Ellen Richter 1928; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 3360/2 (Ausschnitt); Lizenz: gemeinfrei Ellen Richter wurde am 21. Juli 1891 als Käthe Weiß in Wien1) geboren. Ihre Eltern bzw. Vorfahren stammte aus Ungarn und waren jüdischen Glaubens, Tochter Käthe das jüngste von fünf Kindern des Schneidermeisters Jakob Weiß und dessen Ehefrau Rosa. Sie besuchte eine Volksschule, anschließend ließ sich das junge Mädchen an der "k.u.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst"1) von dessen damaligen Leiter (1901–1910), Ferdinand Gregori1) (1870 – 1928), zur Schauspielerin ausbilden. Die Prüfung legte sie mit Auszeichnung ab, ein erstes Engagement erhielt Ellen Richter, wie sie sich nun mit Künstlernamen nannte, 1908 am "Stadttheater Brünn"1) im heutigen Brno1) (Tschechien) . Weitere Verpflichtungen führten sie nach Wien an die "Residenzbühne" (1910; heute "Wiener Kammerspiele"1)), an die "Künstlerbühne" (1911) nach München1) sowie an das Berliner "Theater am Nollendorfplatz"1) (1912), wo sie unter anderem als Orestes in der Operette "Die schöne Helena"1) von Jacques Offenbach1) glänzte.
Anfang/Mitte der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wandte sich Ellen Richter dem noch jungen Medium Film zu und stand erstmals für den stummen Streifen "Rechte des Herzens" (1913) zusammen mit Paul Otto vor der Kamera.
  
Foto: Ellen Richter 1928
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 3360/2 (Ausschnitt)
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Nach dem Melodram "Der Eremit" (1915) und der Rolle einer berühmten Sängerin an der Seite von Titelheld Aurel Nowotny1) war sie in dem Krimi  "Das Gesetz der Mine"1) (1915) aus der "Joe Deebs"-Reihe1) neben Max Landa die weibliche Hauptdarstellerin, weitere stumme Melodramen und vor allem Abenteuer schlossen sich mit Ellen Richter als Protagonistin in rascher Folge an, die Mimin avancierte zur populären Stummfilm-Diva. Vor allen unter der Regie von Richard Eichberg1) bzw. bei dessen Produktionsfirma entstanden eine Reihe von stummen Streifen, in denen Ellen Richter mit Hauptrollen, meist Frauen der Gesellschaft glänzen konnte. So zeigte sie sich beispielsweise als Carmen Sorgatha, die spätere Fürstin Metschersky, in "Das Tagebuch Collins"1) (1915) mit Walter Steinbeck als Partner, als die junge Cora Gabor, Tochter der Wäscherin Frau Gabor (Anna von Palen1)) bzw. später Gattin des Grafen Carlo Moretti (Karl Falkenberg1)) in dem Drama "Das Skelett"1) (1916), als Abenteurerin Fürstin Carmen Metschersky in der ebenfalls dramatischen Geschichte "Leben um Leben"1) (1916), als Prokuristentochter Lisbeth Wollnau, später Gattin des Großkaufmanns Robert Erle (Kurt Brenkendorf oder Reinhold Pasch) in dem Krimi-Drama "Frauen, die sich opfern"1) (1916) oder als Margot, Tochter von Prof. Duyssen (Georg Leux) und dessen Gemahlin Anna (Marga Köhler1)), bzw. Braut und Ex-Frau des Hans van Bergen (Hans Mierendorff) in der tragisch endenden Story "Der Ring des Schicksals"1) (1916).

