|
Dorit Kreysler wurde am 15. Dezember 1909 als Dorothea Josephina Friedericke Nicolette Kreisler im niederösterreichischen
Mödling1) geboren. Einige Quellen geben
als Geburtsort ein Feldlazarett beim ungarischen Budapest1) an, wo sich ihr
Vater, ein k.u.k. Kavallerie-Oberst, während eines Manövers befand und von
seiner Frau begleitet worden sein soll.
Schon früh interessierte sich die junge Dorit für die Bühne, auf
Empfehlung des Wiener Theaterkritikers Dr. Hans Liebstoeckl (1872 1934),
zwischen 1928 und 1934 Chefredakteur des "Neues Wiener Extrablatts"1), nahm sie anfangs gegen den Willen ihrer Eltern
Unterricht
bei der
renommierten Burgschauspielerin Margarethe Königswarter-Formes,
ließ sich im Gesang von der schwedischen Sopranistin Sigrid Arnoldson1) (1841 1943)
ausbilden und besuchte außerdem
die Wiener Tanzschule "Lucca".2)
Ein erstes Engagement erhielt die attraktive Blonde anschließend in Böhmen und stand in
einer "Jedermann"-Aufführung1) auf der Bühne, dann wechselte sie
in die Schweiz an das Stadttheater in St. Gallen, wo sie vornehmlich in
Lustspielen und Operetten besetzt wurde.
Dorit Kreysler um 1939
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Scherl Bilderdienst: Datierung: um 1939
© ÖNB Wien;
Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 6794)
|
Ende der 1930er Jahre kehrte sie auf die Leinwand zurück, zeigte sich in
Produktionen wie Hans Deppes Komödie "Die kluge Schwiegermutter"1) (1939, mit
Ida Wüst)
oder als Titelheldin Arthur Maria Rabenalts Kurzfilm "Rosemarie will nicht mehr lügen"3) (1939).
Auch in den 1940er Jahren blieb Dorit Kreysler eine vielgefragte
Filmschauspielerin, die meist als das süße, kess-fesche Mädel in eher
harmlosen Streifen besetzt wurde. In Géza von Bolvárys musikalischen
Filmkomödie "Rosen
in Tirol"1) (1940) mimte sie an der Seite von
Stars wie Johannes Heesters,
Marte Harell,
Hans Moser oder
Theo Lingen die Tänzerin
Lisa, in Willi Forsts Johann Strauss-Verfilmung "Wiener
Blut"1) (1942) die Schauspielern Liesl Stadler,
die dem Grafen Wolkershein (Willy Fritsch) das Tanzen beibringt bzw. in die
Wiener Lebensweise einführt. In Paul Martins revueartigem Lustspiel "Karneval
der Liebe"1) (1943) kam es zu einer
erneuten Zusammenarbeit mit Johannes Heesters, hier tauchte Dorit Kreysler
als Tänzerin Kitty auf, mit der Tenor Peter Hansen (Heesters) eigentlich in
den Ehestand treten will. Aus diesem Film stammt das berühmte Heesters-Kreysler-Duett
"Junger Mann / Haben sie schon mal im Dunkeln geküsst?",
komponiert von Michael Jary1) (1906 1988).
In "Geliebter Schatz"4) (1943)
spielte sie mit Johannes Riemann, in "Die Wirtin
vom Seehotel"4) (1943; auch: Die Wirtin zum Weißen Rössl) mit
Karl Schönböck und in
"Der Meisterdetektiv"4) (1943)
mit Rudolf Platte. Géza von Bolvárys bereits 1944 gedrehte Verfilmung der Strauß-Operette Die
Fledermaus"1) kam erst 1946 in die Lichtspielhäuser, hier glänzte Dorit Kreysler als
Stubenmädchen Adele, erneut neben Johannes Heesters mit dessen Paraderolle
des Herbert Eisenstein, sowie Marte Harell (Rosalinde), Willy Fritsch (Gefängnisdirektor
Frank) und Siegfried Breuer (Prinz Orlofksy).
|
Nach Kriegsende stagnierte die Filmkarriere von Dorit Kreysler zunächst, Rollenangebote blieben aus, zeitweise betrieb
sie in München eine chemische Reinigung.
