Filmografie
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Luise (Aloisia Elisabeth) Ullrich wurde am 31. Oktober 1910*) als Tochter eines
Majors und einer Konzertgeigerin in Wien geboren; schon mit 14 Jahren erhielt sie
eine Schauspielausbildung an der
dortigen "Akademie für Musik und Darstellende Kunst"1). 1926 konnte sie
am Wiener "Volkstheater"1) als
Mariechen in dem Stück "Heimat" von Hermann Sudermann1) erstmals einen größeren Erfolg verzeichnen. 1931 wechselte sie nach Berlin,
stand an der "Volksbühne"1) sowie dem
"Lessingtheater"1) auf der Bühne und
gehörte später dem Ensemble des "Preußisches Staatstheaters"1) an,
wirkte daneben auch am "Deutschen Theater"1). In "Rauhnacht"1),
einem Drama des österreichischen Schriftstellers Richard Billinger1) (1890 1965),
feierte sie 1932 am "Staatstheater2 mit der Figur der Tochter der
Dorfkrämerin Kreszenz neben Werner Krauß (1884 1959)
in der Inszenierung von Jürgen Fehling1) ihren ersten großen
darstellerischen Triumph. Nun war auch der Film auf die junge Schauspielerin aufmerksam
geworden, sie trat in einigen Kurzfilmen wie den "Goethe-Gedenkfilmen"
auf, ehe sie in
"Der Rebell"1) (1932) als Partnerin von Luis Trenker
(1892 1980) zum großen "Bergkönig"
aufblicken durfte. Sie war die arme Mizzi Schlager in Max Ophüls'1) Schnitzler-Verfilmung
"Liebelei"1) (1933), etablierte sich wenig später mit ihrer ersten wirklichen Hauptrolle
als Magd
in "Regine"1) (1934) als eine der großen weiblichen Stars im Stil
jener Jahre.
Alle ihre Filme kamen beim Publikum gut an, auch der amüsante Streifen "Ich liebe dich"1) (1938) mit Viktor de Kowa
(1904 1973), mit dem sie eine Zeit lang liiert gewesen sein
soll, geriet zum Kassenschlager.
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1) (18811963) / Arthur Benda1) (18851969)
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer
205053-D); Datierung: 20.01.1931
Quelle: www,cyranos.ch |
1938 lehnte Luise Ullrich ein Hollywood-Angebot von MGM-Boss Louis B. Mayer1) ab und
ging statt dessen auf Südamerikareise, wo sie den Lufthansa-Piloten Wulf-Diether Graf zu
Castell-Rüdenhausen1)
(1905 1980) kennen und lieben lernte; 1942 heiratete das
Paar.
Zum "Renner" an den Kinokassen wurde das gefühlvolle Frauen- und
Familiendrama "Annelie"1) (1941), die Geschichte
einer jungen Frau, die immer zu spät kommt, die Themen der Schnulze kreisen
um Schicksal, Pflicht, Krieg und Tod; bei den "Internationalen
Filmfestspielen"1) in Venedig wurde Luise Ullrich
anlässlich der Uraufführung als "Beste Schauspielerin" mit dem
"Coppa Volpi"1) ausgezeichnet. Bis Kriegsende folgten nur noch
wenige Produktionen, 1942 sah man sie als Partnerin von Paul Hubschmid in
Paul Verhoevens Melodram "Der Fall Rainer"2),
1944 mit der Titelrolle in
"Nora"1),
frei nach dem gleichnamigen
Bühnenstück1) von Henrik Ibsen1).
Nach 1945 spielte die vielseitige Künstlerin vorwiegend an Münchner Bühnen,
auf der Leinwand wechselte sie rechtzeitig vom zart-frischen Mädchentyp hin zu den
Frauen- und Mütterrollen des Charakterfachs, so etwa in dem
Melodram "Nachtwache"1) (1949) als eine am Christentum zweifelnde Ärztin
oder als enttäuschte Ehefrau Anna in Paul Verhoevens Ehekomödie "Vergiß die Liebe nicht"1) (1953) an
der Seite von Paul Dahlke und
Will Quadflieg.
