Mit nur 15 Jahren gab Pauline Schweighofer ihr Bühnendebüt in Graz1)
mit der Rolle der Eva Webster in dem Schwank "Der
Bibliothekar" von Gustav
von Moser1), hatte auch Erfolg in
den Lustspielen "Feuer in der
Mädchenschule" von Théodore Barričre1) und
"Sie hat ihr Herz entdeckt"
von Wolfgang
Müller von Königswinter1). Wenig
später wurde sie an das "Herzogliche
Hoftheater"1) nach Meiningen
berufen, dessen Ensemble sie als jugendliche Liebhaberin bzw.
Sentimentale bei einem Gastspiel nach London verstärken sollte. Neben dem
Käthchen in Kleists
"Das Käthchen von
Heilbronn"1) war die Darstellung der Titelrolle in dem romantischen Schauspiel
"Preciosa" ihre wichtigste Aufgabe während dieser Tournee.2)
Mehr als zwanzig Mal gestaltete sie die "Preciosa", die Inszenierung des
Bühnenstücks von Pius Alexander Wolff1) mit der Musik
von Carl
Maria von Weber1) war speziell für das London-Gastspiel 1881 in das
Repertoire des "Hoftheaters" aufgenommen worden. Kurz vor ihrem 17. Geburtstag
bekam die Karriere der jungen Schauspielerin einen weiteren Schub, sie
wurde fest an das "Hofburgtheater" engagiert und gab dort
am 19. Dezember 1882 ihren Einstand mit der Figur der Vilma in
dem Lustspiel "Rosenkranz und Güldenstern" von Michael Klapp1).
Pauline Schweighofer ca. 1881/82 als Käthchen in dem Ritterschauspiel
"Das Käthchen von
Heilbronn"1) von Heinrich
von Kleist1)
Urheber: Fotoatelier Wilhelm Höffert1) (18321901); Foto mit freundlicher Genehmigung
(Bildrechte/-herkunft): Meininger
Museen: Theatermuseum "Zauberwelt der Kulisse"
Originalfoto sowie weitere Infos bei "Museum digital Thüringen"
(www.museum-digital.de)
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Obwohl für drei Jahre verpflichtet, wechselte Pauline Schweighofer bereits im darauffolgenden Jahr für eine Spielzeit an
das "Stadttheater
Hamburg"1), 1884 für eine weitere an das
"Hoftheater München"1). Über
Brünn1) (1885) und
Kassel1), wo
sie von 1886 bis 1891 am
"Hoftheater"1) wirkte, kam die Wienerin (nach einem Zwischenspiel in Graz) 1892 erstmals nach Berlin
und erhielt ein Engagement am "Neuen Theater"1). Eine weitere Theaterstation wurde 1894
Bremen1), wo sie anlässlich der
Übernahme des Parts der Königin Brunhild1) für die erkrankte Darstellerin
dieser Rolle in dem Trauerspiel "Die
Nibelungen"1) von Friedrich Hebbel1) vom Fach der Sentimentalen in das der
Heroine
überging. Nach zweijährigem Wirken in Bremen sowie einem Intermezzo im
damals zaristischen Riga1) (1896;
heute Lettland) folgte Pauline Schweighofer 1897 einem Ruf an
das Wiener "Deutsche Volkstheater"1) und gab dort ihren Einstand
mit der Gestaltung der Königstochter Medea1)
in der gleichnamigen
Tragödie1) des Euripides1). Abgesehen von gelegentlichen Stippvisiten zu anderen Spielstätten (darunter
1901 erneut das "Kasseler Hoftheater") blieb Pauline Schweighofer die kommenden Jahrzehnte dem
"Volkstheater" verbunden.
