Der Name Fritz Alberti ist heute sicher nur noch Fans der Stummfilm-Szene und des frühen Tonfilms ein Begriff. Geboren wurde der Schauspieler am 22. Oktober 1877 im hessischen Hanau1), absolvierte nach der Schule zunächst eine Ausbildung im Baufach an der "Technischen Hochschule Berlin"1) und arbeitete dann eine Zeit lang im erlernten Beruf, bekleidete unter anderem zwischen 1904 und 1907 den Posten eines Regierungsbauführers1). Dann entschied Alberti sich für die Schauspielerei, erhielt Engagements unter anderem in Kassel1) sowie am "Nationaltheater Mannheim"1). Anfang der 1920er Jahre kam er nach Berlin zurück, trat beispielsweise zur Spielzeit 1923/24 an der "Volksbühne"1) auf, wo er in Stücken wie dem Auswanderer-Drama "Die Fahrt nach Orplid" von Wilhelm Schmidtbonn1) (Regie: Paul Bildt) oder in der Uraufführung des Schauspiels "König Hunger" von Leonid Andrejew1) (Regie: Fritz Holl1)) mit Hauptrollen auf der Bühne stand.
Mit den 1920er Jahren begann auch Albertis Filmkarriere, seinen ersten stummen Streifen, "Menschen im Rausch"2) (1920), drehte er mit Julius Geisendörfer1) bzw. an der Seite von Conrad Veidt, im Laufe der kommenden Jahre stand der Schauspieler neben seiner Theatertätigkeit für zahlreiche Produktionen vor der Kamera. Auch wenn es nicht die großen, zentralen Parts waren, die Alberti in den Stummfilmen zu spielen hatte, profilierte er sich doch mit prägnanten Nebenrollen zum unverzichtbaren Partner der Stars jener Jahre. Beispielsweise besetzte ihn Fritz Lang1) 1924 als Dietrich von Bern1) in seinem zweiteiligen Nibelungen-Epos1) "Siegfried"1) und "Kriemhilds Rache"1), zusammen mit Xenia Desni zeigte er sich in Gerhard Lamprechts1) Drama "Die Andere"2) (1924), mit Gustav Fröhlich und Grete Reinwald in der Geschichte in "Schiff in Not"1) (1925) oder unter anderem mit Otto Gebühr in dem Heimatstreifen "Die Sporck'schen Jäger"1) (1927). Alberti gehörte auch zu den Akteuren in Fritz Langs berühmtem Stummfilmklassiker "Metropolis"1) (1927) und gab den "kreativen Menschen", ein Jahr zuvor hatte er in dem von Henrik Galeen1) in Szene gesetzten Remake1) (1913) bzw. dem Gruselfilm "Der Student von Prag"1) (1926) nach der gleichnamigen Schauergeschichte von Hans Heinz Ewers1) an der Seite von Werner Krauß (Scapinelli) und Conrad Veidt (Student Balduin) zu überzeugen gewusst und als Reichsgraf von Schwarzenberg den Vater der schönen Margit (Agnes Esterhazy) gemimt.
  

Fritz Alberti, fotogrfiert von Suse Byk1) (1884 – 1943)
Quelle: virtual-history.com; Ross-Karte Nr. 1977/1
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Fritz Alberti, fotogrfiert von Suse Byk (1884–1943); Quelle: virtual-history.com; Ross-Karte Nr. 1977/1: Lizenz: gemeinfrei
Fritz Alberti: Foto mit freundlicher Genehmigung von André Limot, Sohn des Fotografen Walter Lichtenstein (1902–1984), der sich 1933 unter dem Namen Walter Limot in Paris niederließ. Copyright Limot; Quelle: cyranos.ch Unter der Regie namhafter Filmemacher folgten tragende Rollen in stummen Melodramen wie beispielsweise als Reeder Karl Twersten, Ehemann von Angčle (Tamara Karsawina1)) bzw. Vater von Bob (Werner Pittschau), in der Rudolf Herzog1)-Adaption "Hanseaten" (1925), als Kommerzialrat Göttlinger, Vater von Erni (Marlene Dietrich), in "Café Elektric"1) (1927) mit dem Untertitel "Wenn ein Weib den Weg verliert" (1927). Als Reeder Rasmussen trat er in ganz auf Jenny Jugo zugeschnittenen Streifen "Die Carmen von St. Pauli"1)  (1927) in Erscheinung, als der reiche Gutsbesitzer Michael Toth, Vater von Mari alias Mary Wentworth (Evelyn Holt) in "Der fesche Husar"1) (1928), als Fürst Woronzow in "Dornenweg einer Fürstin" (1928) und als General Trunoff dem aufwendigen Historienfilm "Der Adjutant des Zaren"1) (1928) mit dem großen exilrussischen Stummfilmstar Iwan Mosschuchin in der Titelrolle. Alberti spielte auch in dem ersten "Fußballfilme"1) mit, der auf der Leinwand den Sport und seine Protagonisten in den Mittelpunkt der Handlung rückte, und mimte in "Die elf Teufel"1) den Trainer Mac Lawrence. Auch in "Der König der Mittelstürmer"1) (1927) tauchte er auf, diesmal jedoch in der Rolle des Konsuls Norbert Harper, dessen Sohn Tull (Paul Richter) ein begeisterter Anhänger des Fußballsportes ist.
Das Biopic "Manolescu – Der König der Hochstapler"1) (1929) – ebenfalls mit Iwan Mosschuchin – oder das Drama "Das Schiff der verlorenen Menschen"1) (1929) mit Marlene Dietrich als Ozeanfliegerin Ethel Marley und Fritz Kortner als Fernando Vela, Kapitän eines Schmugglerschiffes, waren weitere Erfolgsproduktionen, in denen Alberti seine schauspielerische Vielseitigkeit unter Beweis stellen konnte.