Der Münchener Filmkritiker Gunter Groll1) schrieb damals "Eine triumphale
Wiederkehr nach langer Filmpause: Ihre darstellerischen Mittel
scheinen gereifter und nuancierter, während sie sich gleichzeitig
bewahrt hat, was sie von jeher auszeichnete den Ton unmittelbarer
Echtheit."
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1) (18811963) / Arthur Benda1) (18851969)
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer
205054-D); Datierung: 20.01.1931
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Ende der 1950er Jahre verwandelte die Ullrich sich in jene patente Frauen der Gegenwart, die
auch mal einen jüngeren Mann lieben dürfen, wie in
"Ein Student ging vorbei"1) (1960), in dem
Mehrteiler "Acht Stunden sind kein Tag"1) (1972)
von Rainer Werner Fassbinder1) wirbelte sie als
resolut-überdrehte
Oma durch die Szene oder trat auch für Krimis wie "Der
Kommissar" vor der Kamera. Letztmalig erlebte man die
Künstlerin als Schauspielerin 1984 in einer Episode der ARD-Reihe "Geschichten
aus der Heimat"1) auf dem
Bildschirm → Übersicht Filmografie.
In der Realität widmete sich
Luise Ullrich immer mehr ihren literarischen Ambitionen. Bereits 1941 schrieb sie ein fesselndes kleines Buch über ihre
Reisen durch Südamerika, das 1948 eine von ihr selbst illustrierte Neuauflage erlebte und 1976
unter dem Titel "Sehnsucht, wohin führst du mich?" als Taschenbuch herauskam; 1954 erschien der Roman
"Ricarda", 1957 "Ferien im Zelt und Wohnwagen". Außerdem schrieb sie
einige Erzählungen, darunter die Novelle
"Ein Augenblick ohne Theater", die in den Sammelband
"Die 56 besten Novellen der Welt" aufgenommen wurde, und
war auch zeitweilig für den "Münchner Merkur"1) tätig. 1973 erschien ihr Memoirenband
"Komm auf die Schaukel, Luise Balance eines Lebens", über eine Reise nach Australien berichtete sie
1983 in dem Buch "Unterwegs zu mir. Australische Impressionen".
Luise Ullrich als Frau Diethelm in dem "Die Schatten werden länger"1)
(1961)
Quelle: cyranos.ch
bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich",
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); © Praesens-Film AG
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Zudem stand Luise Ullrich vereinzelt im Hörspielstudio, am bekanntesten
ist wohl ihre Titelrolle in dem HR-Hörspiel "Charlotte Löwensköld" (EA: 07.07.1952)
nach dem gleichnamigen Roman1)
von Selma Lagerlöf1),
mit unter anderem Claus Clausen als Henrik Schagerström; die bei der ARD Hörspieldatenbank
gelisteten Produktionen findet man hier.
An Auszeichnungen erhielt Luise Ullrich neben dem erwähnten "Coppa Volpi"
1963 einen "Bambi"1) für ihre
"Verdienste um den deutschen Film"; 1973 wurde sie
mit dem "Bundesverdienstkreuz I. Klasse"1) geehrt, 1979 überreichte man ihr
das "Filmband in Gold"1) für ihr
Lebenswerk bzw. "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen
Film".
Bis zu dessen Tod am 1. Juli 1980 war die Schauspielerin mit Wulf Diether Graf zu Castell-Rüdenhausen1)
verheiratet; aus der Verbindung stamm(t)en die beiden Töchter Gabriela (geb. 1944) und Michaela
(1945 2011).