Pauline Schweighofer 1898 in der Rolle der Medea,
fotografiert von Dr. Josef Székely (1838 1901)
Quelle: theatermuseum.at;
Inv. Nr.: FS_PK249691alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz:
CC BY-NC-SA 4.0
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Ludwig Eisenberg1)
(1858 1910) schreibt in seinem 1903 publizierten
Lexikon*):
"Schweighofer, die bereits Heldenmütter zu spielen beginnt, ist
eine Schauspielerin natürlich in Haltung, Gebärde und Sprache, und
zeugen ihre Leistungen von tiefem Eindringen in die Rolle. Und gerade so
wie sich früher die Liebenswürdigkeit ihres ganzen Wesens bei ihren
Darstellungen im Liebhaberfach ungemein sympathisch geltend machte,
so trifft sie auch gegenwärtig stets den richtigen Ton und erfreut,
unterstützt von einer bemerkenswerten Routine, jedes Publikum durch
ihren charmanten Humor, durch verständiges Mienenspiel, Temperament und
Gestaltungsgabe."
Zu Schweighofers Repertoire zählten neben den Rollen in Stücken des
klassischen Theaters auch Figuren in zeitgenössischen Werken, etwa von Henrik Ibsen1)
so die
Haushälterin Madam Helseth
in "Rosmersholm"1)
und die Tochter Bolette Wangel in "Die Frau vom Meer"1) oder
von Anton Wildgans1), wo
sie am 18. November 1916 in der Uraufführung der Tragödie "Liebe"3) als Mutter
überzeugte. Erfolge feierte sie beispielsweise im März 1925 als Signora Maddalena
in der Komödie "Die Wollust der Anständigkeit" ("Il
piacere dell'onestŕ") von Luigi Pirandello1), kein
Geringerer
als Alexander Moissi
gab den vornehmen Angelo Baldovino, dessen Tochter Agata (Erika Wagner1) → Foto) von einem verheirateten Marchese ein Kind erwartet.
Pauline Schweighofer fotografiert
von Leopold Bude4) (1840 1907)
Quelle: theatermuseum.at;
Inv. Nr.: FS_PV248463alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz:
CC BY-NC-SA 4.0
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Zum Film kam Pauline Schweighofer Ende der 1910er Jahre, entsprechend
ihrem Alter wurde die inzwischen über 50-Jährige in den überwiegend
österreichischen Produktionen meist mit Mutterrollen betraut. Sie gab
aber auch soignierte Vertreterinnen des Bürgertums und des Hochadels,
trat beispielsweise als Fürstin Bavatory in dem Streifen "Unter der Knute des
Schicksals" (1920) in Erscheinung, in dem Drama "Der
tote Hochzeitsgast"1) (1921),
in Szene gesetzt Max Neufeld1) nach dem Gedicht
"Don Ramiro" von Heinrich Heine1) mit sich selbst in der
Rolle des Don Ramiro, gab sie die Mutter der Donna Clara (Carmen Cartellieri). Zwei Mal arbeitete
sie mit Sidney M. Goldin1), einem der bedeutendsten Vertreter des jiddischen
Films zusammen: Sie stand für dessen melodramatischen Sittenfilm "Hütet eure Töchter" (1922) vor der Kamera, in der
dramatischen "Märtyrerlegende"
mit dem Titel "Jiskor"1) (1924) mimte sie die
christliche Pflegemutter des von Maurice Schwartz1) dargestellten Juden
Leipke, der die Liebesbekundungen der junge Gräfin Helena Czaki (Dagny Servaes) standhaft zurückweist und dafür mit seinem Leben bezahlt. Einen letzten Leinwandauftritt hatte sie als Madame Stralila in
der rumänischen Produktion bzw. in dem von Jean Mihail (1896 1963)
gedrehten Melodram "Povara" (1928) → Übersicht
Stummfilme.
Pauline Schweighofer um 1890 fotografiert
von Rudolf Krziwanek1) (1843 1905)
Quelle: theatermuseum.at;
Inv. Nr.: FS_PK249621alt
© KHM-Museumsverband; Lizenz:
CC BY-NC-SA 4.0
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In ihrem letzten Lebensjahrzehnt war die mittlerweile pensionierte Künstlerin
am Theater nur noch freiberuflich tätig.
Pauline Schweighofer starb am 9. April 1940 im Alter von 74 Jahren in ihrer Geburtsstadt
Wien; über ihr Privatleben ist derzeit nichts bekannt.
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