Wie etliche seiner Kollegen aus der Stummfilm-Ära ist der Schauspieler Ferdinand von Alten (auch Theo von Alten) nahezu in Vergessenheit geraten. Geboren am 13. April 1885 als Baron von Lamezan auf Altenhofen im damals zaristischen Sankt Petersburg1) (Russland), schlug der Spross eines Adelsgeschlechts zunächst – wie seine Vorfahren –- eine militärische Laufbahn ein und wurde Offizier. Dann entschied er sich um und nahm Unterricht bei dem deutschen Theater- und Stummfilm-Schauspieler Albert Steinrück (1872 – 1929).

Sein Bühnendebüt gab von Alten – wie sich nun nannte – 1911 in München am "Königlich Bayerischen Hoftheater" (heute "Nationaltheater"), wo er bis zum Ende des 1. Weltkrieges wirkte. Anschließend ging er nach Berlin, trat an verschiedenen Bühnen auf, gehörte mit Beginn der 1920er Jahre zum Ensemble des "Deutschen Theaters"1)
Mit seinem Wechsel nach Berlin begann von Altens umfangreiche Arbeit für den Stummfilm, gleich in seinem ersten Streifen, der nach dem Roman von Paul Lindau1) gedrehten Adaption "Die blaue Laterne"1) (1918), wurde er von Rudolf Biebrach als Partner von Stummfilmstar Henny Porten besetzt und mimte in dieser melodramatischen Geschichte deren Geliebten, den Legationsrat von Guntershausent. Auch in den nachfolgenden Produktionen zeigte sich der Mime mit den markanten Gesichtszügen immer wieder als "Mann von Welt", gab elegante Kavaliere, Offiziere, Exzellenzen und Adelige jeglicher Couleur, aber auch Persönlichkeiten der Geschichte. Eine Ausnahme bildete sein Ausflug als Detektiv "Joe Deebs"1), den er 1921/22 in der erfolgreichen Krimi-Serie verkörperte. Den nachhaltigen Ruhm seiner Vorgänger, allen voran Max Landa (1873 – 1933), oder Heinrich Schroth (1871 – 1945) konnte er damit jedoch nicht erreichen .

Foto: Ferdinand von Alten 1929 auf einer Fotografie 
von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Karte Nr. 1063/7
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ferdinand von Alten 1929 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864 – 1930); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Karte Nr. 4643/1 (?); Lizenz: gemeinfrei
Ferdinand von Alten vor 1929; Urheber  Alexander Binder (1888–1929); Ross-Karte: 762/1; Quelle: www.flickr.com; Lizenz: gemeinfrei Auch wenn es nie die ganz großen Hauptrollen waren, eroberte sich von Alten dennoch mit prägnanten Figuren einen Platz in den Stummfilm-Produktionen jener Jahre und gehörte zu den profilierten Darstellern. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen vor allem Literaturverfilmungen bzw. historische Stoffe, so Ernst Lubitschs1) meisterliches Historien-Drama "Anna Boleyn"1) (1920), wo er an der Seite der Protagonisten Henny Porten (Anna Boleyn1)) und Emil Jannings (Heinrich VIII.1)) als diabolischer Hofdichter Marc Smeton1) in Erscheinung trat, in Dimitri Buchowetzkis hochgelobten Biopic "Danton"1) (1921) spielte er erneut mit Emil Jannings (George Danton1)) sowie Werner Krauß (Robespierre1)) und gab den Politiker bzw. "Dantonisten" Marie-Jean Hérault de Séchelles1), der zur gleichen Zeit wie Danton vom Revolutionstribunal verurteilt und am 5. April 1794 hingerichtet wurde. Dimitri Buchowetzki gab ihm neben den Hauptdarstellern Emil Jannings (Othello) und Werner Krauß (Jago) den Part des venezianischen Adeligen Rodrigo, der in der nach dem gleichnamigen Drama1) von William Shakespeare1) realisierten Verfilmung "Othello"1) (1922) unglücklich in Desdemona (Ica von Lenkeffy1)) verliebt ist und von Jago schließlich ermordet wird. Ein Jahr später bannte Peter Paul Felner1) ein weiteres Werk Shakespeares auf die stumme Leinwand, hier gab von Alten in "Der Kaufmann von Venedig"1) (1923) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) neben Werner Krauß als (Shylock) und Henny Porten (Porzia) den Prinzen von Arragon, in den beiden "Wallenstein"1)-Teilen "Wallensteins Macht" und "Wallensteins Tod" (jeweils 1925) mit Fritz Greiner in der Titelrolle des Feldherrn Wallenstein1) gestaltete er den Gesandten des Kaisers, den Kriegsrat Gerhard von Questenberg1).
  