Letztere war seit 1968 mit dem einzigen Sohn des berühmten Rennfahrers
Bernd Rosemeyer1)
(1909 1938) und dessen Ehefrau, der nicht minder berühmten
Luftfahrt-Pionierin Elly Beinhorn1) (1907 2007), Prof. Dr. med. Bernd Rosemeyer1)
(geb. 1937) verheiratet.3)
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Luise Ullrich erlag am 21. Januar 1985 im Alter von 74 Jahren in München
ihrem Krebsleiden; die letzte Ruhe fand sie auf dem Waldfriedhof1)
der Gemeinde Grünwald1) südlich von München
an der Seite ihres Ehemannes → Foto der Grabstelle
bei knerger.de
sowie Wikimedia Commons.
In Grünwald erinnert überdies
die "Luise-Ullrich-Straße" an die beliebte Künstlerin.
DER
SPIEGEL (5/1985) notierte anlässlich des Todes unter anderem: "Auf
alten Ufa-Filmplakaten wirkte sie wie Schwiegermutters Ideal: adrett, sauber
und herzig ein Mädel zum Heiraten. Am vergangenen Mittwoch, als die ARD
den 1940 gedrehten Film "Liebesschule"1) wiederholte, zeigte sie mehr.
Wenn die Ullrich den Mund aufmachte, vergingen den Männern die Phantasien
vom lieben Heimchen am Herd. Ihre Sprache wirkte kühl, bisweilen
schnippisch. Da agierte eine intelligente, selbstsichere Frau, kein fühliges
Klischee."
Mit ihren großen Augen und einer eigenwilligen Stimme, aus der
leicht ein ironischer Unterton herauszuhören war, verkörperte Luise Ullrich
in den frühen Filmen den burschikosen Mädchentyp. Ohne eigentlich
schön zu sein, wirkte sie in ihrer unverstellten Natürlichkeit erfrischend
und rührend: die Alltagsfrau als Wunschtraumfrau. Ordnete sie sich einst als
"gute Kameradin" dem Mann klaglos unter, so gewinnen in den fünfziger
Jahren ihre Figuren weibliche Unabhängigkeit, erkennen sich kluge lebenslustige
Mädchen und Mütter in ihrem augenzwinkernden Charme wieder.4)
Luise Ullrich um 1970
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv
Austria; Datierung: um 1970
© Alfred Cermak/ ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE
38/11)
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Textbausteine des Kurzportraits aus "Lexikon der
deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz
(Ausgabe 2000, S. 364/365)
Siehe auch Wikipedia,
cyranos.ch,
filmportal.de
Fotos bei virtual-history.com
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*) lt. Grabinschrift; siehe auch www.knerger.de;
auf einigen Webseiten
wird 1911 als Geburtsdatum ausgewiesen. Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Quelle:
3) Wikipedia (abgerufen 07.10.2011)
4) "Lexikon der
deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz
(Ausgabe 2000, S. 365)
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de (Fremde
Links: filmportal.de, Murnau Stiftung, Wikipedia, Die Krimihomepage) |
Kinofilme
- 1932: Goethe lebt
! (als Sprecherin von Gretchens
Gebet)
- 1932: Goethe-Gedenkfilm (Kurz-Spielfilm; als ?)
- 1932: Der Rebell.
