Filmografie / Hörspiel
Albrecht (Albrecht Moritz James Karl) Schoenhals wurde am 7. März 1888 in Mannheim1) als Sohn des deutschen Generaloberarztes Gustav Schoenhals (1855 – 1930) und dessen Gattin, einer Engländerin geboren. Er wuchs in seiner Geburtsstadt und in Freiburg im Breisgau1) auf, machte 1907 das Abitur an einem dortigen humanistischen Gymnasium und ging nach einem Medizinstudium in Berlin zunächst als Unterarzt an die "Charité"1), später während des 1. Weltkrieges als Militärarzt bzw. Freiwilliger zum Feldartillerie-Regiment nach Metz1). Gegen Kriegsende wurde er 1918 an der Westfront verwundet, schrieb während seiner Rekonvaleszenz an seiner Doktorarbeit und schloss sich nach Kriegsende einem Freikorps1) an der "Heeresschule Döberitz"1) an.
Da die schwere Armverletzung seinen Lieblingswunsch, Chirurg zu werden, zunichte gemacht hatte, entschied sich Schoenhals für die Schauspielerei. Er nahm entsprechenden Unterricht bei Eduard von Winterstein (1871 – 1961) und erhielt 1920 in Freiburg ein erstes Engagement am dortigen "Stadttheater"1), wo er als Orest1) in dem Goethe-Stück "Iphigenie auf Tauris"1) debütierte; anschließend wechselte er als "jugendlicher Held" an das Theater in Halberstadt1). Zwischen 1921 und 1924 war er wieder Ensemblemitglied in Freiburg, danach wirkte er in Baden-Baden, Frankfurt a.M. und in Dortmund sowie zwischen 1928 und 1934 in Hamburg an den "Kammerspielen"1). 1930 heiratete er die am 17. Januar 1901 in Heidelberg1) geborene Schauspielerin Anneliese Born1), mit der er in späteren Jahren oft gemeinsam auf der Bühne sowie vereinzelt vor der Kamera stand.
 