Foto: Ellen Richter vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ellen Richter vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
Ellen Richter ca. 1920 auf einer Künstlerkarte ("Film Sterne"-Serie Nr. 120/2), aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Man sah Ellen Richter als Katharina Karaschkin, später Werra Ossip, eine polnische Nationalsängerin, in dem Stummfilm "Katharina Karaschkin"1) (1917) mit dem Untertitel "Märtyrer der Liebe" und die "Neue Kino-Rundschau" (20.10.1917) urteilte "… ein vorzügliches Drama, mit Ellen Richter in der Hauptrolle… Die hervorragende Darstellungskunst der beliebten Schauspielerin, das tadellose Zusammenspiel mit ihren Partnern und nicht zuletzt die spannende, logisch aufgebaute Handlung fesselten unsere Aufmerksamkeit vom erste bis zum letzten Augenblick der Vorführung. Auch die eingeschobenen Ballettszenen im 2. Akt, ein meisterhaft ausgeführter kleinrussischer Nationaltanz, und ein allegorisches Bild, das Spiel des Fauns mit den Nymphen darstellend, verdienen lebhaften Beifall." → anno.onb.ac.at
Weitere von Eichberg in Szene gesetzte Melodramen waren unter anderem "Das Bacchanal des Todes"1) (1917) mit ihrem Part der Lona, Tochter des Gastwirts Antonio Sarto (Victor Janson), und Modell des Malers Alexander Andrea (Erich Kaiser-Titz), "Für die Ehre des Vaters"1) (1917), wo sie als Tessa, Tochter des Fabrikanten Flemming (Andreas von Horn1)) sowie Verlobte des Chemikers Alfred Delmer (Bruno Kastner) auftrat, oder "Und führe uns nicht in Versuchung"1) (1917) mit Theodor Loos als Laienbruder Franziskus, später Bildhauer und Ehemann von Maritana (Ellen Richter).
 
Ellen Richter ca. 1920 auf einer Künstlerkarte,
aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: Wikimedia Commons;  ("Film Sterne"-Serie Nr. 120/2)
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Am 19. Juni 19153) hatte Ellen Richter den promovierten (Dr. med. dent., Dr. phil.) Drehbuchautor, Filmregisseur und Filmproduzenten Willi Wolff1) (1883 – 1947) geheiratet, nach Ende des 1. Weltkrieges bildete das Paar auch beruflich ein Gespann. Ehemann Wolff fungierte anfangs als Drehbuchautor wie bei dem von Rudolf Meinert1) gedrehten Historiendrama "Das Spielzeug der Zarin"1) ( 1919), der von Rudolf Biebrach frei auf dem Roman "Marion Delorme" von Victor Hugo1) realisierten Adaption "Der rote Henker"1) (1920) oder "Brigantenliebe"1) (1920; Regie: Martin Hartwig1)) mit Ellen Richter als rassig-temperamentvolle Fiametta und Hans Adalbert Schlettow als Brigant1) (Räuberhauptmann) Carlo. 1920 gründete beide die Produktionsfirma "Ellen Richter Film GmbH", nach Wolffs Drehbüchern und unter der Regie von Adolf Gärtner1) entstanden Kassenschlager wie unter anderem der Zweiteiler "Napoleon und die kleine Wäscherin"1) (1920) frei nach dem Lustspiel "Madame Sans-Gêne" von Victorien Sardou1) mit Richter als Catherine Lefèbvre"1), genannt "Madame Sans-Gêne" und Rudolf Lettinger als französischer Kaiser Napoleon Bonaparte1), das Drama "Die Fürstin Woronzoff"1) (1920), der Dreiteiler "Die Abenteuerin von Monte Carlo" (1921, → filmuniversitaet.de) oder der Streifen "Das Rätsel der Sphinx"2) (1921).