Die Feuer rufen (von und mit Luis
Trenker; angesiedelt vor dem Hintergrund des
Tiroler
Volksaufstandes im Jahre 1809; als Erika, Tochter von
Amtmann Riederer = Ludwig Stössel) → filmportal.de
- 1933: Glück im Schloß
/ Vater werden ist doch schwer (als Anny) → filmportal.de
- 1933: Heimkehr ins Glück
(als Schustertochter Liesl Pichler) → filmportal.de
- 1933: Leise flehen meine Lieder
(über Franz
Schubert = Hans
Jaray; als Emmy Passenter) → filmportal.de
- 1933: Liebelei
(nach dem Schauspiel
von Arthur Schnitzler; Regie: Max Ophüls; als
Modistin Mizzi Schlager) → filmportal.de
- 1934: Der Flüchtling
aus Chicago (nach dem Krimi von Curt
J. Braun; als Steffie Dux)
→ filmdienst.de,
IMDb,
Wikipedia
(englisch)
- 1934: Liebe dumme Mama
(als Hedie, Tochter von Helene Burkhardt = Leopoldine Konstantin) →
filmdienst.de,
filmreporter.de
- 1934: Zwischen zwei Herzen
(nach dem Roman "Ulla, die Tochter" von Werner
Scheff; als Ulla Georgius)
- 1935: Das Einmaleins der Liebe
(frei nach der Nestroy-Posse "Einen
Jux will er sich machen"; als Kaufmannstochter
Sophie
Bruninger)
- 1935: Regine
(angelehnt an die Erzählung
von Gottfried Keller; als Hausmädchen Regine)
- 1935: Viktoria
(als Viktoria)
- 1935: Vorstadtvariete
/ Die Amsel von Lichtental (als Mizzi Ebeseder, Braut von
Bauzeichner Josef Kernthaler (Mathias
Wiemann))
- 1936: Schatten der Vergangenheit
(als Betty Gall, Revuestar / Helene, Kaffeehausgeigerin) →
filmdienst.de
- 1937: Versprich mir nichts!
(als Monika, Frau von Maler Martin Pratt = Viktor
de Kowa)
- 1938: Der Tag nach der Scheidung
(als Bettina, Ex-Frau von Architekt Georg Romberg = Johannes
Riemann)
- 1938: Ich liebe dich
(nach einem Bühnenstück von Roman Niewiarowicz (19021972);
mit Viktor
de Kowa;
als Fotografin Eva)
→ filmportal.de
- 1940: Liebesschule
(als Sekretärin Hanni Weber) → filmportal.de
- 1941: Annelie
(nach dem Bühnenstück "Annelie, die Geschichte eines
Lebens" von Walter
Lieck; als Annelie) → filmportal.de
- 1942: Der Fall Rainer
(nach dem Roman "Der Mann mit der Geige" von Herbert Reinecker;
als Prinzessin
Henriette von Battenstein)
- 1944: Nora
(EA: 14.03.1944; frei nach dem Theaterstück
von Henrik Ibsen; als Nora Helmer) → filmportal.de
- 1945: Kamerad Hedwig
(ohne Aufführung; als Witwe Hedwig Schulz)
- 1949: Die Reise nach Marrakesch
(nach dem Schauspiel "Le voyage ŕ Marrakech" von Benno
Vigny; als Liliane)
- 1949: Nachtwache
(als Ärztin Cornelie Badenhausen) → filmportal.de
- 1953: Vergiß die Liebe nicht
(als Ehefrau Anna Kienzel)
- 1954: Regina Amstetten
(frei nach der Novelle von Ernst
Wiechert; als Regina Amstetten)
- 1954: Eine
Frau von heute (als Obsthändlerin Toni Bender)
- 1954: Ihre große Prüfung
(als Lehrerin Helma Krauss)
- 1955: Ich weiß, wofür ich lebe (als Maria
Pfluger)
- 1955: Um Thron und Liebe
/Sarajewo (über das Attentat
von Sarajevo; als Herzogin Sophie
Hohenberg)
- 1956: Der
erste Frühlingstag (nach dem Bühnenstück "Call
It a Day" von Dodie
Smith; als Dolly, Ehefrau von
Robert Hiller = Paul
Dahlke) → filmportal.de
- 1957: Alle Wege führen heim
(als Witwe Tilla Haidt) → filmportal.de
- 1957: Die liebe Familie (als Betty Lang) →
filmdienst.de,
IMDb
- 1958: Ist Mama nicht fabelhaft?
