Eugen Neufeld erblickte am 6. Dezember 1882 im damals zur k. u. k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn1) gehörenden mährischen Göding1) (heute: Hodonín, Tschechien) das Licht der Welt. Der ältere Bruder des Schauspielers und Regisseurs Max Neufeld1) (1887 – 1967) kam schon früh mit der Welt des Theaters in Berührung – der Vater leitete eine Schauspielertruppe – und begann seine Laufbahn um 1900 an Provinztheatern. Dann ging er zu Josef Jarno1) an das Wiener "Theater in der Josefstadt"1), wo auch Bruder Max engagiert war. Seit Anfang der 1910er Jahre betätigten sich beide bei der "Wiener Kunstfilm GmbH"1) und traten erstmals gemeinsam in der am 23. Januar 1914 uraufgeführten Verwechslungsgeschichte "Unter falscher Flagge" auf der Leinwand in Erscheinung. 
Szenenfoto mit Eugen Neufeld als Dr. Dapertutto in "Hoffmanns Erzählungen" (1923); Quelle: cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Wenig später folgte am 10. Oktober 1914 die von den Gründern der "Wiener Kunstfilm GmbH" Luise Kolm1) und Jakob Fleck1) nach dem Volksstück von Ludwig Anzengruber1) in Szene gesetzte Adaption "Der Pfarrer von Kirchfeld"1) (1914), in der Max Neufeld die Titelrolle und Eugen Neufeld eine Nebenrolle spielte. Dies war symptomatisch für Neufelds Filmkarriere, während Max Neufeld meist als Protagonist auftauchte, stand Eugen Neufeld oft in der zweiten Reihe und arbeitete im Schatten seines Bruders.  Dieser machte sich ab Ende der 1910er Jahre vor allem als Regisseur einen Namen und besetzte seinen Bruder in etlichen seiner Werke, so auch in dem Zweiteiler bzw. dem schaurigen Melodram "Die Frau in Weiß"2) (1921) nach dem gleichnamigen Roman1) von Wilkie Collins1) mit Liane Haid in der Titelrolle oder in der Verfilmung "Hoffmanns Erzählungen"1) (1923) nach dem Libretto von Jules Barbier1) zu der Oper "Hoffmanns Erzählungen"1) von Jacques Offenbach1) (Musik), wo er neben Max Neufeld (E. T. A. Hoffmann1)) den Doktor Dapertutto gestaltete → stummfilm.at.
 
Szenenfoto mit Eugen Neufeld als Doktor Dapertutto in
"Hoffmanns Erzählungen" (1923)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
"Neufeld-Figuren waren oft von hohem Stande, altgediente Militärs, Vertreter des arrivierten Bürgertums, Adelige oder Männer der Kirche. Häufig sah man ihn als Edelcharge, er spielte aber auch mehrmals, vor allem in der ersten Hälfte der 1920er-Jahre, tragende Rollen. So verkörperte Eugen Neufeld in dem Drama "Hemmungslos" einen Offizier, der seinen sozialen Abstieg erlebt, den Don Fernando in der Verfilmung eines Heine-Gedichtes ("Der tote Hochzeitsgast"1)), einen russischen Großfürsten in "Brandstifter Europas"1), Kronprinz Rudolf von Habsburg1) in dem Mayerling-Drama "Leibfiaker Bratfisch"1) und den Titelhelden in Géza von Cziffras1) unvollendet gebliebenem Regie-Debüt "Gullivers Reisen"." notiert Kay Weniger1)*).
Zu Neufelds tragenden Rollen zählte die Figur des Mr. Witt bzw. Herzogs in Max Neufelds Lustspiel "Hotel Potemkin"1) (1924), der Bundeskanzler Dr. Schwerdtfeger in Hans Karl Breslauers1) Stummfilm "Die Stadt ohne Juden"1) (1924) nach dem Roman von Hugo Bettauer1) und der Oberst Ulmanitzky in Hans Otto Löwensteins1) Biopic "Oberst Redl"1) (1925) über den von Robert Valberg1) dargestellten österreichischen Nachrichtenoffizier Alfred Redl1). Unter anderem tauchte Neufeld als "Scotland Yard"-Inspektor Wille in dem von Manfred Noa1) in Szene gesetzten, ersten deutschen Edgar Wallace1)-Verfilmung "Der große Unbekannte"1) (1927) auf, als Graf Goertz im zweiten Teil ("Ausklang"3)) von Gerhard Lamprechts1) Historienstummfilm "Der alte Fritz"1) (1928) mit Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.1) und als Ritter Albrecht von Holodronz bzw. Onkel des verlotterten Janos von Holodronz (Iwan Kowal-Samborski1)), der in Carl Froelichs1) Bauernlustspiel "Liebe im Kuhstall"1) (1928) auf Wunsch des Onkels die wohlhabende Gräfin Koritowska (Henny Porten) ehelichen soll, die sich als Kuhmagd Marischka verkleidet, um Janos als möglichen Ehekandidaten zu testen. Seine letzte Arbeit für den Stummfilm war der Part des Präfekten von Costa Remo in dem Melodram "Das Mädchenschiff"1) (1929) → Übersicht Stummfilme.
  