Hans Adalbert von Schlettow als Brigant Carlo und Ellen Richter
als Fiametta in dem Stummfilm "Brigantenliebe" (1920)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000866) aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von
Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 27) bzw. Ross-Verlag 1935;
©SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Hans Adalbert von Schlettow als Brigant Carlo und Ellen Richter als Fiametta in dem Stummfilm "Brigantenliebe" von Martin Hartwig ("PAGU-Film", Berlin, 1920); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000866) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus  (Berlin 1935, S. 27) bzw. Ross-Verlag 1920; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Ellen Richter vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929): Quelle: www.virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Ab 1922 übernahm Wolff nach eigenen Drehbüchern (mitunter als Co-Autor) dann selbst die Regie bei den Stummfilmen, in denen seine Ehefrau stets im Mittelpunkt stand und er diese kontinuierlich zu einem weiblichen Harry Piel (1892 – 1963) aufbaute. Seine Filme waren künstlerisch gänzlich bedeutungslos, jedoch spannende und recht kurzweilige Abenteuer- und Sensationsgeschichten mit exotischen Spielorten und einigen sportiven Einlagen.4).
Das Publikum erlebte Ellen Richter beispielsweise als Titelheldin als Lola Montez1) in "Lola Montez, die Tänzerin des Königs"1) (1922) neben Arnold Korff als Bayernkönig Ludwig I.1), als "Die Frau mit den Millionen" in dem gleichnamigen Dreiteiler, als wagemutige Eleonore "Ellinor' Rix" in dem zweiteiligen Abenteuer "Der Flug um den Erdball"1) (1925), als "Die tolle Herzogin"1) (1926) oder als die vornehme "Dame mit dem Tigerfell" Ellen Garat alias Gräfin Perpignan in der heiteren Geschichte "Die Dame mit dem Tigerfell"2) (1927). In dem Revuefilm "Die schönsten Beine von Berlin" (1927) musste sie sich als Tänzerin Dolores gegen ihre Konkurrentin Poupette (Dina Gralla) durchsetzen, in "Kopf hoch, Charly!"1) (1927), gedreht nach einem in der "Berliner Illustrirte Zeitung"1) erschienenen Roman von Ludwig Wolff1), war Ellen Richter die von allen nur "Charly" genannte brünette Charlotte Ditmar, in deren Leben einiges schief läuft.
  
Foto: Ellen Richter vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.virtual-history.com
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Allerdings waren die Reaktionen nicht ganz so positiv, so meinte der Filmkritiker Kurt Mühsam1) unter anderem in der Berliner "B.Z. am Mittag"1) (50. Jahrgang, Nr. 76 vom 19.03.1927) unter andrem: "Das Vielerlei an spannenden Begebenheiten, das dieser Film bringt, fesselt das Publikum von der ersten bis zur letzten Szene. Wohl ist manche der Feinheiten, die der seinerzeit in der"Berliner Illustrierten Zeitung" erschienene Roman von Ludwig Wolff in sich trug, durch die Manuskriptverfasser Willi Wolff und Robert Liebmann1) über Bord geworfen worden, um den Stoff den Gesetzen der Filmdramaturgie anzupassen, doch ist noch genug des Schmackhaften übriggeblieben, um den Erfolg des Films zu sichern. (…) Willi Wolff, der Regisseur, hat allen Szenenbildern den Zauber der Echtheit abgewonnen, schade nur, daß die Hauptdarstellerin nicht in gleicher Weise den Anforderungen ihrer Rolle gerecht wird. Wohl muß man anerkennen, daß Ellen Richter mit bewunderungswürdiger Selbstverleugnung zuließ, daß ihre Gegenspielerin Margerie Quimby durch ihren besonderen Charme und ihr sicheres Spiel sie selbst so sehr in den Schatten stellen durfte. Aber Ellen Richters Mimik war diesmal blasser denn je, ihr Spiel manieriert und ihr Aussehen trotz der prächtigen Roben, die sie trug, nicht so, daß ihre Rolle unbedingt glaubhaft wurde. Anton Pointner war dagegen der stets sympathische junge Ehemann, dem man sein Glück an der Seite der schönen Dollarmillionärin gerne gönnte."