Erst in den 1950er Jahren konnte sie wieder Fuß fassen, wirkte neben ihrer Arbeit
am Theater zwar noch in etlichen Unterhaltungs-Streifen jener Zeit mit, musste sich
aber überwiegend mit prägnanten Nebenrollen zufrieden geben. Nur in
dem Heimatfilm "Die Wirtin an der Lahn" (1955) wurde sie
noch einmal als Protagonistin besetzt und gab die Titelfigur, auch in dem
Krimi "In Hamburg sind die Nächte lang" (1956)
hatte sie als Tänzerin Lilli eine tragende Rolle. Mit ihrem
letzten Film, dem von Werner Jacobs ganz auf seine Hauptdarsteller Rudolf Prack
und Caterina Valente zugeschnittenen musikalischen Lustspiel "Das einfache Mädchen"1) (1957),
zog sich die
Schauspielerin vom Filmgeschäft zurück und wirkte ausschließlich am Theater. Lediglich Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre
sah man sie noch einmal im Fernsehen, so in der
österreichischen Produktionen "Die vertagte Nacht" (1970, mit
Fritz Muliar,
Susi Nicoletti) und in dem Elias Canetti-Stück
"Komödie der Eitelkeit" (1972), einer Aufzeichnung aus
dem "Schauspielhaus Graz"1).
Auf der Bühne konnte man das einstige "Mädel vom Dienst" so DIE WELT
in ihrem Nachruf vor allem in Operetten-Aufführungen erleben, so unter
anderem in Köln als die "Csardasfürstin"1) oder an ihrer
bevorzugten Wirkungsstätte, dem "Schauspielhaus Graz", in "Die Rose von Stambul"1).
Dorit Kreysler und Horst Beck1) während einer Aufführung
des Lustspiels "Marguerite durch drei" von Fritz Schwiefert (1890 1961)
im Jahre 1946,
fotografiert von Gerd Mingram1) (19102001), genannt Germin
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_ger-pos_0000753)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Germin; Datierung: 1946
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
|
Dorit Kreysler starb am 16. Dezember 1999 einen Tag nach ihrem 90. Geburtstag in
Graz1), wo
sie ihren Lebensabend in einem Senioren- und Pflegeheim verbracht hatte; die
letzte Ruhe fand sie auf dem Grazer Stadtfriedhof von St. Peter1) → Foto der
Grabstelle bei knerger.de.
Seit Anfang 1945 war die Schauspielerin mit dem Weißrussen Timothé Stuloff verheiratet gewesen; aus der Verbindung, die 1953 geschieden wurde,
ging die einen Tag nach Kriegsende (8. Mai 1945) geborene Tochter
Anja hervor.
|
Filme
(wenn nicht anders vermerkt: Kinofilm)
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie
filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de,
fernsehserien.de) |
- 1934: Freut
Euch des Lebens (als attraktive Kellnerin Gusti Melzer; auch Gesang)
→ filmportal.de
- 1934: Herr Kobin geht auf Abenteuer
(als Monika, Ehefrau von Lutz Kobin = Hermann
Speelmans)
- 1934: Jungfrau gegen Mönch
(als Mutz Hagedorn)
- 1935: Frischer Wind aus Kanada
(nach dem Schwank von Hans Müller-Einigen; als Karin, Tochter von Modehausbesitzer Granitz)
- 1935: Eine Nacht an der Donau
(als Steffi Eidinger, Primgeigerin der Kapelle
"Donauschwalben")
- 1938: Aber mein lieber Herr Neumann (Kurz-Spielfilm;
als ?)
- 1938: Peter spielt mit dem Feuer. Der vertauschte Ehemann (als
Steffie von Egge) → IMDb
- 1939: Die hundert Mark sind weg (Kurz-Spielfilm;
als Inge, Frau von Rudi Lenz)
- 1939: Tee zu zweien
(Kurz-Spielfilm; als Dolly)
- 1939: Die kluge Schwiegermutter
(als Liselott)
- 1939: Die Frau ohne Vergangenheit
(als Ellen, Ruths Freundin)
- 1939: Mann im Schrank (Kurz-Spielfilm;
als Evelyn, Frau von Manager Fernando Martinez)
- 1939: Rosemarie will nicht mehr lügen
(Kurz-Spielfilm; als Rosemarie, Tochter von Richard Briesemeister)
- 1940: Dienst am Kunden (Kurz-Spielfilm; als ?)