Ab 1934 fasste Schoenhals mit der spektakulären Doppelrolle in Arthur Robinsons1) Romanze bzw. Literaturverfilmung "Fürst Woronzeff"1) und Partner von Brigitte Helm auch beim Film Fuß und erhielt einen Vertrag von der "UFA"1). Bis Ende der 1930er Jahre agierte der blendend aussehende, stets distinguiert wirkende Schoenhals in zahlreichen Filmen unterschiedlichen Genres, avancierte an der Seite attraktiver weiblicher Stars wie Pola Negri, Brigitte Helm, Lil Dagover oder Camilla Horn zum Publikumsliebling. Seine Domäne waren die Verkörperung von Adligen, Ärzten und Künstlern, mitunter aber auch abgründiger Figuren, wie in Willi Forsts Erfolgs-Krimi "Mazurka"1) (1935, wo er als Vergewaltiger Grigorij Michailow in Erscheinung trat, der Jahre nach der Tat von seinem Opfer (Pola Negri) erschossen wird.
Man erlebte Schoenhals unter anderem als Dr. Pietro Rossi in dem Melodram "Stradivari"2) (1935) mit Gustav Fröhlich und Sybille Schmitz, in der Komödie "April, April!"1) (1935) mimte er den Prinz von Holsten-Böhlau, war 1936 der "Arzt aus Leidenschaft" Dr. Felgentreu in dem gleichnamigen Liebesdrama (→ filmdienst.de), zeigte sich in der heiteren Filmoperette "Boccaccio"1) (1936) als Herzog Cesare d'Este neben Willy Fritsch und Heli Finkenzeller. In Veit Harlans Adaption "Die Kreutzersonate"2) (1937) frei nach der gleichnamigen Novelle1) von Leo Tolstoi1), stellte er den Geiger Gregor Tuchatschewsky dar, der die verheiratete Pianistin Jelaina Posdnyschew (Lil Dagover) verführt. Werner Hochbaum1) besetzte ihn neben Protagonistin Wera Engels1) in "Man spricht über Jacqueline" (1937) nach dem Roman von Martha Albrand alias Katrin Holland, Fritz Kirchhoff1) übertrug ihm als Partner von Pola Negri die Rolle des Komponisten Jac Gerard in der Tragödie "Tango Notturno"1) (1937), in "Der Spieler"1) (1938), nach dem gleichnamigen Roman1) von Fjodor Dostojewski1), präsentierte er sich zusammen mit Lída Baarová und trat als der deutsche Arzt Dr. Tronka in Erscheinung. Es folgten Produktionen wie die Spionage-Geschichte "Rote Orchideen"1) (1938) mit Olga Tschechowa
, "Maja zwischen zwei Ehen" (1938) mit Lil Dagover oder "Die Frau ohne Vergangenheit"2) (1939) mit Sybille Schmitz. Als Schoenhals die Titelrolle des Hoffaktors Joseph Süß Oppenheimer1) in dem von Veit Harlan gedrehten unsäglichen Hetzstreifen "Jud Süß"1) (1940) ablehnte, bekam er Schwierigkeiten mit den Nazi-Machthabern, nur in wenigen Filmen wie "Herz ohne Heimat"2) (1940) wurde er noch eingesetzt. Zur Mitwirkung in dem bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden NS-Propaganda-Machwerk "Kopf hoch, Johannes!"1) (1941) wurde er gezwungen und zeigte sich hier als Rittergutsbesitzer von Redel: Dessen halbwüchsiger Sohn Johannes (Klaus Detlef Sierck1)) wird, nachdem der Vater sich nicht um ihn gekümmert und die Mutter ihn heillos verwöhnt hat, in eine Nationalpolitischen Erziehungsanstalt1) (Napola) gesteckt, wo man ihm den Sinn für Kameradschaft beibringt.3)
"Vom Schicksal verweht"1) (1942) hieß sein 30. und letzter Streifen vor Kriegsende, gedreht von Nunzio Malasomma1) nach dem Theaterstück "Dschungel" von Josef Maria Frank1). Hier war er der deutsche Arzt bzw. Forscher Dr. Dos Passos, der als Peter Fischer einst wegen Mordes an einem Kollegen zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt worden war, aus dem Gefängnis floh und nun zwecks Kampf gegen die Malaria auf einer Antillen-Insel landet. "Von einer Liebesgeschichte am Rande flankierter Abenteuerfilm mit dröhnenden Urwaldtrommeln, vergifteten Pfeilen und bemalten Komparsen, hergestellt in den römischen Cinecittà-Ateliers. Ein in seiner unbedarften Banalität fast schon wieder erheiternder Film." meint filmdienst.de.
Schoenhals zog sich auf sein Landgut "Annenhof" in Baden-Baden1) zurück, spielte wieder am Theater und ging auf Gastspielreisen unter anderem nach Zürich, Basel und Stockholm und war mit Rezitationsprogrammen unterwegs.
 
Kurz nach dem Krieg arbeitete Schoenhals er zunächst als Arzt am städtischen Krankenhaus in Baden-Baden, ab Ende der 1940er Jahre wandte er sich wieder dem Theater zu, spielte, inszenierte und übersetzte Bühnenstücke aus dem Französischen. Im Nachkriegsfilm war er nur noch sporadisch zu sehen, erschien dafür ab Ende der 1950er Jahre wiederholt auf dem Bildschirm. Seine erste Kinoproduktion seit 1942 trug den Titel "Verführte Hände"1) (1949), in dem von Fritz Kirchhoff (Regie-Assistenz: Jürgen Roland!) inszenierten melodramatischen Krimi trat er als der skrupellose Arzt Dr. Trollop auf, der einen erfolglosen Kunstmaler (Vasa Hochmann) zur Bildfälscherei zwingt. "Am Ende siegt die Tugend, das Laster steht vernichtet. Trollop nimmt Gift. Albrecht Schoenhals macht das elegantmännlich. Er spielt seinen Bösewicht harten Blicks, jeder Zoll Kaltblütigkeit aus dem Frigidaire. 'Endlich einmal kein von Sympathie triefender Liebhaber', sagte er zu seiner ersten Nachkriegsfilmrolle." notierte unter anderem DER SPIEGEL (15/1949).
Es folgte die Rolle des Eduard Caroly in der Komödie "Man spielt nicht mit der Liebe" (1949) nach dem Theaterstück "Die glücklichste Ehe der Welt" von Gustav Kampendonk1) als Partner von Lil Dagover sowie die des Modeschöpfers Gorla in dem eher zu vernachlässigenden Streifen "Export in Blond"1) (1950) nach dem Roman "Plüsch und Plümowski" von Norbert Jacques1). 1951 beispielsweise präsentierte er sich als Dr. Florian in der als Beitrag zur Sexualaufklärung gedachten Produktion "Eva und der Frauenarzt"1), als Justizrat Kersten neben Protagonist Werner Hinz in Paul Verhoevens kriminalistischem Drama "Die Schuld des Dr. Homma"1) und ein Jahr später der Werner Alsbacher, (verstorbener) Gatte von Maria (Sybille Schmitz in dem Melodram "Illusion in Moll"1)  (1952) unter anderem mit Hildegard Knef. Bis Ende der 1960er Jahre spielte Schoenhals überwiegend prägnante Nebenrollen, beispielsweise als Botschafter in Helmut Käutners1) Liebesfilm "Bildnis einer Unbekannten"1) (1954) mit Ruth Leuwerik und O. W. Fischer, als Sir Robert Alingham in Paul Mays1) Thriller "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse"1) (1963) oder als greiser Industrieller Joachim von Essenbeck in dem von Luchino Visconti1) in Szene gesetzten  Kriegsdrama "Die Verdammten"1) (1969, "La Caduta degli dei") – zugleich der letzte Leinwandauftritt des damals 80-Jährigen → Übersicht Kinofilme.
 