Foto: Ellen Richter vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.virtual-history.com; Ross-Karte Nr. 1768/2
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ellen Richter vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929): Ross-Karte Nr. 1768/2; Quelle: www.virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei
Und im "Berliner Börsen-Courier"1) (59. Jahrgang, Nr. 133 vom 20.03.1927) konnte man lesen "Es ist ein deutsch-amerikanischer Gemeinschaftsfilm. Die amerikanische Photographie erschlägt die deutsche. Weniger durch Stimmungsmalerei als durch interessante Kamera-Einstellung. Der junge Deutsche erblickt das Hotel, sein Blick wandert die Wolkenkratzerwand hinauf. Er verbiegt sich fast das Genick. Prachtvolle Stadtbilder von New York. Schade, daß sich der Film, wie der spannende Roman von Ludwig Wolff, in Hochstapler- und Spielerklischees verliert. Ellen Richter wird schwer tragisch, während Michael Bohnen zuweilen durch leichte Bonvivantzüge angenehm überrascht."
Ellen Richter vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929): Photochemie-Karte Nr. 193; Quelle: www.virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Bis zum Ende der Stummfilm-Ära trat Ellen Ellen Richter unter anderem noch in dem Lustspiel "Moral"1) (1928) nach der gleichnamigen Vorlage von Ludwig Thoma1) auf und mimte als Ninon de Hauteville die Chefin der Revuetruppe, die von den alteingesessenen Honoratioren und Mitgliedern eines Sittlichkeitsvereins unter der Führung von Rentier Beermann (Jakob Tiedtke) als Gefährdung des sittlichen Anstands der Dorfgemeinschaft "verdammt" wird. In dem kriminalistischen Abenteuer "Die Frau ohne Nerven"1) (1930) entsprach sie als Sensationsreporterin Ellen Seefeldt zwar einmal mehr ihrem Image, doch waren die Kritiker hier wenig überzeugt: Beispielsweise befand Hans Sahl1) im "Berliner Börsen-Courier" (Ausgabe Nr. 31 vom 19.01.1930), dass die Handlung ein "unwahrscheinliches Durcheinander" offenbare, das nicht nur eine Frau ohne Nerven benötige, sondern auch ein ebensolches Kinopublikum. Fazit: "Ellen Richter als Harry Piel. Die Regie von Willi Wolff bewegt sich in dem herkömmlichen Rahmen gängiger Unterhaltungsstaffage." Und In der "B.Z. am Mittag" war zu lesen, dass Ellen Richter offensichtlich den Anschluss an die Kinomoderne verpasst habe: "Sie hat früher in großer Zahl die netten, spannenden Abenteurer- und Reisefilme gedreht, und es ist ihr oder ihres Autor-Regisseur-Gatten Willi Wolff Irrtum, dieses genau gleiche Genre heute für genau gleich nett und spannend zu halten. (…) Nicht nur die Amerikaner, auch wir packen solche Sujets längst ganz anders an. Die Ausführung hat Tempo und Witz, aber Wolff hat schon mit mehr Verve und minus Regieschnitzer, Ellen Richter ohne so aufgeregte Übertriebenheit, der Fotoverantwortliche mit größerer Akkuratesse gearbeitet." (Quelle: Wikipedia)
   
Foto: Ellen Richter vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.virtual-history.com; Ross-Karte Nr. 1768/2
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Ellen Richters Star-Ruhm neigte sich somit offensichtlich dem Ende entgegen, ihr letzter Stummfilm war der am 14. März 1930 uraufgeführte Abenteuer- und Kriminalstreifen "Polizeispionin 77"1) nach dem Roman "Der Ruf der Tiefe" von Max Uebelhör1), wo sie als Florida die titelgebende Polizeispionin 77 darstellte. Auch hier waren die Kritiken eher negativ, Georg Herzberg befand 1930 im "Film-Kurier"1): "Wieder einmal muß das Pariser Apachenleben als Milieu für einen Kriminalfilm dienen. (…) Ladislaus Vajda1) und Willi Wolff, die als Autoren zeichnen, haben aus diesen vielen aufregenden Zutaten einen keineswegs aufregenden Film gemacht. Und auch die Regie Willi Wolffs ist phantasielos, zu schwerfällig und hausbacken, um den Zuschauer in den Bann der Ereignisse zu ziehen. Als Aktivum sind ein paar Kaschemmenbilder zu buchen, von den Darstellern gefallen die wandlungsfähige Ellen Richter, eine ausgezeichnete Verbrecher-Type Ralph Arthur Roberts und Karl Huszar in der Rolle eines zweifelhaften Wirtes." (Quelle: Wikipedia) → Übersicht Stummfilme
    