(als Witwe und Mutter von drei Söhnen Sabine Meinrad)
→ filmportal.de
- 1960: Ein Student ging vorbei
(nach dem Roman von Eduard
Rhein; als Bettina, Ex-Frau von Apotheker
Dr. Justus Brandt
= Paul
Dahlke)
- 1960: Bis
dass das Geld euch scheidet
(als Lisbeth, Frau von
Emporkömmling Jupp Grapsch = Gert
Fröbe) → filmportal.de
- 1960: Frau Irene Besser
(nach dem "Revue"-Roman von Hans
Habe alias John Richler; als Irene Besser) → filmportal.de
- 1961: Die Schatten werden länger
(als Lehrerin Frau Diethelm) → cyranos.ch,
filmportal.de
Fernsehen (Auszug
- 1958: Examen des Lebens (nach dem Theaterstück von
Wynyard Browne (1911–1964); als Grace Smith) → IMDb
- 1961: Froher
Herbst des Lebens (als Alice Grey)
- 1962: Dońa Rosita bleibt ledig (nach dem Theaterstück
von Federico García Lorca;
Regie: Hans-Reinhard Müller;
als Dońa Rosita) → felix-bloch-erben.de
- 1963: Glashauskomödie (nach
dem Lustspiel von Fritz
Eckhardt; als Mary Chalmers)
- 1964: Frau Warrens Gewerbe (nach dem gleichnamigen
Drama von George Bernard
Shaw; Inszenierung:
"Kleine Komödie", München;
Regie: Paul
Verhoeven; als Frau Kitty Warren;
Kurzinfo: Frau Warren, Inhaberin einiger einträglicher
"Etablissements",
hat ihrer Tochter Vivie (Dinah
Hinz)
in England eine erstklassige Ausbildung ermöglicht. Vivie trifft ihre Mutter selten
und ahnt nicht, woher der
ohlstand der Familie kommt. Als sie es erfährt, zieht sie sich geschockt zurück
"Gong"
(38/1964): Mit Schärfe gegen die Moral seiner Zeit gerichtetes Stück des bedeutenden irischen Autors, das die ehrbare
Tochter ebenso entlarvt wie die von der Gesellschaft verachtete Mutter. Shaw wollte mit seinem Schauspiel, das er selbst
"absichtlich unmoralisch" nannte, die verlogene Moral einer morbiden Gesellschaft angreifen. Das Stück löste in den
1890er Jahren einen Sturm der Entrüstung aus, wurde von der englischen Zensur verboten und konnte erst dreißig Jahre
später dort zum ersten Mal aufgeführt werden.
Das "Hamburger Abendblatt" schrieb am 24.09.1964: Paul Verhoevens Inszenierung (
) strich einmal nicht die
sozialkritischen Elemente, mit denen der Sozialist G. B. Shaw 1893 und noch für weitere 20 Jahre die High Society Londons
geschockt hatte. Das war der erste Pluspunkt dieser Inszenierung. Der zweite war Luise Ullrichs Frau Warren. Normalerweise
wurde diese Figur von ihren Vorgängerinnen als Dame von Welt angelegt, bis ihr diese Maske abgerissen wurde. Die Ullrich
hatte den Mut, genau das zu sein, was diese Frau Warren von Haus aus war: proletarisch, ordinär und tüchtig zugleich.
Das war bester Shaw.
"Gong" (41/1964) schrieb in seiner Kritik: (
) Man war gespannt. Zunächst auf Paul Verhoevens Regie, ferner auf die
Hauptdarstellerin
dieses gar nicht humorvollen Shaw-Dramas, Luise Ullrich. Um es gleich vorwegzunehmen:
beide enttäuschten. Man kann
"Frau Warren" als Sittengemälde auffassen, dann muss man es aber bis in die letzte
Nuance zeitgeschichtlich aufziehen, oder man
kann den auf das Heute bezogenen Kern herausarbeiten,
dann verlagert sich der Schwerpunkt auf die Rolle des
Sir Croft.
Verhoeven tat weder das eine noch das andere.
Er ließ Benno Sterzenbach einen Croft spielen, der allenfalls zum Vorstadtzuhälter
wurde, aber nichts von einem
schmierigen Heuchler hatte. Kitty Warren? Nun, das war nicht das Gewerbe der Luise Ullrich.