Die Fernsehzuschauer/-innen erlebten Schoenhals mit tragenden Rollen beispielsweise als Duke of Edgestone in der Krimikomödie "Smaragden-Geschichte"4) (1956) oder als Graf von Bruchsall, Oheim (Onkel) von Minna (Sonja Sutter), in "Minna von Barnhelm"4) (1957) nach dem gleichnamigen Lustspiel1) von Gotthold Ephraim Lessing1) mit Max Eckard  als Major von Tellheim. Unter der Regie von John Olden gehörte er als Sir Archibald zur Besetzung des TV-Spiels "Juchten und Lavendel" (1958) nach dem gleichnamigen Singspiel1) mit der Musik von Bernhard Eichhorn1) und Texten von Helmut Käutner1) und Kurd E. Heyne1).
 
"Smaragden – Geschichte": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Krimikomödie Anfang Mai 2013 auf DVD herausbrachte. "Smaragden-Geschichte": Szenenfoto mit Albrecht Schoenhals als Duke of Edgestone und Trude Hesterberg als Herzogin von Edgeston; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Krimikomödie Anfang Mai 2013 auf DVD herausbrachte.
"Smaragden-Geschichte": Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Albrecht Schoenhals
als Herzog von Edgestone und Trude Hesterberg als dessen Gattin, Herzogin von Edgeston
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Krimikomödie Anfang Mai 2013 auf DVD herausbrachte.
  
Als Physiker Prof. John Rivers bzw. Vater des Protagonisten John Rivers (Martin Benrath) tauchte er in "Das Genie und die Göttin"4) (1959) nach dem Roman von Aldous Huxley1) auf und als Kriegsminister Godefroy Cavaignac1) in "Affäre Dreyfus"4) (1959) nach dem Theaterstück "Die Affäre Dreyfus" von Hans José Rehfisch1) und Wilhelm Herzog1) über die Dreyfus-Affäre1). Gemeinsam mit seiner Frau Anneliese Born erfreute Schoenhals das Publikum in der von Wilm ten Haaf1) in Szene gesetzten Komödie "Bezaubernde Julia"4) (1959) von Marc-Gilbert Sauvajon (1909–1985) und Guy Bolton1) nach dem Roman "Theater"1) von William Somerset Maugham1): Schoenhals und seine Ehefrau spielen die Hauptrollen, die ihnen gleichsam auf den Leib geschrieben sind. Denn auch in ihrer Rolle als Michel Gosselin und Julia Lambert sind beide unzertrennliche Lebens- und Berufspartner, Schauspieler auf der Suche nach einem Stück. Da wäre die "Christine von Schweden", aber Michel meint, dass seine Julia für diese Rolle zu reif sei. Julia findet jedoch Wege, um ihren ungebrochenen Charme zu beweisen. Aus ihrem Flirt mit einem jungen Kollegen wird Ernst – jedoch nur vorübergehend.5)  
Den Baron von Haldungen gab er in "Der Teufel ist los" (1961), einer ironischen Revue nach dem Stück "Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung"1) von Christian Dietrich Grabbe1) in einer Neufassung von Peter Hamel1) mit Heinz Bennent als der Teufel oder den anfangs mürrischen Earl of Dorincourt in dem Klassiker "Der kleine Lord"2) (1962) mit Manfred Kunst1) als kleinem Titelhelden nach dem gleichnamigen Roman1) von Frances Hodgson Burnett1) aus dem Jahre 1886. Den Priamus (Priamos), sechster und letzter König von Troja1) (Ilios) während des von Homer1) geschilderten trojanischen Krieges1), stellte er in "Der Trojanische Krieg findet nicht statt4) (1964) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Jean Giraudoux1) dar.    