Ellen Richter auf einer Künstlerkarte ("Film Sterne"-Serie Nr. 120/5),
aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: www.virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ellen Richter auf einer Künstlerkarte ("Film Sterne"-Serie Nr. 120/5), aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: www.virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei
Die Schauspieler Ellen Richter; Urheber: Gregory Harlip (?–1945); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Im Tonfilm trat die attraktive, stets elegante Brünette nur noch vier Mal unter der Regie ihres Ehemannes vor die Kamera und konnte mit prägnanten Rollen weiterhin Aufmerksamkeit erringen. So präsentierte sie sich mit der Titelfigur der verführerischen Tänzerin Colette in dem durchaus positiv aufgenommen Streifen "Die Abenteurerin von Tunis"1) (1930) als Partnerin von Theo Shall1), gab in dem Krimi "Strafsache van Geldern"1) (1932) die von dem spielsüchtigen Rechtsanwalt Paulus van Geldern (Paul Richter) getrennt lebende Ehefrau Martha. In dem als "Ein Liebesroman im Hause Habsburg " untertitelten Historiendrama "Das Geheimnis um Johann Orth"1) (1932) mit Karl Ludwig Diehl als österreichischer Erzherzog Johann Salvator1) alias Johann Orth war sie als Olga Rostowskaja die Gattin des Fürsten Rostowsky (Paul Wegener). Einen letzten Leinwandauftritt hatte Ellen Richter in dem romantischen Abenteuer "Manolescu, der Fürst der Diebe"1) (1933) mit Iván Petrovich als Georges Manolescu1), hier zeigte sie sich als Olivia, Gattin des Generaldirektors der Versicherungsgesellschaft Jan Hendricks (Alfred Abel).
  
 
Die Schauspieler Ellen Richter
Urheber: Gregory Harlip (? – 1945) → Wikipedia (englisch)
Quelle: www.virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Die so genannte "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 beendete abrupt sowohl Ellen Richters Karriere als auch die ihres Ehemannes. Bereits 1933 wurde die Jüdin Ellen Richter mit einem Spielverbot belegt und 1938 aus der Reichsfilmkammer1) ausgeschlossen. Willi Wolff konnte zwar noch bis 1934 für den Film weiterarbeiten, zuletzt als Produzent für seine eigene Firma "Riton-Film". Nach einer Zwangs-Auflösung der "Riton-Film, ließ sich das Paar 1935 in Wien nieder, Wolff arbeitete als Zahnarzt, außerdem gründete er in der österreichischen Hauptstadt eine Aktiengesellschaft, die sich auf die Herstellung von Zahnprothesen spezialisierte. Ellen Richter arbeitete in dieser Firma als Prokuristin.4)
Nach dem "Anschluss Österreichs"1) an das Deutsche Reich bzw. der De-facto-Annexion am 12. März 1938 gingen beide zunächst in die Tschechoslowakei1), emigrierten anschließend nach Paris, wo Wolff erneut eine Zahnarzt-Praxis betrieb. Während des 2. Weltkrieges gelang es dem Ehepaar wenige Monate nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich1) bzw. der Besetzung von Paris (08.06.1940) erneut zu fliehen, über Lissabon1) (Portugal) kamen sie am 3. Dezember 1940 in den USA bzw. New York City1) an.
Willi Wolff nahm dort wieder ein Studium auf, um auch den US-amerikanischen Doktorgrad zu erwerben, als Künstler bzw. für den Film traten beide nicht mehr in Erscheinung. Richters Mutter und ihre älteren Schwestern wurden von den Nazis in deutschen Konzentrationslagern ermordet.
 
Nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemannes – Willi Wolff1) starb am 6. April 1947 mit nur 63 Jahren während einer gemeinsamen Europa-Reise in einem Hotel in Nizza1) an den Folgen eines Herzinfarktes – lebte Ellen Richter, die seit Mai 1946 die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, noch mehrere Jahre in New York bzw. im Westen Hollywoods1). Wikipedia (Stand: August 2023) hingegen vermerkt, sie sei bereits im April 1947 nach Berlin zurückgekehrt, wo sie ihre alte Firma, die "Ellen Richter Film GmbH" neu gründete. 1952 habe sie in Baden-Baden1) auch die "Riton-Film GmbH" zu neuem Leben erweckt.
Später zog sie nach Düsseldorf1), da dort ein Neffe ihres verstorbenen Mannes lebte. Ellen Richter starb dort am 11. September 1969 im Alter von 78 Jahren. Auf eigenen Wunsch fand sie die letzte Ruhe auf dem Friedhof in Nizza an der Seite ihres Ehemannes.
  
Bei filmportal.de kann man lesen: "Trotz ihrer damaligen Popularität und einer Filmografie von über 70 Filmen gehörte Ellen Richter lange Zeit zu den vielen von der Filmgeschichtsforschung marginalisierten und damit vergessenen Frauen, die in den frühen Jahren dem Kino in allen Gewerken maßgeblich Form und Ausdruck gaben. Von den Filmen, in denen sie mitwirkte oder die von ihrer Produktionsfirma realisiert wurden, sind bis heute nur ein Bruchteil überliefert. Erst mit dem wachsenden Interesse an der Rolle von Frauen in der Filmgeschichte und durch konkrete Impulse einer feministisch geprägten Filmwissenschaft wurden in den 2010er Jahren mehrere ihrer Filme in Filmarchiven entdeckt und restauriert. Im Sommer 2019 widmeten ihr das "Deutsche Historische Museum Berlin"1) und die "Filmuniversität Babelsberg"1) den internationalen Workshop "Die große Unbekannte –  Ellen Richter und das populäre Kino in Deutschland 1913–1933", in dessen Rahmen auch eine umfangreiche Retrospektive ihrer Filme gezeigt wurde." → filmuniversitaet.de

Foto: Ellen Richter 1928
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ellen Richter vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929): Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Quelle (unter anderem): Wikipedia
Siehe auch cyranos.ch, filmportal.de sowie den Artikel bei tagesspiegel.de
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Quelle:
3) Heiratsdatum nach 4) Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…"; Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 549). Bei Wikipedia (Artikel zu Willi Wolff) wird als Heiratsdatum das Jahr 1923 angegeben.
Lizenz Foto Ellen Richter (Urheber: Alexander Binder/
Gregory Harlip): Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
Lizenz Foto Ellen Richter (Urheber: Fotoatelier Becker & Maass, Berlin (Otto Becker (1849–1892) / Heinrich Maass (1860–1930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
            
Ellen Richter auf einer Abbildung der "Atlas Stoffbilder" (auf Atlasseide gedruckte Sammelbilder); Urheber: Gregory Harlip (?–1945); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung; R = Regie, P = Produktion)
 
Ellen Richter auf einer Abbildung der "Atlas Stoffbilder"
(auf Atlasseide gedruckte Sammelbilder)
Urheber: Gregory Harlip (? – 1945) → Wikipedia (englisch)
Quelle: virtual-history.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Stummfilme (Auszug; als Darstellerin) Tonfilme (als Darstellerin; Regie: Willi Wolff)
Lizenz Standfotos/Szenenfoto aus "Der Flug um den Erball" (1925, Teil 2): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Um zur Seite "Die stummen Stars" zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de