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Der Schauspieler und Theaterregisseur Lothar Firmans wurde am
10. November 1896 in der thüringischen Kleinstadt Ohrdruf1)
in eine Künstlerfamilie hineingeboren und setzte wie seine Geschwister
die Familientradition fort. Der Vater Georg Firmans war ein
angesehener Theaterdirektor, auch der ältere Bruder Josef Firmans1) (1884 1957) ergriff den
Schauspielerberuf, machte sich zudem als Regisseur, Oberspielleiter und
Theaterintendant einen Namen. Schwester Mathilde (1886 1921),
vor der Ehe ebenfalls als Schauspielerin tätig, heiratete den Schauspieler,
Drehbuch- und Bühnenautor Fritz Staudte (1883 1958),
der aus dieser Verbindung stammende Sohn Wolfgang Staudte1)
(1906 1984) zählt bekanntlich zu den wichtigsten deutschsprachigen Filmregisseuren
der Nachkriegszeit.
Nach einer Ausbildung in Danzig zum Schauspieler erhielt Lothar Firmans
zur Spielzeit 1927/28 ein erstes Engagement als jugendlicher Held
und Liebhaber am "Danziger
Stadttheater", Verpflichtungen führten ihn an die Theater in Lübeck hier glänzte er unter anderem 1928 mit
der Titelrolle in Büchners
"Woyzeck"1) , und
Bremen sowie an das "Mecklenburgische Staatstheater"1) in
Schwerin (19311939). Dort überzeugte er auch in Stücken2)
von Henrik Ibsen, so im Herbst 1932 als Noras Ehemann Torvald Helmer in
"Nora
oder Ein Puppenheim"1), im
Frühjahr 1934 als Tischler Jakob Engstrand in "Gespenster"1)
(auch Regie) und ab Ende März 1938 als Knopfmacher in dem ebenfalls von
ihm in Szene gesetzten dramatischen Gedicht "Peer Gynt"1) → ibsen.nb.no.
Zwischen 1940 und 1944 stand Firmans am "Badischen
Staatstheater"1) in Karlsruhe auf der Bühne.
Lothar Firmans ca. 1920
Quelle: Privatfoto bzw. Archiv Georg Firmans
© Georg Firmans
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Nach Ende des 2. Weltkrieges wirkte der Charakterschauspieler in Berlin
an der "Komödie" sowie am "Theater am Schiffbauerdamm"1),
wo er beispielsweise zur Spielzeit 1951/52 unter der Regie von Kurt Jung-Alsen1)
in dem Stück "Tanker Nebraska" des 1922 in Bremen geborenen
und 1925 mit seinen Eltern in die USA ausgewanderten Schriftstellers
Herb Tank als Kapitän zur Besetzung gehörte. Man sah ihn 1952/53 in
verschiedenen Inszenierungen von Intendant Fritz Wisten1), so
in Friedrich Wolfs1) Schauspiel "Der arme
Konrad", als Staatsanwalt in dem Maxim Gorki-Drama "Feinde"1)
und in dem Schiller-Schauspiel "Die
Verschwörung des Fiesco zu Genua"1); in letzterem Stück gab er
zur Spielzeit 1951/52 neben Hans-Rüdiger Renn als Fiesco den Republikaner Verrina,
unter anderem verkörperte Susanne Wisten
dessen Tochter Bertha, Franz Kutschera gab den Gianettino Doria.
Ebenfalls 1951/52 erlebte man ihn als Herzog Senior in William Shakespeares "Wie es euch gefällt"1)
(Regie: Falk Harnack1)).
Zudem feierte Firmans große Erfolge
am "Staatstheater Dresden"1),
so als Francisco de Miranda1)
in der Premiere des Schauspiels "Simon Bolivar" von Ferdinand Bruckner1),
anlässlich der feierlichen Wiedereröffnung des "Großen Hauses"
am 23. September 1948 mit Hans-Peter Thielen in der Hauptrolle
des neugranadischen Unabhängigkeitskämpfers Simón Bolívar1).
