine Ehefrau Eva Unterkircher (1917 – 2000) beigesetzt → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
*) Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945 (Metropol, Berlin 2008, S. 356 ff.)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) stummfilm.at, 3) filmportal.de, 4) Die Krimihomepage, 5) fernsehserien.de
    
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(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, theatertexte.de, Die Krimihomepage,
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