Paul Otto wurde am 8. Februar 1878 als Paul Otto Schlesinger in Berlin geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre – nebenher nahm er Schauspielunterricht – gab der erst 17-Jährige 1895 sein Bühnendebüt. Über Halle1), Wiesbaden1) und Hannover1) kam Paul 1906 nach Berlin, wo er sich als Charakterdarsteller einen Namen machte und bis zu seinem Tode an fast allen bedeutenden Theatern wirkte.
Paul Otto um 1920 auf einer Künstlerkarte (5001); Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Zum Film kam der Schauspieler in den 10er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, erschien erstmals in Viggo Larsens stummen Kurzgeschichte "Entsühnt" (1910) neben Wanda Treumann sowie dem dänischen Regisseur selbst auf der Leinwand. In den folgenden zwei Jahrzehnten spielte Paul in zahlreichen stummen Melodramen, Lustspielen, Kriminalgeschichte und Abenteuern Haupt- und prägnante Nebenrollen, avancierte zu einem vielbeschäftigten bzw. beliebten Darsteller. Doch nicht nur als Schauspieler war er in der frühen Stummfilm-Ära aktiv und erfolgreich, er zeichnete für mehr als 20 Produktionen als Regisseur verantwortlich, oft nach eigenen Drehbüchern. An Regie-Arbeiten sind beispielsweise zu nennen das Melodram "In der Dämmerung"1) (1913), wo er selbst den Somnambulen mimte, oder "Komtess Else"1) (1916) und "Elses letzter Hauslehrer"1) (1916) aus der "Else"1)-Filmreihe mit Else Eckersberg1) oder nach eigenem Drehbuch das Drama "Erdgift" (1919) nach dem Theaterstück "Der Erdgeist"1) von Frank Wedekind1) → Übersicht Regie-Arbeiten /Arbeiten als Drehbuchautor.
Als Leinwanddarsteller waren seine Domäne hochgestellte Personen der Gesellschaft oder blauen Geblüts, er verkörperte Offiziere, Diplomaten, Bankiers, Direktoren, Richter und Professoren, konnte aber auch skrupellose Verführer überzeugend spielen.
 
 
Paul Otto um 1920 auf einer Künstlerkarte (5001)
Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Zu seinen frühen Filmen zählen unter anderem die von Urban Gad mit Ehefrau Asta Nielsen gedrehten Streifen "Die Filmprimadonna"1) (1913, nur noch fragmentarisch erhalten) sowie "Vordertreppe und Hintertreppe"1) (1915), wo er als Leutnant von Hammeln ein Techtelmechtel mit der Flickschneiders-Tochter Sabine Schulze (Asta Nielsen) begann. In Victor Jansons Krimi "Das Skelett des Herrn Markutius"1) (1920) mit Curt Goetz als Detektiv Joe Deebs1) war er der Attaché van der Velden, den eine dunkle Vergangenheit einholt, in Lupu Picks ergreifendem Drama "Scherben"1) (1921) der skrupellose Bahninspektor, der die naive Tochter (Edith Posca1)) des pflichtbewussten Bahnwärters (Werner Krauß) verführt und damit die gesamte Familie ins Unglück stürzt. Zu einem seiner letzten Auftritte in einem Stummfilm gehörte der Kommerzienrat Groß, Vater von Emil, genannt "Sterneck" (Walter Rilla), in "Der Raub der Sabinerinnen"1) (1928) nach dem gleichnamigen Lustspiel1) von Franz von Schönthan1) und Paul von Schönthan1) und der Oberst von Stromm in der deutsch-britisch-ungarischen Produktion "Der fesche Husar"1) (1928) nach dem Roman "A Noszty fiú esete Tóth Marival" von Kálmán Mikszáth1) mit Ivor Novello1) in der Titelrolle des Oberleutnant Ferry (Franzl) Noszty) → Übersicht Stummfilme als Darsteller.

Foto: Paul Otto um 1920
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle:  Wikimedia Commons; Photochemie-Karte Nr. 174
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier

Paul Otto um 1920; Urheberr: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons; Photochemie-Karte Nr. 174: Lizenz:gemeinfrei
Nach rund 100 stummen Produktionen schaffte Paul Otto den Übergang zum Tonfilm problemlos und blieb für ein weiteres Jahrzehnt in weiteren knapp 60 Filmen ein vielgefragter Mime, auch wenn es nicht mehr die ganz großen Rollen waren. Auch hier blieb er seinem bevorzugten Rollenfach treu, zwei Mal verlieh er dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I.1) Kontur, in dem Biopic "Elisabeth von Österreich"1) (1931) mit Lil Dagover als dessen Gemahlin Elisabeth von Österreich-Ungarn1) und in dem Historiendrama"Das Geheimnis um Johann Orth"1) (1932) mit Karl Ludwig Diehl als Erzherzog Johann Salvator1) alias "Johann Orth".
Mit der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten konzentrierte sich der Schauspieler wieder verstärkt auf seine Arbeit am Theater, seine jüdischen Wurzeln blieben zunächst unentdeckt. 1937 wurde Otto aufgrund seiner von den Nationalsozialisten geschätzten Bühnenarbeit an dem von Heinz Hilpert1) geleiteten "Deutschem Theater"1) sogar zum "Staatsschauspieler"1) ernannt, 1942 übernahm er auf Wunsch von Propagandaminister Joseph Goebbels1) die Leitung der "Fachschaft Bühne" der "Reichstheaterkammer"1).
Somit konnte er sich dem NS-Propagandafilm nicht entziehen, wirkte auch in Streifen mit, die bis heute den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zuzurechnen sind: Man sah ihn als Rudolf Breitenbach, Mitbesitzer und Verlagsleiter, in dem im Zeitungsmilieu angesiedelten Drama "Togger1) (1933) mit Paul Hartmann als Chefredakteur Togger, als Oberstleutnant Hegenau in der Adaption "Unternehmen Michael"1) (1937) nach dem Bühnenstück von Hans Fritz von  Zwehl1), einmal mehr an der Seite von Paul Hartmann als Fliegerkommandeur Major Wissmann in der die Dolchstoßlegende1) propagierenden Story "Pour le Mérite"1) (1938) sowie als einen General in dem den "Geist der Frontflieger" des 1. Weltkriegs glorifizierenden Streifen "D III 88"1) (1939). Zuletzt wirkte der vielseitige Künstler als Berliner Hoftheaterintendant Graf Redern in dem unter anderem nach Motiven der Oper "Die lustigen Weiber von Windsor"1) von Otto Nicolai1) (dargestellt von Hans Nielsen) realisieren Film "Falstaff in Wien"2) (1940) in einer Kinoproduktion mit → Übersicht Tonfilme.
  
Als im September 1943 bekannt wurde, dass Paul Otto jüdischer Abstammung war  – ein Kollege soll ihn "enttarnt" haben –, fürchtete er die Deportation in ein Konzentrationslager und entzog sich dieser drohenden Gefahr am 30. November 1943 in seiner Berliner Wohnung durch Freitod – gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin Charlotte Klinder1) (1891 – 1943).
Die letzte Ruhe fand das heute vergessene Schauspieler-Paar auf dem Berliner "Friedhof Wilmersdorf"1); die Grabstätte ist inzwischen nicht mehr erhalten.
 
Quellen: Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
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Filme
Stummfilme: als Darsteller / als Regisseur / als Drehbuchautor
Tonfilme
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