Mit Manja Behrens glänzte er hier 1948 in George
Bernard Shaws historischen Komödie "Caesar und Cleopatra"( → Foto),
gab zur Spielzeit 1948/49 die Titelrolle in Goethes Faust I" mit Alfons Mühlhofer1) als Mephisto. Weitere
beachtenswerte Rollen in Dresden waren beispielsweise der Herzog Vincentio in der
Shakespeare-Komödie "Maß
für Maß"1) (Premiere: 07.09.1950), der
Kapellmeister Amadeus Adams in Arthur Schnitzlers "Zwischenspiel"1)
(Premiere: 12.01.1951) mit Manja Behrens als Ehefrau Cäcilie, der
Ronald in dem Schauspiel "Auch in Amerika
" (Premiere: 03.02.1951) von
Gustav von Wangenheim oder
der Major Robin Leslie in Ernst Fischers1) politischem Drama "Der große Verrat" (Premiere: 30.05.1951), einmal mehr gehörte auch
hier Manja Behrens zur Besetzung.
Nach seiner Zeit in Berlin bzw. Dresden arbeitete Firmans bis 1954 als Schauspieler und Regisseur
erneut an den "Bühnen der Hansestadt Lübeck"1), danach war er beim
"Stadttheater Saarbrücken" aktiv. Hier gestaltete er
beispielsweise 1954 den Zar Alexander I. in der Uraufführung von Reinhold Schneiders1) historischem
Schauspiel "Die Abrechnung" (auch "Zar Alexander") und 1955 den
Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg in Kleists "Der Prinz von Homburg"1) sowie die
Titelfigur in Schillers
"Wallenstein"1). Auch in Günther Starks Inszenierung bzw.
Bühnenfassung von Joseph Roths Roman "Hiob"1) (1955/56) war er
zu sehen, zuletzt stand er Anfang der 1960er Jahre für einen Teil der Spielzeit
an der "Landesbühne Wilhelmshaven"1) sowie am
"Nationaltheater Mannheim"1) auf der Bühne.
Sporadisch übernahm Firmans Aufgaben in Filmproduktionen, sein
Leinwanddebüt gab er in der turbulenten Rühmann-Komödie "Quax,
der Bruchpilot"1) (1941)
und mimte den genervten Fluglehrer Hansen wohl eine seiner
bekanntesten Filmfiguren. Es folgte der Regisseur Langhammer in Arthur Maria Rabenalts
Drama "Fronttheater"1) (1942), ein NS-Propagandastreifen,
der bis heute den "Vorbehaltsfilmen"1)
zugerechnet wird. Die von Helmut Weiss 1943/44 gedrehte Fortsetzung des
Kassenschlagers "Quax,
der Bruchpilot" sollte unter dem Titel "Quax in
Fahrt" in die Lichtspielhäuser gelangen Firmans spielte abermals
den Fluglehrer Hansen , wurde nach Kriegsende von der alliierten Militärregierung
verboten; die Uraufführung des nun in "Quax
in Afrika"1) umbenannten Streifens fand erst am 22. Mai 1953 gleichzeitig in mehreren deutschen Städten statt.
In dem Heimatfilm "Aufruhr der Herzen"3) (1944) tauchte Firmans
als Stadthalter von Crinz auf, in dem im
Milieu der Binnenschiffer spielenden Liebesfilm "Schicksal am Strom" (1944) als Kunstmaler Professor Seidel.
1944/45 entstand die von Johannes
Meyer in Szene gesetzte Geschichte "Rätsel der Nacht"3)
um einen Mordfall im
Bereich einer Sternwarte mit Firmans als Kriminalkommissar Droste, eine
Produktion, die jedoch unvollendet blieb.