Im frühen Tonfilm fand Eugen Neufeld zwar weiterhin Beschäftigung, blieb jedoch auf mitunter kleine Nebenrollen reduziert. So mimte er beispielsweise einen General in der von Richard Oswald1) nach der gleichnamigen Operette1) von Paul Abraham1) (Musik) mit Friedel Schuster1) als Gräfin Viktoria und Iván Petrovich als Husarenrittmeister Stefan Koltay realisierten Adaption "Viktoria und ihr Husar"1) (1931) oder einen Kriminalrat in Max Neufelds Liebeskomödie "Der Orlow"1) (1932), gedreht nach der Operette von Bruno Granichstaedten1) (Musik) und Ernst Marischka1) (Libretto). Vorerst letzte Leinwandauftritte hatte er in den ebenfalls von Bruder Max in Szene gesetzten Streifen "Ein Stern fällt vom Himmel"1) (1934) als Generaldirektor einer Versicherung an der Seite von Protagonist Tenor Joseph Schmidt sowie als Hofkapellmeister Salieri in der musikalischen Romanze "Hoheit tanzt Walzer" (1935) nach der Operette von Leo Ascher1) (Musik) mit den Libretti von Julius Brammer1) und Alfred Grünwald1).
 
Seit 1927 lebte Eugen Neufeld überwiegend in Berlin und wirkte an dortigen Bühnen, zuletzt 1933 am "Metropol-Theater"1). Nach der so genannten Machtergreifung1) der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 ging er nach Österreich zurück, war dann nach dem "Anschluss Österreichs"1) bzw. der De-facto-Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 aufgrund seiner antinazistischen bzw. antifaschistischen Gesinnung bis Kriegsende weitgehend "kaltgestellt". "Am 13. Juli 1938 kam Neufeld wegen angeblich staatsfeindlicher Äußerungen in "Schutzhaft". Im September 1939 wurde er wegen, wie es in einem schriftlichen Vermerk hieß, "unwahrer Angaben über Flugzeugverluste im Polenfeldzug1)" offiziell verwarnt. Die NSDAP1) bezichtigte ihn überdies der Spitzeltätigkeit gegen nationalsozialistisch eingestellte Polizisten, die Neufeld angeblich denunziert haben sollte." führt Kay Weniger*) aus.
Nach 1945 wirkte Eugen Neufeld erneut am "Theater in der Josefstadt", auf der Leinwand trat er nur noch in drei Produktionen mit kleineren Parts in Erscheinung: So zeigte er sich unter der Regie von Theo  Lingen und Hubert Marischka1) als Petersen in der ganz auf Elfie Mayerhofer zugeschnittenen, musikalischen Verwechslungskomödie "Wiener Melodien"1) (1947), als Direktor Jahn in dem von Bruder Max Neufeld mit Elfie Mayerhofer in der Titelrolle in Szene gesetzten, sentimentalen Belle-Époque-Stück "Anni. Eine Wiener Ballade"1) (1948) und zuletzt als General in der österreichisch-französischen-Produktion bzw. dem musikalischen Revue-Film "Liebling der Welt"1) (1949), gedreht von Max Neufeld und Hervé Bromberger1) mit Nadja Gray1) und O. W. Fischer in den Hauptrollen → Übersicht Tonfilme.

Eugen Neufeld starb am 18. Oktober 1950 im Alter von 67 Jahren in Wien1); die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen "Evangelischen Friedhof Simmering"4) (Grabstelle X,1,9) im Wiener Gemeindebezirk Simmering1) → Foto der Grabstätte bei evang-friedhof.at.

Quelle (unter anderem*) **)): Wikipedia, cyranos.ch, geschichtewiki.wien.gv.at
*) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 265/266)
**) W. Fritz: Neufeld Eugen. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 7, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Wien 1978) → Direktlink (PDF) auf S. 83, S. 84
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) stummfilm.at, 3) filmportal.de, 4) geschichtewiki.wien.gv.at
Lizenz Szenefoto aus "Hoffmanns Erzählungen 1923): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Link Wikipedia, filmportal.de, cyranos.ch; R = Regie)
Stummfilme Tonfilme
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de