→ IMDb
- 1940: Eifersucht ist eine Leidenschaft (Kurz-Spielfilm;
als ?)
- 1940: Rosen
in Tirol (nach Motiven der Operette "Der
Vogelhändler" von Carl
Zeller (Musik); als Lisa)
- 1940: Kriminalkommissar Eyck
(als Frau Gustafson)
- 1940: Frau nach Maß
(als Fräulein Zettlund)
- 1940: Liebesschule
(als Zigarettenmädchen Lili)
→ filmportal.de
- 1940: Herz ohne Heimat
(als Lizzie)
- 1940: Meine Tochter lebt in Wien
(als Marga, Frau des Badesalz-Fabrikanten Felix Fritsch)
- 1942: Wiener
Blut (nach der Operette
von Johann Strauss (Vater); als Liesl Stadler)
→ filmportal.de
- 1943: Karneval
der Liebe (als Tänzerin Kitty)
→ filmportal.de
- 1943: Geliebter Schatz
(nach dem Bühnenstück "Babusch" von Gábor
von Vaszary; als Eva, zweite Frau von
Felix Eilers (Johannes
Riemann), Stiefmutter von Lotte (Sonja
Ziemann)) → Murnau Stiftung,
filmportal.de
- 1943: Die Wirtin
vom Seehotel / Die Wirtin zum weißen Rössl (als Reserl)
- 1944: Der Meisterdetektiv
(als Ballett-Tänzerin Ilse Braun)
- 1944: Die
Fledermaus (UA: 16.08.1946; nach der Operette
von Johann Strauss (Sohn); als Kammermädchen Adele) → filmportal.de
- 1944: Ruf
an das Gewissen (UA: 11.10.1949; als Blumenverkäuferin)
- 1948: Leckerbissen
(Dokumentarfilm mit Spielhandlung; Archivmaterial)
- 1949: Zwölf Herzen für Charly (mit
Willy
Fritsch; als Frau Eichhorn)
- 1949: Nichts als Zufälle
(als Frau Osterloh)
- 1949: Artistenblut
(als Dolmetscherin Lissy Schilling)
- 1949: Ich mach Dich glücklich
(als Vera)
- 1950: Hochzeit mit Erika (als Irene)
- 1950: Czardas der Herzen
/ Servus Peter (als Lilly)
- 1951: Sensation
in San Remo (als Lydia Leer)
- 1952: Der keusche Lebemann
(nach dem Schwank von Arnold
und Bach; als Rita Reiner)
- 1952: Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren
(als Wirtschafterin Pia Biberger)
- 1953: Tante Jutta aus Kalkutta (als Baby)
- 1954: Dieses Lied bleibt bei dir
/ Kabarett (als Franzi Holm) → filmportal.de
- 1955: Die Wirtin an der Lahn (als
Wirtin Karoline Steinmeier, Frau von Josef = Oskar
Sima)
- 1955: Mensch ärger' dich nicht! (Werbefilm mit
Spielhandlung; als ?)
- 1956: In Hamburg sind die Nächte lang
(als Lili Radona)
- 1956: Opernball
(als Hanni, Dienstmädchen bei Dannhauser)
→ filmportal.de
- 1956: Liebe, Sommer und Musik (als Resi
Rinnertaler, Schwester von Toni = Rudolf Walter)
- 1957: Zwei Herzen voller Seligkeit
(als Patientin Frau Krause)
- 1957: Das einfache Mädchen
(als Frau Seidel)
→ filmportal.de
- 1970: Die vertagte Nacht (TV;
nach dem Schwank von Arnold
und Bach; als Cora) → wunschliste.de
- 1972: Komödie der Eitelkeit (TV; nach dem Theaterstück von
Elias Canetti;
Inszenierung: "Schauspielhaus Graz";
Regie: Hermann Kutscher (1923 1997); als Franzi,
Schwester des alten Dienstmanns Franzl
Nada = Franz Leher) → IMDb
|
|