Albrecht Schoenhals als Earl of Dorincourt in
"Der kleine Lord"; Regie: Franz Josef Wild1)
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax Film",
welche die Produktion Mitte Juni 2012 auf DVD herausbrachte.

Albrecht Schoenhals als Earl of Dorincourt in "Der kleine Lord"; Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film",welche die Produktion Mitte September 2012 auf DVD herausbrachte.
In der unterhaltsamen Serie "Alle machen Musik"6) (1965) war er der Vater Arthur Reimer, in "Onkel Wanja – Szenen aus dem Landleben"4) (1965) nach dem Drama "Onkel Wanja"1) von Anton Tschechow1) der Professor im Ruhestand Alexander Wladimirowitsch Serebrjakow. Einen letzten kleinen TV-Auftritt hatte er 1969 in der Episode "Michael" aus der TV-Serie "Ida Rogalski" mit Inge Meysel in der Titelrolle → Übersicht TV-Produktionen. Zudem stand Schoenhals sporadisch im Hörspielstudio, bereits Mitte der 1920er Jahre wirkte er den Live-Sendungen der "Westdeutschen Funkstunde AG"1) (WEFAG) mit; die bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Mit der Komödie "Lady Frederick" von William Somerset Maugham1) nahmen Schoenhals und seine Ehefrau Anfang der 1960er Jahre in Berlin Abschied von der Bühne; das Paar lebte seither fast ausschließlich auf seinem Landgut in Baden-Baden. Schoenhals widmete sich nun vermehrt privaten Interessen, vor allem seinem Hobby, der französischen Literatur. Er übersetzte beispielsweise das Stück "Undine"1) von Jean Giraudoux und das Buch "Éccute, mon ami" ("Das Rätsel Theater") von Louis Jouvet1), brachte 1948 im Konstanzer "Südverlag" die "Erinnerungen an französische Verse" heraus. Weiterhin veröffentlichte der Schauspieler 1970 gemeinsam mit seiner Frau die Erinnerungen "Immer zu zweit", 1973 erschien das Buch "Begegnungen – Baudelaire/Verlaine/Rimbaud". Auch für die Schallplatte sprach er eine seiner eigenen Baudelaire1)-Übersetzungen ein.
 
Der Schauspieler, Arzt und Schriftsteller Dr. med. Albrecht Schoenhals, welcher 1965 das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" sowie 1967 das "Große Bundesverdienstkreuz"1) erhalten hatte, starb am 4. Dezember 1978 mit 90 Jahren in Baden-Baden friedlich in den Armen seiner Gattin; die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen Friedhof; dort wurde später auch seine Ehefrau beigesetzt, die am 29. Juli 1989 ebenfalls in Baden-Baden starb → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Aus der Ehe mit Anneliese Born ging der 1933 geborene Sohn Kay hervor.
Der letzte Grandseigneur des deutschen Kinos spielte schon in seinen Anfängen Prinzen, Ministerialbeamte, Sanitätsoffiziere, Fachmediziner, Geigenvirtuosen, weltläufige Liebhaber des großen Gesellschaftsfilms. Auch im Nachkriegsfilm knüpfte er an diese Tradition an und spielte würdevolle Herren der gehobenen Gesellschaft, die am besten wirkten, wenn er ihren mildvertrottelten Habitus mit einem Schuss Selbstironie ausstattete.7)
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 4) Die Krimihomepage, 6) fernsehserien.de
Quelle:
3) Wikipedia
5) SWR Media Services (Seite nicht mehr abrufbar)
7) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 323)
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage, ARD-Hörspieldatenbank, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen
Hörspielproduktionen
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
Sendungen der "Westdeutsche Funkstunde AG" (WEFAG) – Live-Sendung ohne Aufzeichnung Sendungen nach 1945
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