Foto mit freundlicher Genehmigung von André Limot,
Sohn des Fotografen Walter Lichtenstein (1902 – 1984), der sich 1933 unter
dem Namen Walter Limot in Paris niederließ. © Limot; (Link: peterlanczak.de)
Quelle: cyranos.ch

Einer seiner letzten Arbeiten für den Stummfilm war das von dem russischen Exil-Regisseur Alexander Wolkoff1) nach der Novelle "Hadschi Murat"1) von Leo Tolstoi1) gedrehte und bereits mit einigen Tonsequemzen versehene Abenteuer "Der weiße Teufel"1) (1930), in dem Alberti einmal mehr mit Iwan Mosschuchin als Hadschi Murat1), genannt "der weiße Teufel", vor der Kamera stand und den russischen Zaren Nikolaus I. darstellte → Übersicht Stummfilme.
Mit dem Beginn der Tonfilm-Ära gehörte Alberti zwar immer noch zu den gefragten Leinwand-Darstellern, seine Rollen wurden jedoch zusehend unbedeutender. Zu Albertis bekanntesten Produktionen der frühen 1930er Jahre zählen Richard Oswalds1) Geschichtsdrama  "Dreyfus"1) (1930) über die Dreyfus-Affäre1) und Fedor Ozeps1) Krimi "Der Mörder Dimitri Karamasoff"1) (1931) nach dem Roman "Die Brüder Karamasow"1) von Fjodor Dostojewski1) – jeweils mit Fritz Kortner als Hauptmann Alfred Dreyfus1) bzw. als Dimitri Karamasoff. In "Liebling der Götter"1) (1930) nach dem Bühnenstück "Der Tokaier" von Hans Müller-Einigen mit Emil Jannings als begnadetem Sänger Albert Winkelmann, dem die Frauen zu Füßen liegen, und Renate Müller als dessen leidgeprüften Gattin kam er als Generalintendant daher, in dem Heimatfilm "Drei Kaiserjäger"2) (1933) nach dem Volksstück von Fred Angermayer1) als der Herr von Landegger, Vater von Liesl (Else Elster). Alfred Hitchcock1) besetzte ihn in dem Thriller "Mary"1) (1931) als Verteidiger, für Gustaf Gründgens übernahm er den Part des Großfürsten Cyrill von Russland in dem Lustspiel "Die Finanzen des Großherzogs"1) (1934), gedreht nach dem Roman "Storhertigens finanser" von Frank Heller1) mit Viktor de Kowa als Großherzog Ramon Gomez und unter anderem Heinz Rühmann als Detektiv Pelotard. Zu Albertis letzten Arbeiten vor der Kamera gehören die Rolle des Bankiers Dietrich, Vater von Elisabeth (Hertha Thiele), in dem von Thea von Harbou1) in Szene gesetzten Melodram "
Elisabeth und der Narr"1) (1934) und E.W. Emos1) Musikfilm "Petersburger Nächte"1) (1935) mit Paul Hörbiger als Walzerkönig Johann Strauß1) (Sohn) → Übersicht Tonfilme.
 
Danach beendete Alberti seine schauspielerische Laufbahn, kehrte auch nach Ende des 2. Weltkrieges nicht mehr auf die Bühne zurück. Er arbeitete noch einige Zeit als Synchronsprecher und Schauspiellehrer, bevor er sich ganz aus der Öffentlichkeit zurückzog.
Fritz Alberti starb am 15. September 1954 in Berlin – wenige Wochen vor seinem 77. Geburtstag. 
Siehe auch Wikipedia sowie cyranos.ch
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