Lothar Firmans 1943 in Prag
Quelle: Privatfoto bzw. Archiv Georg Firmans;
© Georg Firmans
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Nach Kriegsende wurde der Charakterdarsteller in einigen frühen
DEFA-Produktionen mit prägnanten Rollen bedacht, so gab er in Kurt Maetzigs erschütterndem Drama "Ehe
im Schatten"1) (1947), basierend auf dem Schicksal des
von den Nazis diffamierten Schauspielers Joachim Gottschalk
(1904 1941) bzw. Hans Schweikarts Novelle "Es wird schon nicht so
schlimm", den unerbittlichen Staatssekretär, zeigte sich
als Direktor Hoffmann in "Grube
Morgenrot"1) (1948) von Wolfgang Schleif und Erich Freund.
Als Kurt Maetzig das im Berliner Arbeitermilieu angesiedelte Epos "Die
Buntkarierten"1) (1949) drehte, betraute er Firmans
mit der Nebenrolle des Rektors, für Gustav von Wangenheims
stellte er in dem anti-westlichem Agitationsfilm "Der Auftrag Höglers"3) (1950) den Löffler
dar. 1952 begann Hans-Georg Rudolph1) mit der Literaturverfilmung von "Kein Hüsung",
basierend auf der gleichnamigen Verserzählung von Fritz Reuter1), und
hatte auch Firmans für eine der tragenden Rollen in sein Schauspielerensemble geholt, in dem Robert Zimmerling1)
als Tagelöhner Johann und Liane Croon1)
als Mariken die Hauptrollen verkörpern sollten. Nach ersten abgedrehten
Szenen wurde die Arbeit am Film jedoch im Dezember 1952 abgebrochen, da
der Film zu episch angelegt sei und Kameraarbeit und Schauspieler nicht
überzeugten.4)
Später wurde der Reuter-Stoff mit einer anderen Besetzung realisiert, die Szenen des ersten Verfilmungsversuchs der DEFA gelten als
vernichtet → "Kein Hüsung"1)
(1954).
Lothar Firmans 1956
Quelle: Privatfoto bzw. Archiv Georg Firmans
© Georg Firmans |
Mit einer letzten Rolle in einer Kinoproduktion präsentierte sich Firmans in der
Geschichte "Anna Susanna"1) (1953) von
Regisseur Richard Nicolas und trat als van Diemen in
Erscheinung, der zusammen mit seinem Partner, dem mächtigen Reeder
Brinkmann (Werner Pledath), einen schwerwiegenden Versicherungsbetrug
begeht. Nur noch zwei Mal ließ sich der Schauspieler Jahre später vor
die Kamera locken, gab unter der Regie von Paul Verhoeven den Sir John Pritchard
in dem TV-Krimi "Die Sache mit dem Ring"5) (1961)
und wirkte in einer Episode der TV-Serie "Kinderstunde" mit..
Lothar Firmans starb am 25. November 1964 im Alter von 68 Jahren
im hessischen Nieder-Mörlen1), wo er zuletzt
mit seiner dritten Ehefrau, der Ärztin Dr. Christliebe Firmans lebte, an den Folgen eines Lungenödems.
Die letzte Ruhe fand er auf dem
Friedhof in Nieder-Mörlen → Foto der
Grabstelle bei knerger.de;
Dr. Christliebe Firmans starb am 19. April 2016 im Alter von 98 Jahren.
Die erste Verbindung des Künstler mit Ehefrau Anna endete 1924
vor dem Scheidungsrichter,
aus der zweiten, 1925 geschlossenen Ehe mit der Opernsängerin Auguste à Brassard
(1895 1977), die
ihre Karriere zugunsten der Familie aufgab, stammt(e) die spätere Oberregierungspharmazierätin
bzw. stellvertretende Leiterin der Düsseldorfer Universitäts-Apotheke Anna-Charlotte Firmans (1925 2014) sowie der 1935 in
Schwerin geborene und heute in Düsseldorf lebende Sohn Georg Firmans,
der ein angesehener Maler, Bühnenbildner, Galeriedirektor und Werbegrafiker
wurde → www.firmans.de.
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