Foto: Ferdinand von Alten vor 1929
Urheber  Alexander Binder1) (1888 – 1929); Ross-Karte: 762/1
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Als französischer General Bertrand machte er in Karl Grunes1) zweiteiligen Biografie "Königin Luise"1) (1927/28) mit Mady Christians als die vom Volk verehrte Königin Luise1) eine gute Figur, ebenso wie als päpstlicher Nuntius Karl von Miltitz1) in Hans Kysers1) Star-besetzten Film "Luther – Ein Film der deutschen Reformation"1) (1928) mit Eugen Klöpfer als Reformator Martin Luther1).
Dazwischen lagen Rollen wie beispielsweise der Kaiser Napoleon Bonaparte1) in dem als "Des großen Talma letzte Liebe" untertitelten Historien-Drama  "Madame Récamier"1) (1920) mit Fern Andra als die französische Salonnière Juliette Récamier, genannt "Madame Récamier"1), und Bernd Aldor als Schauspieler François-Joseph Talma1), der Priester Antonius in der Adaption "Der Stier von Olivera"1) (1921) nach dem Drama von Heinrich Lilienfein1) mit Emil Jannings in der Hauptrolle des Generala François Guillaume, der Sir Walter Raleigh1) in "Der Graf von Essex"1) (1922) nach der Tragödie "Le comte d'Essex" von Thomas Corneille1) mit Eugen Klöpfer in der Titelrolle oder der Baron von Trachwitz in "Gräfin Donelli"1) (1924), in Szene gesetzt von Georg Wilhelm Pabst1) mit Henny Porten als die verwitwete Gräfin Mathilde Donelli. Nach der Schauergeschichte von Hans Heinz Ewers1) entstand unter der Regie Henrik Galeen1) die zweite Verfilmung des Stoffes (1913, "Der Student von Prag"1)), diesmal mit Conrad Veidt als Student Balduin und Werner Krauß als Wucherer Scapinelli, in der von Alten als Baron von Waldis den Verlobten der schönen Tochter des Reichsgraf von Schwarzenberg (Fritz Alberti), Margit von Schwarzenberg (Agnes Esterhazy), mimte, als Freiherr von Bassenheim tauchte er in dem nach dem Roman von Karl Rosner1) gedrehten Melodram "Der Herr des Todes"1) (1926) auf.

Foto: Ferdinand von Alten vor 1929
Urheber  Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ferdinand von Alten vor 1929; Urheberr: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch;  Lizenz: gemeinfrei
Auch in der britischen Produktion bzw. der von Alfred Hitchcock1) nach einer Erzählung von Walter C. Mycroft1) gedrehten Komödie "Champagne"1) (1928) gehörte er zur Besetzung und trat neben den Hauptdarstellern Betty Balfour1) und Gordon Harker1) als ein Passagier in Erscheinung. Zu von Altens letzten Arbeiten für den Stummfilm zählten der Part des Hauptmanns Maray in dem Streifen "Rosen blühen auf dem Heidegrab" (1929) und der Graf Lettorières in dem kriminalistischen Abenteuer "Polizeispionin 77"1) (UA: 14.03.1930), das Willi Wolff1) nach dem Roman "Der Ruf der Tiefe" von Max Uebelhör1) mit Ehefrau Ellen Richter in der Titelrolle inszenierte → Übersicht Stummfilme.
 
Wie schon in seinen letzten Stummfilmen musste sich Ferdinand von Alten nun auch im Tonfilm vermehrt mit Chargenrollen begnügen, spielte den Landgerichtsrat Lindborg in Gustav Ucickys1) Komödie "Hokuspokus"1) (1930), der Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks2) von Curt Goetz mit dem "Traumpaar" Willy Fritsch (Peter Bille) und Lilian Harvey (Kitty Kellermann). Unter anderem zeigte er sich als Lakai Martini in dem mit Heinz Rühmann gedrehten Militärschwank "Der Stolz der 3. Kompanie"1) (1932) oder als Fürst Popoff in Richard Oswalds1) charmanten Verfilmung "Gräfin Mariza"1) (1932) nach der gleichnamigen Operette1) von Emmerich Kálmán1) mit Dorothea Wieck in der Titelrolle. Eine größere Aufgabe erhielt er von Regiseur Carl Froelich1) mit der Figur des Prinz Wenzel von Marana, Vetter von Prinz Michael von Marana (Max Hansen), die in dem musikalischen Liebesfilm "Die – oder keine"1) (1932) beide um die Gunst der berühmten Sängerin Eva Petri (Gitta Alpár) werben. Letztmalig stand der Schauspieler mit dem kleinen Part des Militärkommandanten der Insel Moon für das von Hans Hinrich1) nach der Ballade "Terje Vigen" von Henrik Ibsen1) gedrehte Melodram "Das Meer ruft"1) (UA: 23.02.1933) an der Seite von Heinrich George (Kapitän Terje Wiggen) vor der Kamera → Übersicht Tonfilme.
 
Wenig später starb Ferdinand von Alten am 16. März 1933 mit nur 47 Jahren in Dessau1) an den Folgen einer schweren Rippenfell- und Lungenentzündung, die er sich während einer Theatertournee zugezogen hatte.
Die letzte Ruhe fand der Stummfilm-Star auf dem Berliner "St. Matthias-Friedhof"1) der Schöneberger1) Gemeinde "St. Matthias"1); die Grabstätte ist inzwischen aufgelöst.
Quelle (unter anderem): Wikipedia; siehe auch cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) felix-bloch-erben.de
Lizenz Foto Ferdinand von Alten (Urheber Nicola Perscheid/Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
    
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
Stummfilme bei "The German Early Cinema Database
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de, cyranos.ch, felix-bloch-erben.de; R = Regie)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de