Auch in den bewusst ordinären Szenen, in denen sie sich bemühte, plebejisch zu sein, war sie eine Dame,
die Kitty nun einmal nicht ist.
Am stärksten beeindruckten Dinah Hinz und Franz
Schafheitlin (Praed). Sie machte
die misstönende
Frage an die Zukunft glaubhaft und war
die emanzipierte Tochter mit dem gegenwartsnüchternen Verstand.
Und Schafheitlins Satz:
"Ich bin sehr enttäuscht
über Gott"
war wohl das Beste des ganzen Abends.
Alles in allem, ein Shaw, der mit prominenten Namen besetzt, aber im Grunde wirkungslos verpuffte.
(Quelle: tvprogramme.shoutwiki.com))
→ IMDb
- 1966: Wechselkurs
der Liebe (nach der Komödie von Noël
Coward; als Lady Felicity Marshwood)
- 1966: Die gelehrten Frauen (nach der Komödie
von Moličre; als Philaminte, Ehefrau von Chrysale; → weitere Besetzung IMDb)
- 1966: Schöne Geschichten mit Mama und Papa (nach
dem Bühnenstück von Alfonso Paso;
als Dolores
Velasco)
- 1967: Willst Du nicht das Lämmlein hüten? (nach
dem Lustspiel von Noel
Langley; als Lady Essie Buckering)
- 1968: Zirkus
meines Lebens (Serie; als Mutter Lydia Farell)
- 1970: Der
Kommissar (Krimserie; als Frau Wienand in Folge 18 "Dr. Meinhardt's trauriges Ende";
→ zauberspiegel-online.de)
- 1972: Sorbas (nach dem gleichnamigen
Musical von John Kander (Musik),
Fred Ebb (Gesangstexte),
Joseph
Stein (Buch),
nach dem Roman "Alexis
Sorbas" von Nikos
Kazantzakis; Inszenierung: Wiener "Theater
an der Wien"
(deutschsprachige Erstaufführung: 28.01.1971) mit Yossi
Yadin in der Titelrolle; Regie: Rolf
Kutschera, Michael Maurer;
als ältliche französische Chansonničre Madame Hortense)
→ IMDb,
"Arbeiter-Zeitung" (30.01.1971, S. 6)
- 1972: Die Ullrich ( filmisches Porträt; Regie: Helmut Rost)
→ IMDb,
www.zeit.de
- 1972: Acht Stunden sind kein Tag
(Fünfteiler von Rainer
Werner Fassbinder; als Oma)
- 1975: Treffpunkt Herz (ZDF-Gala
zu Gunsten der "Deutschen
Krebshilfe", moderiert von Peter
Alexander; Mitwirkung)
- 1979: Nachbarn und andere nette Menschen (Episodenfilm;
als ?)
- 1981: Bring's mir bei, Céline (nach dem Theaterstück
Apprends-moi, Céline"
("Celine") von
Maria Pacôme;
Inszenierung: "Kleine Komödie",
München;
Regie: Axel von
Ambesser; als Céline; Luise Ullrich spielt eine
Meisterdiebin, die dem jungen
"Kollegen" Guillaume
(Erich
Schleyer) noch einiges beibringen kann.)
→ IMDb,
felix-bloch-erben.de
- 1983: Heut' abend (Talk-Show
mit Joachim Fuchsberger) Luise Ullrich
- 1984: Geschichten aus der Heimat
(Serie; als ? in Episode 2 "Bescheidenheit ist eine Zier";
→ IMDb)
- 1984: Hollywood
in München (Dokumentarfilm; Mitwirkung; Kurzinfo: Bericht von den Dreharbeiten zu
Wolfgang
Petersens
phantastischer "Unendlicher
Geschichte". Darin kommen unter anderem Produzent Bernd
Eichinger und
Bavaria-Chef Günter
Rohrbach zu Wort. (Quelle: spiegel.de))
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Hörspielproduktionen
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung),
Wikipedia, zauberspiegel-online.de)
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